Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse Honda Indy Grand Prix of Alabama

IndyCar: Analyse Honda Indy Grand Prix of Alabama

von Rainer
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Mit 18 Jahren kürte sich vor zwei Wochen Colton Herta auf dem COTA zum jüngsten IndyCar-Sieger aller Zeiten. In Birmingham gewann nun mit dem 42-jährigen Takuma Sato ein Fahrer, der Hertas Vater sein könnte. In der IndyCar Series ist halt fast alles möglich.

Schon in den Trainings hatten die Wagen von Rahal Lettermann Lanigan Racing (RLL) eine gute Performance gezeigt. In der Qualifikation bestätigten dies Takuma Sato und Graham Rahal mit den Startplätzen 1 und 2. Scott Dixon, James Hinchcliffe und Sebastien Bourdais auf den Startplätze 3 bis 5 zeigten schon eine gewisse Honda-Dominanz an. Einziger Chevrolet-Pilot in den Fast-6 war Spencer Pigot. Zum ersten Mal seit dem Grand Prix of Long Beach 2014 hatte sich kein Pilot von Team Penske für das letzte Qualifikations-Segment qualifiziert. Will Power verfehlte es aber nur um eine halbe Zehntelsekunde. Seine Teamkollegen Simon Pagenaud und Josef Newgarden gingen nur von den Plätzen 14 und 16 ins Rennen. Kaum besser lief es für die Speerspitzen von Andretti Autosport. Alexander Rossi und Ryan Hunter-Reay erreichten nur die Startplätze 8 und 11.

Takuma Sato führte das Feld recht langsam auf die Start-Ziel-Gerade, was zu einiger Unsicherheit bei den Fahrern führte. Ed Jones legte dabei einen Fehlstart hin, auf den selbst Jean Alesi stolz wäre. Einige Fahrer zuckten hinter dem vorbeirauschenden Jones raus, aber insgesamt war es noch ein halbwegs geordneter Rennstart. An der Spitze behauptete sich das RLL-Duo. Graham Rahal musste sich aber massiv gegen Scott Dixon verteidigen und die Rennleitung sah sich das ganze noch einmal genauer an. Am Ende wurde aber nur der Frühstart von Ed Jones bestraft.

Bei einem Benzinfenster von 27 bis 29 Runden und einer Distanz von 90 Runden stellte sich die Frage nach einer 2- oder 3-Stoppstrategie. Die ersten Fahrer, darunter alle drei Penskes, kamen schon vor der elften Runde an die Box. Die Zeiten waren nach den Stopps deutlich schneller. Will Power nahm alleine in Runde 12 zum Beispiel Takuma Sato 1,2 Sekunden ab. Durch den hohen Reifenverschleiß, beziehungsweise durch den Vorteil der neuen Reifen, wurden eigentlich alle Teams zur 3-Stopp-Strategie gezwungen. Natürlich gibt es da aber noch dieses kleine Team, das einen ausgesprochenen Experten im Sparen seiner Ressourcen als Fahrer hat, und so immer wieder mit unkonventionellen Strategien Erfolg hat. So blieb Sebastien Bourdais für Dale Coyne Racing bis Runde 28 draußen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Option-Tires, die Will Power in Runde 10 bekommen hatte, schon wieder komplett am Ende. Ohne Grip an der Hinterachse rutschte er herum und musste in Kurve 16 unfreiwillig die Strecke verlassen. Aus der aggressiven 3-Stopp-Strategie wurde so eine ziemlich langsame 4-Stopp-Strategie.

Nach dem alle 3-Stopper ihren zweiten Stopp absolviert hatte, fand sich Sebastien Bourdais auf Platz 2 in der Verfolgung von Takuma Sato wieder. Gleichzeitig musste er sich nach hinten gegen Scott Dixon verteidigen. Graham Rahal, der kaum langsamer war als sein Teamkollege, war nach Problemen mit dem elektronischen Gaspedal, das beim ersten Stopp einen Neustart erfordert hatte, bis auf Platz 12 zurückgefallen. In Runde 56 blieb der Wagen, nun ganz ohne Elektronik, auf der Gegengeraden liegen. Max Chilton und Tony Kanaan wollten beide noch schnell vor der Caution in die Box. Für Chilton war aber kein Platz neben Kanaan und so endete der Brite in der Mauer. Alle Teams nutzten die Caution nun für den finalen Stopp und brachten uns so um die Frage, ob sich Bourdais Strategie gegen die der 3-Stopper wird durchsetzen können. Im Gegenzug kamen wir aber zu einem Sprintrennen über 26 Runden, garniert mit einer Prise Benzinkrimi.

