Ein ordentlicher Batzen Schumi-Hype, eingelegt in einen gewohnten Kalender und gewürzt mit einer feinen Brise Frauenpower. Das ist das Rezept für die neue Formel-2-Saison. Doch wer sind die 20 Fahrer, die alles daran setzen werden, sich gegenseitig die Suppe zu versalzen?
Über den Winter hat sich abgesehen von den Fahrerwechseln nicht allzu viel getan in der höchsten Nachwuchsserie im Formel-Bereich. Es wird wie schon letztes Jahr das Dallara-Chassis mit dem einfallsreichen Namen F2/18 verwendet. Darunter steckt ein V6-Turbomotor von Mecachrome. Weitere Details zum Fahrzeug kann man hier finden.
Auch bei den Reifen bleibt man den dünnen Pirellis treu, die den Formel-1-Reifen von 2016 entsprechen und zu starkem Verschleiß neigen. Dies kann zu unvorhersehbaren Rennverläufen führen, wie etwa letzte Saison bei den Hauptrennen in Italien und Russland.
Der Kalender
Außerdem bleibt der Rennkalender praktisch unverändert. Der Saisonauftakt findet am 30.März in Bahrein statt und die Kampagne endet am 1.Dezember zugleich mit der Mutterserie in Abu Dhabi. Abgesehen von diesen beiden Stationen finden alle anderen Rennen im Rahmen der europäischen Grand Prix statt. Lediglich beim Deutschland Grand Prix gibt es kein F2-Rennen im Rahmenprogramm. Auch das Rennformat bleibt unverändert, es gibt weiterhin zwei Rennen pro Wochenende: Das längere Hauptrennen am Samstag, für das derselbe Punkteschlüssel gilt, wie in der Formel 1 und das etwa 45-minütige Sprintrennen am Sonntag, bei dem die Punkte nach folgendem Schlüssel vergeben werden: 15-12-10-8-6-4-2-1. Beim Sonntagsrennen starten die Top-8 des Hauptrennens in gestürzter Reihenfolge. Außerdem gibt es vier Extrapunkte für den Polesitter im Hauptrennen und je zwei für die schnellste Runde.
How’s that for a phone screensaver? You are welcome 😊 #F2 pic.twitter.com/BkQw9SjiEa
— Formula 2 (@FIA_F2) March 27, 2019
Wer zeigt die Formel 2?
Im deutschsprachigen Raum kann man die Formel 2 via RTL verfolgen. Der Privatsender zeigt allerdings nur die Highlights der Läufe. Wer die kompletten Rennen verfolgen will kann das dieses Jahr erstmals auf F1TV, dem Streaming-Dienst der Formel 1, machen.
Von Favoriten und Rookies
Im Fahrerfeld fehlen– abgesehen vielleicht von Mick Schumacher – die großen Überflieger, denen es zuzutrauen ist im Stile eines Leclerc oder Russell durchzumarschieren. Andere Titelanwärter wie Topfavorit Nyck de Vries oder Sergio Sette Camara haben schon mehrere Jahre Formel-2 auf dem Buckel und sind somit für die Formel 1 schon relativ uninteressant. Beachtenswert sind außerdem die Top Drei der abgelaufenen GP3-Saison Anthoine Hubert, Nikita Mazepin und Callum Ilott, die allesamt ihr Debüt feiern, mit der Titelentscheidung dürften sie aber wenig zu tun haben. Ebenso wie Tatiana Calderon, die als erste Frau in der Serie fahren wird.
Die gravierendste Veränderung im Feld ist das Ende von Russian Time, einem der erfolgreichsten Teams der letzten Jahre. Seit 2013 war die Mannschaft unter diesem Namen in der Serie aktiv und konnte in diesen sechs Jahren zweimal den Team-Titel gewinnen und 20 Meisterschaftsläufe für sich zu entscheiden. Der Platz wird von UNI Virtuosi übernommen. Besonders viel wird sich allerdings teamintern nicht ändern, das Team wurde bereits vorher von Virtuosi UK verwaltet.
