Die ADAC GT Masters kann wieder mit einem vollen Starterfeld überzeugen und auch qualitativ steht es um die Meisterschaft gut.
Inzwischen gibt es fast jedes Wochenende etliche GT3-Rennen, doch die ADAC GT Masters dürfte noch immer zu den Highlights der Kategorie gehören. Begründet ist dies im starken Fahrerfeld mit Werksfahrern und einigen der besten GT3-Fahrern. Zudem dürfen auch Talente wie der Porsche-Junior Thomas Preining ihr Können in der Serie beweisen und auch bei den Privatteams gibt es immer wieder interessante Fahrerpaarungen. Am wichtigsten für die Stärke der Serie dürfte jedoch der Vertrag mit Sport1 sein, der eine Ausstrahlung im Free-TV garantiert. Den Saisonauftakt in Oschersleben sahen dadurch 460.000 Zuschauer im Fernsehen letztes Jahr und damit gehört man zu den reichweitenstärksten Motorsportserien in Europa. Auch die Zuschauerzahlen an der Strecke stiegen im letzten Jahr leicht, aber noch kann man nicht mit der DTM konkurrieren.
Ganze 30 Starter werden am kommenden Wochenende in die neue Saison starten und dabei gibt es einige interessante Fahrerpaarung. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl hat man das Punktesystem verändert, sodass in diesem Jahr auch das Duo auf dem 15. Rang noch Punkte bekommt. Der Punkteschlüssel ist dabei 25-20-16-13-11-10-9-8-7-6-5-4-3-2-1 und Konstanz dürfte dadurch in dieser Saison noch wichtiger werden. Zudem wurde das Zusatzgewicht für Fahrerpaarungen mit zwei Platin-Fahrern auf 20 Kilogramm reduziert, nachdem dies letzte Saison noch bei 30 Kilogramm lag. Auch die restlichen Zusatzgewichte wurden angepasst und Fahrerpaarungen mit einem Bronze-Piloten müssen gar kein Zusatzgewicht im Fahrzeug haben. Eine weitere interessante Änderung betrifft das Rahmenprogramm der ADAC GT Masters, denn erstmalig wird es mit der ADAC GT4 Germany deine deutsche GT4-Meisterschaft geben. Insgesamt 25 Fahrzeuge werden in Oschersleben erwartet und bekannteste Fahrer sind Claudia Hürtgen, Lars Kern und Felix von der Laden, der letztes Jahr in der GT4 European Series erste Erfahrung im GT4 sammeln konnte. Langfristig könnte die GT4 eine Alternative zur GT3 werden, da die Beschaffungspreise und die Einsatzkosten deutlich niedriger sind.
Kalender
Einer der schwächen der Serien ist jedoch die Organisation und hierzu gehört auch der Kalender. Der Saisonauftakt für Oschersleben ist nur selten spektakulär, da man auf der Strecke nur schwer überholen kann. Auch in Most waren die Rennen im letzten Jahren nur wenig unterhaltsam, wenn man von einem Startunfall absieht. Gute Rennen gibt es durch den Windschatten auf dem Red Bull Ring und hier hat z.B. auch die Corvette einen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern. Deutlich technischer wird es nach einer zweimonatigen Sommerpause in Zandvoort wieder. Bereits eine Woche später fährt man die kurze Variante am Nürburgring. In Hockenheim wird nicht mehr der Saisonabschluss stattfinden, sondern nur das 11. und 12. Saisonrennen. Für mich ist die Entscheidung etwas unverständlich, da die Rennen auf dem Hockenheimring oft dramatisch waren und die Strecke zudem mindestens drei gute Überholmöglichkeiten bietet. Dieses Jahr wird man auf dem Sachsenring die Saison beenden und hier gibt es abgesehen von der Anbremszone zu Kurve 1 keine richtige Überholstelle. Insgesamt hat man mit Oschersleben, Most, Zandvoort und dem Sachsenring vier Strecken, die nicht unbedingt spannende Rennen versprechen. Wünschenswert wären noch zwei Rennwochenenden mehr gewesen und den Nürburgring hätte man durchaus nochmal im Grand-Prix Layout befahren können.
Starterfeld
Insgesamt fällt beim Anblick der Starterliste auf, dass es weniger Profipaarungen gibt und häufiger setzen die Teams auf Fahrerduos, die unter Pro-Am zusammengefasst werden können. Dadurch reduziert sich die Anzahl an Meisterschaftsfavoriten, aber trotzdem dürfte noch eine zweistellige Anzahl von Fahrerpaarungen eine realistische Chance auf den Meistertitel haben.
