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IndyCar: Analyse 103rd Indianapolis 500

von Rainer
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Durch den Sieg beim Indy 500 beendete Simon Pagenaud den Mai mit einem fast lupenreinen Sweep. Abgesehen von der Pole Position beim Grand Prix hat er alles gewonnen, was zu gewinnen war.

Schon in den Trainings zeigten sich die Penske-Chevrolets sehr schnell und die Qualifikation, mit drei von vier Wagen in den Fast-9, belegte dies abermals. Ähnlich stark präsentierten sich nur die Chevrolets von Ed Carpenter Racing. Die stärksten Hondas wurden von Colton Herta, Alexander Rossi und Sebastien Bourdais gesteuert. Die ersten Runden der 500 Meilen von Indianapolis spiegelten dann auch genau dieses Kräfteverhältnis wider. Nach nur 3 Runden war das Rennen für Herta aber schon beendet. Er konnte nicht mehr den Gang wechseln und rollte langsam in Richtung Box. Als Folge wurde die erste von vier Cautions ausgerufen. So früh im Rennen hatte diese natürlich noch keine strategischen Auswirkungen. Auffällig war nur, dass Marco Andretti mit einem absolut unfahrbaren Wagen den Weg zur Box suchte. Aber nach diesem und 11 (!) weiteren Stopps besserte sich das Fahrverhalten nicht. Wahrscheinlich war ein Defekt/Fehler an der Aufhängung Schuld.

Auch nach dem Restart führte Simon Pagenaud das Feld an. In seinem Windschatten folgten Will Power und Ed Carpenter. Der bewölkte Himmel und damit die eher kühlen Streckentemperaturen sorgten für ein sehr enges Feld. Das Überholen war aber trotzdem nicht einfach, wenn der Vordermann am Ende der längeren Geraden die Innenbahn blockte. Wildes Racing mit ständig wechselnder Führung, wie wir es auch schon in Indy erlebt hatten, gab es nicht. Entsprechend konnte sich Pagenaud in der Führung halten, was aber nicht unbedingt ein Vorteil war. Im Windschatten kann man einfach Benzinsparen und so musste Pagenaud immer früher an die Box als seine Verfolger. So kam Pagenaud in den Runden 32, 64, 99, 129 unter Grün zum Nachtanken – im Vergleich Ed Carpenter: 36, 67, 101, 133 oder ganze extrem Scott Dixon: 37, 72, 111, 142.

Nach dreiviertel des Rennens hatte Simon Pagenaud zwar über 100 der 150 Runden geführt, aber sein Benzinverbrauch wurde zum Problem. Seine Box mahnte stetig an, dass er doch Benzin sparen soll, um mit nur noch einem Stopp, wie auch der Rest des Feldes, ins Ziel zu kommen. In Runde 151 kam es dann zum ersten Führungswechsel auf der Strecke, als sich Josef Newgarden erbarmte und an seinem Teamkollegen vorbei ging. Newgarden litt das ganze Rennen über Untersteuern in der Dirty-Air und bei jedem Stopp wurde der Abtrieb an der Vorderachse erhöht. Nach vier Anpassungen war der Wagen nun endlich gut zu fahren. Ed Carpenter rundete die gute Vorstellung der Chevrolets als dritter ab.

Simon Pagenaud und Josef Newgarden waren auch die letzten beiden Penske-Piloten, die um den Sieg mitfuhren. James Davison hatte beim ersten Stopp ein wenig die Zufahrt in seine Box verpasst und zu spät, zu stark in der Fast-Lane der Boxengasse gebremst. Helio Castroneves konnte nicht schnell genug reagieren und schickte Davison in einen Dreher. Dabei wurde auch ein bereit liegender Reifen durch die Gasse geschleudert. Das war sehr gefährlich. Für die Kollision wurde Helio Castroneves mit einer Drive-Through-Penalty bestraft. Den Rundenrückstand konnte er nicht mehr aufholen und am Ende blieb nur Platz 18. Auch Will Power wurde ein Zwischenfall beim Stopp zum Verhängnis. Er bremste zu spät und fuhr gegen seinen Mechaniker. Während der zweiten Caution musste er seine Position an der Spitze aufgeben und sich ans Ende des Feldes zurückfallen lassen. In Runde 150 lag er noch auf Platz 15.

