In der bunten Welt der GT3-Meisterschaften gelten die International GT Open nur als eine Randerscheinung. Dabei glänzt die europäische Serie jedoch seit einigen Jahren schon mit soliden Pro-Am-Feldern und kundensportfreundlichen Kalendern. Es ist also höchste Zeit, der bodenständigen Antwort auf die Blancpain GT World Challenge Europe mal eine eigene kompakte Vorschau zu widmen.
Zugegeben: Selbst als größter GT3-Fan bekommt man nicht sonderlich viel von den International GT Open mit. Denn meist finden die Rennen parallel zu größeren Veranstaltungen statt oder ragen in andere Übertragungen hinein. Doch wenn man sich die Zeit nimmt und auf die Dynamiken der GT-Open-Läufe einlässt, wird man nur selten enttäuscht. So sorgen die Unterschiede in den Paarungen wie in vergleichbaren Serien für viel Bewegung im Feld und liefern regelmäßig unvorhersehbare Schlussspurts ab. Auch in diesem Jahr verspricht ein 25 Nennungen starkes Feld wieder abwechslungsreichen Sport auf einem soliden Niveau. Das sind die Grundsäulen der Serie:
Kurzbiographie
Die International GT Open wurden im Jahre 2006 als Spin-Off zur spanischen GT-Meisterschaft ins Leben gerufen und bedienten sich umfassend an den Strukturen der iberischen Schwesterserie. Das Konzept hinter den GT Open setzte sich in den darauf folgenden Jahren im direkten Vergleich schließlich durch und überlebte selbst den Zusammenbruch der Spanish GT im Jahre 2013. In Sachen nennenswerter GT3-Sport rückte die Serie aber erst in den letzten Jahren in den Fokus, nachdem sie sich nur langsam an den modernen GT3-Sport SROscher Machart annähern konnte.
Wochenendformat
Grundsätzlich bestehen die Wochenenden der International GT Open aus diversen Trainings am Freitag und zwei Qualifikationen sowie zwei unterschiedlich langen Läufen an den darauf folgenden Tagen. Am Samstag fahren die Akteure 70 Minuten lang um die Siegerehren, am Sonntag sind es die schon fast traditionellen 60 Minuten.
Kalender
Die diesjährige Laufübersicht besteht aus insgesamt sieben Veranstaltungen, die allesamt auf Formel-1-Strecken ausgetragen werden. Obwohl es vielleicht nicht immer die spannendsten Rennkurse des Planeten sind, bietet der Kalender einen gelungenen Mix aus Komfort für die Teams und Herausforderungen für die Piloten. Die Renntermine in der Übersicht:
27. – 28. April 2019 – Circuit Paul Ricard (Frankreich)
25. – 26. Mai 2019 – Hockenheimring (Deutschland)
08. – 09. Juni 2019 – Circuit de Spa-Francorchamps (Belgien)
13. – 14. Juli 2019 – Red Bull Ring (Österreich)
07. – 08. September 2019 – Silverstone Circuit (Großbritannien)
21. – 22. September 2019 – Circuit de Barcelona-Catalunya (Spanien)
12. – 13. Oktober 2019 – Autodromo Nazionale Monza (Italien)
Relevante Regeln und Vorgaben
Im Regelwerk der International GT Open finden sich einige feine Unterschiede zum bekannten Standard anderer GT3-Serien, die man im Vorfeld zumindest einmal gehört haben sollte. Beispielsweise setzt sich der Punkteschlüssel der Fahrer-Gesamtklassifikation so zusammen:
1 – 15; 2 – 12; 3 – 10; 4 – 8; 5 – 6; 6 – 5; 7 – 4; 8 – 3; 9 – 2; 10 – 1
In den unteren Klassen erhalten hingegen nur die Plätze eins bis sechs Zähler (10-8-6-4-3-2) – sollten weniger Autos gemeldet sein oder andere prozentuale Einflüsse wie Wetter ins Spiel kommen, empfiehlt sich ein Mathematik Bachelor of Science an der örtlichen Hochschule des Vertrauens. Selbiger hilft dann auch beim Verstehen des umfangreichen Performance-Strafen-Systems, das unter diversen Aspekten Handicaps in der Form längerer Stoppzeiten ausgibt. Genaue Informationen hierzu finden sich in den sportlichen Regularien (PDF). Die Boxenstoppfenster, in denen diese Vorgabe umgesetzt werden müssen, hängen von der entsprechenden Renndauer ab, liegen aber klassisch um die Rennmitte herum und werden in den Streams gesondert markiert.
