Bereits zum fünften Mal fährt die FIA WTCC bzw. WTCR im Rahmen des 24-Stunden-Rennens auf der Nürburgring Nordschleife. Wichtigster Faktor in der Serie ist inzwischen die Balance of Performance und die Erfolgsgewichte.
Die bisherige Saison der FIA WTCR war eine kleine Enttäuschung. Angefangen hat die Saison auf dem Stadtkurs in Marrakesch und es gab drei relativ schlechte Rennen. Leider bietet die Strecke kaum Überholstellen und so sahen wir drei Rennen, die schon nach der ersten Runde entschieden waren. Weiter ging es für die Serie am Hungaroring zusammen mit der TCR Europe. Während die TCR Europe sehr gute Rennen zeigte, waren die Läufe der FIA WTCR doch recht ruhig. Enttäuschend war zudem, dass Norbert Michelisz kein Rennen gewinnen konnte, obwohl er im dritten Rennen von der Pole Position in das Rennen ging. Richtig unterhaltsam wurde es am Slovakiaring und die Fans wurden mit drei guten Rennen verwöhnt. Wirklich viele Fans dürften die Rennen aber nicht gesehen haben, da zwei Läufe bei Eurosport 2 gezeigt wurden. Zwar sind in den meisten Länder beide Eurosport Sender im Pay-TV, doch zumindest in Deutschland würde eine Ausstrahlung bei Eurosport 1 der FIA WTCR gut tun.
Einen größeren politischen Zwischenfall erlebte die WTCR erstmalig in Zandvoort. Vor dem Rennwochenende erhielten die Lynk & Co eine bessere BoP und bereits in den Trainings war klar, dass der chinesische Hersteller die Rennen in Zandvoort dominieren wird. Daraufhin diskutierten mehrere Teams die Rennen zu boykottieren und fast hätten zumindest vier Teams bzw. 16 Fahrer dies auch umgesetzt. Wichtig ist hierbei, dass Lynk & Co ein reiner Werkseinsatz ist und keiner die Fahrzeuge kaufen kann. Dadurch hat man einen enormen Vorteil und betreibt auch ganz bewusstes Sandbagging. Am Ende konnte Thed Björk immerhin zwei Rennen in Zandvoort gewinnen und damit den zweiten Gesamtrang übernehmen.
Die Serie sieht darin kein Problem und bestätigte, dass man mit der Balance of Performance zufrieden sei und für die Einstufung des Lynk & Co 03 TCR brauche man mehr Daten. Einzig in der FIA WTCR fährt der Lynk & Co 03 TCR und damit hat man einfach einen enormen Vorteil. Die Balance of Performance ist nur von den Werkseinsätzen abhängig und daher probiert man möglichst knapp zu gewinnen. Eine genauere Erklärung liefert Neil Hudson bei Touringcartimes. Auch ich halte die Abschaffung von Zusatzgewichten neben den bereits vorhandenen Balance of Performance Gewichten als notwendig, da ansonsten kein Hersteller sein wahres Potenzial zeigt. Stattdessen probieren alle möglichst langsam im Rennen zu fahren und nur das Verteidigen gegen Angriffe erfordert ein paar schnellere Runden.
Trotzdem führt momentan keiner der Lynk & Co Piloten die Gesamtwertung an, sondern Esteban Guerrieri vom deutschen ALL-INKL.COM Münnich Motorsport. Auf dem dritten Gesamtrang liegt zudem sein Teamkollege Néstor Girolami, der bereits drei Rennen gewonnen hat. Etwas überraschend ist die bisherige Saison für Hyundai. Nachdem man in der letzten Saison noch dominiert hat, gibt es in diesem Jahr einige Schwierigkeiten. Hierzu gehören überraschenderweise auch technische Probleme. Bester Hyundai-Pilot ist momentan Norbert Michelisz auf dem vierten Gesamtrang. Titelverteidiger Gabriele Tarquini hat zwar zwei Rennen gewinnen können, aber trotzdem befindet er sich nur auf dem siebten Rang in der Gesamtwertung. Trotzdem fehlen ihm momentan nur 55 Punkte auf Guerreri und dieses Wochenende könnte die Gesamtwertung sich wieder deutlich verändern.
