Viel diskutiert wurde über die neue All-Female-Formelserie. Nun wurde endlich auch gefahren. Wie der Saisonauftakt der WSeries am Hockenheimring verlaufen ist.
Erstmals gibt es mit der WSeries eine Serie nur für Frauen. Bekannt ist die neue Kategorie seit September 2018. Im Januar und März wurde dann aus einer Longlist von 55 Fahrerinnen in einer zweistufigen Evaluierung ein Feld von 18 Fahrerinnen ermittelt. Das Auswahlverfahren basierte auf mehreren Faktoren, nicht nur Rennspeed, sondern unter anderem auch Fitness.
An sechs Rennwochenenden im Rahmen der DTM haben die Damen die Möglichkeit sich zu präsentieren. Die Saison geht von diesem Wochenende in Hockenheim bis zum DTM-Event in Brands Hatch am 11.August. Damit füllt die Serie teilweise die Lücke, die die Formel-3-EM hinterlassen hat. Allerdings bietet die Serie nur ein dreißig minütiges Rennen pro Wochenende, was bei Nachwuchsserien eigentlich unüblich ist. Gefahren wird mit dem einheitlichen Tatuus F3 T-318
Die Topfavoritin der Serie war schon vor dem Beginn ziemlich schnell ausgemacht. Die Britin Jamie Chadwick ist nämlich die einzige im Feld, die bereits vorher erfolgreich mit einem Formel-3-Wagen unterwegs war. Sie hatte in der Britischen F3 in Brands Hatch 2018 einen Lauf für sich entscheiden können. Im weiteren Feld zählen die beiden ehemaligen GP3-Fahrerinnen Vicky Piria und Beitske Visser zu den bekanntesten. Die restlichen Teilnehmerinnen sind eher unbekannt.
Training und Qualifying
Jamie Chadwick wurde im Training bereits ihrer Favoritenrolle gerecht. Sowohl bei der ersten Session, die m Trockenen gefahren wurde, als auch bei der verregneten zweiten Trainingssitzung landete die Meisterin der MRF Challenge Formula 2000 Serie auf der ersten Position.
Im Qualifying setzte sie bei auftrocknenden Bedingungen nach nur wenigen Minuten die Bestzeit, welche sie zunehmend verbesserte. Am Ende der Qualifikation war sie mit einer Zeit von 1.58.894 die einzige Pilotin, die die 2-Minuten-Marke unterbot und sicherte sich unangefochten die Pole Position. Nur näher kam ihr die Liechtensteinerin Fabienne Wohlwend mit 1,7 Sekunden Rückstand. Auf den nächsten Positionen folgten Sarah Moore, Emma Kimiläinen und Marta Garcia mit einer Hypothek von mehr als zweieinhalb Sekunden. Die hohen Zeitabstände sind wohl auch auf die immer schneller werdenden Konditionen zurückzuführen, sind aber trotzdem ein Augenmerk für die dominante Performance von Chadwick.
Das Rennen
Beim Start behielt Chadwick die Führung. Im Gegensatz zu Fabienne Wohlwend. Die neben ihr gestartete Ferrari-Challenge-Fahrerin kam nicht so gut weg und fiel auf P5 zurück. In der Haarnadel machte die Britin allerdings einen Fehler, rutschte von der Strecke und verlor so die Führung an Sarah Moore.
An derselben Stelle vertat sich auch die Kanadierin Megan Gilkes und schoss Emma Kimiläinen ab. Für die Finnen, die schon am Start fast stehen blieb und aus den Top-15 hinausfiel, war es deshalb ein vollkommen schlechter Tag.
Fürs Erste war einmal das Safety-Car auf der Strecke. Mit noch 20 Minuten auf der Uhr gab es den Restart- Moore machte schon in Kurve 1 einen leichten Fehler, den Chadwick postwendend nutzte und wieder in Führung ging. In derselben Runde ging auch Alice Powell an Sarah Moore vorbei. Einen Umlauf später vertat sich Sarah Moore in der Haarnadel massiv und fiel auf den sechsten Rang zurück. Marta Garcia, Beitske Visser und Fabienne Wohlwend waren die Nutznießerinnen. Visser konnte aber mit den Top-3 nicht ganz mitgehen und hielt die beiden hinter sich auf. Als Fabienne Wohlwend versuchte an ihr vorbei zu kommen, kam stattdessen Sarah Moore an ihr vorbei.
Im hinteren Feld kämpfte sich währenddessen Miki Koyama, die die letzten Jahre in der japanischen Formel 4 verbracht hatte, langsam in die Top Ten. Sie war von der 17. Position gestartet, arbeitete sich aber bis zum Schluss auf Platz 7 nach vorne.
Vorne passierte in den letzten zehn Minuten nicht mehr besonders viel. Jamie Chadwick kontrollierte den Vorsprung, konnte sich aber nicht wie erwartet von Powell und Garcia absetzen. Dies lag wohl auch an einem Getriebeproblem, von welchem die Britin nach der Zieldurchfahrt sprach. Powell konnte aber nie wirklich nah genug herankommen, um Chadwick ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Dafür machte Marta Garcia zunehmend Druck auf Alice Powell. Aber auch sie konnte keine erfolgreiche Attacke mehr starten.
So konnte Jamie Chadwick den Sieg im ersten Rennen des neuen Championats einfahren.
Fazit
Was vor dem Saisonstart schon gemutmaßt wurde, hat sich bestätigt: An Jamie Chadwick wird in der ersten WSeries-Meisterschaft wohl kaum ein Weg vorbeiführen, wenn sie das Feld weiterhin so im Griff hat. Natürlich hatte sie aber auch einen klaren Startvorteil, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Fahrerinnen hat sie schon einige Erfahrung in Formel-3-Wagen. Viele andere Fahrerinnen kommen aus Markenpokalen, GT4-Kategorien, der Formel 4 oder haben das Vorjahr überhaupt nicht in einer hart umkämpften Meisterschaft verbracht. Auch die Mischwetter-Verhältnisse waren wohl nicht unbedingt hilfreich, um sich an das neue Fahrzeug zu gewöhnen. Das nächste Rennen der Serie findet in zwei Wochen in Zolder statt.
Bilder: WSeries