Nach dem Debakel, den der französische Grand Prix darstellte, hat die Formel Eins etwas gut zu machen. Aber die Chancen, dass es wieder eine Prozession wird, sind auf dem Red-Bull-Ring etwas niedriger. Die langen Geraden und langsamen Kurven sind gut geeignet für Überholmanöver und die langen DRS-Zonen sollten für Abwechslung sorgen. Ob das allerdings auch für die Spitze gilt, ist dann wieder eine andere Frage. Es sieht nicht so aus, als ob Ferrari den Mercedes etwas entgegen zu setzen hat. Und auch wenn Red Bull hier schon gewonnen hat – in diesem Jahr wird es mit dem Honda-Motor etwas schwieriger.
Mercedes hat in Monaco, Kanada und Frankreich gezeigt. dass man auf unterschiedlichen Strecken das stärkste Auto hat. Die Schwächen aus den letzten Jahren hat man eliminiert. Dazu kommt ein gut aufgelegter Lewis Hamilton, der gleichzeitig locker und hochkonzentriert wirkt. Die Chancen, dass Mercedes auch in Österreich das Maß aller Dinge sind, ist also groß. Verstärkt wird dieses Eindruck auch durch den Umstand, dass die von Ferrari in Frankreich getesteten Updates offenbar nicht funktioniert haben. Jedenfalls hatte man von Freitag auf Samstag einen Teil wieder abgebaut. Innerhalb einer Woche wird man die Ursache für diese neuerliche Problem sicher nicht gefunden haben.
Die Strecke in Österreich ist bekanntermaßen schnell und sehr kurz. Die Rundenzeit beträgt gerade mal 70 Sekunden. Das sollte das Feld enger zusammenführen und vor allem im Mittelfeld für schöne Zweikämpfe sorgen. Besonders gespannt bin ich auf die McLaren, die sich in den letzten Wochen sehr stark gezeigt haben. Sie scheinen im Moment Renault hinter sich gelassen zu haben, was die Franzosen vermutlich ärgern wird.
Aber irgendwie kommt die Werksmannschaft auch nicht von der Stelle. Die Updates bringen bei weitem nicht die Ergebnisse, die man gerne hätte und das diesjährige Ziel, klar die Nummer 4 zu sein, ist man weit entfernt. Im Moment ist das McLaren mit acht Punkten Vorsprung. Aber sowohl McLaren als auch Renault fehlen rund 100 Punkte auf Red Bull. Da ist also noch viel Luft nach oben.
In überraschend schwacher Form zeigten sich in den letzten Rennen die Racing Point. Das gilt vor allem für die Quali, in der man nicht mehr wie gewohnt auch mal Q3 erreicht. Ein Grund dafür soll tatsächlich noch in der Pleite des letzten Jahres liegen. Force India habe das Auto für dieses Jahr nicht entwickelt, weil man kein Geld hatte, erst nachdem Stroll den Laden übernommen hatte und die rechtliche Lage im September geklärt gewesen sei, habe man mit der Entwicklung gestartet. So habe man rund vier Monate Zeit verloren.
Allerdings sind die Racing Point nicht einzigen, die sich schwer tun. Auch bei Haas geht in diesem Jahr wenig zusammen. Das Problem hier sind die Reifen, mit denen man nicht klar kommt. Auf eine Runde passt es, weswegen man hier und da auch in Q3 auftaucht, im Rennen ist dann alles vorbei. Trotz umfangreicher Umbauarbeiten schafft man es bisher nicht, das Problem zu isolieren.
Strategie
Pirelli bringt C2, C3 und C4 mit nach Österreich. Das ist ein bisschen erstaunlich, die C5 wären durchaus interessant gewesen. Zumindest hätte man so den Versuch starten können, die Teams auf eine Zwei-Stopp-Strategie zu zwingen. Die wird in diesem Jahr vermutlich nicht zu sehen sein, weil man mit den C3 durchfahren kann. Die Reifen werden weitaus weniger beansprucht, als in Frankreich, wo man damit bis zu 25 Runden fahren konnte. Und dann ist da noch die harte Variante, die man am Renntag durchaus sehen wird.
Auffallend ist an diesem Wochenende, dass die Reifenstrategien von Ferrari und Mercedes etwas unterschiedlich sind. Ferrari hat nur sieben Sätze, Mercedes neun Sätze der weichen C4 bestellt. Wird im Rennen nicht so viel ausmachen, aber könnte in der Quali eine Rolle spielen. Viele Sätze haben die Ferrari da nicht zur Verfügung und Angesicht der knapperen Abstände in Österreich wird man sich keine Fehler erlauben können.
Die Teams, die weiter hinten starten, könnten, wie in Frankreich, mit den C2 an den Start gehen. Das ist keine schlechte Strategie, denn damit kann in Österreich mindestens die Hälfte des Rennen fahren. Allerdings läuft man dann hier Gefahr, von einem Safety Car ausgebremst zu werden, das auf dem Red-Bull-Ring durchaus vorkommen kann.
Bilder: Pirelli, Racing Point, Alfa Romeo