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VASC: Update April 2019

von ThomasB
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Während andere Tourenwagenserien wie die BTCC und die WTCR erst ein Rennwochenende absolviert haben, und die DTM – die nicht weiß, ob sie eine Tourenwagenmeisterschaft sein will oder doch so etwas wie Super GT nur nicht mit Langstrecke, Hauptsache irgendwas mit Premium (oder so ähnlich) – noch bis Anfang Mai gefühlt zwischen Zusammenbruch und Aufbruch pendelt, haben die australischen Supercars bereits ein Drittel ihrer Saison hinter sich gebracht. Zeit für ein Zwischenfazit.

Vor der laufenden Saison gab es auf technischer Seite einige kleine Regeländerungen. So gibt es für dieses Jahr eine neue Motorsteuerung (ECU) und mit Xtrac einen neuen Hersteller für das Transaxle-Getriebe. Die tiefgreifendste Änderung war allerdings das Verbot der Doppelfedern (‚twin springs‘) im Bereich des Fahrwerks. Dies hatte erhebliche Auswirkungen auf die Balance der Fahrzeuge. Die Doppelfedern teilen einen Stoßdämpfer quasi in einen oberen und einen unteren Teil. Die Teams konnten so zum Beispiel bei der unteren, weicheren Feder mehr Vorlast einstellen. Wenn die obere Feder, die Hauptfeder, nun komplett einfederte, kam die untere Feder ins Spiel. Kurz gesagt machen die Doppelfedern die Aufhängung weicher, sodass man beispielsweise aus einer Kurve früher und besser herausbeschleunigen kann, da das Auto sich dann hinten auf die weicheren Federn „legen“ kann, was die Traktion verbessert. Ich weiß nicht, ob ich das verständlich oder zu hundert Prozent korrekt wiedergegeben habe, aber wer das ganze noch einmal (und viel besser) erklärt haben will, kann sich dieses Video von Mark Larkham anschauen. Da die Entwicklung der Twin Springs allerdings auch sehr teuer ist, sind sie ab diesem Jahr nun verboten und nur noch lineare Federungen erlaubt.

Diese Änderung stellt die Teams also vor neue Herausforderungen beim Setup, vor allem weil somit die Daten der letzten zehn, zwölf Jahre für die meisten mehr oder weniger wertlos geworden sind und sie daher bei Null anfangen müssen. Doch einige Teams kommen damit besser zurecht als andere. Die Ford-Teams von DJR-Penske und Tickford Racing zum Beispiel haben den Vorteil, dass die Aero-Plattform des neuen Mustang mit Rücksicht auf das Verbot der Doppelfedern entwickelt wurde, was beim ZB Commodore nicht der Fall ist. Auch Teams, die erst sehr spät auf Doppelfedern wechselten, haben mit der erneuten Umstellung weniger Probleme, wie zum Beispiel Brad Jones Racing. Teams wie Triple Eight dagegen, die zu den Vorreitern der Doppelfedern gehörten, kamen mächtig ins Straucheln und befinden sich immer noch in der Aufholphase.

Und dann wäre da noch die meines Erachtens nach völlig übertriebene Diskussion über die unterschiedlichen Fahrzeugschwerpunkte. Auslöser war auch hier die Ankunft des Ford Mustang, der einen deutlich tiefer liegenden Schwerpunkt hat als der Holden Commodore und der Nissan Altima. Einer der Hauptgründe dürfte die Bauweise des Mustangs (Zweitürer) sein. Durch die Body Panels konnte man wohl rund 50 Kilogramm einsparen, die man nun durch Bleigewichte möglichst tief am Fahrzeug unterbringen konnte. Hinzu kommt die Auspuffanlage, die bereits beim Ford Falcon benutzt wurde und deutlich schwerer ist als die der Konkurrenz. Der Schwerpunkt des Fahrzeugs ist somit tiefer, was das Handling vor allem bei Richtungswechseln verbessert. Sehr deutlich wurde das auf den Stadtkursen von Adelaide und Melbourne und auch zuletzt auf dem Phillip Island Circuit.

