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Blancpain GT World Challenge Europe: Saisonvorschau 2019

von Philipp Körner
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Mit einem neuen, aber ansonsten vielen bekannten Namen startet der Sprint-Ableger der Blancpain GT Series am Wochenende in seine neue Saison. Überzeugende 26 Nennungen haben sich dafür in der ersten Nennliste des Jahres eingefunden und versprechen einen sehenswerten Titelkampf, der auch wieder auf dem Nürburgring eine Bühne finden wird.

Nach dem Auf und Ab der letzten Jahre herrschte im Zuge der Veröffentlichung der Entry List für Brands Hatch sichtlich Erleichterung beim Team der SRO. So konnte man sowohl die ominöse Marke von 20 Boliden locker überspringen als auch eine okaye Vielfalt an Herstellern in das Championat locken. Wenig überraschend dominieren hier jedoch weiterhin GT3-„Volumenmarken“ wie Audi (zwölf neue R8 LMS GT3), Lamborghini (vier neue Huracán GT3) und Mercedes (fünf AMG GT3). Die einzigen beiden halbwegs exotischen Hersteller sind Aston Martin (zwei neue Vantage AMR GT3) und Ferrari (drei 488 GT3). Ebenso überraschungsarm fällt der Rennkalender für die Saison 2019 aus, der viele Klassiker und einen durchaus beliebten Rückkehrer beinhaltet. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Aspekte der anstehenden Saison:

Historie

Auch wenn die europäische Sprint-Veranstaltungsreihe durchaus bekannt sein sollte, bietet sich hinsichtlich des Namenswechsels ein kurzer erklärender Rückblick auf die letzten Jahre an.

Die ausrichtende SRO Motorsports Group selbst nennt das Jahr 2013 als Ausgangspunkt ihres Sprint-Championats, als es unter dem Namen FIA GT Series die Lücke der kollabierten FIA GT1 World Championship auffüllte und viele Elemente der FIA GT3 European Championship übernahm. Der an die FIA GT Championship (1997 bis 2009) angelehnte Name wurde jedoch bereits ein Jahr später in Blancpain Sprint Series abgeändert – ein Bruch mit der langen FIA-Vorgeschichte. Zusammen mit der Blancpain Endurance Series (seit 2011) entstand 2014 dadurch die Blancpain GT Series.

Um diese Verbindung zwischen den beiden Schwesterserien noch mehr zu verdeutlichen, folgte dann 2016 eine neue Cup-Nomenklatur: Blancpain GT Series Endurance Cup und Blancpain GT Series Sprint Cup. Während auf der Langstrecke bis heute um Cup-Titel gekämpft wird, erhielt die Sprint-Serie nun über den Winter den Namen Blancpain GT World Challenge Europe. Dadurch soll eine Angleichung mit den Ablegern in Amerika und Asien geschaffen werden, die denselben Namensstamm haben. Gleichsam gehört die World Challenge Europe aber weiterhin der Blancpain GT Series an. Verdammt kompliziert? Ja, aber mit einem höheren Ziel!

Durch die Angleichung der weltweiten Sprint-Serien soll in den nächsten Jahren nämlich ein Gegenstück zur Intercontinental GT Challenge entstehen, mit dessen Hilfe sich Hersteller zu inoffiziellen GT3-Sprint-Weltmeistern krönen können. Im ersten Jahr formen allerdings nur Ferrari und Mercedes alibimäßig die Liste der genannten Titelanwärter. Dies wird man, indem man Fahrer in den jeweiligen Serien nominiert und die weltweit erkämpften Punkte querrechnet. Ob sich ein Titel in der gesamtheitlichen Blancpain GT Word Challenge als erstrebenswertes Ziel herausstellt, wird die Zukunft zeigen. Zunächst es sie aber erstmal eines: ziemlich verwirrend.

