Analyse: Zzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz. Das Rennen zeigte, was alles falsch in der F1 läuft.
Was soll man an diesem Rennen analysieren? Das Hülkenberg mit dem Overcut auf den harten Reifen in die Punkte gefahren ist? Dass die Aufwärtstendenz von McLaren weiter anhält und man langsam Red Bull ins Visier nehmen kann? Die größte Erkenntnis, die man von diesem Rennwochenende und der 90 minütigen Prozession in Paul Ricard mitnehmen muss: Mercedes wird dieses Jahr nicht zu schlagen sein.
Die bisherigen Rennen ließen zumindest eine leichte Hoffnung für das Rennen in Frankreich aufkommen. Die einzige Schwäche, die Mercedes bisher zeigte, lag beim Reifenverschleiß. Besonders auf Kursen, die über langgezogene, schnelle Kurven verfügten und wenn die Asphalttemperatur die 50 Grad überstieg. Genau das bot Paul Ricard, aber offenbar hat Mercedes die kleinen Schwächen des Chassis fast völlig im Griff. Zwar zeigten sich bei den harten Reifen im letzten Drittel des zweiten Stint an beiden Vorderreifen Blasen auf der Innenseite, aber die störten nicht weiter.
Das bedeutet, dass Mercedes nun auf allen Strecken ein Auto hat, dass kaum zu schlagen ist. Ich hatte in der Vorschau noch die Hoffnung ausgedrückt, dass die Ferrari im Bereich von drei Zehnteln liegen würden, aber am Ende war der Abstand doppelt so groß. Das ist erschreckend. Hinzu kam, dass Ferrari Updates mit gebracht hatte, die aber offenbar nicht funktionierten. Den neuen Unterboden baute man bei Vettel gleich am Freitag wieder aus. Ferrari ist weiter das einzige Team, dass den über-dominanten Mercedes überhaupt etwas entgegensetzen kann. Aber wenn man ehrlich ist, auch nicht wirklich, da Mercedes das Tempo von Hamilton im ersten Stint kontrollierte. Der Abstand wäre deutlich größer gewesen, wenn Hamilton etwas mehr Risiko eingegangen werde. Aber wozu, er war auch so überlegen.
Mercedes hat in diesem Jahr alle acht Rennen gewonnen. Davon waren sechs Doppelsiege. Hamilton führt mit 76 Punkten vor Vettel und immerhin noch 36 Punkten vor Bottas. Die WM-Ambitionen des Finnen sind nicht völlig tot, aber wenn Hamilton seine Form beibehält, dürfte dem sechsten Titel nichts im Weg stehen.
Natürlich haben weder Hamilton noch Mercedes Schuld daran, dass die anderen ihr Niveau nicht erreichen können. Die Dominanz der Deutschen in den letzten Jahren ist allerdings erdrückend. Dazu kommt, dass es an der Spitze sowieso langweilig geworden ist. Es gibt nur noch Mercedes, Red Bull und Ferrari.
Kann sich jemand daran erinnern, wann das letzte Mal ein Auto gewonnen hat, dass nicht von Red Bull, Ferrari oder Mercedes kam? Ich musste auch nachschlagen. Es war Kimi Räikkönen der den GP von Australien im Jahr 2013 gewonnen hat. Es ist also sechs Jahre her, dass es mal eine Überraschung gegeben hat. Sechs Jahre!
Das ist langweilig. Anders kann man es nicht ausdrücken. Und das Rennen in Frankreich war ein Paradebeispiel für die Eintönigkeit der Formel Eins in den letzten Jahren.
Der Grund dafür ist bekanntermaßen auch die Geldverteilung in der F1, die die großen Teams bevorteilt. Dagegen soll ab 2021 ein Budgetgrenze von sagenhafte 175 Millionen geben. Darin nicht eingeschlossen sind allerdings die Fahrergehälter. Aber selbst die 175 Millionen sind mehr, als alle Teams außer den Top Drei, zur Verfügung haben. Es wird sich also auch mit einer Budgetgrenze vermutlich nicht viel ändern.