Vor dem zweiten Rennwochenende gab es dann eine Anpassung, zu der der Nissan als gemeinsamer Nenner herangezogen wurde. Sowohl beim Mustang als auch beim Commodore wanderte infolgedessen Gewicht weiter nach oben, um bei allen drei Modellen einen gleichen Schwerpunkt zu erreichen. Der Tenor im Grunde aller Teams war jedoch, dass diese Maßnahme nur relativ kleine Auswirkungen hatte und man eigentlich mehr mit dem Verbot der Doppelfedern beschäftigt ist. Und um das alles abzurunden, meinte Tabellenführer Scott McLaughlin während des letzten Rennwochenendes auf Phillip Island, dass sich das Auto nun noch besser anfühle als beim Pre-Season-Test an gleicher Stelle.

Aktuell wird sogar erneut die Aerodynamik, die eigentlich vor der Saison homologiert wurde, untersucht, was zur Folge haben könnte, dass die Fahrzeuge vor den Rennen in Perth noch einmal verändert werden müssen. Was ich von solchen Eingriffen während einer Saison halte, habe ich bereits mehrfach in unseren Podcasts deutlich gemacht.

Lassen wir nun aber das Reglement und die Diskussionen hinter uns und schauen uns an, wie es bei den einzelnen Teams gerade läuft.

Walkinshaw Andretti United (WAU): #2 Scott Pye / #22 James Courtney

Bei WAU oder Mobil 1 Mega Racing, wie sie in der offiziellen Teamwertung heißen, läuft es bisher eher schleppend. Momentan stehen James Courtney und Scott Pye auf den Plätzen 13 und 16 der Gesamtwertung, was deutlich unter den Erwartungen von Ryan Walkinshaw, Michael Andretti und Zak Brown liegen dürfte. Als bestes Ergebnis steht immerhin ein fünfter Platz von Courtney in Symmons Plains zu Buche, jedoch zeigt man sich wie auch im vergangenen Jahr einfach zu inkonstant. Die Hauptursache könnte auch hier das Verbot der Doppelfedern sein, das das Team auf dem falschen Fuß erwischt haben könnte. Mit gutem Willen könnte man auch die Ergebnisse aus Phillip Island ausklammern, wo starker Wind die Setup-Arbeit erschwerte und mit zwei Reifenschäden bei Courtney auch noch Pech dazukam. Wirklich „Mega“ verläuft dieses Jahr insgesamt trotzdem nicht.

Kelly Racing: #3 Garry Jacobson / #7 Andre Heimgartner / #15 Rick Kelly / #78 Simona de Silvestro

Die Kellys mussten zwischen den Jahren den Rückzug von Nissan verkraften, den Altima setzt man jedoch weiterhin ein. Zuletzt konnte das Team überraschen, als Andre Heimgartner auf Phillip Island einen Podestplatz und Rick Kelly zwei Top-Ten-Ergebnisse einfuhren, was bereits mehr ist, als ich in dieser Saison von den Kellys erwartet hätte. Rookie Garry Jacobson und Simona de Silvestro fallen im Vergleich zu ihnen leider etwas ab.
Insgesamt gesehen bleibt 2019 jedoch ein Übergangsjahr und es kann gut sein, dass das auch 2020 der Fall sein wird, da man noch keinen Kontakt zu einem anderen Hersteller hat und dementsprechend auch nur am aktuellen Fahrzeug arbeitet. Würde man zur kommenden Saison zu einem anderen Hersteller wechseln, hätte die Arbeit am neuen Auto bereits im März/April beginnen müssen. Laut Rick Kelly ist dem aber nicht so.

Tickford Racing: #5 Lee Holdsworth / #6 Cameron Waters / #55 Chaz Mostert / (#23 Will Davison)

Tickford Racing gab vor der Saison eine REC ab, holte sich aber 23Red Racing (aka Milwaukee Racing) mit Will Davison als Satellitenteam mit ins Boot. Ihre Saison verläuft bisher deutlich besser als im vergangenen Jahr. So konnte Chaz Mostert bereits einen Laufsieg, zwei zweite Plätze und vier fünfte Plätze erzielen, was ihm derzeit den dritten Platz in der Gesamtwertung einbringt. Auf dem sechsten Platz liegt Will Davison, der bislang (erstaunlicherweise) noch ohne Podestplatz ist, aber dennoch eine konstant starke Saison fährt. Cam Waters hat bereits einen zweiten und zwei dritte Plätze auf dem Konto, was bereits mehr ist, als er im ganzen letzten Jahr erreichen konnte. Ihn wirft allerdings ein „Nuller“ aus Melbourne zurück, als er vor Race 6 auf dem Weg ins Grid mit Scott McLaughlin kollidierte und aufgrund des resultierenden Schadens nicht starten konnte. Platz elf in der Gesamtwertung sieht daher schlechter aus, als er tatsächlich ist. Neuling Lee Holdsworth, der von Team 18 kam, konnte dagegen nur dreimal in die Top Ten fahren. Wahrscheinlich muss er sich noch im neuen Team und mit dem neuen Wagen zurechtfinden. Ich denke, dass er im Laufe der Saison öfter vorne auftauchen wird.