Format

Sitzungen und Punkte: Auch in diesem Jahr finden wieder traditionell zwei 60-minütige Rennen statt, die nach der Punktereform 2018 anhaltend gleichberechtigt sind. Analog dazu werden zwei Qualifikationen ausgetragen, die in der Regel als einheitliche Session mit einer kleinen Pause dazwischen am Samstag angesetzt sind. (Klassen-)Polesetter (Fahrer und Team) erhalten hierbei nach Q1 und Q2 jeweils einen Punkt. Der Zählerschlüssel für die beiden Rennen, der ebenfalls für alle Wertungen einzeln gilt, setzt sich so zusammen:

1 – 16,5
2 – 12
3 – 9,5
4 – 7,5
5 – 6
6 – 4,5
7 – 3
8 – 2
9 – 1
10 – 0,5

Die halben Punkte sind hierbei auf eine Neugewichtung zurückzuführen, die im Zuge des Abschaffens des sogenannten Quali-Rennens nötig wurde.

Feld und Stopps: Das Fahrerfeld besteht aus Duos, deren Fahrer je nach Klasse (Pro, Silver Cup, Pro-Am Cup und Am Cup) von spezifischen Einstufungen abhängen. Für die Fahrerwechsel gibt es sogenannte Pflichtboxenstoppfenster, die in den mittleren zehn Minuten der Läufe aktiv sind. Im Gegensatz zu anderen GT3-Serien ist ein Reifenwechsel obligatorisch (A mandatory pit stop for changing drivers and all 4 tyres is to be carried out during each of the 2 races) und Mindeststandzeiten werden von der Rennleitung höchstens in Klassen mit Amateurbeteiligung ausgegeben (A minimum pit stop time may be imposed for the Pro-Am and/or Am Categories for Sprint races).

Sonstiges: Der Chronistenpflicht zuliebe sei zudem noch festgehalten, dass es wieder eine Streckentyp-basierte Balance of Performance, Einheitsreifen von Pirelli und ein Tankverbot in den Rennen gibt.

Kalender

Der Blick in die Laufübersicht der Blancpain GT World Challenge Europe 2019 zeigt vor allem eines: Konstanz. Mit der anspruchsvollen GP-Schleife von Brands Hatch, dem winkligen Motorradkurs in Misano (ohne Nachtrennen) sowie den GP-Varianten des Nürburgrings und des Hungarorings hat man nämlich den Stamm der letzten Jahre beibehalten.

Zolder musste allerdings dem zurückkehrenden Dünenkurs in Zandvoort weichen, auf dem Mitte Juli um Siegerehren gekämpft werden wird. Dort wurde in der Vergangenheit von Prozessionen bis hin zu Dramen alles geboten. Von daher sollte man das Gastspiel an der Nordseeküste erstmal abwarten. Alles in allem ist die Event-Auswahl aber wieder recht gelungen, ein Highlight-Wochenende auf einer etwas aufregenderen, einzigartigeren Strecke würde trotzdem nicht schaden. In der jüngeren Vergangenheit gastierte die Sprint-Serie ja unter anderem für Stadtrennen in Baku.

Die Rennwochenenden in der Übersicht:

04. – 05. Mai 2019 – Brands Hatch Grand Prix Circuit (Großbritannien)
28. – 30. Juni 2019 – Misano World Circuit Marco Simoncelli (Italien)
12. – 14. Juli 2019 – Circuit Zandvoort (Niederlande)
30. August – 01. September 2019 – Nürburgring (Deutschland)
06. – 08. September 2019 – Hungaroring (Ungarn)

Feld (PDF)

Obwohl es nur die erste Event-Nennliste von insgesamt fünf ist, lässt sich aus der Übersicht für den Lauf in Brands Hatch bereits sehr vieles über das 2019er Starterfeld erschließen. Mit insgesamt 26 Fahrzeugen liegt man vier Boliden über dem Vergleichswert aus dem letzten Jahr und ganze acht Boliden unter der Auftaktnennliste der Saison 2017. Im Mittel gesehen dürften die Beteiligten also recht zufrieden sein.

In der Pro-Klasse sind für den Auftakt 13 Boliden gemeldet. Im Silver Cup werden sieben Fahrzeuge an den Start gehen und damit zwei mehr als im Pro-Am Cup. Angesichts eines einsamen HB Racing Ferrari 488 GT3 (Jens Liebhaser/Florian Scholze) ist der Am Cup heuer sportlich komplett irrelevant.

Pro

In der höchsten Division sind insgesamt vier Marken vertreten: Aston Martin, Audi, Lamborghini und Mercedes. Jede Marke hat mindestens eine titelfähige Speerspitze im Aufgebot, aber auch abseits davon herrscht eine hohe Qualität.