Für mich sind die Rennen auf der Nürburgring Nordschleife jedes Jahr das Highlight der Saison. Besonders auf der Döttinger Höhe gab es schon etliche Windschattenschlachten. Auffällig war in den ersten Jahren war auch die Anfälligkeit der Yokohama Reifen, die teilweise für schwere Unfälle sorgte. Die TCR sind jedoch etwas langsamer und inzwischen gibt es glücklicherweise keine Probleme mehr mit den Reifen. Interessanterweise werden in diesem Jahr wieder einige Fahrer in der FIA WTCR und beim 24-Stunden-Rennen starten. Hierzu gehören u.a. Frederic Vervisch und Tiago Monteiro. Eine Neuerung ist, dass das erste Rennen erst am Freitag Nachmittag stattfindet und nicht bereits am Donnerstag. Damit befindet sich das erste Rennen zwischen dem 2. Qualifying und dem Top 30-Qualifying am Freitag. Eine schöne Übersicht über die Balance of Performance und die Zusatzgewichte bietet Touringcartimes.
Trotz Tabellenführung müssen die Honda Teams nur 50 Kilogramm zusätzlich in den Fahrzeugen haben, sodass der Honda Civic TCR 1.315 Kilogramm auf die Waage bringt. Die Motorenleistung bleibt sogar komplett unverändert. Wenn man die bisherige Saisonleistung betrachtet, muss man zumindest Esteban Guerrieri und Néstor Girolami als Favoriten für dieses Wochenende sehen. Überraschend schwach sind Tiago Monteiro und Attila Tassi, die für KCMG fahren. Die beiden befinden sich nur auf Rang 24 bzw. 26 in der Gesamtwertung. Es scheint also eine Teamleistung von ALL-INKL.COM Münnich Motorsport zu sein, die vor der Saison noch keine Erfahrung mit dem Honda hatten.
🏁 IT'S A 1-2 FINISH FOR @allinklracing!!!! @bebugirolami wins 🏆 with @E_Guerrieri second to increase their #WTCR points lead. 👏👏👏 @KCMotorgroup's @Tiagosworld18 and @AttilaTassi take P16 and P24. pic.twitter.com/IQ874C9q7l
— Honda Racing WTCR (@hondaracingwtcr) May 12, 2019
Ganze 1.345 Kilogramm müssen die Lynk & Co dieses Wochenende wiegen. Zusätzlich wird die Motorleistung um 2,5% verringert, sodass man auf der Döttinger Höhe einige Probleme haben könnte. Trotzdem bleiben die Fahrer des chinesischen Herstellers Favoriten für das kommende Wochenende und insbesondere Yvan Muller sowie Thed Björk sind Topfavoriten. Beide konnten bereits im vergangen Jahr auf der Nordschleife triumphieren. Nordschleifenerfahrung bringt auch Andy Priaulx mit, der bereits 2010 das 24-Stunden-Rennen auf der Strecke gewinnen konnte.
It's time to pack up and head to the @nuerburgring 🇩🇪 #Nordschleife for the 5th @FIA_WTCR race weekend of 2019, starting on Thursday next week! 🏁#LynkCo #CyanRacing #WTCR pic.twitter.com/EA8L23vV2K
— Cyan Racing (@Cyan_Racing) June 15, 2019
Auch dem Hyundai i30 N TCR wird die Motorleistung um 2,5% reduziert und 1.335 Kilogramm muss das Fahrzeug schwer sein. Zudem wurde die Bodenfreiheit erhöht und man liegt mindestens 10mm höher als die restlichen WTCR Fahrzeuge. Im letzten Jahr konnten Muller und Björk noch mit dem Hyundai gewinnen und insgesamt dürfte man einen Informationsvorsprung haben. Bei vielen VLN Rennen ist man mit einem TCR aktiv und hat daher mehr Daten als alle andere Hersteller. Mit Augusto Farfus sowie Nick Catsburg hat man zudem zwei absolute Kenner der Nordschleife als Fahrer. Beide waren auch jahrelang für BMW als Werksfahrer auf der Strecke unterwegs. Aber auch Gabriele Tarquini und Norbert Michelisz haben Siegchancen. Wesentliches Problem sind die Zusatzgewichte, die besonders Hyundai und Lynk & Co betreffen.
#TCR: A superb result for the Hyundai Motorsport team at the six-hour @24HNBR Qualifying Race @nuerburgring.