Brad Jones Racing (BJR): #8 Nick Percat / #14 Tim Slade / (#21 Macauley Jones)

BJR zähle ich zu den Gewinnern der Saison. Nick Percat und (California-8h-Sieger) Tim Slade liegen auf den Plätzen sieben und acht in der Gesamtwertung, wobei Slade in Melbourne mit Platz drei das bislang beste Saisonresultat des einzigen in New South Wales beheimateten Teams einfahren konnte. Brad Jones sieht den Hauptgrund in einer erfreulich guten Saisonvorbereitung auch im Hinblick auf die oben erwähnten Regeländerungen. Dass es bereits so früh in der Saison so gut lief, sei auch der Lohn harter Arbeit. Allerdings liegt die Latte für das restliche Jahr nun auch relativ hoch. Rookie Macauley Jones vom Satellitenteam Tim Blanchard Racing, momentan Letzter in der Fahrerwertung, befindet sich wohl noch in einer Eingewöhnungsphase. Zwei heftigere Unfälle in Adelaide und Melbourne zum Saisonstart waren sicherlich auch nicht hilfreich. Es bleibt also abzuwarten, wie sich sein Jahr entwickelt.

Erebus Motorsport: #9 David Reynolds / #99 Anton de Pasquale

Erebus legte einen soliden Saisonstart hin, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau vom Vorjahr. Zum gleichen Zeitpunkt hatte man in der letzten Saison durch David Reynolds bereits einen Laufsieg und zwei zweite Plätze einfahren können, während es in diesem Jahr erst zu zwei dritten Plätzen reichte. Beachtlich ist jedoch vor allem die momentane Form von Anton de Pasquale, der auf Phillip Island ein starkes Wochenende hatte, welches er mit seinem ersten Podestplatz bei den Supercars krönen konnte. Generell scheint er einige Fortschritte gemacht zu haben und könnte langsam aber sicher auch seinen Teamkollegen auf Trab halten. Für Erebus wäre das nur positiv.

DJR Team Penske (DJRTP): #12 Fabian Coulthard / #17 Scott McLaughlin

Kommen wir nun zu den Tabellenführern. Nach den ersten zehn von insgesamt 30 Läufen führt der amtierende Champion Scott McLaughlin (1058 Punkte) vor seinem Teamkollegen und neuseeländischen Landsmann Fabian Coulthard (934) die Gesamtwertung an. Von den ersten zehn Läufen gewann alleine McLaughlin ganze sieben. Hinzu kommen ein DNS aus Melbourne, aufgrund oben erwähnter Kollision mit Waters, ein vierter Platz aus Symmons Plains und jüngst ein zweiter Platz auf Phillip Island. Coulthard startete nicht ganz so gut in die Saison, holte aber aus den letzten vier Läufen einen Sieg und drei zweite Plätze. Momentan scheint niemand DJRTP aufhalten zu können. Tickford Racing mit Mostert und auch Triple Eight mit Shane van Gisbergen, derzeit auf P3 und P4 der Gesamtwertung, müssen sich bereits ganz schön strecken, um das DJRTP-Duo nicht komplett außer Reichweite gelangen zu lassen. Im Laufe der Saison könnte allerdings auch Teamorder früher oder später zum Thema werden. Noch lässt man den beiden Kiwis aber freien Auslauf.

Charlie Schwerkolt Racing (CSR): #18 Mark Winterbottom

Das Quasi-Kundenteam von Triple Eight konnte mit IRWIN Tools nicht nur einen neuen Hauptsponsor gewinnen, sondern mit Mark Winterbottom auch einen der besten Fahrer des Feldes verpflichten. Neu aufgestellt läuft es bei CSR aka IRWIN Racing aka Team 18 ausgesprochen gut: Fünf Top Tens und eine Pole Position kann man bereits vorweisen. Auf Phillip Island musste man sich allerdings mit den Plätzen 21 und 17 zufrieden geben, nachdem man beim Samstagsrennen ein Hinterrad verlor und am Sonntag kein funktionierendes Setup fand. Eine gute Basis hat man sich mit dem bisherigen Verlauf dennoch verschafft.

