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Formula E: Vorschau Monaco ePrix

von StefanTegethoff
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Nur jedes zweite Jahr steht der Monaco ePrix im Kalender der Formula E, denn dieser Lauf wird im Wechsel mit dem historischen Grand Prix-Wochenende ausgetragen, beides jeweils wenige Wochen vor dem Formel 1-Grand Prix.2015 und 2017 gastierte die Formula E demnach bereits im Fürstentum – beide Male siegte Sebastien Buemi vor Lucas di Grassi.

Eine solche Konsistenz will – trotz der kleinen Stichprobe – nun so gar nicht zur absurd abwechslungsreichen Saison 2019-20 passen, in der es nach wie vor keinen Piloten mit zwei Rennsiegen gibt. Oder gerade doch: denn Sebastien Buemi, der die Serie jahrelang zumindest gefühlt dominierte, wenn auch nur ein Titel dabei heraussprang, konnte sich in dieser Saison noch gar nicht in die Siegerliste eintragen. Ein Buemi-Sieg würde also sowohl seine Monaco-Serie als auch die Reihe unterschiedlicher Sieger in der laufenden Saison fortsetzen.

Fünf Rennen sind noch zu fahren –irgendwann muss doch ein Pilot ein zweites Rennen gewinnen können. In Paris begannen diese verrückten Serien zu bröckeln: mit Robin Frijns am Steuer siegte zum zweiten Mal in der laufenden Saison ein Envision-Virgin-Auto und Oliver Rowland (Nissan) war der erste zweifache Pole-Starter der Saison, auch wenn er diesen Startplatz nur durch eine Strafe für Pascal Wehlein geerbt hatte – beide Mahindras waren in der Quali mit zu geringem Luftdruck in den Reifen unterwegs.

Strafen spielen also weiterhin eine große Rolle, daneben sind aber eben auch vor allem die Quali-Regeln mitverantwortlich für die unterschiedlichen Sieger. In Monaco werden mit Robin Frijns, André Lotterer, Antonio Felix da Costa, Lucas di Grassi und Jerome d‘Ambrosio fünf der acht bisherigen Sieger in der ersten Gruppe auf dreckiger Strecke versuchen müssen, sich für die Super Pole zu qualifizieren, denn das sind die fünf, die die Meisterschaft anführen.

Der Abstand an der Spitze ist jedoch durch das wilde Regenrennen in Paris deutlich größer geworden: lagen vor dem letzten ePrix noch zehn Piloten innerhalb einer Spanne von zwölf Punkten, liegen nun die beiden Führenden, Frijns (81) und Lotterer (80) mit zweistelligem Abstand vor da Costa und di Grassi (jeweils 70 Zähler). Lotterer ist dabei zum ersten Mal beim Monaco ePrix am Start, Frijns zum zweiten Mal, ging beim ersten Versuch aber punktelos aus, damals noch im Andretti.

Es wird wieder auf dem verkürzten Grand Prix-Kurs gefahren, bei dem die Piloten nach Ste. Devote nicht den Berg hinauf das Casino ansteuern, sondern zur Hafenschikane herunterfahren, die dadurch zur 180°-Kehre wird. Diese beiden Kurven, die variierte, engere Ste. Devote und die Hafen-Kehre, waren bei den letzten Ausgaben Passagen, die für einige Action sorgten, die Kehre mag der beste Überholpunkt dieser Streckenvariante sein. Auf dem danach folgenden Geradeaus-Stück Richtung Tabac ist die Attack Mode-Aktivierungszone untergebracht. Viel einfacher wird das Überholen in Monaco aber auch dadurch nicht werden…

Letztes Jahr war diskutiert worden, ob man mit den Gen2-Boliden nicht auf die volle Grand Prix-Strecke umsteigen wolle, doch das wurde letztlich verworfen, wohl um dem Direktvergleich mit der Formel 1 aus dem Wege zu gehen. Selbst wenn klar sein sollte, dass ein Vergleich von Rundenzeiten beider Serien nichts bringt, er würde doch von einigen angestellt werden, und dabei käme die Formula E auf dem Papier nicht gut weg. Klar, die Autos haben weniger Topspeed und auch geringere Kurvengeschwindigkeiten, aber wir reden hier eben auch über Einheits-Chassis ohne ausgefeilte Aerodynamik (selbst der fette Diffusor ist wohl vor allem dekorativ), mit hohem Gewicht durch die schwere Batterie, und mit knallharten Allwetter-Reifen von Michelin, die allein schon Welten von supersoften Pirelli-Mischungen entfernt sind. Dass der Antriebsstrang auch noch weniger PS liefert als der in der F1, um die Batteriekapazität zu strecken, gerät da fast schon zur Nebensache.

Interessanterweise wurde aber vor einigen Tagen gemeldet, dass die Formula E 2020 in Singapur antreten könnte – möglicherweise zusammen mit der Formel 1. Das wäre natürlich ein interessantes Event, es würde aber auch erstmalig eben diesen direkten Vergleich bringen – wenn man denn beide auf derselben Streckenvariante antreten lässt. Für die Formula E wäre das auch insofern bemerkenswert, als dass der F1-Stadtkurs dort mehr als doppelt so lang ist wie eine typische FE-Strecke und mit dem Raffles Boulevard auch eine längere Gerade hat als in dieser Serie üblich. Das wäre schon ein Risiko. Oder aber man findet eine Ecke, wo man mit schnellem Umstellen von Leitplanken eine Kurzanbindung schaffen kann und nutzt so nur Teile der F1-Strecke.

Gerüchte, welche Städte darüber hinaus noch Interesse an der Formula E haben könnten, gibt es wie – wie auch in den Jahren zuvor – zur Genüge. Darunter sind derzeit mit Budapest und Wien auch zwei europäische Hauptstädte. Doch von der Interessenbekundung und ersten Gesprächen bis hin zum Rennstart ist es ein langer Weg, der sicherlich auch dort politischen Willens bedarf, unter anderem verkehrliche Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Daran scheiterte zum Beispiel der für die vorige Saison angesetzte ePrix in Brüssel. Seoul als Neuzugang und das Comeback in London sind zwei von vier derzeit bestätigten Rennen für die Saison 2019-20. Dazu kommen Riad bzw. Ad Diriyah, wo kurz vor Weihnachten der Saisonauftakt stattfinden soll, und Paris.

Doch nun steht erst einmal das letzte Saisondrittel 2019-20 auf dem Plan. Das Regenrisiko für Monaco ist am Samstag gering, ein Siegertipp wäre trotzdem ein verrücktes Unterfangen. Ich benenne dennoch mal Sebastien Buemi. Spannend ist auch ein Blick auf die Underdog-Teams: Zuletzt konnten Dragon mit einem fünften Platz von Maxi Günther in Paris (der auch in Monaco wider starten wird, aber immer noch um ein Dauer-Cockpit kämpft) und Stoffel Vandoorne mit Platz 3 für HWA Racelab in Rom (die an ihrem Antriebswellen-Problem gearbeitet haben) gute Punkte sammeln.

Das Rennen startet am Samstag um 16:30 Uhr und wird diesmal allerdings nicht auf dem Eurosport-Hauptkanal übertragen, sondern auf Eurosport 2 gezeigt. Für die Live-Übertragung  im FreeTV sorgt ausnahmsweise das Erste! Eurosport 1 hat allerdings die Quali live ab 11:45 Uhr.

(Bilder: Formula E Media)

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