Teams und Fahrer
Carlin Motorsport
Das Team von Trevor Carlin holte in der letzten Saison den Teamtitel. Zu den Favoriten zählt man diese Saison trotzdem nicht. Denn die beiden letztjährigen Piloten Lando Norris und Sergio Sette Camara haben den Rennstall während der Winterpause verlassen.
Ersetzt werden die beiden Abgänge durch Louis Deletraz und Nobuharu Matsushita. Für Deletraz, der im letzten Jahr für Charouz Racing an den Start ging, wird es seine dritte volle Formel-2-Saison. Er hat bisher zwei Podien in Sprintrennen zu Buche stehen. Etwas erfolgreicher war bisher sein neuer Teamkollege Matsushita. Der Japaner, der während drei Jahren in der Serie immerhin vier Sprint-Siege erringen konnte, verbrachte eine erfolglose 2018er-Saison in der Super Formula. Doch auch 2019 sieht für ihn wenig erfolgsversprechend aus. Während der Testfahrten blieb er regelmäßig weit hinter seinem Teamkollegen zurück, der seinerseits konstant in den Top-5 unterwegs war.
Running number 1 this year. Let’s give it the results it deserve 😉👊🏻 @CarlinRacing @adssgroup pic.twitter.com/70LDPPVlJx
— Louis Delétraz (@LouisDeletraz) March 22, 2019
ART Grand Prix
Auch ART Grand Prix tritt 2019 mit einer völlig neuen Fahrerpaarung an. Formel-2-Champion George Russell wandert in die Formel 1 und Jack Aitken nimmt die neue F2-Saison für das spanische Campos Team in Angriff.
GP3-Vizemeister Nikita Mazepin und Nyck De Vries steuern 2019 den ART-Boliden. Der finanzstarke Russe Mazepin hat 2018 in seiner ersten GP3-Saison vier Seige gefeiert. Schon allein deshalb sollte man ein Auge auf den 20-jährigen Rookie werfen, der während der Saison auch einen 2017er F1-Mercedes testen wird. Für De Vries hingegen ist die Saison bereits sowas wie eine letzte Chance, wenn er es noch in die Formel 1 schaffen will. Nach drei Jahren Formel 2 ist man was die Königsklasse angeht meist schon verbraucht. Demnach müsste bei ihm schon der Titel her, wenn er noch eine Chance haben will. Mit seinen Erfolgen in der vergangenen Saison und herausragenden Leistungen während der Testfahrten avancierte der McLaren-Junior zum Top-Favoriten.
When Bae is getting ready for the first date 😍💞😋 #F2 #BahrainGP pic.twitter.com/lh5jxTq0aP
— ART Grand Prix (@ARTGP) March 27, 2019
DAMS
Mit Alexander Albon hat auch DAMS seine Speerspitze an die Formel 1 verloren. Er konnte aber mit Carlin-Abgänger Sergio Sette Camara ziemlich gut ersetzt werden. Der Brasilianer zählt mit seinen zwei Saisons Erfahrung aber auch nicht mehr zu den Neulingen in der Formel 2. Seine Pace war aber in der vergangenen Saison oft auf Augenhöhe mit seinem damaligen Teamkollegen Lando Norris. Wenn 2019 für ihn richtig läuft, kann auch er im Meisterschaftskampf gefährlich werden. Als zweiter Fahrer bleibt Nicholas Latifi für sein bereits viertes Jahr beim französischen Rennteam. Der Kanadier, der außerdem als Test- und Ersatzfahrer für Williams unter Vertrag steht, zählt zu den erfahrensten F2-Piloten, hat aber ein enttäuschendes Jahr hinter sich. Die Wintertests lassen vermuten, dass DAMS auch dieses Jahr vorne dabei sein wird.
