Mit zwei Siegen reist Colin Turkington als großer Gewinner der BTCC Läufe aus Donington ab und unterstreicht das große Potenzial des seit dieser Saison neu eingesetzten BMW 330i. Im dritten Lauf sorgte Tom Ingram für den Debütsieg des in diesem Jahr als offizieller Werkseinsatz startenden Toyota Corolla.
Auch bei der zweiten Saisonstation musste das 30 Autos starke BTCC-feld durch eine verregnete Qualifikation. Im Vorteil waren dabei vor allem die Piloten, die bereits früh in der Session eine gute Zeit setzten, als die Strecke für wenige Minuten noch trocken war. Dies gelang dem amtierenden Champion Colin Turkington am besten und der BMW-Pilot sicherte sich seine erste Pole Position seit über zwei Jahren.
Neben Turkington gesellte sich BTC-Honda-Pilot Josh Cook in die zweite Startreihe, der über dieses Ergebnis mehr als erstaunt war, da er als Tabellenführer eigentlich das schwerste Fahrzeug im Feld hatte. Knapp dahinter platzierte sich kaum minder überraschend Ashley Sutton im Subaru, der gemeinhin eigentlich als nicht besonders gutes Auto für eine schnelle Runde gilt. Auf den weiteren Positionen qualifizierten sich Chris Smiley, Sam Tordoff, Tom Ingram, Dan Cammish, Matt Neal, Tom Oliphant und Rob Collard.
Wie bereits in Brands Hatch spielte die Reifenwahl auch in Donington wieder eine entscheidende Rolle. Dieses Mal hatte Dunlop aber nicht die weiche Mischung, sondern den härteren Reifen als Optionsreifen bereitgestellt. Das hieß, dass in einem der drei Läufe die harte Mischung, die in Donington bis zu einer Sekunde langsamer als die weiche war, aufgezogen werden musste. Die meisten Fahrer entschieden wegen dieses enormen Performance-Abfalls den harten Reifen, erst im dritten Lauf zu fahren. Von den weiter vorne platzierten war es einzig Josh Cook der bereits im ersten Lauf den harten Reifen wählte.
Cooks Taktik sah ursprünglich so aus, dass er als Tabellenführer mit dem hohen Zusatzgewicht ohnehin keine Chance in Quali und erstem Lauf haben würde und er daher beides – Zusatzgewicht und harte Reifen – durch ein in Kauf genommenes schlechtes Ergebnis im ersten Lauf – los sein würde, um anschließend mit weichen Reifen und leerem Auto das Maximum rauszuholen. Durch den Regen in der Quali und seiner früh in der Session erzielten guten Zeit, war dann sein Startplatz deutlich besser als erwartet bzw. geplant und Cook stand nun mit falschen Reifen weit vorne in der Startaufstellung.
Lauf 1
Die Geschichte des ersten Laufs ist was das Rennen an der Spitze angeht schnell erzählt: Pole-Sitter Colin Turkington erzielte einen sicheren Start-Ziel-Sieg, den er zusätzlich mit der schnellsten Rennrunde garnierte. Der BMW-Pilot war nie gefährdet, hielt seine Verfolger auf sichere Distanz und holte sich somit seinen ersten Saisonsieg und seinen ersten am Steuer des neuen BMW 330i. Ashley Sutton hatte sich Josh Cook beim Start geschnappt und holte sich, in gleicher souveräner Weise wie Turkington, Platz zwei.
Josh Cook dagegen konnte seine gute Position erwartungsgemäß auf den falschen Reifen nicht halten und hielt nach einer längeren Safety-Car Phase einen ganzen Zug von Fahrzeugen hinter sich auf. Attacken von Tordoff und Smiley konterte Cook teilweise zu hart, so dass diese wiederum Plätze an Tom Oliphant verloren und es zu weiteren turbulenten Szenen hinter ihm kam. Pech für Cook: Da er härter als es angemessen gewesen wäre, verteidigte, handelte er sich durch eine Berührung mit Tordoff einen Plattfuß ein und musste zum Reifenwechsel an die Box, was ihm letzten Endes den letzten Platz aller klassierten Fahrzeuge einbrachte.