Die zweite Caution war durch Kyle Kaiser in Runde 73 ausgelöst worden. Ausgangs Kurve 3 verlor er das Heck seines Wagens und drehte sich über die Strecke. Eigentlich hatte der den Wagen schon, ohne anzuschlagen, gerettet, um aber etwas zu früh die Bremse zu lösen und dann doch in Kurve 4 in die Wand einzuschlagen. Für Alexander Rossi kam diese Caution ganz gelegen. Beim Stopp kurz vorher hatte er etwas Zeit verloren, weil sich er Tankschlauch nicht direkt vom Wagen ablösen ließ. Mit der Gelbphase blieb er in der Spitzengruppe. Die Probleme mit dem Tankschlauch sollten sich aber fortsetzten. Beim nächsten Tankversuch floss erst nach dem dritten Ansetzten Benzin in den Tank und so verlor Alexander Rossi einige Zeit. Wiederum half ihm eine Caution. Marcus Ericsson hatte beim Runterschalten in der Boxeneinfahrt seinen Wagen verloren und war mit Front und Heck in die Mauer eingeschlagen.

Alexander Rossi war sauer hinsichtlich seiner Crew, obwohl die schuldige Tankanlage in Folge ausgetauscht wurde, und nach dem Restart wurde er dann so richtig stinksauer. Er hing hinter dem überrundeten Oriol Servia fest, der ihn auch noch rundenlang blockte. Als er gegen Runde 150 endlich vorbei gehen konnte, machte er mit seiner Hand sehr deutlich, was er von Servias Aktion hielt. Auf der Strecke lag er auf Platz 6 in einer Gruppe mit Conor Daly, Sebastien Bourdais und Graham Rahal, den schnellsten Hondas im Feld.

Zweitbester Hondafahrer sollte im Ziel dann aber Takuma Sato sein. In den ersten 150 Runden war von dem schnellen Japaner aber nichts zu sehen. Nach dem ersten Stopp war sein RLL-Honda unfahrbar und die Box vermutete einen Schaden an der Hinterradaufhängung, beziehungsweise ein nicht festgezogenes Hinterrad. Mit einem zusätzlichen Stopp, nur drei Runden nach dem ersten, verlor er eine Runde auf die Spitze. Erst durch einen Wave-Around in der Ericsson-Caution konnte Takuma Sato die Runde zurückgewinnen und lag danach am Ende der Führungsrunde auf Platz 19. Er hatte aber den Vorteil sehr spät seinen vorletzten Stopp absolviert zu haben und entsprechend lange auch den letzten Stopp hinauszögern zu können. Dasselbe galt übrigens auch für Will Power, der mit Platz 15 immer noch im Mittelfeld festhing.

Die Sequenz der letzten Stopps eröffnete Simon Pagenaud in Runde 168. Das Finale war damit eröffnet. Nur eine Runde später folgten Scott Dixon und Alexander Rossi. Beide hat noch mehr Benzin im Tank und standen deshalb kürzer. Rossi konnte sich so an Ed Carpenter und Josef Newgarden nach deren Stopps vorbei schieben. Scott Dixon hingegen konnte den Speed der schnellsten Fahrer nicht halten und blieb auf Platz 11 hängen. Im Kampf um die virtuelle Führung überholte Alexander Rossi Simon Pagenaud in Runde 177. Als letzte Fahrer der Führungsrunde kamen Will Power und Takuma Sato in den Runden 176 und 177 an die Box. Sato hatte einen sehr schnellen Stopp und er reihte sich auf Platz 12 wieder ein, als vor ihm das Chaos ausbrach.

Graham Rahal wollte in Kurve 3 innen an Sebastien Bourdais vorbei gehen. Dieser blieb aber auf seiner Linie, ließ damit Rahal keinen Platz und dieser wollte aber auch nicht nachgeben. Beide Wagen touchierten sich und bogen in Richtung Mauer ab. Das war ein klassischer Unfall, den beide Fahrer ohne Probleme hätten vermeiden können. Zu Rennbeginn wäre er auch nicht passiert, aber im Finale gibt natürlich keiner mehr nach. In Folge verunfallten beim Bremsen und Ausweichen auch noch Felix Rosenqvist, Charlie Kimball und Zach Veach. Scott Dixon fuhr über ein Trümmerstück und beschädigte sich so den Unterboden. Er konnte zwar das Rennen fortsetzten, konkurrenzfähig war sein Dallara aber nicht mehr. Die Rennleitung unterbrach das Rennen und die Caution über neun Runden machte alles Benzinsparen überflüssig.