We’re all set to go in Bahrain 🇧🇭 for the start of the new #F2 season but we can’t resist a bit of last-minute pit stop practice! ⏱️
Derniers préparatifs à Bahreïn 🇧🇭 avec des entrainements d’arrêts au stand pour la manche d’ouverture de la nouvelle saison de #F2 ! ⏱️ pic.twitter.com/MlMYbZFPM9
— Dams racing (@damsracing) March 28, 2019
UNI -Virtuosi Racing
UNI Virtuosi übernahm nach Ende der 2018er-Saison das Formel-2-Team von Russian Time. Zugleich wechseln auch die beiden letzten RT-Fahrer Tadasuke Makino und Artem Markelov in die japanische Super Formula. Vor allem Überholkönig Markelov wird man in der Serie vermissen.
Mit Luca Ghiotto wird ein erfahrener F2-Fahrer für das britische Team am Lenkrad drehen. Ghiotto ist immer mal wieder für ein Podium gut, aber wie bei Latifi ist auch seine Karriere in der Formel 2 stecken geblieben. Als Teamkollege des Italieners debütiert der Chinese Guanyu Zhou, wohl auch dank einer kräftigen finanziellen Unterstützung aus seinem Heimatland. In seiner Formel 3-Karriere konnte er im starken Prema-Team nämlich wenige Stiche setzen.
Last night of wait before @FIA_F2 starts engines @BAH_Int_Circuit @luca_ghiotto @VirtuosiRacing. @DallaraGroup charming #BSide pic.twitter.com/dmSj9AGJ3f
— Gianpaolo Matteucci (@GPMatteucci) March 28, 2019
Prema Racing
Auf Prema Racing mit Mick Schumacher werden die meisten Augen gerichtet sein. Für Mick war nach seinem Titel in der europäischen Formel 3 der Aufstieg in die höchste F1-Tochterserie ein logischer Schritt. Auch für Prema macht es Sinn, den jungen Deutschen innerhalb ihres Kaders zu behalten. Zwar ist Mick nicht der einzige Meisterschaftsanwärter, aber objektiv betrachtet wohl derjenige mit den besten Chancen auf ein zukünftiges F1-Cockpit. Schumacher ersetzt Nyck De Vries bei dem italienischen Rennstall, der wie schon vorher erwähnt zu ART abgewandert ist.
Teamintern hat Schumacher wenig Konkurrenz zu erwarten. Die Erfolge von Sean Gelael, der in sein zweites Jahr bei Prema geht, sind sehr spärlich gesät. Dank indonesischer Öl-Millionen kann er sich aber trotzdem in der Serie halten.
.@PREMA_Team ready for Bahrain FIA Formula 2 season opener #FIAF2 #BahrainGPhttps://t.co/q1pfemYBex
📸: @fotoformulak pic.twitter.com/l8JumSl065
— PREMA (@PREMA_Team) March 28, 2019
Sauber Junior Team by Charouz
Das Charouz-Team geht auch mit einer vollkommen neuen Fahrerpaarung in die Saison. Deletraz fährt nun bei Carlin und Antonio Fuoco konzentriert sich – wenn auch nicht unbedingt freiwillig – auf seine Tätigkeit als Ersatzfahrer bei Dragon Racing in der Formel E.
Zwei GP3-Fahrer übernehmen die Posten bei dem tschechischen Rennstall. Callum Illott holte sich den dritten Platz in der letztjährigen Meisterschaft und konnte auch vorher mit mehreren Rennsiegen in der Formel 3 überzeugen. Er ist ein ziemlich solider Fahrer, der definitiv seine Chance in der Formel 2 verdient hat.
Juan Manuel Correas Resultate der abgelaufenen Saison schauen hingegen wenig beeindruckend aus. Der US-Amerikaner beendete die GP3 ohne Podium auf Rang 12. Allerdings fuhr er für den schwachen Jenzer-Motorsport-Rennstall. Die kommende Saison wird zeigen, ob er seiner neuen Aufgabe gewachsen ist.
