Lucas di Grassi hat den Berlin EPrix 2019 gewonnen. In einem souveränen Rennen setzte er sich gegen den langjährigen Rivalen Sebastian Buemi sowie den amtierenden Champion Jean-Eric Vergne durch.
Auf dem Gelände des alten Tempelhof Flughafens schien der Nachteil der ersten Qualifying Gruppe nicht so groß wie sonst auszufallen. Di Grassi schaffte es sogar in den Super Pole Shootout. Für Andre Lotterer hingegen war es ein Zeitfahren zum Vergessen. Er schaffte es für seine schnelle Runde nicht mehr rechtzeitig über die Start-Ziellinie und musste somit das Rennen von ganz hinten starten. Auf der breiten EPrix Strecke sollte das Überholen zumindest leichter als auf den FE typischen Stadtkursen sein. Buemi sicherte sich in der Superpole den ersten Startplatz vor Vandoorne und di Grassi.
Beim Start gab es keine Positionsveränderungen unter den ersten 8 Fahrern. Weiter hinten hingegen gab es das ein oder andere Überholmanöver. Lotterer fand sich nach den ersten zwei Runden schon auf Rang 16 wieder. Im Gegensatz dazu ging es für den ehemaligen Meisterschaftsführenden Jerome d’Ambrosio ganze 6 Plätze nach hinten. Di Grassi legte seine Ambitionen zu Rennanfang bald offen. Nach 4 Minuten schnappte er sich den zweiten Platz von Vandoorne und drei Minuten später konnte er die Führung von Buemi übernehmen. In der Folge setzte sich der Audi Pilot auch direkt ein paar Sekunden ab.
Für den sensationell auf Platz 4 gestarteten Gary Paffet ging es im Rennen nur nach hinten. Er schien von Anfang an die Pace der Spitzengruppe nicht mitgehen zu können und verlor Platz um Platz. Etwa zur Rennhälfte wurde die erste Attack Mode Phase eingeläutet. Die Zone wurde außen in der weitläufigen Kurve 6 platziert. Die Fahrer verloren also einiges an Zeit, um den Modus zu aktivieren. In der Spitzengruppe war JEV (Platz 7) der erste, der die Extra Power nutzte. Er hatte genug Abstand auf den langsamen Paffet aufgebaut und konnte den Attack Mode gefahrlos aktivieren. Um nicht unter Druck von Vergne zu geraten, holten sich die vor ihm liegenden Fahrer einer nach dem anderen ebenfalls die 25 zusätzlichen KW ab. Für Antonio Felix Da Costa begann so ein furioser Zwischensprint. Der BMW Pilot überholte erst Lynn und eine Runde später Daniel Abt, als diese ihren Attack Mode zündeten. Auf Rang vier liegend schnappte er sich innerhalb weniger Kurven Vandoorne sowie Buemi. In drei Minuten machte der Portugiese somit eindrucksvolle 5 Plätze gut und lag auf dem zweiten Rang.
Im letzten Renndrittel legte Jean-Eric Vergne richtig los. Nacheinander schnappte er sich die Platzierungen von Lynn, Abt sowie Vandoorne. Auch Buemi konnte kontern und sich den zweiten Rang von Da Costa zurückerobern. 14 Minuten vor Schluss gab es eine Full Course Yellow, weil Alexander Lynn ausgefallen war und sein Auto auf der Strecke geparkt hatte. Mit 9 Minuten Rennzeit ging es wieder weiter. Di Grassi hatte sich noch etwas weiter abgesetzt und fuhr ungehindert seinem zweiten Saisonsieg entgegen. Vergne überholte nach dem Restart Da Costa auf Platz 3. Der DS Techeetah hatte sogar noch 2% mehr Energie, als der Rest der Spitzengruppe. Dennoch konnte JEV keinen Angriff mehr auf Buemi starten. Auch Da Costa, Vandoorne und Abt schafften es nicht mehr eine Position gut zu machen.
In der Meisterschaft bilden sich drei Rennen vor Saisonende langsam die Favoriten heraus. Techeetah (188) und Audi (163) haben Virgin (137) und Co. etwas hinter sich gelassen. Und auch in der Fahrerwertung scheint es auf einen Zweikampf der beiden Teams hinauszulaufen. Die beiden zweifachen Sieger dieser Saison Vergne (102) und di Grassi (96) haben sich ein kleines Polster vor Vergnes Teamkollegen Lotterer (86) und da Costa (82) aufgebaut. Dennoch kann in den verbleibenden drei Rennen alles passieren. In einem knappen Monat, am 22.06., geht die Formel E mit dem elften Saisonrennen auf dem neuen Kurs in Bern weiter.
(Bilder: Formula E Media)