Antonio Felix da Costa 62 : Jerome d’Ambrosio 61. In dieser Punkte-Konstellation tritt die Formula E ihre Europa-Tournee an. Los geht es morgen in Rom.
Der Rome ePrix wurde im Vorjahr erstmalig ausgetragen und wurde direkt sehr gut angenommen. Die Strecke im Quartier EUR, dem für die geplante Weltausstellung 1942 errichteten Stadtviertel, lieferte ein gutes Rennen und so kann man guter Dinge sein für den nächsten Auftritt in diesem spannenden Umfeld. Nun kommen eine enge Meisterschaft und der Attack Mode hinzu, sodass auch das Rennen spannend werden dürfte.
Die Activation Zone hat man in Kurve 6 platziert, also der 90°-Links, die in den langen Bergauf-Vollgas-Teil hineinführt. Eine Inanspruchnahme kann hier also zum falschen Zeitpunkt sehr weh tun, weil man auch für das Bergaufstück den Schwung verliert. Und ganz besonders sollte man nicht den Fehler machen, der Lucas di Grassi beim letzten Lauf in Sanya unterlief und die Kontaktschleifen im Boden verpassen, denn dann ist das ganze umsonst und man muss es nochmal probieren.
Trotz dieses Faux-pas in China liegt di Grassi immer noch in aussichtreicher Position, er hetzt von Platz 5 aus die europäische Konkurrenz: ganz vorn die beiden eingangs genannten Piloten, da Costa (BMW-Andretti) und d’Ambrosio (Mahindra), nur sieben Zähler dahinter punktgleich Jean-Eric Vergne (DS Techeetah) und Sam Bird (Virgin-Audi), und nur zwei weitere zurück di Grassi für Abt Schaeffler Audi Sport und Edoardo Mortara für Venturi. Sechs Piloten aus sechs Teams, jeder von diesen hat je eines der ersten sechs Rennen gewonnen. Abwechslungsreicher geht es wohl kaum.
Trotzdem war das letzte Rennen in Sanya eher mäßig interessant. Wieder gab es Strafen, Gerangel und unnötige Unfälle, wie leider zu oft in der Formula E. Gerade im Startgetümmel hört man über das Surren der Motoren hinweg das Knacken und Klappern von aufeinandertreffenden – und sich gegebenenfalls verformenden – Fahrzeugteilen. Zwar sind die Gen2-Fahrzeuge einigermaßen stabil, aber abgestoßene Nasenspitzen oder Flügelteile gehören doch zur Tagesordnung. Gerade die Tatsache, dass die Teile aber nicht sofort abfallen, ermutigt die Fahrer anscheinend zu aggressiveren Manövern. Vielfach sind die Strecken auch einfach zu eng, gerade für die erste Passage der Meute nach dem Start.
Doch die Strecken sind nicht der Punkt, wo man ansetzen möchte – vielmehr wird gerüchteweise darüber nachgedacht, den Aspekt des Energie-Managements wieder bzw. noch stärker zu betonen. Dieser wird aber meines Erachtens auch nur dann obsolet, wenn er im Rennverlauf ein oder mehrere Safety Car-Phasen gibt, nur dann haben die Fahrer gegen Ende „zu viel“ Energie übrig. Von Andre Lotterer kam dagegen der Vorschlag, die Frontpartie zerbrechlicher zu gestalten, um die Fahrer von zu riskantem Auffahren – und teilweise sogar bewusstem Anstupsen des Vordermanns – abzuhalten. Das mag ein Ansatz sein, denn „Bump’n’Run“ mag für Stock Cars im Short Track-Oval ein passendes Konzept sein, für Formelautos auf Stadtkursen eher nicht.
Rom bietet auch wieder einige Ecken, die dafür prädestiniert sein könnten, darunter auch die erste Kurve nach dem Start, eine 180°-Kehre links herum. Es folgt ein äußerst hakeliger Teil mit mehreren engen 90°-Kurven, teilweise in Form von Schikanen, bevor es auf die offeneren und geschwungenen Bergab- und Bergauf-Passagen geht, die auch die besten Überholmöglichkeiten darstellen. Die Boxengasse ist lang, doch Stopps sind ohnehin nicht mehr vorgesehen. Auch bei Regen können die Piloten auf den Michelin-Allwetterreifen durchfahren, und Regen ist durchaus im Rahmen des Möglichen am Samstag.
Wieder mit dabei ist diesmal Maximilian Günther im Dragon-Penske, da Felipe Nasr seinen Verpflichtungen in der IMSA Championship nachkommen muss. Eigentlich eine gute Chance für den jungen Deutschen, sich wieder ins Gespräch zu bringen, doch sein Auto gehört leider nicht zu den stärksten im Feld. Doch seine Performance beim letzten Einsatz in Santiago de Chile ließ aufhorchen, leider stoppte ihn dort ein technischer Defekt auf Punktekurs liegend.
Das Rennen startet um 16 Uhr, Eurosport ist live drauf und zeigt vorher ab 15:15 Uhr Vorberichte und die Quali-Zusammenfassung.
(Bilder: Formula E Media)