Nach der Premiere im letzten Jahr gastiert der F1-Zirkus erneut in Südfrankreich. Und es wird heiss.
Die Strecke mit den Augenkrebs erregenden Linien in den Auslaufzonen lieferte im letzten Jahr ein erstaunlich interessantes Rennen. Was aber auch daran lag, dass Vettel im Ferrari den Mercedes von Bottes gleich in der ersten Runde umgedrehte und dafür bestraft wurde. Gegen die Mercedes hatte man allerdings im letzten Jahr keine Chance. Die Frage ist natürlich, ob das in diesem Jahr anders sein kann. Es wäre auch mal nett, wenn ein anderes Team als Mercedes in diesem Jahr ein Rennen gewinnen würde,
Die Chance dafür sind gemischt. Der erste Sektor dürfte den Mercedes gehören, denn hier ist es eng und kurvig, was dem Mercedes Baujahr 2019 ja gut liegt. Im zweiten Sektor, mit der langen Mistral-Geraden, werden beide Autos ungefähr gleichauf liegen. Entscheidend wird also der dritte Sektor sein, der eine Kombination aus sehr schnellen und langgezogenen Kurven, aber auch engen Passagen besteht. In den schnellen Passagen sollten die Ferrari die Nase knapp vorne haben, aber es ist schwer zu sagen, ob sie den Rückstand, den sie sich in Sektor Eins eingefangen haben, da wieder aufholen können. Eine große Rolle könnte dabei das Wetter und die Reifenwahl spielen.
Bekannt ist, dass Mercedes die Reifen besser auf Temperatur bekommt, als der Rest des gesamten Feldes. Bekannt ist aber auch, dass das zu einem leicht erhöhtem Verschleiß führt. In Bahrain zeigte sich das Problem deutlich, als man hinter den Ferrari lag. Gerade auf Strecken, die über schnelle, langgezogene Kurven verfügen, muss Mercedes mit dem Reifenmanagement vorsichtig sein. Auch die Streckentemperatur spielt dabei eine Rolle. Je kühler, desto besser für Mercedes. Am Wochenende soll es an der Strecke in Frankreich allerdings bis zu 30 Grad heiß werden. Was die Reifen weiter belastet. Möglich ist, dass Mercedes in der Quali erneut die Nase vorne haben wird, im Rennen kann die Sache aber anders aussehen. Was auch mit deren Reifenwahl zu tun hat (siehe Strategie).
In Frankreich wird es auch wieder jede Menge Updates geben. Es ist die erste „richtige“ Strecke nach Monaco und Kanada und bietet wegen der unterschiedlichen Streckenteile gute Testmöglichkeiten, Renault wird ein großes Update-Paket mitbringen. Gerüchteweise ist das halbe Auto neu. Das war wohl seit Anfang des Jahres auch so geplant und man darf gespannt sein, ob die Franzosen in die richtige Richtung entwickelt haben. Bisher war nämlich nicht immer der Fall.
Honda bringt ebenfalls ein Motoren Update. Was etwas ungewöhnlich ist, hatte es doch erst vor wenigen Wochen eins gegeben. Während das letzte Update aber eher den Punkt Zuverlässigkeit angesprochen haben soll, wird es in Frankreich mehr Leistung geben. Red Bull nimmt das Update (ohne Strafe), bei Torro Rosso splittet man die Strategie, weil sonst beide Autos eine Strafe bekommen würde. Albon fährt den alten Motor, Kvyat den neuen.
Updates darf man auch bei Racing Point und Hass erwarten. Beide kämpfen mit den Reifen, aber dabei dann mit komplett unterschiedlichen Problemen. Während der Haas die Reifen gut auf Temperatur bekommt, dafür aber Probleme mit den Long Runs hat, ist es bei Racing Point genau umgekehrt. Da sieht man mal, wie kompliziert die Situation in diesem Jahr ist. Es war schlußendlich keine gute Idee von Pirelli, die Lauffläche zu verringern.
McLaren hatte nicht viel neue Teile angekündigt, aber ein bisschen was wird man sicher dabei haben. Das Team ist weiter stark unterwegs, hat aber auch enorme Schwankungen in Sachen Erfolg. Auch hier lautet das Problem wohl Pirelli. Alfa muss auch dringend was tun, in den letzten Rennen ging es doch etwas bergab mit den Ergebnissen. So sehr, dass Kimi sich schon beschwerte.
Bleibt am Ende Williams. Wortwörtlich. Leider gibt es weiterhin wenig Grund zur Hoffnung bei Williams. Die letzten Updates aus Kanada waren umfangreich (gesamte Vorderradaufhängung) aber erbrachten dort kaum Fortschritte. Für die nächsten Wochen hat Williams eine ganze Kaskade von Updates angekündigt. Die muss man dann aber auch erst einmal auf der Strecke erkunden und schauen, ob es überhaupt passt. Es wäre ein Wunder, wenn Williams den Anschluss an das Mittelfeld finden würde.
Strategie
C2, C3 und C4 stehen auf dem Programm. Also die üblichen Mischungen, die man nun schon kennt. Es gibt auch keine Überraschungen bei der Wahl. Mercedes und Ferrari haben identische Mengen geordert, nur Renault und Alfa. setzen auf mehr Soft. Da bleibt dann nur die alte Frage: Ein- oder Zweistopps? Und die ist im Moment schwer zu beantworten. Angesichts der hohen Temperaturen muss man am Freitag seine, wie der Drop-Off bei den C3 ist. Ich glaube aber nicht, dass man damit das Rennen zu Ende fahren kann. Bleibt C2, aber davon haben Mercedes und Ferrari jeweils nur einen Satz. Man kann also nicht testen, ob der C2 rund 75 Prozent der Renndistanz durchhalten wird.
Es könnte also doch ausnahmsweise auf eine Zwei-Stopp-Strategie hinaus laufen. Dagegen spricht dann allerdings wieder, dass die FIA das Speedlimit der Box auf 60 km/h reduziert hat. Man verliert also mehr Zeit bei einem Stopp, als das sonst üblich ist. Eine wirklich schwierige Situation für alle Teams, wobei jene mit einem niedrigen Reifenverschleiß einen kleinen Vorteil haben.
Bilder: Blancpain, Ferrari, Renault, Pirelli