Erneut gelingt Mercedes ein ziemlich ungefährdeter Doppelsieg. So langsam wird es langweilig.
Vier Rennen in Folge in dieser Saison gelingt Mercedes ein Doppelsieg. Das ist einmalig in der Geschichte der Formel Eins. So sehr man die Leistung von Mercedes bewundern muss, so sehr zeigen diese vier Doppelsiege auf das Problem der Serie. Denn sie Siege erfolgten in einer Weise, die klar gemacht hat, dass Mercedes auf allen Strecken zurecht kommt. Die Hoffnung, dass Ferrari oder Red Bull mehr Druck auf unterschiedlichen Strecken ausüben würde können, ist wohl vorbei. Und aus dem Mittelfeld rückt mit Sicherheit niemand auf. Dabei schien es so, dass die Ferrari in Baku deutlich besser sein würden, als zuletzt in China. Dieser Eindruck hielt allerdings nur bis FP3, danach drehte Mercedes auf und übernahm die Regie in einem mehr oder weniger ereignislosen Rennen.
Der spannendste Moment des Rennens ergab sich nach dem Start, als Hamilton etwas besser wegkam und sich neben Bottas setzte. Der ließ sich allerdings nicht beirren und da sich beide genug ließen entwickelte sich kurzes Duell über zwei Kurven, dass Bottas dann für sich entscheiden konnte. Danach fuhr der Finne erneut ein fehlerloses Rennen und ließ sich auch am Ende nicht vom Weltmeister unter Druck setzen. Die Hoffnung im Rennen lag zunächst auf Vettel, aber der bekam im ersten Stint seine C4 Pirelli nicht richtig in den Griff. Er verlor pro Runde bis zu 1.5 Sekunden, während die Mercedes vorne im Parallelflug sich einen bequemen Vorsprung verschafften.
Ein bisschen Bewegung brachte Ferrari aber dann doch ins Rennen, als man relativ früh Vettel reinholte um auf die Medium zu wechseln. Damit kam das Chassis offenbar deutlich besser klar, wie zu vor schon Leclerc in seinem Stint gezeigt hatte. Der Monegasse hatte in Q2 seinen Ferrari in die Mauer gesetzt, startet wegen diverser Rückversetzungen von P8, verlor aber in der ersten Runde zwei Plätze. Danach kämpfte sich Leclerc auf den besseren Medium wieder zurück konnte sogar die Spitze erobern, nachdem alle vor ihm an die Box fuhren, um den Stopp von Vettel abzudecken.
Allerdings war sein Rennen durch den ersten langen Stint in Sachen Strategie etwas kompliziert. Er musste die Soft so lange wie möglich auf dem Auto behalten, denn Ferrari hatte, zu Recht, Bedenken, dass die oft es nicht bis zum Rennende schaffen würden. Was dann einen zweiten Stopp bedeutet hätte. So verlor er dann seinen sehr guten Vorsprung auf beide Mercedes, weil er die Medium länger fahren musste, es als gut war. Aber Alternativen hatte man auch nicht. Verstappen war auf der Strecke zu schnell um ihn im Schach halten zu können, am Ende blieb Ferrari nichts anderes übrig, als P5 für Leclerc zu akzeptieren.
Vettel hatte vorne wiederum nichts zu melden. Zwar konnte im zweiten Stint den Abstand lange konstant bei zwei bis drei Sekunden halten, aber mehr war dann auch nicht drin. Die Mercedes waren zudem längere Zeit in einem konservativen Modus unterwegs. In den letzten 5 Runden änderte sich das Bild, als Mercedes das Rennen frei gab und Bottas und Hamilton sich einen schönen Kampf lieferten. In der Zeit stieg der Abstand von Vettel dann auch schnell wieder an. Die Chancenlosigkeit von Ferrari gegenüber Mercedes ist schon bemerkenswert. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der letzte Sieg eines Ferrari im letzten Jahr in Spa stattfand.
Im Mittelfeld war zwar etwas mehr los, allerdings verschoben sich die Positionen nur am Anfang des Rennens. Bemerkenswert waren dabei die die Rennen von drei Piloten. Pierre Gasly musste aus der Boxengasse starten, nachdem er im Training versäumt hatte zum Wiegen zu fahren. Der Franzose fuhr ein sehr gutes Rennen und lag kurz vor Ende des Rennes auf P7, als sein Getriebe aufgab. Ebenfalls bemerkenswert war das Rennen von Kimi Räikkönen. Der musste wegen eines nicht regulären Frontflügels ebenfalls von hinten starten. Der Alfa hatte in Baku ein schwieriges Wochenende, aber im Rennen gelang dem Finnen dann das Kunststück den letzten Punkt zu holen. Das muss man im Mittelfeld auch erst mal schaffen.
Ebenfalls gut unterwegs war Lance Stroll. Das schreibt man ja auch selten. In der Quali enttäuschte er noch, da mal wieder in Q1 hängen blieb, im Rennen lief es dafür aber bedeutend besser. Er kämpfte sich wie Räikkönen durch das Feld und erreichte am Ende P9. Das ist schon sehr respektabel. Etwas besser lief es für Sergio Perez. Der hatte einen sensationellen Start und schnappte sich kurzzeitig sogar Max Verstappen. Der Niederländer stellte die Rangfolge aber schnell wieder klar. Danach musste Perez die beiden McLaren in Schach halten, die in Baku im Formationsflug und sehr gut unterwegs waren. Aber den Racing Point kam man am Ende doch nicht ran.
Zwei Teams verließen Aserbaidschan sehr frustriert. Haas, die gut in die Saison gestartet sind, befinden sich gerade in keiner guten Phase. Die Pace auf einer Runde stimmt, aber die Rennpace ist enttäuschend. Da scheint ein schwerschweigendes Problem mit der Abstimmung oder dem Reifenverschleiß vorzuliegen.
Absolut nicht akzeptabel war allerdings die Form von Renault in Baku. Hülkenberg flog in Q1 raus, Ricciardo in Q2. Im Rennen war Hülkenberg ohne Chance und musste Stroll und Räikkönen passieren lassen. Ricciardo verbremste sich, sorgte dafür, dass Kvyat ebenfalls stoppen musste um nicht in den Renault zu fahren. Danach rammte Ricciardo im Rückwärtsgang den Toro Rosso. Hülkenberg landete am Ende nur vor beiden Williams, deren katastrophale Form weiter anhält.
Es war ein eher langweiliges Rennen in Baku und die WM entwickelt sich auch zu einer einseitigen Sache. Wenn Ferrari nicht in den kommenden Rennen Doppelsiege einfahren kann, wird es schwer werden. Die Team-WM ist so gut wie gelaufen, da Mercedes hier schon 74 Punkte Vorsprung hat. In der Fahrer WM deutet sich zumindest eine spannende Sache zwischen Bottas und Hamilton an, die gleichauf liegen. Vettel hat schon 35 Punkte Rückstand. Das ist nicht zu viel um noch in die WM eingreifen zu können, es folgen ja nich viele Rennen. Aber dafür müsste Ferrari halt auch endlich mal wieder gewinnen.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, McLaren F1, Alfa, Renault Sport, HaasF1, Williams F1