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Formel Eins: Vorschau GP von Spanien 2019

von DonDahlmann
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Das erste Rennen in Europa ist gleichzeitig eine Update Orgie. Das kann dass gesamte Feld durcheinander würfeln.

Ok. Vielleicht nicht das gesamte Feld. Die Abstände des Mittelfelds in Richtung Mercedes und Ferrari werden wohl insgesamt eher stabil bleiben. Aber traditionell ist das erste Rennen in Europa auch das Rennen, bei dem die Teams ihre gesammelten Updates ans Auto kleben. Man mag sich fragen, warum das eigentlich immer in Spanien passiert, aber die Antwort ist einfach. Barcelona ist die Teststrecke der F1, also kann man neu entwickelte Teile auch gut gegen die Daten messen, die man im Winter zusammen gefahren hat. Barcelona ist auch für einige Wochen die letzte Strecke, die so ziemlich alle wichtigen Streckenabschnitte vereint. Eine lange Gerade, schnelle, lang gezogene Kurven und ein enges Infield im letzten Sektor. Nach Spanien folgen Monaco und Kanada, zwei eher außergewöhnliche Strecken, bis man in sechs Wochen in Paul Ricard ist.

Die Updates, die Spanien funktionieren, sollten auch auf den anderen Strecken arbeiten. Hat man sich allerdings hier verhauen, hängt man plötzlich einige Wochen zurück, weil auf der Strecke erst wieder Ende Juni testen kann, ob die Korrekturen funktionieren. Der Druck ist also einigermaßen hoch.

Das gilt vor allem natürlich für Ferrari. Der Konstrukteurs-Titel ist eigentlich nur noch zu haben, wenn Mercedes in massive Probleme gerät. Was angesichts der Leistungen der Deutschen im Entwicklungsrennen der letzten Jahre eher nicht zu erwarten ist. Bleibt der Fahrer-WM-Titel, bei dem man noch alle Chancen hat. Daher wundert es auch nicht sonderlich, wenn die Italiener nach einer Meldung der „Autosport“ in Spanien ein Motorupgrade vorziehen.

Nun ist das mit den Upgrades bei Ferrari in Sachen Motor bisher immer gut gegangen, aber auf der Aero-Seite hat man öfter schief gelegen. Gleichzeitig ist das Problem von Ferrari aber offensichtlich gar nicht der Motor, sondern ein Mangel an Abtrieb im Vergleich zu den Mercedes. Die neuen Bauteile, die man in Baku vor zwei Wochen dabei hatte, haben zumindest dort keinen Unterschied gemacht. Ob das in Spanien, wo weitere neue Bauteile folgen sollen, anders ist? Da kann man wirklich nur ein Fragezeichen dahinter machen. Aber viele Optionen hat Ferrari eh nicht. Ein Sieg muss her.

Den hätte Red Bull auch gerne, aber davon war man bisher deutlich entfernt. Allerdings war in den letzten vier Rennen schon eine leichte Aufwärtstendenz festzustellen, vor allem im Rennen. In der Quali mangelt es dem Red Bull offenbar einem breiten Abstimmungsfenster. Was aber verwirrenderweise im Rennen nicht der Fall ist.

Der vermutliche Schuldige: Pirelli. Fast alle Teams haben Probleme mit den Reifen, weil Pirelli in diesem Jahr die Lauffläche dünner gemacht hat. Das führt zu dem Problem, dass man die Reifen bei hohen Asphalttemperaturen auf einer schnellen Runde überhitzt (Bahrain) oder dass sie einfach zu kalt bleiben, weil die dünne Lauffläche in den langsamen Passagen die Hitze nicht speichern kann. Ein Phänomen, dass man auch nach einer VSC oder SC-Phase beobachten kann.