Campos Racing
Campos geht mit Jack Aitken und Dorian Boccolacci in die neue Saison. Letztes Jahr saßen noch Luca Ghiotto und Roy Nissany im Campos-Cockpit. Das Engagement von Renault-Testfahrer Aitken war schon Anfang Januar bekannt geworden. Der zweite Fahrer Dorian Boccolacci wurde erst am Samstag bestätigt. Der Italiener hatte bereits bei den ersten Testfahrten in Jerez für Campos getestet, doch in Barcelona saß Ex-F1-Fahrer Roberto Merhi im Wagen. Aitken hatte 2018 an der Seite von Meister Russell bei ART Grand Prix eine enttäuschende Kampagne hingelegt und wurde nur Elfter, während Boccolacci nach einer guten ersten Saisonhälfte in der GP3 von seinem damaligen Rennstall MP Motorsport in die Formel 2 befördert wurde. Von dem Mittelfeld-Team kann man aber auch in der kommenden Saison wenig erwarten.
¡La máquinas naranjas cambian de continente para disputar el primer GP de la temporada 2019!
¿Te lo vas a perder…?
—
The #OrangeBeasts are going to another continent for the first GP of the @FIA_F2 2019 season!
Are you ready for that…?
.
.#BahrainGP #F2 #BeCamposBeRacing pic.twitter.com/hJm8jS93wF— Campos Racing (@CamposRacing) March 24, 2019
MP Motorsport
MP Motorsport drehte bei den Tests auffallende wenig Runden, nämlich gerade mal 253. Zum Vergleich: Die anderen Teams lagen zwischen 424 und 486 Umläufen. Doch auch bei der Fahrerpaarung herrscht beim holländischen Rennstall noch Luft nach oben. Mit Indycar-Fahrer Jordan King ist zumindest ein solider Pilot im Aufgebot, der einiges an Erfahrung mitbringt. Was den zweiten Piloten Mahaveer Raghunathan angeht, kann man das aber weniger behaupten. Der Inder mit niederländischer Rennlizenz kommt aus der wenig kompetitiven BOSS-GP-Serie und sah auch bei den Barcelona-Tests nicht konkurrenzfähig aus. Zumindest bei der Ankündigung der Fahrer – eine Woche vor dem ersten Rennen – war MP Motorsport das langsamste Team. Kein gutes Omen für eine Saison die sowieso schwer wird.
BWT Arden
Auch bei Arden ruhen die Hoffnungen des Teams auf nur einem Fahrer, nämlich Anthoine Hubert. Der französische GP3-Champion bringt sicher gehörig Selbstvertrauen mit. Für die zweite Pilotin Tatiana Calderon, die ebenfalls ihr Debüt feiert, ist die Ausgangslage eine andere. Sie hat in sechs Jahren Formel 3 und GP3 kein einziges Podium vorzuweisen. In den Pre-Season-Tests war sie außerdem nie besser als 19. (von 20). Wenn die Pace bei den Rennen ungefähr den Testresultaten entspricht, wird das ehemalige Team von Maximilian Günther (Formel E) und Nirei Fukuzumi (Super Formula) mit MPM um die rote Laterne kämpfen.
Trident
Wie so viele Teams geht auch Trident mit zwei neuen Fahrern an den Start. Arjun Maini wandert in die ELMS und Ferrucci-Ersatzmann Alessio Lorandi wird auch nicht zum französischen Rennteam zurückkehren. Am Steuer sitzen werden dafür der Schweizer Ralph Boschung, der in seine dritte Saison geht, und Giuliano Alesi, der Sohn von Ex-Ferrari-Pilot Jean Alesi. Trident landete in beiden Jahren seit der Einführung des neuen Seriennamens auf dem letzten Platz. Die Erwartungen liegen also dementsprechend tief. Die Testfahrten lassen erahnen, dass Trident dieses Jahr zumindest nicht der erste Anwärter auf diese unrühmliche Ehre sein wird.
Startzeiten Bahrain
Training: Freitag, 11.30 Uhr (Ortszeit)/ 9.30 Uhr (MEZ)
Qualifying: Freitag, 16.50 Uhr/14.50 Uhr
Hauptrennen: Samstag, 13.10 Uhr/11.10.Uhr
Sprintrennen: Sonntag, 14.15 Uhr/12.15 Uhr
Bilder: Formula 2