Luca Ghiotto düpiert das Feld in Bahrain und Nicholas Latifi gewinnt erstmals ein Feature-Rennen. Mick Schumacher kann währenddessen noch nicht an der Spitze mitfahren.
Es waren die „alten“ Hasen, die dem Saisonauftakt der Formel 2 in Bahrain ihren Stempel aufgedrückt haben. Gemeinsam haben Nicholas Latifi und Luca Ghiotto 148 Rennstarts in der Serie, die bei ihrem Einstieg noch GP2 hieß. Doch so stark performt wie am vergangenen Wochenende auf der Golfinsel haben beide noch nicht. Vor allem der Italiener überzeugt mit einer (fast) makellosen Performance.
Hauptrennen
Doch zurück zum Anfang. Ghiotto stand nach einer starken Qualifying-Session überraschend auf der Pole Position für das 32 Runden lange Feature-Rennen. Doch so schnell er sich die erste Startposition erfahren hatte, so schnell war sie auch wieder weg. Probleme mit der Kupplung ließen am Start seine Reifen durchdrehen und der UNI-Virtuosi-Fahrer verlor eine handvoll Plätze. Es sollte sein einziger Rückschlag an dem Wochenende sein. Louis Deletraz, der von Rang 2 ins Rennen ging, übernahm postwendend die Führung vor Nyck De Vries, der aber in Kurve 4 Nicholas Latifi passieren lassen musste.
Nach 5 Runden kam es zum ersten – und einzigen – gröberen Zwischenfall im Rennen. Das DRS-System von Sean Gelaels Dallara versagte seinen Dienst und schloss nicht wie vorgesehen am Ende der Geraden. Der Indonesier, der im Qualifying noch einen respektablen siebten Platz erkämpft hatte, verlor die Kontrolle über seinen Boliden und beendete den Lauf in der Auslaufzone von Kurve 1.
Deletraz bestätigte seinen guten Grundspeed aus den Tests, konnte aber in Runde 9 trotzdem nicht seine Führung behaupten und wurde vom Kanadier Latifi geschnappt. Währenddessen pflügten Ghiotto und Sergio Sette Camara durchs Feld. Der DAMS-Fahrer hatte sich auf einem für ihn enttäuschenden 8. Platz qualifiziert und war durch einen schlechten Start auf Rang 13 durchgereicht worden. Doch auf der Strecke, die dank des Klappflügels das Überholen ziemlich einfach macht, kam er schnell wieder in die Punkteränge.
Die Bröselreifen schlagen wieder zu
Nach 13 Runden eröffnete Nobuharu Matsushita den Boxenreigen. Kurz darauf folgten Deletraz, (14) Sette Camara (15) und der Führende Latifi (16). Ghiotto, der vorher an Louis Deletraz vorbei gefahren war, stoppte eine Runde später. Obwohl alle ihre Stopps in diesem engen Fenster machten, verschoben sich die Positionen massiv, was auf den ziemlich starken Reifenverschleiß zurückzuführen ist.
Plötzlich führte Frühstopper De Vries vor den beiden Carlins Matsushita und Deletraz. Latifi lag nur mehr auf Rang 4 vor dem zweiten DAMS-Piloten Sergio Sette Camara und Luca Ghiotto. Doch der Undercut-Vorteil war nur von kurzer Dauer. Innerhalb von drei Runden schnappte sich Nicholas Latifi alle drei vor ihm liegenden Fahrer und übernahm in Runde 23 wieder Platz 1. Ihm folgte Luca Ghiotto, der Sette Camara und Deletraz stehen ließ und sich in Runde 26 auch Nobuharu Matsushita schnappte. Nur eine Runde später war Nyck De Vries fällig.
Wie bereits erwähnt waren Matsushita und De Vries die ersten, die die Box aufgesucht hatten. Gegen Rennende wurden sie aber beide Opfer ihrer Strategie und rutschten aufgrund der abgefahrenen Reifen nach hinten. De Vries rettete noch den sechsten Platz ins Ziel. Noch schlechter erwischte es Matsushita. Er verlor gegen Rennende bis zu fünf Sekunden pro Runde und wurde nur Neunter. Platz 8 und somit die Pole für das Sprintrennen sicherte sich Mick Schumacher, der auf der letzten Runde am Carlin vorbei ging. Schumacher war ansonsten ein unauffälliges Rennen gefahren. Wer also dachte, dass Schumacher gleich vom ersten Rennen weg um Siege kämpfen würde, wurde eines Besseren belehrt.