Beim finalen Stopp war die Crew von Scott Dixon etwas schneller, so dass er sich vor Sebastien Bourdais schieben konnte. Der Franzose hingegen verfügte noch über 171 Push-to-Pass-Sekunden und damit über deutlich mehr als Dixon. Der gewisse Mangel an Benzin beschränkte aber ihren Einsatz. Außerdem entschied man sich bei Dale Coyne für den entscheidenden Stint auf die weicheren Option-Tires zu setzten. Chip Ganassi Racing setzte bei Dixon auf die sicherere Variante mit den Prime-Tires. Josef Newgarden hatte sich durch die Strategie und sehr guten Rundenzeiten aus dem Hinterfeld bis auf Platz 8 in Runde 56 verbessert. Ohne den Einzug in das zweite Qualifikationssegment stand ihm noch ein brandneuer Satz der Option-Tires zur Verfügung. Trotz des bisher höheren Reifenverschleiß bei allen drei Penske-Chevrolets, zog man diesen bei Josef Newgarden auf. Auch die beiden Andrettis Alexander Rossi und Ryan Hunter-Reay hatten sich sukzessive über das Rennen nach vorne auf die Plätze 5 und 6, direkt hinter James Hinchcliffe, vorgearbeitet. Den größten Sprung hatte aber Marcus Ericson gemacht, der es von Startplatz 20 bis auf Platz 7 geschafft hatte. Für ein spannendes Finale war so alles bereitet.

Takuma Sato hatte den großen Vorteil, dass Matheus Leist zum Restart noch zwischen ihm und dem restlichen Feld fuhr, und er auch keinen Sinn darin sah, einfach Platz zu machen. So entschied er letztendlich den Kampf um den Sieg. Es ist aber fraglich, ob Scott Dixon irgendeine Chance gegen Sato gehabt hätte. Zu überlegen war der Japaner bis dahin im Rennen. So einfach wollte Sato dann aber den Sieg auch nicht geschenkt bekommen und sorgte mit einem Ausritt in Runde 86 in der Schikane noch einmal für etwas Spannung. Auch eine leichte Beschädigung am Diffusor konnte aber den Erfolg von Takuma Sato nicht mehr verhindern.

Sebastien Bourdais setzte noch zweimal seine Push-to-Pass-Sekunden ein, um den Abstand zu Scott Dixon entscheidend zu verkürzen. Es reichte aber nur bis zum heranfahren und nicht für einen Angriff. Hinter den drei Podestplätzen gab es dann aber doch noch einige sehr schöne Kämpfe. Alexander Rossi zog direkt nach dem Restart an James Hinchcliffe vorbei und Josef Newgarden nutzte seinen neuen Option-Tires perfekt aus und ließ Marcus Ericson, Ryan Hunter-Reay und James Hinchcliffe in den ersten drei Runden unter Grün stehen. Das Duell der beiden größten US-amerikanischen Hoffnungen auf den Meistertitel entschied Josef Newgarden in Runde 87 für sich. In einem harten Manöver setzte er sich in Kurve 5 innen neben Rossi und mit Rad-an-Rad-Kontakt setzte er sich dann durch. Newgarden hatte in den Trainings große Probleme, verpatzte die Qualifikation und am Ende erreichte er Platz 4 im Ziel. Das war schon eine an Scott Dixon erinnernde Performance des aktuellen Führenden in der Meisterschaftswertung.

Im Gegensatz zu den bisherigen Rennen konnten die Rookies im Barber Motorsportspark nicht so glänzen. Colton Herta war mit Startplatz 9 noch der beste in der Qualifikation. Er verlor durch Reparatur an der Box aber viele Runden und wurde nur als Letzter gewertet. Im Rennen war Marcus Ericson mit Platz 7 zwischen James Hinchcliffe und Ryan Hunter-Reay der erfolgreichste Rookie. Felix Rosenqvist blieb das ganze Wochenende über blass und erreichte am Ende der Top-10 das Ziel. Noch schlechter lief das Rennen für Patricio O’Ward. Insgesamt 6 Stopps führten nur zu Platz 16. Immerhin behauptete er sich wieder in einigen schönen Zweikämpfen.

Das ganze Ergebnis (PDF) kann man auf der Homepage der IndyCar Series nachlesen.

In der Meisterschaft führt weiterhin Josef Newgarden (125 Punkte) vor Scott Dixon (98 Punkte) und nun Takuma Sato (91 Punkte). Es folgen Alexander Rossi (84 Punkte) und Colton Herta (81 Punkte). Zwei Top-5 Ergebnisse bringen Sebastien Bourdais (72 Punkte) auf Platz 6.Mit jeweils 66 Punkten liegen die beiden potenziellen Meisterschaftskandidaten Ryan Hunter-Reay und Will Power auf den Plätzen 8 und 9 schon etwas zurück.

Schon am nächsten Wochenende steht der traditionsreiche Grand Prix of Long Beach auf dem Programm der IndyCar Series.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Owens, Joe Skibinski, Matt Fraver

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