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IndyCar: Analyse INDYCAR Classic

von Rainer
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Das INDYCAR Classic auf dem Circuit of the Americas glich über weiten Teilen einem klassischen Formel-1-Rennen – nur spektakulärer. Am Ende gab es aber die große Überraschung und mit Colton Herta feierte ein 18-jähriger Rookie seinen ersten Sieg.

Wie schon in der Vorschau angekündigt holte sich Will Power die Pole-Position vor dem Andretti-Duo  Alexander Rossi und Ryan Hunter-Reay. Entgegen meiner Voraussage bestätigte Colton Herta seine gute Performance von den Testfahrten und ging von Startplatz 4 ins Rennen. Auch im zweiten Rennen konnte Felix Rosenqvist seinen Teamkollegen Scott Dixon in der Qualifikation schlagen und die beiden Ganassi-Piloten reihten auf den Plätzen 5 und 6 in der Startaufstellung ein. Knapp verpassten Josef Newgarden und Patricio O’Ward den Sprung in die Fast-6. Will Power setzte sich am Start souverän durch und führte vor Alexander Rossi und Colton Herta das Feld an. Scott Dixon hatte einen sehr guten Start, musste in Kurve 1 aber einen weiten Boden nehmen und verlor so wieder einige Plätze. In Kurve 2 wurde es zwischen Zach Veach und Graham Rahal (Startplätze 9 und 10) zu eng und nach Kontakt musste Veach durch das Kiesbett. Mit beschädigter Vorderradaufhängung legte er einen extra Reparaturstopp nach Runde 1 ein.

Von Platz 1 aus kontrollierte Will Power das Rennen und legte eine Geschwindigkeit vor, die nur Alexander Rossi und Colton Herta folgen konnten. Power schonte seine Reifen und erst am Ende der Stints er das Tempo an. Vor den Stopps hatte er so immer zwei bis drei Sekunden Vorsprung auf seinen ersten Verfolger. Dies war die meiste Zeit Alexander Rossi. Mit einem Under-Cut beim ersten Stopp schob sich Colton Herta aber für acht Runden an Rossi vorbei. In Runde 21 machte der Rookie seinen einzigen Fehler im Rennen und verbremste sich in Kurve 1. Rossi konnte nicht sofort profitieren, blieb aber durch die ganzen Mittelschnellen und schnellen Kurven im Zentimeterabstand an Herta dran. In einem Formel-1-Wagen wäre dies nicht möglich gewesen. Beim Beschleunigen aus Kurve 11 steckte Rossi schon fast im Getriebe von Herta und mit Push-to-Pass und Windschatten zog er relativ locker auf der langen Geraden vorbei.

In Runde 44 schlug dann das so berühmte Will-Power-Pech zu. Colton Herta, Josef Newgarden und Ryan Hunter-Reay waren eine Runde vorher an der Box, als es im Mittelfeld zu einem harten Kampf zwischen Simon Pagenaud, James Hinchcliffe und Felix Rosenqvist kam. Alle drei hatten schon frische Reifen aufgezogen und versuchten nun die entscheidenden Plätze gut zu machen. In der Anbremszone von Kurve 20 schob Hinchcliffe Rosenqvist an, der nach Innen in die Betonmauer abbog. Die folgende Caution zerstörte nun natürlich das Rennen aller Fahrer, die ihren finalen Stopp noch nicht absolviert hatten. Das waren vor allem Will Power, Alexander Rossi und Scott Dixon. Um dem nun verkorksten Rennen die Kirsche aufzusetzen, zerbrach beim Anfahren in der Box auch noch Powers Antriebswelle und er konnte sehr zeitig zu den Interviews.

Colton Herta fand sich nun zum Restart an der Spitze des Feldes wieder und absolvierte diesen wie ein alter Profi. Josef Newgarden hatte keine Chance zu einem Angriff und musste sich eher gegen Ryan Hunter-Reay verteidigen. Über die ersten sechs Runden nach dem Restart baute Colton Herta seinen Vorsprung auf über 4 Sekunden aus. In Runde 54 fuhr er dabei die schnellste Rennrunde mit 1:48,895 Minuten. Die letzten Meter in Richtung Ziel konnte Colton Herta dann in Ruhe genießen. Er kürte sich so zum jüngsten Sieger in der IndyCar-Geschichte. Es war natürlich auch der erste Sieg für Harding Steinbrenner Racing in ihrer zweiten vollen Saison. Josef Newgarden und Ryan Hunter-Reay sorgten für ein rein US-Amerikanisches Podium. Alexander Rossi kämpfte sich von Platz 16 beim Restart noch auf Platz 9 nach vorne. Wieder mit einigen sehr beeindruckenden Überholmanövern.

