Home LMS24 H Le Mans Analyse 24H von Le Mans 2019: LMP2 – Die üblichen Verdächtigen

Analyse 24H von Le Mans 2019: LMP2 – Die üblichen Verdächtigen

von DonDahlmann
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In der LMP2 ging es lange gut zur Sache. Aber auch hier zerstörte das Safety Car ein spannenderes Rennen.

 

Die Liste der Favoriten auf einen Sieg in der LMP2 war sehr lang und umfasste vor dem Rennen bis zu zehn Teams. Die Quali zeigte auch, wie eng es in der Klasse zuging. Die Pole holte sich zunächst der Graff LMP2. Aber die schnellste Runde wurde dem Team aberkannt, weil ein Fahrer bei der Rückkehr das obligatorische Wiegen übersehen hatte. Ein dummer Fehler. So stand der TDS auf der Pole. Dahinter reihten sich dann der Dragonspeed, Signatech, Idec, G-Drive, United und ein Jackie Chan (#38) ein. Alle innerhalb einer Sekunde.

Das Rennen war dann lange dementsprechend hektisch. Nach dem Start setzte sich der Signatech an die Spitze und gab diese auch zunächst nicht ab. Dahinter sortierte sich das Feld. Der überraschend schnelle Idec LMP2 fiel leider zurück, dafür rückten der G-Drive und der Jackie Chan #38 nach vorne. Nach drei Stunden wurde es etwas unübersichtlich, weil verschiedene Teams auf verschiedene Strategien gesetzt hatten. Manche hatten einen kurzen ersten Stint, manche einen längeren. Beides hatte Vorteile, da man nie wusste, wann und ob ein Safety Car kommen würde.

Als es dann kam, sprengte es das gesamte Feld auseinander. Ein SC sammelte die beiden Führenden ein (Signatech, G-Drive), ein zweites dann den Dragonspeed und beide Jackie Chan. Und in dem Rhythmus ging es dann durch das gesamte Feld, so dass die LMP2 komplett auseinander gerissen wurde. Das Problem ergab sich dann durch die enge Klasse selber. Wenn man einmal einen Abstand hatte, kann man den nicht mehr zufahren. Dazu kommt, dass man wegen der SC-Regel in Le Mans immer wieder hinter einem SC landet, dass nicht den Führenden hat. Also verliert man erneut weitere Minuten. Und so zog sich das Feld schon nach wenigen Stunden sehr weit auseinander und eigentlich aussichtsreiche Teams fielen hoffnungslos zurück.

Dafür entwickelte sich allerdings an der Spitze ein faszinierendes, über Stunden andauerndes, hartes und enges Duell zwischen dem Signatech und dem G-Drive. Erst hatten die Franzosen die Nase vorn, aber der G-Drive schien minimal schneller zu sein. Über die Distanz reduzierte der G-Drive einen Rückstand von über 16 Sekunden und holte sich schlussendlich die Spitze. Der Signatech kämpfte sich zurück, musste aber dann in der Nacht die Konkurrenz ziehen lassen. Langsam, aber sicher baute der G-Drive einen kleinen Vorsprung aus. Dabei profitierte man auch davon, dass man beim SC-Monopoly Glück hatte und so plötzlich zwei Minuten Vorsprung hatte. Das war selbst mit knapp 12 Stunden Fahrzeit nicht aufzuholen.

Roman Rusinov, Jean Eric Vergne und vor allem Job van Uitert machten keine Fehler und waren konstant schnell. So lag der Sieg für den G-Drive in greifbarer Nähe. Nachdem Rusinov schon mehrfach gescheitert war (zu letzt 2018, als er eine manipulierte Tankanlage nutzte und nach dem Rennsieg disqualifiziert wurde) sollte es also endlich klappen. Aber dann schlug Le Mans wieder zu. Um kurz nach 09.00 Uhr am Sonntagmorgen kam der G-Drive zu einem Routinestopp. Aber dann starte der Motor nicht. Und er ließ sich auch nicht mehr überreden. Man musste den Wagen in die Box schieben und den Anlasser reparieren. Das kostete natürlich viel Zeit und damit war man raus im Kampf um den Sieg.