Ein weiterer Grund für die Eintönigkeit, vor allem in diesem Jahr, sind die Reifen. Das Mercedes so gut ist, liegt auch daran, dass sie den“Sweet Spot“ bei den Pirelli gefunden haben. Ob das jetzt Zufall war, wie Mercedes sagt, oder ob Mercedes dank ihres enormen Budgets einfach bessere Simulationen haben, spielt dann auch keine Rolle. Tatsche ist, dass die Reifen, wie alle im Feld sagen, extrem zickig sind. Günter Steiner von Haas sprach davon, dass man mit einem Fieberthermometer unterwegs sein, dass Temperaturen im Zehntelbereich messen würde.
Andere Reifen und Nachtanken
Wenn man die Eintönigkeit vermeiden möchte, dann muss man etwas an den Rahmenbedingungen verändern. Damit meine ich nicht die technische Entwicklung, sondern die beiden wichtigsten Punkte in einem Rennen: Reifen und Verbrauch.
Meiner Meinung nach geht Pirelli seit einigen Jahren einen völlig falschen Weg. Die Piloten haben mehr damit zu tun, die Reifen zu schonen, als Rennen zu fahren. Dazu kommt, dass sich vor allem die mittleren Mischungen (C2, C3) kaum unterscheiden. Der C3 ist gut für ein Rennen, der C2 sowieso. Nur die C4 und C5 scheinen sich deutlich abzuheben.
Dem Rennen würde es helfen, wenn man am Wochenende nur zwei Mischungen zur Verfügung stellt, die sich dann auch weit unterscheiden. Statt eines Reifen, der eine ganze Renndistanz durchhält, sollten alle Reifen die Teams möglichst zu zwei Stopps zwingen. Die IndyCar macht es vor. Die „Red“ sind schnell, bauen aber auch schnell ab, die „Black“ halten ein bisschen länger, aber nicht so lange, dass man damit ein Rennen durchfahren könnte. Das bringt durchaus Bewegung ins Feld.
Ebenfalls sollte die Formel Eins darüber nachdenken, dass Nachtanken wieder einzuführen. Und zwar mit Spritmengen, die die Teams vor Q3 festlegen müssen, während alles außerhalb der Top Ten Spritmenge und Reifen frei wählen dürfen. Das eröffnet deutlich mehr strategische Möglichkeiten im Rennen, auch für Teams aus dem Mittelfeld.
Was auch immer man machen will – das Rennen in Paul Ricard machte deutlich, dass man damit nicht mehr lange warten sollte. Da das Nachtanken eine größerer Regeländerung für 2020 bedeutet würde, die die Teams vermutlich nicht haben wollen, bleiben die Reifen. Man kann nur hoffen, dass Pirelli im nächsten Jahr sich etwas besseres einfallen lässt.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, McLaren F1, Alfa, Renault Sport, HaasF1, Williams F1
3 Kommentare
Was in der F1 schief läuft, kann man hier sehr gut sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=idPqDVtgZx0
Ist alles richtig und unterschreibbar. Allerdings kommt hier auch noch erschwerend hinzu, dass Le Castellet heutzutage eine der unattraktivsten Strecken ist, die man sich so vorstellen kann. Augenkrebs verursachende Betonwüste mit irrelevantem Layout im heissen südfranzösischen Buschwerk abseits der Metropolen, ohne Flair, Charme, vernünftige Kamerapositionen oder Zuschauermengen. Muss ein geschickt eingefädelter Deal von Bernie Ecclestone gewesen sein dass man überhaupt mit der F1 dahin zurückgekehrt ist, so gut wie jede Rennserie ist da absolut unansehnlich. Da wäre selbst Magny-Cours besser geeignet für einen French GP.
[…] Nach dem Debakel, den der französische Grand Prix darstellte, hat die Formel Eins etwas gut zu machen. Aber die Chancen, dass es wieder eine Prozession wird, sind auf dem Red-Bull-Ring etwas niedriger. Die langen Geraden und langsamen Kurven sind gut geeignet für Überholmanöver und die langen DRS-Zonen sollten für Abwechslung sorgen. Ob das allerdings auch für die Spitze gilt, ist dann wieder eine andere Frage. Es sieht nicht so aus, als ob Ferrari den Mercedes etwas entgegen zu setzen hat. Und auch wenn Red Bull hier schon gewonnen hat – in diesem Jahr wird es mit dem Honda-Motor etwas schwieriger. […]
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