Die in Spanien kommenden Updates aller Teams werden also vor allem das Problem der Reifen angehen, bzw. deren Temperaturfenster. Man wird vermutlich im Bereich der Kühlung der Bremsen, der Luftführung an der Vorderachse und im Bereich der hinteren Aufhängung einige neue Ideen beobachten können. Denn wer die Reifen im richtigen Fenster halten kann, gewinnt einiges an Zeit.

Da es im Mittelfeld brutal eng zu geht, können hier schon Kleinigkeiten eine große Rolle spielen. Für Renault wird Spanien auch mal wieder zum Test. Das Rennen in Baku konnte man vergessen, man war auch das langsamste Team im Mittelfeld. Aber war Baku jetzt ein „one off“ wo es einfach nicht gepasst hat und die normale Form wäre die von Bahrain (minus der Schäden)? Oder ist der R.S.19 eine Diva?

Sehr gespannt darf man auch auf die Updates von Haas und Racing Point sein. Die Amerikaner haben das Problem, dass ihnen die Reifen im Rennen eingehen (siehe oben) und haben deswegen wohl in der Zwischenzeit eine Art „B-Variante“ ihres Autos entwickelt. Damit soll es dann besser laufen. Bei den Nachbarn aus Kanada zeigt sich langsam das Geld von Lawrence Stroll. Im Gegensatz zu den Jahren zu vor, soll auch Racing Point ein größeres Update in Spanien mitbringen.

Ganz am Ende wird aber Williams bleiben. Aber auch hier zeigen sich wohl die ersten kleinen Silberstreife am Horizont. Die Arbeit von Patrick Head scheint die ersten Früchte zu tragen. Nicht im Sinne von Updates, mehr Sinne, dass man die Arbeitsstrukturen besser im Griff hat und nach einer Analyse nun wohl auch weiß, warum das neue Chassis so wenig Abtrieb produziert. Zwar bringt man neue Updates mit, aber große Rundumschlag soll dann wohl in Silverstone erfolgen.

Strategie
Keine Überraschungen bei den Reifen. C1, C2, C3. In Spanien fährt man, wegen der hohen Belastungen der Flanken, schon immer die harten Mischungen. Übersetzt ist das dieses Mal wirklich „Hard. Medium, Soft“. Und so ist es auch kein Wunder, dass sich die Teams ziemlich einmütig dafür entschieden haben, die C3 in großen Mengen zu bestellen. Der C1 ist selbst für Spanien einfach zu hart und ich sehe nicht, wie und warum man den den überhaupt im Rennen einsetzen sollte.

Mit anderen Worten: Es läuft mal wieder auf eine Ein-Stopp-Strategie raus. Natürlich gibt es Unsicherheiten, die vor allem im Bereich des Graining liegen. Mit 19 Grad wird es in Spanien am Wochenende nicht gerade heiß, was im Zusammenhang mit den harten Reifen für Überraschungen sorgen könnte. Wenn die C3 wegen der oben beschrieben Temperaturprobleme schneller eingehen sollten, als gedacht, werden die Teams den zweiten Stint eventuell lange raus schieben wollen. Das eröffnet wiederum die Chance für einen Undercut, verbunden mit der Hoffnung, dass es vielleicht ein VSC im letzten Drittel gibt, bei dem man die Reifen schonen kann.

Ob das Mittelfeld ab Platz 11 aber geschlossen auf die C2 setzen wird, ist fraglich. Normalerweise ist das eine brauchbare Strategie, in dem man die mittlere Mischung einfach ewig fährt. Aber die Medium fallen gegenüber den C3 im Vergleich zu stark ab. Man verliert beim Start und in den ersten Runden viel Zeit und fällt zurück. Steckt man aber im Verkehr fest, kommt man kaum nach vorne. Es werden sicher ein paar Fahrer versuchen, aber viel erwarten sollte man nicht. Baku hat zudem gezeigt, dass die Reifen in diesem Jahr dafür sorgen, dass sich das Feld schnell auseinander zieht.

Bilder: Ferrari, Mercedes, Renault, Pirelli

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