Aston Martin

Nachdem die Schweizer von R-Motorsport mit viel eigenem Aufwand das teils blutarme GT3-Projekt von Aston Martin international wiederbeleben konnten, sind sie zu einer ernstzunehmenden Größe in den Sphären der SRO-Serien herangewachsen. Dementsprechend darf ihr neuer Vantage GT3 zunächst keinesfalls unterschätzt werden. Durch das parallele Engagement in der DTM fehlen jedoch die klassischen Vorzeigefahrer des Projekts. Die Vertretungen Ricky Collard und Marvin Kirchhöfer sind allerdings sehr solide Vertreter ihrer Zunft. Ob dieses Niveau in einem einzelnen Pro-Auto im harten Kampf gegen etliche Audi, Lamborghini und Mercedes reichen wird, ist eine der interessantesten Storylines der neuen Saison.

#76 R-Motorsport Aston Martin Vantage AMR GT3 (Ricky Collard/Marvin Kirchhöfer)

Audi

Mit acht neuen Audi R8 LMS GT3 Evo stellen die Ingolstädter den Hauptanteil der Pro-Klasse. Dabei können sie gleich auf mehrere starke Einsatzteams vertrauen, die teilweise wie R-Motorsport eine Doppelbelastung mit der parallelen DTM haben. Das international bekannteste davon ist das titelverteidigende Belgian Audi Club Team WRT, das gleich zwei Pro-Boliden einsetzen wird:

#1 Belgian Audi Club Team WRT R8 LMS GT3 Evo (Ezequiel Perez Companc/Dries Vanthoor)
#2 Belgian Audi Club Team WRT R8 LMS GT3 Evo (Charles Weerts/Christopher Mies)

Bei beiden Paarungen galten die nominell schwächeren Piloten jedoch bislang als höchstens mittelmäßig und lassen Raum für einen größeren Leistungssprung.

Auch das zweite Team der Audi-Armada ist ein Urgestein der GT3-Szene und kennt den R8 LMS wie seine Westentasche. Da Phoenix Racing aber auf zwei sehr junge Fahrer setzt, muss man die ersten Rennen der deutschen Equipe ebenfalls erstmal abwarten.

#5 Phoenix Racing Audi R8 LMS GT3 Evo (Kim-Luis Schramm/Frank Stippler)
#11 Phoenix Racing Audi R8 LMS GT3 Evo (Finlay Hutchison/Frédéric Vervisch)

Gleiches Spiel, andere Landsmänner – auch bei den Franzosen von Saintéloc Racing hat man auf ein ausgeglichenes Niveau innerhalb der beiden Duos verzichtet. Dafür sind die zwei genuinen Profi-Piloten gleichfalls über jeden Zweifel erhaben. Angesichts des Aufwärtstrends zum Ende der letzten Saison ist in diesem Jahr sogar eine nennenswerte Rolle für die Franzosen denkbar.

#25 Saintéloc Racing Audi R8 LMS GT3 Evo (Simon Gachet/Christopher Haase)
#26 Saintéloc Racing Audi R8 LMS GT3 Evo (Steven Palette/Markus Winkelhock)

Eine kleine Überraschung des vergangenen Jahres waren die Deutschen von Attempto Racing. Über das Sprint-Jahr hinweg konnte man einige starke Top-5-Resultate einfahren und sogar mit einem Sieg in Zolder glänzen. Angesichts der bereits vorgestellten Konkurrenz ist der Profi-Fahrerkader als durchweg solide zu bezeichnen.

#55 Attempto Racing Audi R8 LMS GT3 Evo (Steijn Schothorst/Nick Foster)
#66 Attempto Racing Audi R8 LMS GT3 Evo (Kelvin van der Linde/Clemens Schmid)

Lamborghini

Die letzte Sprint-Saison des GRT Grasser Racing Teams war im klischeehaftesten Sinne von Licht und Schatten geprägt. Neben Podienerfolgen zählte nämlich auch SD-Card-Gate zu den entscheidenden Episoden des Jahres 2018. Diese unliebsame Entwicklung sei nun aber erstmal aus der kollektiven Erinnerung gelöscht, denn angesichts des überragenden Weltdebüts der neuen Evo-Spezifikation muss GRT als ein Favorit in die neue Saison gehen.