Neben Sieger Nicholas Latifi und Luca Ghiotto konnte auch Sergio Sette Camara auf dem Podium Platz nehmen. Auch von den Reifenproblemen der anderen profitieren konnte Arden-Pilot Anthoine Hubert, der sich mit einer bemerkenswerten Rennpace von Startposition 11 auf Rang 4 nach vorne arbeitete. Eine starke Leistung, vor allem weil Arden in den letzten Jahren zu den Hinterbänklern zählte.
Great start to the season! Double podium for @damsracing and my first feature race win. 🔥🏆🏆🍾#FIAF2 #F2 #BahrainGP 🇧🇭 pic.twitter.com/LJJBsi8379
— Nicholas Latifi (@NicholasLatifi) March 30, 2019
Sprintrennen
Im zweiten Rennen des Wochenendes konnte Schumacher beim Rennstart seine Pole zwar behaupten, ließ dann aber ziemlich widerstandslos einen Fahrer nach dem anderen ziehen. Vermutlich um seine Reifen zu schonen und das Rennen ohne Boxenstopp durchzufahren. Sergio Sette Camara übernahm nach drei Runden die Führung, die sich aber nur eine Runde später Luca Ghiotto schnappte. Hinter den beiden folgten Latifi, De Vries, Deletraz und eben Schumacher.
Zur Rennhälfte hatte sich Luca Ghiotto eine Führung von über fünf Sekunden herausgefahren, was für Formel-2-Verhältnisse eine Welt ist. Zur Rennmitte splitteten sich die Strategien auf. Einige Fahrer holten sich neue Pneus ab, um bis zu Rennende voll zu attackieren. Eine Strategie, die für Sprintrennen ziemlich unüblich ist, aber aufgrund des hohen Verschleißes in Bahrain trotzdem immer mal wieder vorkommt.
Der Führende wurde in Runde 12 zum Reifenwechsel an die Box geholt. Vorher hatten schon Gelael, Matsushita und King neue Softs aufgezogen. Auch Nyck De Vries kam in Runde 12. Der letzte Pilot, der an die Box kam, war Anthoine Hubert zwei Runden später.
Mit den frischen Pirellis bestückt schoss Ghiotto durch den Verkehr. Drei Runden vor Schluss hatte er zu den beiden DAMS aufgeschlossen, zog mühelos vorbei und holte sich einen hoch verdienten Rennsieg. Sette Camara und Latifi komplettierten das Podest.
Es lässt sich aber selbst nach Rennende schwer beurteilen, welche Strategie die bessere war. De Vries, der vor den Stopps auf Platz 4 war, wurde letztendlich nur Siebter. Matsushita und Hubert fielen aus den Punkten. MP Motorsport-Pilot Jordan King holte sich aber mit der 1-Stopp-Strategie aus vorher aussichtloser Lage noch einen Punkt. Auf der anderen Seite konnte sich Guanyu Zhou von UNI-Virtuosi klangheimlich ohne an die Box zu fahren auf die vierte Position nach vorne arbeiten.
Fazit
Anstatt der Favoriten, die bei den Wintertests ganz vorne waren, fuhren plötzlich zwei Piloten, denen vor der Saison keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, allen um die Ohren. Nicholas Latifis starke Performance war nach seiner schwachen letzten Saison nicht absehbar. Aber es war vor allem Luca Ghiotto, der in Sakhir wie Phoenix aus der Asche stieg und ab dem Qualifying den Ton angab.
Ob er jetzt wirklich zu den Titelanwärtern gehört, oder ob Luca Ghiottos Leistung nur ein One-Hit-Wonder war, werden wir in Baku feststellen. Dort finden nämlich am 27. und 28.April die nächsten Rennen der Formel-2-Saison statt.
Bilder: Formula 2, Sean Gelael
1 Kommentare
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