Nach Runde 186 gab die Rennleitung den Sprint über 13 Runden frei. Direkt nach dem Restart zog Simon Pagenaud ohne Probleme außen in Kurve 1 an Alexander Rossi vorbei. Will Power machte schnell drei Positionen gut und fand sich am Heck von Ed Carpenter wieder, der keine Chance gegen Takuma Sato gehabt hatte. Auch Josef Newgarden musste den RLL-Honda passieren lassen und so machten nun zwei Honda befeuerte Wagen Jagd auf den Chevrolet von Simon Pagenaud. Alexander Rossi hatte viele Wagen auf dem Weg zu Platz 2 überholt, aber immer innen in Anfahrt auf Kurve 1 oder 3. Diesen Weg blockierte Pagenaud aber geschickt, in dem er immer direkt hinter den Kurve 2 und 4 ganz nach innen zog. Obwohl seine Anfahrt auf die folgende Kurve nun nicht ganz ideal war, konnte Pagenaud genug Geschwindigkeit mitnehmen, so dass Rossi kaum außenherum attackieren konnte. Der gelbe Menard-Penske-Chevrolet lag einfach perfekt auf der Strecke. Selbst wenn Rossi mal vorbeikam, konnte Pagenaud schnell wieder kontern. Selbst aus Position zwei in Kurve 4 kommend, gelang es ihm bis zum Zielstrich wieder die Führung zu übernehmen. In Runde 197 gelang es Alexander Rossi Simon Pagenaud außenherum in Kurve 1 zu überholen. Die Führung hielt nur 1,5 Runden, denn dann ging wiederum Pagenaud außen in Kurve 3 an Rossi vorbei. Auch die letzten 3,75 Meilen absolvierte Simon Pagenaud fehlerfrei und so konnte Roger Penske seinen 18. Sieg bei den 500 Meilen von Indianapolis feiern. Er ist der vierte Franzose, der das Rennen gewinnen konnte, aber der erste nach Gaston Chevrolet 1920.

Josef Newgarden und Will Power rundeten auf den Plätzen 5 und 6 das gute Ergebnis von Team Penske ab. Mit Platz 7 bestätigte Ed Carpenter wieder einmal seine guten Leistungen auf seiner Heimatstrecke. Bester Rookie war Santino Ferrucci direkt hinter Carpenter. Das war eine absolut fehlerfreie und überzeugende Leistung des Dale-Coyne-Piloten. Er hat so Ovalspezialisten wie Ryan Hunter-Reay, Tony Kanaan und Conor Daly geschlagen. Mit Platz 10 war Daly aber bester Teilzeitpilot und drittbester Andretti-Honda. Auch das war ein bemerkenswertes Resultat. In diese Kategorie fallen auch die Plätze 12 für James Davison und besonders Platz 16 für Pippa Mann. Ihr Clauson-Marshall-Racing-Chevrolet war nicht nur in der Qualifikation gut, sondern auch im Renntrimm. Sie kam damit vor den ehemaligen Siegern Scott Dixon und Helio Castroneves ins Ziel. Pech hingegen hatte Ben Henley, der für DragonSpeed früh mit einer gebrochenen Antriebswelle ausschied.

Das ganze Ergebnis (pdf) kann man auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.

Zum Fast-Abschluss möchte ich noch der Frage nachgehen, was eventuell für Fernando Alonso möglich gewesen wäre. Drei der vier von Carlin, beziehungsweise mit ihrer Unterstützung, vorbereitete Wagen hatte ja die Qualifikation zum Indy 500 verpasst. Wir können uns aber das Rennen von Charlie Kimball ansehen. Er war von Startplatz 20 ins Rennen gegangen und schwamm die meiste Zeit im Mittelfeld mit. Je länger das Rennen aber dauerte, desto weiter nach vorne ging es für den Carlin-Piloten. In Runde 166, also direkt vor den letzten Boxenstopps und dem Chaos des Bourdais-Rahal-Crashs, lag Charlie Kimball auf Platz 8 und damit 7 beziehungsweise 8 Plätze vor Will Power und Takuma Sato. Nachdem was Fernando Alonso vor zwei Jahren gezeigt hatte, ist ihm mindestens eine ähnliche Leistung wie Charlie Kimball zuzutrauen. Leider war Kimball dann in den großen Crash verwickelt und so wurde er nur auf Platz 25 gewertet.

Mit diesem phantastischen Mai hat Simon Pagenaud (250 Punkte) nun auch die Führung in der Meisterschaftswertung vor Josef Newgarden (249 Punkte) übernommen. Hinter den beiden Penskes folgen mit Alexander Rossi (228 Punkte), Takuma Sato (203 Punkte) und Scott Dixon (203 Punkte) die besten Fahrer des Honda-Lagers. Mit 184 Punkten liegt Will Power noch gerade in Sichtweite seiner beiden Teamkollegen.

Am nächsten Wochenende steht schon der Double-Header in Detroit auf dem Programm der IndyCar-Series.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Christopher Owens, Richard Dowdy, Michael Harding, Doug Mathews, Karl Zemlin, Joe Skibinski, Matt Fraver, Stephen King, Tim Holle

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