#63 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 Evo (Christian Engelhart/Mirko Bortolotti)

Moment, es folgt noch mehr zum Thema Lamborghini in der Pro-Klasse, fragt Ihr Euch nun vielleicht? Ja und wie! Mit dem Orange 1 FFF Racing Team hat die Kampfstiermarke nämlich ihren Vorzeigekunden aus Asien nach Europa gebeten. Ein deutliches Zeichen für die Ambitionen für die Saison 2019!

#563 Orange 1 FFF Racing Team Lamborghini Huracán GT3 Evo (Andrea Caldarelli/Marco Mapelli)

Mercedes

In der Gesamtheit hat Mercedes auf dem Papier die zwei stärksten Fahrerpaarungen zu bieten. Dazu kommen zwei extrem performante Einsatzteams und natürlich das bislang noch kompletteste Auto im gesamten GT3-Feld. Es wäre schon eine große Enttäuschung, wenn weder Black Falcon noch das AKKA ASP Team samt seinem Meisterfahrer Raffaele Marciello um die Gesamttitelehren kämpfen können.

#4 Black Falcon Mercedes AMG GT3 (Luca Stolz/Maro Engel)
#88 AKKA ASP Team Mercedes AMG GT3 (Vincent Abril/Raffaele Marciello)

Silver Cup

Seit seiner Einführung vor einigen Jahren hat sich der Silver Cup zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt. Die exklusive Klasse für Fahrer mit Silber-Einstufung zeigt regelmäßig interessante Rennen und bietet ein echtes Sprungbrett für Talente. Mit sieben Nennungen hat das Divisionsfeld heuer zudem einen guten Umfang zu bieten.

So haben viele GT3-Top-Teams die Chance für weitere Nennungen in dieser Klasse genutzt und kluge Paarungen zusammengestellt. Neben dem Belgian Audi Club Team WRT (#10/#17) treten auch Attempto Racing (#56), R-Motorsport (#62), das AKKA ASP Team (#89/#90) und das Orange 1 FFF Racing Team (#555) dort an. Nennenswerte Beispiele für namhafte Silber-Fahrer sind Rik Breukers (#10 WRT Audi), Shae Davies (#17 WRT Audi), Mattia Drudi sowie Milan Dontje (#56 Attempto Audi), Nico Bastian (#89 AKKA ASP Mercedes) und Fabian Schiller (#90 AKKA ASP Mercedes).

Pro-Am Cup

Nach einer schwierigen letzten Saison meldet sich der Pro-Am Cup heuer wieder nachdrücklich zurück. Die fünf Teilnehmer sind allesamt spannend besetzt und versprechen guten Klassensport. Aus diesem Grund sind sie im Folgenden auch einfach nur genannt – der Ball für mutige Einschätzungen liegt damit in Eurem Feld:

#24 Saintéloc Racing Audi R8 LMS GT3 Evo (Nyls Stievenart/Stéphane Ortelli)

#52 AF Corse Ferrari 488 GT3 (Louis Machiels/Andrea Bertolini)

#87 AKKA ASP Team Mercedes AMG GT3 (Jean-Luc Beaubelique/Jim Pla)

#333 Rinaldi Racing Ferrari 488 GT3 (Rinat Salikhov/David Perel)

#519 Orange 1 FFF Racing Team Lamborghini Huracán GT3 Evo (Hiroshi Hamaguchi/Phil Keen)

Was jetzt noch wichtig ist

Da das Rennwochenende in Brands Hatch erst am Samstag startet, fallen die Schlussnotizen diesmal vergleichsweise kurz aus. Neben den TV/Stream Zeiten, die Informationen zum Zeitplan des gesamten SRO-Rennwochenendes enthalten, seid Ihr noch auf das übergeordnete Live-Timing-Portal der Blancpain GT Series verwiesen. Beide Links sollten auch Informationen zur unterstützenden GT4 European Series umfassen. AccuWeather sagt für den Rennsonntag momentan noch trockene aber wolkenreiche Bedingungen voraus.

Bilderquelle/Copyright: Blancpain GT World Challenge Europe (SRO)


In Memoriam

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