Der dritte Platz hinter Turkington und Sutton ging am Ende mit Tom Oliphant an einen weiteren BMW. Oliphant war nur von Platz neun gestartet, hatte aber bereits beim Start einige Positionen gut gemacht und dann unter anderem vom Chaos, das Josh Cook verursacht hatte, profitiert. Nachdem Sam Tordoff, der bis dato auf Platz drei gelegen hatte, beim Anbremsen der Schikane vor Start-Ziel aufs Gras geriet und sich von der Strecke drehte, erbte Oliphant schließlich kampflos dessen Platz und fuhr diesen mühelos ins Ziel.
Ein Honda-Toyota-Quartett bestehend aus Matt Neal, Tom Ingram, Dan Cammish und Chris Smiley landete dahinter auf den Rängen vier bis sieben. Ingram schien zwar schneller als Neal fahren zu können, riskierte aber keine Attacke, da er seinerseits Cammish und Smiley stets im Rückspiegel hatte. Mit etwas Abstand komplettierten dahinter Tom Chilton sowie die beiden Vauxhall von Jason Plato und Rob Collard die Top Ten. Auf den weiteren Punkterängen landeten Rory Butcher, Senna Proctor, Sam Tordoff, Aiden Moffat nach starker Aufholjagd nachdem er zuvor in einen Startunfall verwickelt war (s.u.) sowie Jack Goff.
Begonnen hatte das Rennen in der ersten Runde mit einem Schreckmoment: Nachdem ihn Rob Collard bei der Anfahrt zur Old Hairpin seitlich angeschoben hatte, drehte sich Andrew Jordan quer durchs Feld und wurde ausgerechnet direkt auf Höhe der Fahrertür breitseits von Adam Morgan und dann ein weiteres Mal von Stephen Jelley getroffen. Auch Matt Simpson, Ollie Jackson, Jake Hill und Aiden Moffat wurden in den Unfall verwickelt und bis auf Jelley und Moffat war das Rennen für alle Beteiligten beendet. Insbesondere die Autos von Jordan und Morgan hatte es böse erwischt und auch beide Fahrer wurden ordentlich durchgeschüttelt. Jordans BMW hat es wegen des seitlichen Einschlags derart zerlegt, dass das Team derzeit noch über einen kompletten Neuaufbau mit einer neuen Rohkarosse nachdenkt.
Jordan wurde sicherheitshalber zur weiteren Untersuchung ins Krankenhaus gebracht, wo aber zum Glück keine schweren Verletzungen festgestellt wurden. Für den Rest des Tages war der Laufsieger aus Brands Hatch aber trotzdem nur noch Zuschauer. Bis zu den nächsten Rennen in Thruxton wird die TOCA den für den Unfall ursächlichen Kontakt zwischen Jordan und Collard genauer untersuchen und gegebenenfalls über eine mögliche Bestrafung entscheiden. Seine persönliche Sicht auf die Dinge und die „Driving Standards“ in Donington hat Andrew Jordan derweil hier bereits mitgeteilt.
Adam Morgans Team vollbrachte derweil ein wahres Meisterstück, indem zwischen Lauf 1 und 2 die komplett zerstörte Front seines Mercedes ausgewechselt wurde und das Auto rennfertig für den zweiten Lauf in der Startaufstellung stand. Insgesamt dauerte die Safety-Car-Phase zur Bergung der kreuz und quer gestrandeten Autos volle sechs Runden. Eine weitere Safety-Car-Phase gab es dann nur zwei weitere Runden nach dem Restart, als Nic Hamilton nach vermeintlichem Kontakt mit Aiden Moffat hart in die Boxenmauer einschlug, aber ebenfalls glücklicherweise unverletzt blieb und zu den beiden weiteren Läufen antreten konnte.
Lauf 2
Wie gut der neue BMW, der laut Turkington noch immer nicht ausgetestet ist, ist, zeigte der amtierende Champion im zweiten Lauf, als er seinen Start-Ziel unangefochten wiederholte und souverän Saisonsieg Nummer zwei einfuhr. Unglaublich aber war: Colin Turkington hat damit jetzt schon doppelt so viele Siege, wie in der vergangenen Saison, als ihm dank hervorragender Konstanz ein einziger Sieg bei der Fahrt zum Titel gereicht hatte.
