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Formel Eins: Vorschau GP von China 2019

von DonDahlmann
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Nach den dramatischen Ereignissen in Bahrain dürfte vor allem Ferrari an einem fehlerlosen Auftritt gelegen sein. 

39 Punkte. Das ist der bequeme Abstand, den Mercedes nach nur zwei Rennen auf Ferrari in der Konstrukteurs-WM hat. Das ist schon eine ganze Menge, denn Ferrari benötigt drei Doppelsiege in Folge, um die Führung zu erobern. Von daher wäre es eine gute Gelegenheit, damit in China zu starten. Und die Vorzeichen sind eigentlich auch gar nicht so schlecht. Ausgehend von der Performance in Bahrain sollte Ferrari auch in China einen kleinen Vorteil haben. Die Sektorenzeiten aus Bahrain zeigten im letzten Sektor, also mit den beiden langen Geraden, allerdings nur einen minimalen Vorteil für die Italiener. Leclerc gelang eine 22.038, Bottas lag mit 22.080 fast gleichauf. Das sind keine schlechten Nachrichten für Mercedes. Allerdings verliert der Mercedes sichtbar im Rahmen der Beschleunigung, was dafür spricht, dass der Ferrari Motor die Energie etwas flotter auf die Strecke bringt. Ein Phänomen, dass seit dem letzten Jahr bekannt ist.

Die Strecke in China sollte also für den Ferrari passen, wenn man denn mit den Reifen zurecht kommt. Der Asphalt in China ist bekanntermaßen recht fordernd und verlangt von den Reifen einiges. Bisher war noch nicht ersichtlich, welches Chassis in der Formel Eins mit den neuen Reifen von Pirelli am besten klar kommt. Die bisherigen Eindrücke lassen allerdings vermuten, dass Mercedes und Ferrari da einigermaßen gleichauf liegen.

Ein bisschen schade ist es, dass man wohl auch in diesem Jahr nur über Ferrari und Mercedes reden wird, wenn es um den Sieg und die WM geht. Red Bull und Honda scheinen noch zu weit entfernt zu sein. Wobei das Problem 2019 wohl auch beim Chassis liegt und nicht allein bei Honda. Der RB15 ist, laut Aussage der Fahrer, sehr schwer abzustimmen und verfügt nur über einen sehr kleinen „sweet spot“. Also jenen Punkt in der Abstimmung, bei der alles passt. Mercedes hatte 2017 ein ähnliches Problem und bekam das im Laufe der Saison nur langsam in den Griff. Diese Problematik macht es dann auch schwer einzuschätzen, wie gut der Honda-Motor wirklich ist. In Australien machte er einen starken Eindruck, in die Bahrain nicht so. Dennoch sollte Red Bull weiter auf P3 der Rangfolge liegen.

Da wäre gerne Renault, aber die sind weit, weit entfernt davon Red Bull zu ärgern. Die Motorprobleme bezeichnet man selber als „nicht akzeptabel“. Was sicher eine richtige Einschätzung ist, aber dann auch nicht weiter hilft. Dabei scheint der Motor noch das geringste Problem zu sein, denn offenbar hat Renault über den Winter einen großen Schritt gemacht. Fernando Alonso, der vorige Woche den neuen McLaren in Bahrain getestet hat, war sehr angetan von neuen Renault. Die Franzosen scheinen aber weiter auf der Chassis-Seite nicht gut sortiert zu sein. Ricciardo sprach davon, dass er das Auto aufgrund des mangelnden Abtriebs „überfahren“ würde und Hülkenberg bestätigte, dass man Probleme auf hohen Curbs haben würde. Das lässt sich, eventuell, über das Jahr ausbügeln, aber Renault ist bei weitem nicht da, wo man gerne sein würde.