Das bedeutete aber auch, dass der Signatech nun völlig alleine an der Spitze war. Auf P2 lag der Jackie Chan #38. Erst knapp vor dem Dragonspeed, der aber von Pastor Maldonado Ausgangs Tetre Rouge nachhaltig in den Reifenstapeln versenkt wurde. Dann rückte der TDS auf P3 auch, der aber seinerseits knapp 90 Sekunden hinter dem Jackie Chan lag. Damit waren schon um kurz nach 10.00 Uhr die Positionen bezogen und sie veränderten sich auch nicht mehr. Wirklich schade für G-Drive, de wirklich das beste Auto hatten. Ingesamt führte das Team 171 Runden. Der Signatech kam am Ende auf 92 Runden. Die beiden Teams dominierten das Rennen auch nach Belieben, denn sie teilten sich fast alle Führungsrunden. Nur der TDS führte die ersten sieben Runden des Rennens.

Aber natürlich gab es auch noch andere Geschichten aus der LMP2. Der chancenlose Ligier von United lieferte im Rennen zahlreiche Duelle mit den eigentlich deutlich überlegenen Oreca und arbeitete sich nach vorne. Da muss man das Team von Zak Brown schon loben und die Konkurrenz kann Angesicht der Leistung von United froh sein, dass die keinen Oreca haben. Am Ende erreichte man einen sehr guten vierten Platz und war sehr zufrieden.

Der Graff, der in der Quali noch so gut war, verschwand im Rennen im Mittelfeld. Es gab wohl kleinere technische Probleme, vor allem aber klemmte man immer wieder hinter dem falschen Safety Car. So ging es auch dem erstaunlich schnellen Idec Team, die am Ende aber immerhin auf P5 kamen und nur wenige Sekunden hinter dem United ins Ziel rollten. Ein zähes Rennen hatte auch der Geheimfavorit Douqeine. In der Quali landete man weit hinten, im Rennen hatte man zwei größere technische Probleme, darunter eine kollabierte Hinterradaufhängung. Dass man mit all den Problemen noch auf P7 kam, ist ein kleines Wunder. Und zeigt, dass da mehr drin gewesen wäre.

Und dann gibt es natürlich in der LMP2 auch jene Teams, die nichts mit dem Sieg tun haben und denen es nur darum geht am Ende anzukommen. Manche haben ein ruhiges Rennen, manche nicht so. Zum Beispiel das Racing Nederland Team. So lange F2 Pilot Nick de Vries und Guido van der Garde im Auto sind, geht es flott voran. Zeitweilig lag man sogar auf P4! Aber wenn Teambesitzer Frits van Eerd ins Steuer greift, verliert man viel Zeit. Man weiß das, es ist nicht schlimm. Man will nur ein gutes Ergebnis. Das gelang auch lange, denn man lag meist um P10 im Rennen. Aber dann brach de Vries beim Anbremsen in Indianapolis die linke vordere Aufhängung und der Dallara flog hart ab.

Der gesamte Vorderbau war zerstört, die linke Aufhängung mehr oder weniger unter dem Auto. De Vries schleppte das Auto irgendwie an die Box und dem Team gelang das Wunder, das Auto wieder aufzubauen. Am Ende landete man auf P15 und war dabei nicht mal letzter (das war Inter Europol). Aber man feierte das Ergebnis völlig zu Recht sehr ausgiebig.

Andere Teams hatten mehr Pech. Oder versammeltes Unvermögen. So waren die Piloten des Bratislava LMP2 zeitweise etwas überfordert. Der Wagen fuhr gefühlt mehr neben der Strecke, als darauf. Es folgten dann in der Nacht eine ganze Serie von kleineren Unfällen bis ein härterer Einschlag in den Porsche Kurven das Rennen endgültig beendete. Da atmete man fast auf, dass die von der Strecke waren.

Insgesamt muss man aber sagen, dass das Feld mit vielen jungen und in Le Mans unerfahrenen Piloten sehr diszipliniert unterwegs war. Nur der Bratislava und der Dragonspeed fielen mit einem Unfall aus. Der zweite Jackie Chan #37 stand früh mit einem Getriebeschaden an der Box, der RLR M Sport fiel aus mir nicht bekannten Gründen am späten Sonntagmorgen aus. Insgesamt gab es also nur vier Ausfälle bei 20 gestarteten Autos. Ein sehr gutes Ergebnis.

Wenn das SC das Feld nicht so blöd aufgesplittet hätte, wäre es auch, wie in der GTE, sehr eng zugegangen. Aber zum Thema Safety Car kommt noch ein eigener Artikel.

Bilder: FIA WEC, Screenshots

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