Mit zwei Siegen feierte BMW-Pilot Andrew Jordan in Thruxton ein eindrucksvolles Mini-Comeback nach seinem Unfall vor drei Wochen in Donington. Den dritten Sieg des Tages holte sich Josh Cook im BTC-Honda während überraschenderweise Rory Butcher gemeinsam mit Colin Turkington die Meisterschaft anführt.
Qualifikation
Die Pole Position für den ersten Lauf sicherte sich Sam Tordoff im AmD Tuning Honda kurz vor Ende der Session. Lange Zeit hatte es eigentlich nach einer reinen BMW-Startreihe eins mit Andrew Jordan auf Pole vor Teamkollege Colin Turkington ausgesehen, aber eine rote Flagge wegen einer Kollision zwischen Tom Chilton und Mark Blundell knapp eine Minute vor Schluss führte dazu, dass die Qualifikation mit 5 Minuten Restzeit auf der Uhr noch mal neu gestartet wurde. Dieser letzte Schuss reichte Tordoff, um seine erste Pole Position der laufenden Saison und die erste überhaupt in der Teamgeschichte von AmD Tuning einzufahren. Markenkollege Dan Cammish im neueren Dynamics-Honda tat es Tordoff gleich und schaffte kurz vor Schluss eine Zeitenverbesserung, die ihm Startplatz zwei einbrachte.
Hinter den beiden BMW von Jordan und Turkington in der zweiten Startreihe rundete Rory Butcher im zweiten AmD Tuning Honda die tolle Qualifikationsleistung des kleinen Privatteams mit Startplatz fünf ab. Kaum minder überraschend platzierte sich neben ihm Altmeister Jason Plato im Vauxhall Astra. Die weiteren Positionen gingen an Ashley Sutton im Subaru, Matt Neal im zweiten Dynamics Honda, Rob Collard im zweiten Vauxhall und Tom Oliphant im dritten WSR-BMW. Für die in dieser Saison sehr starken BTC-Hondas von Chris Smiley und Joash Cook reichte es in der Qualifikation nur zu Startreihe sechs, während sich andere Mit-Favoriten wie Tom Ingram (Startplatz 15) und Tom Chilton (Startplatz 22) noch weiter hinten fanden.
Lauf 1
Beim Start zum ersten Lauf gelang es Sam Tordoff zunächst seine Führungsposition erfolgreich zu verteidigen, während sich dahinter Andrew Jordan den Honda von Dan Cammish gleich beim Start schnappte und auf Platz zwei vorfuhr. Turkington versuchte zwar ebenfalls eine Attacke auf Cammish, musste aber zurückstecken und sich mit Platz vier begnügen. Im Prinzip wäre das dann auch schon das Ergebnis des ersten Laufs auf den vorderen Positionen gewesen, da sich in diesem Jahr zeigte, dass Überholen auf dem Highspeedkurs von Thruxton, der im Prinzip nur zwei echte Bremsstellen aufweist, äußerst schwierig ist. Turkington probierte zwar zeitweise den vor ihm fahrenden Cammish immer mal wieder unter Druck zu setzen und Cammish wiederum probierte dasselbe mit Jordan – in eine echte Angriffposition kam aber keiner und so schien Sam Tordoff mit knappem Vorsprung seinem ersten Saisonsieg entgegen fahren zu können.
Drei Runden vor Schluss fiel am AmD-Honda jedoch die Servolenkung aus und Tordoff geriet dadurch ausgangs der ultraschnellen Church-Corner in einen leichten Drift, der ausreichte, dass Jordan die notwendigen Wagenlängen aufschließen und sich bis zur Start-Ziel-Schikane vorbeiarbeiten konnte. So führte nun plötzlich Jordan, der diese Position dann auch nicht mehr bis zum Schwenken der schwarz-weiß-karierten Flagge abgab und sich seinen zweiten Saisonsieg holte. Für Jordan und das ganze WSR-Team kam dieser Erfolg natürlich geradezu perfekt nach dem schweren Unfall vor drei Wochen in Donington. Zur Erinnerung: Beim ersten Lauf in Donington wurde Jordan in einen bösen Startunfall verwickelt, der zum einen ihn für die weiteren Läufe an diesem Tag außer Gefecht setze und zum anderen einen Neuaufbau seines stark beschädigten BMWs erforderlich machte.