Das Feld (PDF)
Insgesamt 25 Boliden sind für den Auftakt in Le Castellet gemeldet – elf in der Pro-, zehn in der Pro-Am- und vier in der Am-Klasse. In Sachen Marken herrscht auch in diesem Jahr wieder eine gute Vielfalt, wenngleich zwei Modelle stark überproportional repräsentiert sind. Die Hersteller in der Übersicht: Aston Martin, Audi, Bentley, Ferrari, Lamborghini (fast ein Drittel des Feldes), McLaren und Mercedes (ebenfalls fast ein Drittel des Feldes).
Bei der nun folgenden Klassenschau wird der Fokus auf den Teams liegen, da einstufungsbedingt selbst die Profi-Mannschaften nur wenige klangvolle Namen zu bieten haben.
Pro
In der nominell höchsten Klasse fallen auf Anhieb die zwei neuen McLaren 720S GT3 der Spanier von Teo Martín Motorsport auf, die letztes Jahr noch mit BMW angetreten sind. Wenn sie den bislang zickigen 720S GT3 zum Laufen bringen, sollte das Team auch dank des soliden Fahrerkaders an die erfolgreiche jüngere Vergangenheit anknüpfen können.
Zu den Hauptkonkurrenten wird dabei auf jeden Fall das große Lamborghini-Lager gehören. Die Newcomer von Emil Frey Racing, die das Lexus-Projekt in der Blancpain GT Series beendet haben, haben mit Norbert Siedler und Mikaël Grenier in der Nummer 14 sowie Albert Costa und Giacomo Altoé in der Nummer 63 vergleichsweise starke Duos im Aufgebot. Nicht ganz so gut besetzt sind hingegen die zwei Lamborghini Huracán GT3 Evo von Ombra Racing und Raton Racing by Target. Laut Nennliste setzt Lazarus Racing des Weiteren noch zwei Huracán GT3 ohne Evo-Kit ein. In ihrer Nummer 27 wird der Deutsche Nicolas Pohler Platz nehmen.
Ebenfalls nicht mehr auf dem neuesten Stand ist der Bentley Continental GT3 der Italiener von Petri Corse.
Abgerundet wird das Pro-Spektrum von zwei Mercedes AMG GT3 mit Potential. Sowohl Antonelli MotorSport (Daniel Zampieri/Alessio Rovera) als auch SPS Automotive Performance (Miguel Ramos/Fabrizio Crestani) starten mit einer guten Ausgangslage in die 14. Saison der International GT Open.
Pro-Am
Auch wenn die Pro-Am offiziell nur die zweite Geige spielt, ist sie auf den ersten Blick viel spannender als die Top-Klasse besetzt. So findet sich mit dem Duo Bradley Ellis/Oliver Wilkinson im neuen Aston Martin Vantage GT3 von Optimum Motorsport beispielsweise ein hochklassiges Team aus der British GT in der Liste. Dazu kommen zwei Spirit of Race Ferrari 488 GT3 mit gestandenen Profis und aufstrebenden Fahrern zum Einsatz, bei denen vor allem die Nummer 21 (Duncan Cameron/Matt Griffin) zu den Titelanwärtern zählen sollte.
Weitere sehr spannende Paarungen sind Kenny Habul/Thomas Jäger (#75 Rowe Racing/SunEnergy1 Racing Mercedes AMG GT3), Valentin Pierburg/Tom Onslow-Cole (#20 SPS Automotive Performance Mercedes AMG GT3) und Marcelo Hahn/Allam Khodair (#16 Teo Martín Motorsport McLaren 720S GT3).
Dazu kommen ein Mercedes AMG GT3 von Antonelli MotorSport, ein Lamborghini Huracán GT3 von Vincenzo Sospiri Racing, ein Audi R8 LMS GT3 Evo von Olimp Racing und ein Evo-Huracán von Raton Racing by Target.
Am
Die unterste Klasse ist in diesem Jahr schwach besetzt und bildet sich aus drei Mercedes AMG GT3 (Antonelli MotorSport, HTP Motorsport sowie Sports and You) und einem Olimp Racing Audi R8 LMS GT3 Evo.
Was jetzt noch wichtig ist
Die Zeiten und Streams der Qualifikationen sowie Rennen findet Ihr wie gewohnt in unserem TV-Planer, in dem außerdem auch die Rahmenserien vertreten sein werden. Die GT Open teilen sich das Wochenende wieder mit der F3-Serie Euroformula Open, die als Profiteur aus dem kurzen Krieg um die Europameisterschaft hervorgegangen ist und mit Billy Monger einen faszinierenden Fahrer beinhalten wird. Zudem präsentiert sich mit den GT Cup Open eine Art „GT Open Lights“ für Cup- und GT4-Autos.
Bilderquelle/Copyright: International GT Open/GT Sport