Ashley Sutton hielt sich lange auf Position zwei, musste sich aber am Ende Matt Neal geschlagen geben, der ein sehr starkes Rennen hinlegte. Den letzten Podiumsrang konnte Sutton aber immerhin gegen Tom Chilton verteidigen, der in Neals Fahrwasser ebenfalls mehrere Positionen gut gemacht hatte und am Ende Vierter wurde. Die weiteren Positionen kann man allesamt mehr oder weniger als Überraschungen einstufen: Ein wieder einmal sehr starker Rory Butcher sicherte sich im AmD-Tuning-Honda Platz fünf gefolgt von den beiden Vauxhalls mit Jason Plato und Rob Collard.
Auf Platz acht querte fast schon sensationell Josh Cook die Ziellinie, der ja nur von ganz hinten gestartet war, aber jetzt wie geplant mit den weicheren Reifen und ohne Gewicht das volle Potenzial des in dieser Saison sehr schnellen BTC-Hondas abrufen konnte. Eigentlich hatte Cook kurz vor Rennende schon auf Platz sieben gelegen, kollidierte beim Kampf um die sechste Position aber in Redgate Corner mit Tom Oliphant, wodurch die beiden Vauxhalls vorbeigehen konnten. Für Oliphant, der in diesem Lauf nicht das Tempo seines Teamkollegen Turkington gehen konnte, war das Rennen durch die Kollision ruiniert und Josh Cook, der eindeutig als alleiniger Verursacher auszumachen war, hatte Glück, dass er mit einer mündlichen Verwarnung seitens der Rennkommissare davonkam.
Jake Hill und Tom Ingram komplettierten die Top Ten und Olli Jackson, Adam Morgan mit dem runderneuerten Mercedes, Dan Cammish, Sam Tordoff und Carl Boardley landeten auf den weiteren Punkterängen. Ingram hatte sich in diesem Lauf wacker gehalten, da er sich dazu entschieden hatte, die härteren Reifen aufzuziehen. Zwar verlor der Toyota-Pilot einige Positionen, schaffte aber mit dem zehnten Platz erfolgreiche Schadensbegrenzung und war nun einer der wenigen Fahrer, die für den dritten Lauf den besseren Medium-Reifen zur Verfügung hatten.
Für Aufregung und eine Safety Car-Phase hatte im zweiten Lauf Ex-Formel 1-Pilot Mark Blundell gesorgt, der bei der Anfahrt zur Schikane mit dem MG von Sam Osborne aneinandergeriet und sich bei hohem Tempo zur Kurveninnenseite wegdrehte und nur durch viel Glück keinen weiteren Kontrahenten abräumte. Blundell, der sich bei seinem BTCC-Debüt bisher nicht leichttut, wurde wegen des Vorfalls mit zwei Strafpunkten belegt.
Lauf 3
Tom Ingrams gute Ausgangsposition für den dritten Lauf dank der weicheren Reifen wurde bei der Auslosung zur Startaufstellung noch maximal verbessert, als er auf die Pole Position gelost wurde. Gefahr drohte Ingram aber unmittelbar aus der zweiten Startreihe: Mit Josh Cook und Rob Collard fanden sich die beiden einzigen anderen weich bereiften Piloten innerhalb der Top Ten ausgerechnet direkt hinter ihm. Beim Start verteidigte „Tingram“ aber erfolgreich seine Führung, während Collard sich Cook schnappte und beide recht schnell am vom Platz zwei gestarteten Jake Hill vorbeigehen konnten. Bis zum Rennende konnte Rob Collard zwar einige Zehntel von Ingrams zwischenzeitlich herausgefahrenem Vorsprung abknabbern, konnte Ingram aber nie wirklich gefährlich werden.
Vor über 4.000 Toyota-Mitarbeitern aus einem nahe gelegenen Werk, die zum Rennen eingeladen worden waren, holte Ingram sich seinen ersten Saisonsieg 2019 und den Debütsieg des neuen Toyota Corolla, der zugleich den ersten werksseitigen Sieg eines Toyotas in der BTCC seit 26 Jahren bedeutete. Rob Collard holte sich in einem starken Rennen seine erste Podiumsplatzierung auf einem Fronttriebler nach etlichen Saisons, die er am Steuer eines heckangetriebenen BMWs verbracht hat. Josh Cook konnte Collard nicht wirklich gefährlich werden und genügte sich mit Platz drei. Wie erwartet waren damit alle drei weich bereiften Piloten auf dem Podium gelandet, während sich der Rest des Feldes, der größtenteils auf den harten Reifen fahren musste, um die restlichen Plätze duellierten.