Provisional overall standings
2⃣8⃣i30 N TCR – 38 laps – 1st in TCR class
3⃣9⃣Veloster N TCR – 37 laps – 2nd in TCR classReady for the 24 Hours! pic.twitter.com/tEKz5olBVN
— Hyundai Motorsport (@HMSGOfficial) May 19, 2019
Ganze 60 Kilogramm weniger als der Lynk & Co muss der Audi RS3 LMS TCR auf die Waage bringen. Die Balance of Performance erlaubt Audi sogar 10 Kilogramm aus dem Fahrzeug zunehmen, aber trotzdem muss man 30 Kilogramm Erfolgsgewicht mit sich tragen. Beste Audi-Piloten sind diese Saison Jean-Karl Vernay und Frédéric Vervisch. Beide Fahrer haben zudem bereits Erfahrung auf der Nordschleife und sollten zumindest Chancen auf die Top 5 haben.
IT’S RACE WEEK!
The #WTCR2019SUPERGRID will take on the legendary Nürburgring Nordschleife from 20-22 June as the world’s toughest track gears up to host WTCR Race of 🇩🇪 pic.twitter.com/t6zCAo5qoJ— WRT – W Racing Team (@followWRT) June 17, 2019
Nochmal 10 Kilogramm leichter sind die Cupra TCR. Einzig Mikel Azcona und Tom Coronel würde ich in dem Fahrzeug eine Top 5 Position zutrauen. Die größte Chance dürfte hierfür das reverse Grid sein. Inzwischen ist der Cupra sehr in die Jahre gekommen und man merkt, dass es damals eines der ersten TCR-Fahrzeuge auf dem Markt war. Trotzdem steht Azcona momentan auf dem fünften Rang in der Gesamtwertung und konnte zwei Podiumsplatzierungen erzielen. Dank Balance of Performance kann man vielleicht auch am kommenden Wochenende wieder überraschen.
Ganze 80 Kilogramm leichter als die Lynk & Co sind die Alfa Romeo an diesem Wochenende. Man merkt dem Fahrzeug einfach an, dass es ein privates Projekt ist und nicht direkt von einem Hersteller entwickelt wurde. Zudem setzt nur das Team Mulsanne den Wagen ein. Dank der guten Balance of Performance konnte immerhin Ma Qing Hua bereits einen Sieg in der laufenden Saison erzielen und auch sein Teamkollege Kevin Ceccon stand bereits zweimal auf dem Podium. Für das kommende Wochenende sehe ich die beiden jedoch nicht im Kampf um den Sieg.
Before to go sleep, two beautiful shoots from @HungaroringF1 @FIA_WTCR #WTCR #wtcr2019supergrid #RomeoFerraris @maqinghuaF1 @KevinCeccon pic.twitter.com/r3LUcakAiY
— Romeo Ferraris (@RomeoFerraris) April 27, 2019
Auch der Volkswagen Golf GTI TCR muss nur 1.265 Kilogramm wiegen. Bisher ist die Saison eine ziemliche Enttäuschung, obwohl Sebastian Loeb Racing einiges an Werksunterstützung erhält. Zudem hat man mit Rob Huff sowie Johan Kristoffersson zwei sehr gute Fahrer. Trotzdem konnte man noch kein Rennen Saison und Huff ist auf dem 14. Gesamtrang bester VW-Pilot. Insgesamt dürfte man nicht zufrieden sein, doch dieses Wochenende könnte man aufholen. Immerhin besitzt Huff viel Erfahrung auf der Strecke und auch die Balance of Performance passt.
Belles séances de qualifications sur le @SlovakiaRing, puisque @Huffsport partira en pole position de la course 2️⃣ dimanche pour le @FIA_WTCR‼️
Au programme, trois courses endiablées pour nos 4 mousquetaires👌🏻 pic.twitter.com/JYKUzG078W
— Sébastien Loeb Racing (@LoebRacing) May 11, 2019
Los geht es für die FIA WTCR am Donnerstag um 11:30 Uhr mit dem ersten Training. Zudem gibt es Donnerstag Nachmittag und Abend auch die beiden Qualifyings. Das erste Rennen startet am Freitag um 17:30 Uhr, aber leider wird es nicht im Fernsehen gezeigt. Immerhin gibt es dann Rennen 2 und 3 bei Eurosport am Samstag ab 11 Uhr zu sehen.
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[…] an. Ergänzt wird das Feld der GT4 um Fahrzeuge von Audi, BMW, Ginetta und Mercedes-Benz. Eine Vorschau zur FIA WTCR erschien bereits am Dienstag hier im Blog und die Rennen finden Freitagnachmittag und am […]
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