Unter verschiedensten Bedingungen fand der Auftakt der DTM in Hockenheim statt. Dominiert wurde das Wochenende von Marco Wittmann und Rene Rast.
Die Vorberichte zur neuen DTM Saison waren in vielen Medien schon etwas befremdlich. Zumeist probierte man irgendwie den Einstieg von R-Motorsport mit James Bond zu verbinden oder es ging um Ferdinand „von“ Habsburg, der eigentlich Kaiser in Österreich hätte werden können. Im Endeffekt ist Ferdinand Habsburg vom Thron Österreichs genauso weit entfernt wie James Bond von der DTM und man hätte einfach über die spektakulären neuen Fahrzeuge schreiben sollen. Die Wagen rutschen jetzt deutlich mehr auf der Strecke und die Rundenzeiten sind fast 3,5 Sekunden unter dem Vorjahresniveau. Zudem sehen die Fahrzeuge mit der verringerten Aerodynamik und dem neuen Heckflügel deutlich besser aus und haben sich dem Vorbild der GT500 genähert. Insgesamt hätte es also genügend interessante neue Faktoren gegeben und dann waren die Rennen auch noch ganz gut.
Rennen 1
Der Samstag war von regnerischen Bedingungen geprägt und so fand bereits das Qualifying auf einem nassen Hockenheimring statt. Besondere Probleme hatte damit das Fahrzeug von Philipp Eng, da es zu technischen Problemen kam und Eng konnte keine Rundenzeit setzen. An der Spitze war es dann ein Zweikampf zwischen Marco Wittmann und Mike Rockenfeller, bei dem Wittmann die bessere Zeit setzen konnte. Nur 0,066 Sekunden betrug der Abstand zwischen den beiden, doch Paul Di Resta im R-Motorsport Aston Martin lag bereits fast eine ganze Sekunde zurück und konnte damit noch den dritten Startplatz erreichen. Titelfavorit Rene Rast konnte sich den vierten Rang sichern und das mit 1,2 Sekunden Rückstand.
Die Bedingungen beim Rennstart hätten einen Start hinter dem Safety Car legitimiert, jedoch hat man sich für drei Einführungsrunden und ein stehenden Start entschieden. Diesen konnte Wittmann für sich entscheiden und Di Resta war in der Lage seinen dritten Platz zu verteidigen. Verlierer aus dem Spitzenfeld war Rockenfeller, der vom zweiten auf den vierten Rang zurückgefallen ist und dafür konnte Robin Frijns sich vom fünften auf den dritten Rang verbessern. Einige Plätze verlor zudem Rast, der in der ersten Kurve noch mit Glock kollidierte und diesen in einen Dreher schickte. Für mich war es ein Rennunfall bei dem Rast etwas mehr Schuld trägt, aber auch Glock hätte mehr Platz lassen können.
Die ersten Anzeichen für ein schlechtes Rennen Di Restas zeigten sich in der ersten Runde, als er sowohl Rockenfeller als auch Rast vorbeilassen musste. Für einen Markenkollege Ferdinand Habsburg verlief die Startphase noch schlechter und er musste bereits nach der zweiten Runde aufgeben. Witzigerweise wird sein Name in der Garage als Ferdinand von Habsburg geschrieben, obwohl er offiziell nur Ferdinand Habsburg heißt. Zusätzlich musste man in den letzten Tagen in den Zeitung immer wieder irgendwelche Geschichten lesen, die von seinen Vorfahren handeln. Das ganze mag zwar Unterhaltsam sein, wird aber auf die Dauer nervig. Fahrerisch konnte Habsburg am Samstag nicht überzeugen, nachdem es bereits im Qualifying nur für den 17. Rang reichte.