Mit einer eindrucksvollen Leistung ging der „Best oft he Rest Award“ an Rory Butcher, der sich lange in Schlagdistanz zu Collard und Cook halten konnte und mittlerweile bei allen Rennen in dieser Saison in den Punkten gelandet ist. Außer ihm ist das nur Tom Ingram und Tom Chilton gelungen, alle weiteren Fahrer haben bisher schon mindestens eine Nullnummer hingelegt. Hinter Butcher landete Ash Sutton auf dem fünften Platz nachdem er kurz vor Rennende noch an Jake Hill vorbeigehen konnte, der Sechster vor Jason Plato wurde. Adam Morgan wurde Siebter nachdem er Colin Turkington auf den achten Rang verweisen konnte. Dan Cammish, Chris Smiley, Tom Chilton, Tom Oliphant, Aiden Moffat und Sam Tordoff komplettierten die Punkteränge. Matt Neal landete nach seinem starken zweiten Lauf überraschenderweise nur auf dem enttäuschenden 18. Rang.
Nachdem der Saisonauftakt in Brands Hatch noch erstaunlicherweise komplett ohne Safety-Car-Phasen ausgekommen war, musste das Führungsfahrzeug in Donington in jedem der drei Läufe mindestens je einmal ausrücken. Im dritten Lauf war es ein kurioser Zwischenfall in der ersten Runde, bei dem drei der vier VW CC des HARD-Teams stark beschädigt wurden, der eine längere Bergungsaktion notwendig machte. Bei der Anfahrt zur Old Hairpin drehten sich die VWs von Carl Boardley und Michael Crees im Parallelflug – aber ohne miteinander in Kontakt zu stehen – bei hoher Geschwindigkeit von der Strecke und schlugen in die Streckenbegrenzung ein, während dahinter Jack Goff im dritten VW mit Nic Hamilton aneinandergeriet, sich zur Kurveninnenseite wegdrehte und am Scheitelpunkt ausgerechnet wieder Nic Hamilton traf und abräumte. Viel Schrott, aber zum Glück keine Verletzten waren die Folge der drei voneinander getrennten Zwischenfälle.
Meisterschaft und Ausblick
In der Meisterschaft führt nach nunmehr 6 von 30 absolvierten Läufen Ashley Sutton vor Josh Cook (-3), Colin Turkington und Tom Chilton (beide -5) sowie Rory Butcher (-6). Den größten Sprung in der Tabelle hat Colin Turkington gemacht, der dank der beiden Siege von Platz 13 auf Tabellenplatz 3 nach vorne gekommen ist. Rory Butcher und Tom Chilton glänzen vor allem durch Konstanz, während sich Cooks gute Punkteausbeute auch in der Teamwertung widerspiegelt, in der BTC Racing nur einen Punkt hinter Team BMW und noch vor dem Honda-Werksteam Dynamics liegt.
Hier geht es zu allen Meisterschaftsständen sowie zu den Rennergebnissen der drei Läufe aus Donington.
Die nächsten drei BTCC-Läufe finden am 19.5. in Thruxton statt, wo uns das Thema Reifenwahl erspart bleibt, da in Thruxton alle drei Läufe ausnahmslos auf der härtesten Reifenmischung gefahren werden. Im letzten Jahr gewannen Matt Neal, Josh Cook (damals noch im Vauxhall) und Adam Morgan die drei Rennen. Generell sollte man in Thruxton vor allem die Hondas als besonders stark einschätzen. Aber auch den Vauxhalls dürfte der Kurs in der Grafschaft Northhamptonshire gut liegen und mit Sicherheit kann man auch die BMWs den bisher gezeigten Leistungen mit an der Spitze erwarten. Schwer dürften sich dagegen die Subarus tun, denen ja nach wie vor Leistung fehlt, was auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Thruxton natürlich besonders stark ins Gewicht fällt.
Fotos: btcc.net
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[…] WSR-Team kam dieser Erfolg natürlich geradezu perfekt nach dem schweren Unfall vor drei Wochen in Donington. Zur Erinnerung: Beim ersten Lauf in Donington wurde Jordan in einen bösen Startunfall verwickelt, […]
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