Audi
Das beste Audi Team in den letzten Jahren war Montaplast by Land-Motorsport und in diesem Jahr startet man wieder mit zwei interessanten Fahrerpaarungen. In der Startnummer 28 hat man mit Dries Vanthoor einen guten Werksfahrer, der mit Ricardo Feller einen 18-jährigen Fahrer aus der Audi Racing Academy an seine Seite bekommt. Feller fuhr bereits bei den 24 Stunden von Daytona für Audi und zeigte dort gute Leistungen. Auch in der #29 startet mit Max Hofor ein vielversprechendes Talent, das letztes Jahr u.a. den Saisonauftakt in Oschersleben gewinnen konnte. Sein Teamkollege wird Christopher Mies, der schon jedes wichtige GT3-Rennen gewonnen hat. Beide Fahrerpaarungen haben realistische Titelchancen und dürften die Meisterschaft in den Top 10 beenden.
Als Underdog geht das HCB-Rutronik Racing in die Saison. Bekannt ist das Team aus der DMV GTC und in Macau war man in den letzten drei Jahren auch am Start. In Macau hatte man mit Christopher Haase sogar einen Audi-Werksfahrer, aber die Ergebnisse waren noch etwas unterdurchschnittlich. Daher stellt sich die Frage, ob das Team bereits mit den anderen Profi-Teams in der ADAC GT Masters konkurrieren kann. Mit Kelvin van der Linder und Patric Niederhauser hat man eine vielversprechende Fahrerpaarung, die durchaus Einzelerfolge erzielen kann. Einen weiteren Audi R8 LMS setzt man für Carrie Schreiner und Dennis Marschall ein, die eher am Rande der Top 15 unterwegs sein dürften.
Mit drei Fahrzeugen und vielversprechenden Fahrerpaarungen geht BWT Mücke Motorsport in die Saison. Die #24 wird von Mike David Ortmann und Markus Winkelhock pilotiert.
Ebenfalls starten Jeffrey Schmidt sowie Christopher Haase in der #25 und die #26 wird von Nikolaj Rogivue und Stefan Mücke pilotiert. Auch bei diesen drei Fahrerpaarungen darf man starke Einzelresultate erwarten, aber im Kampf um die Meisterschaft ist keine der Fahrerpaarungen ein Topfavorit.
Eine schwierige erste Saison erlebte das EFP Car Collection by TECE im letzten Jahr. Die Steigerung soll dieses Jahr erfolgen und mit Elia Erhart und Pierre Kaffer hat man eine Fahrerkombination, die um die Top 10 kämpfen kann. Erhart hatte 2011 den Seat Leon Supercopa gewonnen und Kaffer war viele Jahre Werksfahrer. Neuer Audi-Werksfahrer ist Mattia Drudi geworden, nachdem er letztes Jahr im Porsche Supercup überzeugen konnte. Er wird sich ein Fahrzeug mit Florian Spengler teilen.
Podiumsplatzierungen könnte es für Frank Stippler und Filip Salaquarda vom Team ISR geben. Keine Chance auf regelmäßige Top 10 Ergebnisse haben die Fahrerpaarungen Remo Lips und Maximilian Hackländer sowie Arlind Hoti und Wolfgang Triller von Aust Motorsport. Ähnlich steht es um den Audi von T3 Motorsport mit Maximilian Paul und Simon Reicher.
Aston Martin
Unterstützung von Aston Martin Racing erhält PROpeak Performance, die in den letzten Jahren noch unter Prospeed Performance unterwegs waren. Man setzt den neuen Aston Martin Vantage GT3 ein, der in der japansichen Super Taikyu bereits ein Rennen gewinnen konnte. In der British GT hatte man in der letzte Woche aber ein schwaches Debüt. Für dieses Jahr würde ich den Wagen noch etwas schwächer als die GT3 von Mercedes und Audi einschätzen. Größter Pluspunkt ist die Fahrerpaarung mit Maxime Martin und Daniel Keilwitz. Martin ist inzwischen Werksfahrer bei Aston Martin und Keilwitz konnte sich bereits mehrmals die Meisterschaft in der ADAC GT Masters sichern. Falls man ohne technische Probleme durch die Saison kommt, sollte man im Titelkampf dabei sein. Ein weitere Fahrzeug setzt das Team für Hugo de Sadeleer und Valentin Hasse-Clot ein.
BMW
Dieses Jahr gibt BMW keinem Team mehr Werksunterstützung in der ADAC GT Masters und so ist MRS GT-Racing auch das einzige Team mit dem BMW M6 GT3. Pilotiert wird das Fahrzeug vom BMW-Werksfahrer Jens Klingmann und Nicolai Sylvest, sodass man hier von einer Pro-Am Paarung sprechen kann. Gelegentliche Resultate in den Top 10 sollten möglich sein, aber ein Top 5 Ergebnis wäre schon eine Überraschung.
Corvette
Mit Daniel Keilwitz hat Callaway Competition einen sehr guten Fahrer verloren und es ist fraglich, ob Markus Pommer ihn ebenbürtig ersetzen kann. Zumindest Marvin Kirchhöfer konnte man für ein weiteres Jahr verpflichten. Das Duo sehe ich trotzdem auch in diesem Jahr im Titelkampf, da die BoP für die Corvette meistens recht gut ist und zudem hat man eine ausgeglichene Fahrerpaarung. Eine weitere Corvette wird von RWT Racing für Sven Barth und David Jahn eingesetzt. Hier wird man wohl eher am Rande der Top 15-20 kämpfen.