Sam Tordoff musste sich am Ende mit Platz zwei begnügen, während Dan Cammish den letzten Podiumsplatz gegen Colin Turkington verteidigen konnte. Dahinter zeigten Rory Butcher und Jason Plato solide Leistungen mit Platz fünf bzw. sechs. Siebter wurde Matt Neal, der sich gemeinsam mit Rob Collard (P8) an Ash Sutton (P9) vorbeigearbeitet hatte. Wie erwartet, haderte Sutton mit dem fehlenden Top Speed seines Subarus und schleppte zudem als Meisterschaftsführender die maximale Ladung an Zusatzballast mit sich rum. Die weiteren Punkteränge komplettierten Jake Hill, Josh Cook, Tom Ingram, Stephen Jelley, Chris Smiley und Matt Simpson.
Lauf 2
Die große Frage vor dem zweiten Lauf war, ob es Andrew Jordan – der nun den vollen Zusatzballast an Bord hatte – gelingen würde, seinen Speed aus dem ersten Lauf zu reproduzieren. Oder würden Teamkollege Turkington oder einer der schnellen Hondas im Kampf um den Sieg eingreifen können? Beim Start verteidigte Jordan seine Führung, während sich Turkington – dank Heckantrieb fast schon erwartungsgemäß – auf Platz zwei vorschieben konnte. Im weiteren Rennverlauf versuchte Turkington dann zwar immer wieder seinen Teamkollegen unter Druck zu setzen und schien streckenweise auch das schnellere Auto zu haben, fand aber keinen Weg vorbei und auch das Team verzichtete dankenswerterweise auf eine Stallorder, die es dem in der Meisterschaft besser platzierten Turkington erlaubt hätte, die Führung zu übernehmen. So siegte Jordan ein zweites mal an diesem Tag während Turkington mit Platz zwei den Doppelsieg für das WSR-Team perfekt machte.
Auf den Positionen dahinter hatte Sam Tordoff vom Start weg Probleme seine gute Pace aus dem ersten Lauf zu wiederholen und musste sich nacheinander von Dam Cammish (am Ende Platz 3), Jason Plato (P4) und Matt Neal (P5) überholen lassen. Tordoff kwurde schließlich knapp vor seinem Teamkollegen Rory Butcher sechster. Tom Ingram, Rob Collard und Josh Cook komplettierten die Top Ten während Ash Sutton, Jake Hill, Adam Morgan, Tom Oliphant und Chris Smiley auf den weiteren Punkteplätzen landeten.
Lauf 3
Der dritte Lauf versprach dann mit pünktlich zum Start einsetzendem leichtem Regen und mit Ash Sutton auf der Pole Position etwas mehr Spannung als die vorherigen Läufe. Und auch wenn der Regen nicht stärker als ein leichter Schauer werden sollte und Slicks das gesamte Rennen über die richtige Reifenwahl waren, wurde es gleich beim Start turbulent: Sutton kam zunächst erwartungsgemäß sehr gut weg, verlangsamte aber angesichts unklarer Grip-Verhältnisse im ersten Rechtsknick derart stark, dass sich der von Platz zwei gestartete Josh Cook sofort neben den Subaru setzen und die Führung übernehmen konnte. Dahinter drehte sich der auf Platz drei liegende Rob Collard in der Campell-Rechtskurve und wurde ausgerechnet von Adam Morgan getroffen, der vor drei Wochen in Donington bereits in den ebenfalls mitten im Feld stehenden Andrew Jordan gekracht war. Während Collard mit ordentlich beschädigtem Heck weiterfahren konnte, strandete Morgans A-Klasse noch an Ort und Stelle, was eine Safety Car-Phase erforderlich machte.
Nach dem Restart verteidigte Josh Cook seine Führung, während sich dahinter Rory Butcher mit einem starken Manöver in Church an Ash Sutton vorbeiarbeiten und Platz zwei erobern konnte. Butcher sah streckenweise sogar schneller als Cook aus, fand aber keine Gelegenheit für eine Attacke und hatte dann in den letzten Rennrunden mit abbauenden Hinterreifen zu kämpfen, was es wiederum Sutton erlaubte auf den Honda aufzuschließen. Währenddessen war Butchers auf Platz vier liegender Teamkollege Tordoff nach zwei tollen vorangegangen Läufen mit technischem Defekt ausgeschieden. Cook holte sich letzten Endes seinen zweiten Saisonsieg und Butcher schaffte es in den letzten beiden Runden, seinen wild umherrutschenden Honda vor Suttons Subaru zu halten und Platz zwei zu sichern. Sutton, dessen Auto mit mangelnder Motorpower und klobiger Aerodynamik eigentlich überhaupt nicht zum Thruxton Circuit passt, holte sich mit Platz drei sein drittes Punkteresultat an diesem Wochenende und damit das Maximum des Möglichen.