Di Resta konnte zunächst den fünften Rang behaupten, aber nach fünf Runden lag er bereits 18 Sekunden hinter Wittmann und verlor pro Runde 4-5 Sekunden. In der Führungsgruppe kamen währenddessen Rockenfeller und Rast an Frijns vorbei, für den das Tempo an der Spitze zu schnell war. Relativ schnell konnten beide dann auch an Wittmann heranfahren, aber ein Überholversuch probierte keiner der beiden. Im Mittelfeld war es vor allem Glock, der mit guten Rundenzeiten nach vorne fuhr und bereits nach wenigen Runden wieder in den Top 10 war. Hierbei konnte er konstant die gleichen Zeiten wie die Führungsgruppe fahren. Besonders aus dem hinteren Teil des Feldes waren schon einige Fahrer früh in der Box um neue Regenreifen zu holen. In der elften Runde hat Rockenfeller dann Rast vorbeigelassen in der Anfahrt zur Spitzkehre, da Rockenfeller langsamer wurd und Zeit auf Wittmann verlor
Eine positive Überraschung im Qualifying und Rennen war Sheldon van der Linde. Er konnte sich bei seinem Debüt für den siebten Startrang qualifizieren und er verbesserte sich im Rennen sogar auf den sechsten Rang. Damit wurde er drittbester BMW-Pilot. Ein katastrophales Rennen setzte sich für Di Resta fort in der 16. Runde, als er mit Reifenproblemen zum Boxenstopp kam und zwei Runden später das Rennen aufgeben musste. Auch Jamie Green kämpfte mit Problemen und hatte eine leichte Kollision mit Jonathan Aberdein, der ein gutes Debüt zeigte. Zwischenzeitlich lag er in den Top 10 und sein eigenes Team zerstört am Ende sein Rennen. Während die Strecke noch nass war, holte man ihn in der 21. Runde zum Stopp in die Box und gab ihm Slicks. Die Strategie ging nicht auf und Aberdein verlor 10 – 15 Sekunden pro Runde, sodass es am Ende nur der 15. Platz wurde. Sein Teamkollege Pietro Fittipaldi profitierte von den Bedingung und erreichte mit dem zehnten Rang seinen ersten Punkt in der DTM.
Die Führungsgruppe ging erst in den letzten sechs Runden an die Box und dabei bleiben die Positionen unverändert. Erst ein Problem mit dem Getriebe bremste Rast zunächst ein und stoppte ihn dann komplett. Ein Problem gab es auch beim Boxenstopp von Jake Dennis, der dadurch noch seinen achten Rang verlor und nur als elfter gewertet wurde. Damit war Daniel Juncadella erster Fahrer für R-Motorsport und Aston Martin mit Punkten in der DTM erzielen, da er auf dem neunten Rang ins Ziel kam. Gewonnen hat das Rennen Marco Wittmann vor Mike Rockenfeller und Robin Frijns. Durch eine starke Aufholjagd konnte sich Timo Glock noch den vierten Rang sichern.
Rennen 2
Trockene Bedingungen gab es beim zweiten Qualifying und überraschenderweise konnte sich Philipp Eng durchsetzen, nachdem er am Samstag noch mit technischen Problemen zu kämpfen hatte. Der zweite Startplatz ging an den Markenkollegen Marco Wittmann. Die zweite Startreihe beinhaltete mit Robin Frijns sowie Nico Müller zwei Audi-Piloten. Bester Aston Martin Fahrer war Daniel Juncadella auf dem 14. Rang und damit war er noch vor Rene Rast, der sich nur auf dem 16. Rang qualifizierte.
Am Start konnte Eng seine Führung verteidigen, aber hinter ihm übernah Müller den zweiten Rang von Wittmann. Auch Timo Glock erwischte einen guten Start und konnte sich vom fünften Startplatz auf den dritten Rang verbessern. Für die vier Aston Martin Vantage von R-Motorsport ging es in den ersten Runden nach hinten und die Fahrzeuge lagen nach vier Runden auf den letzten Plätzen. Zudem verlor man ca. 2 Sekunden pro Runde auf Eng. Besser verlief es für Rene Rast, der bereits nach fünf Runden auf den elften Rang fuhr. Sein Markenkollege Mike Rockenfeller musste als erster Pilot aufgeben und nach der fünften Runde sein Fahrzeug abstellen. Nur zwei Runden später war auch für Loic Duval durch ein Verbremser in der Sachskurve das Rennen beendet. Am schnellsten reagierte Paul Di Resta mit einem Boxenstopp noch bevor das Safety Car herauskam.
Nachdem dann die Safety-Car-Phase begann, begab sich auch Rast zu einem Stopp in die Box, jedoch wurde ihm dieser nicht als Pflichtstopp angerechnet. Nach nur zwei Runden ging das Safety Car wieder an die Box und Sat.1 befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Werbung, sodass man den Restart nur in einem kleinen Bild verfolgen konnte. Insgesamt war die Leistung von Sat.1 dieses Wochenende sehr mittelmäßig und teilweise hatte man das Gefühl, dass Mielke noch nicht sehr viele Rennen gesehen hat. Mehrmals wurden Fahrer verwechselt und am Samstag hatte man mit Felix von der Laden nach sechs Runden einen weiteren Co-Kommentator in der Kabine. Dabei stellte man Von der Laden nicht als GT4-Rennfahrer vor, sondern als Let´s Player und so behandelte man ihn auch.
