Ein erneuter Doppelsieg von Mercedes und ein über weite Strecken langweiliges Rennen – Das war also GP Nummer 1000.
Der 1000. GP war eine relativ humorlose Sache. Zu keiner Zeit hatte irgendein anderes Team eine Chance gegen Mercedes, die das Wochenende überraschend deutlich dominiert haben. Aber ein bisschen überraschend war deren deutlicher Vorsprung am Ende dann schon, denn ausgehend vom Rennen in Bahrain, hätte man doch ein anderes Ergebnis erwartet. Schaut man sich den „Swing“ an, also den Unterschied bezüglich des Abstands zwischen Ferrari und Mercedes in beiden Rennen, dann ist das schon merkwürdig. In Bahrain lagen die Ferrari 3 Zehntel vor Mercedes, in China war es genau anders herum. Es ist unwahrscheinlich, dass Mercedes in zwei Wochen sechs Zehntel im Auto gefunden hat. Entweder war dann Bahrain ein Rennen, in dem Mercedes komplett daneben gelegen hat, oder wir müssen uns in diesem Jahr darauf einstellen, dass es diese Swings immer wieder geben wird.
Ferrari hatte am Wochenende nicht mal annähernd eine Chance. Der Abstand blieb seit Freitag relativ konstant und veränderte sich auch im Rennen nicht. Wer also hoffte, dass Ferrari über den Rennspeed her kommen würde, sah sich enttäuscht. Im Gegenteil – wie schon in den ersten beiden gut zu beobachten war, legte der Red Bull im Renntrim deutlich zu. Ferrari musste sich schon früh im Rennen nach hinten orientieren und überlegen, wie man Verstappen abwehren konnte.
Dass Ferrari sich dazu entschlossen hat, Vettel zu bevorzugen, ist nicht weiter überraschend. Wobei man sagen muss, dass der Rennspeed zwischen dem Deutschen und Leclerc auf einem Niveau lag. Es war durchaus richtig, Vettel an Leclerc vorbei zu lotsen damit er versuchen konnte, Zeit auf Bottas zu gewinnen. Das gelang dem Deutschen nicht, aber Ferrari hat ja schon vor der Saison klar gemacht, dass Vettel die Nummer Eins ist. Unsinn war dann allerdings die nachfolgende Strategie für Leclerc.
Verstappen kam in Runde 17 und erhöhte den Druck auf Ferrari. Die konterten mit einem Stopp von Vettel in Runde 18 und gaben so den Druck auf Mercedes weiter. Die reagierten erstaunlich gelassen und erst in Runde 21. Was zeigt, dass die Mercedes-Mannschaft sich ihrer Sache sehr sicher war. Man musste nicht sofort reagieren, sondern konnte mit den alten Reifen noch drei schnelle Runden fahren, ohne dass man Gefahr lief die ersten beiden Plätze zu verlieren. Man dirigierte Bottas dann so, dass er genau den Abstand hatte, den man für einen Doppelstopp benötigte, ohne dass man Zeit verlieren würde, was auch gelang.
Ferrari hätte hier ebenso mit Leclerc reagieren müssen. Der hätte vermutlich, wenn er in Runde 19 gekommen wäre, seinen vierten Platz an Verstappen zunächst verloren. Doch zum einen war der Ferrari auf der Strecke doch ein Stück schneller, wie man im Kampf zwischen Vettel und Verstappen sehen konnte. Zum anderen ergab es sich die Möglichkeit eines zweiten Undercuts durch den zweiten Stopp. Ferrari entschied sich aber dazu, Leclerc so lange draussen zu lassen, bis beide Mercedes hinter ihm lagen. Er sollte vor allem Bottas einbremsen, damit Vettel heran kommen konnte. Das gelang Leclerc auf den alten Reifen aber nur eine Runde lang. Und selbst wenn Vettel heran gekommen wäre, Mercedes hatte gezeigt, dass man deutlich schneller war. Für eine sehr wage Chance auf einen zweiten Platz hat Ferrari dann vierten Platz von Leclerc geopfert. Meiner Meinung nach eine krasse Fehlentscheidung.
Beim „best of the rest“ setzte sich dieses Mal Renault durch, die sich nach dem Rennen auch zufrieden gaben. Allerdings fehlten Ricciardo sogar auf den langsamen Gasly 30 Sekunden, auf Verstappen waren es sogar 80 Sekunden. Und das trotz einer guten Strategie. Dazu kam auch, dass Ricciardo nur mit Mühe den Racing Point von Perez und den Alfa von Räikkönen hinter sich halten konnte. Dazu kam, dass Hülkenberg erneut mit einem MGU-K Problem ausfiel. Dieses Mal war es allerdings ein Softwareproblem. Grundsätzlich zeigt es aber, dass Renault bei weitem nicht da ist, wo man sein wollte. Statt Red Bull zu ärgern, schwimmt man gerade so im Mittelfeld mit und liegt, je nach Strecke, dann auch mal vorne.
Allerdings haben bis auf Alfa alle Mittelfeld Team so ihre Probleme auf unterschiedlichen Strecken. Haas hat zwar ein schnelles Auto, aber nur auf eine Runde in der Quali. Im Rennen bekommt man den Reifenverschleiß nicht in den Griff und fällt deswegen weit zurück. McLaren, die in Bahrain noch brillieren konnten, sahen in China auch nicht gut aus. Q3 war außer Reichweite, im Rennen hatte man dann Pech, weil beide Autos von Kvyat abgeräumt wurden. Danach war man dann machtlos gegen Rückstand.
Immerhin zeigte sich Racing Point zum ersten Mal richtig. In der Quali blieb Stroll schon wieder in Q1 hängen, Perez schaffte es aber nicht in Q3. Dafür hatte er dann bei der Wahl der Linie beim Start von P12 kommend ein bisschen Glück lag schon nach der ersten Runde auf P8. Dort konnte sich der Racing Point auch das gesamte Rennen halten, was zeigt, dass der Rennspeed stimmt. Probleme gibt es wohl mit der Abstimmung für die Quali. Unterstützt wird diese Beobachtung durch das Rennen von Lance Stroll. Der startete von P16 und endete auf P12, zwischen beiden Haas.
Mann des Rennens war aber Alexander Albon von Toro Rosso. Der hatte in FP3 sein Chassis geschrottet und musste aus der Box starten. In einem wirklich sehr guten Rennen gelang es Albon sich noch bis auf P10 nach vorne zu fahren. Dabei half ihm auch die von Toro Rosso gewählte Strategie. Man kam in Runde 19 und damit vor den meisten Mittelfeld Teams, die mit härteren Reifen gestartet waren und deswegen länger draussen bleiben konnte. Albon rutschte so nach vorne und konnte sich da auch halten, nach dem die anderen beim Stopp waren. Mit geschickten Reifenmanagement konnte er sich dann auf dem 10. Platz halten.
In 14 Tagen geht es dann in Baku weiter. Da werden die Karten dann wieder komplett neu gemischt, denn das Rennen in Baku hatte bisher immer sehr viele interessante Wendungen.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, McLaren F1, Alfa, Renault Sport, HaasF1, Williams F1
2 Kommentare
Danke für deinen Bericht.
Ich hatte schon bei Twitter mal angemerkt, dass man den Text noch einmal Korrektur lesen sollte.
„Ferrari hatte man Wochenende nicht mal annähernd eine Chance“ zum Beispiel.
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