Da stehen im Moment McLaren und HaasF1. Letztere kämpfen zwar noch mit Abstimmungsproblemen, aber das Auto hat in der Quali gezeigt, was es kann. Der Rest ist dann der Lerneffekt beim Setup. McLaren wiederum steht wirklich wieder gut da. Sowohl in Australien als auch in Bahrain zeigte man sehr ansprechende Leistungen, was darauf hinweist, dass man ein sehr gutes und ausbaufähiges Chassis hat. Sollte McLaren auch in China beim „best of the erst“ Rennen dabei sein, darf man sich auf eine gute Saison freuen.

Etwas unter dem Radar ist bisher Racing Point unterwegs. Da war ein bisschen Pech dabei (Unfälle) aber so richtig überzeugend ist die Performance des Stroll-Teams nicht. Gefühlt liegt man im Mittelfeld relativ weit hinten. Aber wirklich nur relativ, denn die Abstände sind viel zu knapp. Das kann sich alles sehr schnell ändern, je nach dem, wie die Upgrades ausfallen. Vom erklärten Ziel, P4 in der Konstrukteurs-WM zu erreichen, ist man allerdings ein Stück entfernt.

Da wäre gerne auch Williams, aber deren Probleme sind gravierender. Wie im Podcast erwähnt, hat die alte Garde bei Williams das Ruder übernommen. Patrick Head ist als Berater zurück. Er soll vor allem die Managementstrukturen neu ordnen und das Team neu sortieren. Ebenfalls mit dabei ist dessen ehemaliger Stellvertreter Frank Dernie. Aus dessen Feder stammt der erfolgreiche Williams FW11 von 1987 und der recht gute Ligier JS43 mit dem Oliver Panis 1996 in Monaco gewinnen konnte. Dernie, der wie Head seit Jahren kein Auto mehr designt hat, aber als großer Experte in Sachen CAD und CFD gilt, soll ebenfalls dafür Sorgen, dass die offensichtlichen Fehler im Management und der internen Kommunikation beseitigt werden können. Das Chaos, das Paddy Lowe hinterlassen hat, benötigt also noch etwas Zeit um aufgeräumt werden zu können.

Strategie

Pirelli bringt C2, C3 und C4 mit nach China, also die zweiweichste Variante. Das ist, angesichts des ruppigen Asphalt, dann doch überraschend und deutet an, dass man in China eventuell nicht mit einem Stopp wird durchkommen können. Das Rennen im letzten Jahr zeigte eine Mischung aus Ein- und Zwei-Stopp-Strategien, das zudem durch eine SC-Phase verkompliziert wurde. Es wirklich schwer zu sagen, wie die Reifen in diesem Jahr halten werden. In Bahrain zeigte sich, dass man nur mit der Zwei-Stopp-Strategie durchkommen würde, aber das zeichnete sich auch erst im Rennen ab. Der Kurs in Shanghai gehört allerdings auch zu den Strecken, auf denen man die verlorene Zeit nach einem zweiten Stopp mit frischen Reifen aufholen kann. Dank der guten Überholmöglichkeiten steckt man normalerweise auch nicht allzu lange hinter einem  sehr viel langsameren Konkurrenten fest.

Ausgehend davon, dass alle zwei Mal stoppen werden, ergeben sich zumindest auf dem Papier ein paar strategische Möglichkeiten im Rennen. Zum Start werden alle mit den C4 antreten, etwas anderes macht kaum Sinn. Den ersten Stopp kann früh setzen (Undercut) um dann auf die C2 zu wechseln. Das würde die Möglichkeit eröffnen, einen langen zweiten Stint zu fahren. Der setzt einen allerdings der Gefahr aus, dass man am Ende des Stint zu langsam für die später gestoppte Konkurrenz ist. Die zweite, wahrscheinlichere Variante: C4, C3, C4 oder C4, C4, C3. Eine von beiden werden wohl die meisten Team wählen. Entscheidend ist dann der Zeitpunkt, an dem man kommen muss. Da noch Daten in Sachen Reifenverschleiß fehlen, muss man sich in diesem Punkt überraschen lassen.

Bilder: Pirelli, Ferrari, Renault

 

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