Matt Neal, der dank einer weiteren Safety Car-Phase zur Rennhälfte nach Kollision zwischen Rob Smith und Carl Boardley zwar noch mal an das Spitzentrio herangeführt worden war, konnte nach dem Restart keine Attacke setzen und musste sich am Ende mit Platz vier begnügen. Dahinter holte sich Tom Ingram mit Platz fünf sein bestes Resultat an diesem Tag. Der neue Toyota Corolla kam in Thruxton nicht wirklich in Schwung und so musste sich „Timgram“ auf das Einfahren möglichst solider Punkteresultate beschränken. Dahinter komplettierten Dan Cammish, Tom Oliphant, Jason Plato, Colin Turkington und Aiden Moffat die Top Ten. Turkington hatte zuvor in einem seiner wenigen Fehler den ersten Restart verhauen und mehrere Positionen verloren, die er in der Folge nicht wieder gut machen konnte.
Chris Smiley, Stephen Jelley, Tom Chilton, Rob Collard und Senna Proctor komplettierten die Punkteränge. Während der 13. Platz von Chilton dessen einziges Punkteresultat an einem sehr schwierigen Rennwochenende für die gesamte Motorbase-Crew bedeutete, verdient Collards 14. Platz besondere Beachtung, da der Vauxhall-Pilot nach dem Unfall beim Start ans Ende des Feldes zurückgefallen war und anschließend komplett ohne Heckverkleidung unterwegs wenigstens noch ein paar Zähler mitnahm. Eine Nullnummer nach den beiden vorangegangenen Siegen legte dagegen Andrew Jordan hin. Der Dreher von Rob Collard in der ersten Runde zwang Jordan zunächst zu einem Ausweichmanöver über die Wiese, wodurch er bereits einige Positionen verlor. Später wurde er dann im Zweikampf mit Stephen Jelley in einen Dreher geschickt und am Ende nur 17.
Meisterschaft und Ausblick
Auch wenn Jordan im letzten Lauf keine Punkte holte, reichten seine beiden Siege aus, um ihm mit 42 Zählern die größte Punkteausbeute aus Thruxton zu sichern, was ihn nach den verpassten Rennen in Donington zugleich wieder in der Meisterschaft aufschließen und von Rang 16 auf 9 klettern lässt. Mit zwei Podiumsplatzierungen und 41 Punkten reist Dan Cammish nur knapp als zweitbester Punktesammler aus Thruxton ab. Auch der Honda-Pilot macht damit einen großen Sprung in der Meisterschaft von Rang 14 nach vorne auf 8.
Interessant ist der Blick auf die Meisterschaftsführung, die sich Colin Turkington und Rory Butcher mit jeweils 102 Punkten teilen. Während diese Platzierung für Turkington wenig überraschend ist, ist der punktgleiche Butcher dagegen schon eine kleine Sensation. Der AmD-Tuning-Pilot hat bisher in allen neun absolvierten Läufen Punkte geholt (gleiches gelang außer ihm nur Tom Ingram) und platzierte sich ganze acht Mal in den Top Ten und fünf Mal davon in den Top Five. Der Schotte, der erst seine zweite volle BTCC-Saison bestreitet, kann ohne Frage als bisher größte Überraschung der laufenden Saison gelten.
Josh Cook und Ash Sutton liegen mit gerade einmal zwei bzw. fünf Zählern Rückstand in Schlagdistanz zur Tabellenspitze, während Matt Neal (-17), Tom Ingram (-21) und Tom Chilton (-34) schon einen etwas größeren Rückstand haben. In der Teamwertung führt Dynamics vor BMW (-12) und AmD Tuning (-16), was die guten Resultate von Butcher und Tordoff an diesem Wochenende wiederspiegelt.
Hier geht es zu den einzelnen Ergebnissen der drei Läufe aus Thruxton sowie zu den kompletten Meisterschaftsständen.
Die nächsten BTCC-Rennen finden am Le Mans Wochenende (15./16.6.) in Croft statt. Die Strecke in der Grafschaft Yorkshire ist dafür bekannt, dass sie besonders heckgetriebenen Fahrzeugen entgegenkommt. Die BMWs und Subarus sind also die erklärten Favoriten. Im letzten Jahr war es Ashley Sutton, der das Rennwochenende in Croft dominierte und hier den Grundstein für seine Aufholjagd in Sachen Meisterschaftskampf legte, nachdem sein Subaru in den Rennen zuvor deutlich unterlegen gewesen war. Für die Fraktion der Fronttriebler wird es – trockene Witterungsbedingungen vorausgesetzt – primär darum gehen, möglichst viele Punkte mitzunehmen, um nicht zu viel Boden in der Meisterschaft zu verlieren.
Bilder: btcc.net