IndyCar Classic at Circuit of the Americas

Auf den Plätze 4 bis 7 folgten Graham Rahal, Sebastien Bourdais, Marco Andretti und Takuma Sato. Vor den letzten Boxenstopps lagen sie noch auf den Plätzen 8, 15, 16 und 17. Sie profitierten zum Teil massiv von den Problemen der anderen Piloten. Power, Rossi, Dixon und Rosenqvist sind schon angesprochen worden. Auch James Hinchcliffe musste nach der Kollision mit Rosenqvist einen Kontrollstopp während der Caution einlegen. Simon Pagenaud musste sogar in den letzten 15 Runden zweimal zur Reparatur an die Box. Einen Sonderfall stellte Patricio O’Ward dar. In seinem zweiten Rennen lieferte der Rookie teilweise eine beeindruckende Performance im sonst so unterlegenden Carlin-Chevrolet ab. Von Startplatz 8 kommend hielt er sich lange in den Top-6. Durch schlechte Boxenstopps fiel er immer zurück und machte dann aber auf der Strecke wieder Plätze gut. Für den letzten Stint hatte er nur noch gebrauchte Prime-Tires zur Verfügung und war dann chancenlos gegen Rahal und Co. mit ihren neuen Option-Tires. Von Platz 5 beim Restart fiel er so noch auf Platz 8 zurück. Insgesamt war das aber die beste Leitung eines Carlin-Piloten in der IndyCar-Series.

Einen gesonderten Blick möchte ich noch auf Chip Ganassi Racing werfen. Die Qualifikation lief mit den Plätzen 5 und 6 für Felix Rosenqvist und Scott Dixon noch ganz gut. Man hatte sich aber im Renn-Set-Up verhauen. Der Reifenverschleiß war höher als bei der Konkurrenz und so rutschten beide Piloten am Ende der Stints mehr oder weniger chancenlos umher. Das betraf vor allem die weicheren Option-Tires. Erst im dritten Stint wurde es besser und zumindest Scott Dixon konnte wieder angreifen. Von zeitweise Platz 13 konnte sich der amtierende Meister wieder bis auf Platz 6 nach vorne fahren. Die Caution ruinierte dann diese Aufholjagd. Für den letzten Stint zog man Prime-Tires, im Gegensatz zu Rossi, der noch neue Option-Tires zur Verfügung hatte, auf und mit denen ging es für Scott Dixon nur noch bis auf Platz 13 nach vorne.

Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage (PDF) der IndyCar Series nachlesen.

Insgesamt war es ein gutes Debüt der IndyCar Series auf dem COTA. Schön zu sehen, dass die Fahrer, mit den richtigen Wagen, auch auf einer modernen FIA-Strecke überholen können und das sogar ohne DRS. Negativ zu sehen war sicherlich das komplette Ignorieren der Strecken-Limits, besonders in der vorletzten Kurve. Das war schon sehr DTM-liken und nicht gut anzusehen. Die Rennleitung hatte dies aber freigegeben, um ausufernde Strafen zu vermeiden. Am beeindruckendsten war aber die Arbeit der Fahrer im Cockpit im Vergleich zur Formel-1. Während ein Lewis Hamilton in einem Zug durch die S-curves fahren kann, mussten Will Power und Co. Ständig am Lenkrad korrigieren

Um die eine oder andere meiner Thesen zu bestätigen hat die IndyCar Series ein kurzes Video auf Twitter veröffentlicht:

Nach dem Sieg in St. Pete und nun Platz 2 auf dem COTA führt Josef Newgarden weiterhin in der Meisterschaftswertung nun aber vor Colton Herta. Mit Scott Dixon und Alexander Rossi folgen zwei Meisterschaftsfavoriten. Mehr oder weniger katastrophale Saisonstarts bescheren den anderen Favoriten Will Power, Ryan Hunter-Reay und Simon Pagenaud aktuell nur die Plätze 6, 8 und 13.

Zum nächsten Rennen im Barber Motorsports Park trifft sich die IndyCar Series am 07. April.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Owens, Joe Skibinski, Stephen King

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