Tekno Autosport: #19 Jack Le Brocq

In der letzten Saison war Jack Le Brocq noch bester Rookie, in diesem Jahr läuft dagegen überhaupt nichts zusammen. In der Fahrerwertung ist er lediglich Drittletzter und momentan scheint es nicht einmal sicher zu sein, ob er in Perth noch im Cockpit sitzen wird. Es ist aber zweifelhaft, ob die jetzige Form von Tekno allein am Fahrer liegt oder ob doch mehr dahinter steckt.

Garry Rogers Motorsport (GRM): #33 Richie Stanaway / #34 James Golging

Die Fahrerfrage lässt sich bei GRM dagegen deutlich einfacher beantworten. Der neue Sponsor Boost Mobile brachte Richie Stanaway mit und da man das Eigengewächs James Golding nicht vor die Tür setzen wollte und/oder konnte, musste schließlich Routinier Garth Tander das Team verlassen. Und dessen Abgang hat das Team schwer getroffen. Tander half dem Team nicht nur mit seiner Erfahrung, er konnte auch nach schlechten Quali-Ergebnissen immer wieder Top-Ten-Ergebnisse einfahren. Richie Stanaway ist dagegen an seinen besten Tagen, gemessen am sonstigen Niveau des Feldes, leider auch nur Durchschnitt und fiel in Melbourne bereits erneut negativ auf, als er wegen gefährlicher Fahrweise disqualifiziert wurde. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr, damals noch in Tickford-Diensten, driftete er in Townsville einige Runden lang durch die Gegend, weil er mit den Reifen und dem Auto anscheinend unzufrieden war. Erst nach mehrfacher Ermahnung durch seinen Ingenieur hörte er auf. In der GRM-internen Wertung steht es zudem 8:2 nach Rennergebnissen für Golding. Mehr muss man eigentlich nicht sagen.

Matt Stone Racing (MSR): #35 Todd Hazelwood

Bei MSR scheint man einige Fortschritte gemacht zu haben. War im vergangenen Jahr noch P13 in Newcastle das beste Saisonergebnis, konnte Todd Hazelwood 2019 bereits einen zehnten Platz aus Adelaide mitnehmen. Auf Phillip Island war das nächste Top-Ten-Ergebnis in Reichweite, welches allerdings durch eine Kollision mit James Courtney zunichte gemacht wurde. Der Wechsel vom Ford Falcon auf den Holden Commodore im vergangenen Jahr scheint sich nun auszuzahlen und auch zwischen Fahrer und Team scheint es gut zu funktionieren. Ich bin gespannt, was in diesem Jahr noch erreichbar ist, die Vorzeichen stehen jedenfalls gut.

Triple Eight Race Engineering: #88 Jamie Whincup / #97 Shane van Gisbergen

Shane van Gisbergen ist bislang der einzige Nicht-Ford-Pilot, der in diesem Jahr ein Rennen gewinnen konnte. Des Weiteren stehen noch drei dritte Plätze aber auch ein DNF (Motorschaden in Race 3 in Melbourne) auf seinem Konto. Wie bereits erwähnt kämpft Triple Eight noch mit der Umstellung auf die lineare Federung, doch auf Phillip Island kamen auch noch individuelle Fehler hinzu, als bei Jamie Whincup in Race 9 ein Rad nicht festgezogen wurde und er wenig später ausschied. Triple Eight hatte allerdings auch in der Vergangenheit schwierige Saisonstarts, man konnte das Ruder aber im Verlaufe des Jahres meist herumreißen. Deshalb wird es interessant, ob sie auch in diesem Jahr wieder zurückschlagen können. Für die Spannung in der Meisterschaft wäre es jedenfalls wünschenswert.

Ich denke, dass Ihr mit diesem Überblick wieder up to date seid, was die Supercars betrifft. Es tut mir leid, wenn ich an der einen oder anderen Stelle nicht tiefer ins Detail gehen konnte. Zeitlich ist es bei mir aber momentan leider nicht anders machbar.

Weiter geht es bei den Supercars mit der Perth SuperNight am ersten Maiwochenende. Die Startzeiten dürften für uns Europäer um die Mittagszeit herum liegen. Genaueres findet Ihr wie immer in unserem TV-Planer.

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