Ferrari
Als einziges Team setzt HB Racing dieses Jahr wieder auf den Ferrari 488 GT3. Auch bei der Fahrerpaarung gibt es keine Veränderung und so werden sich wieder Luca Ludwig und Sebastian Asch die Startnummer 7 teilen. Im letzten Jahr reichte es nur für den 15. Gesamtrang und diese Saison sollte es eine deutliche Steigerung geben. Das Fahrerniveau der beiden Piloten sollte für die Top 5 in der Gesamtwertung reichen und zumindest Podiumsplatzierungen kann und muss man erwarten.
Lamborghini
Drei Fahrzeuge werden von Orange1 by GRT Grasser eingesetzt und mit den Fahrerpaarungen wird man auch um die Meisterschaft kämpfen können. Favorit ist dabei die Startnummer 63 mit Mirko Bortolotti und Christian Engelhart, die 2017 zusammen die Blancpain GT Series und den Blancpain GT Series Endurance Cup gewinnen konnten. Normalerweise müssten die beiden die Saison in den Top 5 beenden. Außenseiter auf die Meisterschaft sind Lamborghini-Werksfahrer Marco Mapelli und Lamborghini-Nachwuchspilot Michele Beretta, die zumindest mit guten Einzelresultaten überzeugen sollten. Auch der Sieger der 24 Stunden von Daytona Franck Perera wird für Orange1 by GRT Grasser diese Saison starten. Die Startnummer 19 teilt er sich mit Rolf Ineichen und die beiden sind auch wieder eine Pro-Am Fahrerpaarung.
Mercedes
Speerspitze für Mercedes-AMG ist diese Saison wieder das Mann-Filter Team HTP und im besonderen die Startnummer 47 mit den beiden Werksfahrern Indy Dontje und Maximilian Götz. Für mich gehören die beiden zu den Topfavoriten und mit der richtigen BoP sollte man auch um die Meisterschaft kämpfen. Einige Aufmerksamkeit dürfte auch die Startnummer 48 mit Fabian Vettel bekommen, der Bruder von Sebastian Vettel ist. Sein Teamkollege ist Philip Ellis und es könnte durchaus für die Top 10 Ergebnisse erreichen.
Ein Rückkehrer ist Schütz Motorsport, die mit Aidan Read und Marvin Dienst zwei talentierte Nachwuchsfahrer haben. Auch hier geht es eher um gute Einzelergebnisse und eine Endplatzierung in den Top 10 wäre schon ein Erfolg. Zwei weitere Mercedes-AMG GT3 werden von Team Zakspeed BKK Mobil Oil Racing eingesetzt. Hierbei hat die Startnummer 20 mit Jimmy Eriksson und Jeroen Bleekemolen eine vielversprechende Fahrerpaarung, die im Optimalfall sogar um den Titel mitkämpfen kann. Keine Titelchancen hat die zweite Faherpaarung bestehend aus Mick Wishofer und Kelvin Snoeks.
Porsche
Mit zwei Fahrzeuge und einer sehr interessanten Fahrerpaarung geht das KÜS TEAM75 Bernhard in die Saison 2019. Nachdem Klaus Bachler schon in der Blancpain GT Series Endurance Cup eine überragende Leistung zum Saisonauftakt gezeigt hat, darf er jetzt auch in der ADAC GT Masters starten. Sein Teamkollege ist mit Timo Bernhard ein mehrfacher Le Mans Sieger. In der letzten Saison lief es für Bernhard nicht besonders gut und trotzdem habe ich ihn dieses Jahr wieder auf der Favoritenliste. Ein weiteres Fahrzeug setzt man für den Porsche-Junior Matteo Cairoli ein, der sich das Fahrzeug mit Adrien de Leener teilt. Auch dieses Duo hat gute Chancen auf gute Ergebnisse, aber um den Titel wird man nicht mitkämpfen können.
Als Titelverteidiger geht Robert Renauer in die Saison und mit Porsche Carrera Cup Meister Thomas Preining hat er wieder einen Porsche-Junior an seiner Seite. Renauer kann inzwischen mit anderen Werksfahrern mithalten und zusammen mit Preining sehe ich ihn auch dieses Jahr wieder im Kampf um die Meisterschaft. Ein Fanliebling ist IRON FORCE RACING von Jan-Erik Slooten, der dieses Jahr wieder mit Lucas Luhr antritt.
Unterstützt wird die ADAC GT Masters bei den meisten Rennwochenden von der ADAC TCR Germany und der ADAC Formel 4. Am Samstag wird Sport1 auch die Rennen der Rahmenrennen zeigen und Sonntag wird es die Rennen bei Sport1+ und bei Youtube geben. Die Zeiten und Links zu den Streams gibt es auch in unseren TV Zeiten.