Nach dem Restart wurde Sheldon van der Linde von Jamie Green gedreht und auch Marco Wittmann drehte sich nach einem Kontakt mit Pietro Fittipaldi. Für Green und Fittipaldi gab es eine Durchfahrtsstrafe. Das Rennen konnte Green auf dem zehnten Rang beenden, sodass er zumindest einen Punkt erzielte. In nur vier Runden übernahm Rast die Führung, da er durch seine neuen Reifen deutlich schneller war. Pro Runde nahm er Eng ca. 1 Sekunde ab, sodass er sich vor seinem Boxenstopp mehr als zehn Sekunden absetzen konnte. Zudem musste Eng seinen zweiten Rang in der 18. Runde noch an an Frijns abgeben. Auch Di Resta konnte die frischen Reifen nutzen und immerhin in die Top 5 zur Rennhalbzeit hineinfahren.
Als erster aus den Top 3 absolvierte Rast seinen Pflichtstopp, bevor dann Frijns an die die Box kam. Dadurch übernahm Di Resta die Führung, aber durch seine alten Reifen verlor er 3-5 Sekunden pro Runde auf das restliche Feld. Trotzdem fabulierte Mielke, dass Di Resta durchaus das Rennen gewinnen könnte. In Runde 25 musste dann Di Resta aber an die Box, jedoch war der Stopp viel zu spät. Durch seine letzten Runden davor hat er extrem verloren und nach dem Stopp war er wieder bei seinen Aston Martin Markenkollegen. Durch die neuen Reifen konnte er noch einige schnelle Runden drehen und am Ende reichte es für den siebten Rang. Gewonnen wurde das Rennen von Rene Rast, der vom 16. Startplatz in das Rennen ging. Komplettiert wurde das Podium von den beiden Audi-Piloten Nico Müller und Robin Frijns. Unglücklich verlief das Rennen für Jonathan Aberdein der auf dem zwölften Rang ins Ziel kam, aber ohne Probleme beim Boxenstopp hätte er auch eine Platzierung in den Top 10 erzielt.
Insgesamt war es ein durchschnittlicher Saisonauftakt, den Rene Rast mit zwei Siegen hätte dominieren können. Trotz des Sieges von Wittmann scheint Audi momentan der stärkste Hersteller in der DTM zu sein, jedoch fehlt BMW nicht besonders viel und bereits in Zolder könnte BMW wieder vorne sein. Bei Aston Martin wird man in den nächsten Wochen noch die fehlenden Testtage nachholen und hoffentlich den Abstand auf die Konkurrenz verkleinern. Momentan liegt dieser bei ca. 1-2 Sekunden pro Runde und nur dank guter Strategien konnte man bei beiden Rennen in die Punkte fahren. Ein großes Fragezeichen steht hinter den Reifen von Hankook, da besonders die Regenreifen nicht alle gleich gut waren. Hier müsste sich der koreanische Hersteller noch mehr anstrengen, damit in Zukunft kein Fahrer sich über einen schlechten Reifensatz beschweren kann.
Zuschauerzahlen von der Strecke veröffentlicht die DTM/ITR leider nicht mehr, aber besonders am Samstag waren viele Zuschaurränge leer. Am Sonntag sah es besser aus, aber die ehemalige Mercedes-Tribüne war dieses Wochenende gar nicht geöffnet. Zumindest bei Sat.1 konnte man am Samstag bessere Einschaltquoten als noch im Vorjahr erzielen. Letztes Jahr waren es 700.000 Zuschauer und in diesem Jahr konnte man 820.000 Zuschauer am Samstag verzeichnen und Sonntag schalteten sogar 880.000 Zuschauer ein. Die Übertragung selbst war jedoch nicht so richtig überzeugend. Die Streams bei ran.de funktionierten teilweise nicht und zudem musste Mielke jede Situation dramatisieren. Zudem ist unverständlich wieso in der sechsten Runde der neuen Saison ein Gastkommentator mitkommentiert. Weiter geht es für die DTM in zwei Wochen in Zolder.
Fotos: Audi; BMW; DTM
3 Kommentare
Schöne Analyse. Danke dafür. Eine kleine Korrektur hätte ich noch anzumerken. Sheldon van der Linde kam im 1. Rennen auf P6 ins Ziel.
Vielen Dank für den Hinweis! Habe es angepasst.
Hallo Max,
danke für Deine Analyse! Habe den Saisonauftakt auch so wahrgenommen, sportlich und medial.
Die DTM kann tatsächlich ansehnlichen Motorsport abliefern – bis zu dem Punkt ab wann die Stallregie Überhand nimmt.
Weiter so und nochmals Danke!
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