Die brandneue WSeries ist vor knapp zweieinhalb Monaten in ihr erstes Rennen gestartet. Drei Runden später ist man bei der Hälfte der Saison angekommen. Bevor die Serie am kommenden Samstag auf den Norisring zum zweiten und letzten Mal nach Deutschland kommt, werfen wir einen kleinen Blick darauf, was in der bisherigen Saison passiert ist und wer die Meisterschaft geprägt hat.
Wer ist am schnellsten unterwegs?
Es war eigentlich schon vor Beginn der Serie klar, dass Jamie Chadwick ein gewichtiges Wort um den Titel mitzureden hat. Die 21-jährige Britin ist eine Art „role model“ für die Art von Fahrerinnen, die die WSeries aus- und weiterbilden will. Sie ist jung, schon länger im Formelsport aktiv und dort auch durchaus erfolgreich, wie etwa ihr Sieg in der Britischen Formel 3 in Oulton Park zeigt. Sie ist allerdings nur eine der wenigen, die direkt aus einer anderen Formelserie in die WSeries umgestiegen ist. Zahlreiche Fahrerinnen im Feld hatten seit Jahren keine Formelwagen mehr pilotiert.
Chadwick hat den Erwartungen entsprechend auch sofort der Rennserie ihren Stempel aufgedrückt. In den bisher ausgetragenen drei Rennen stand sie zweimal auf der Pole und konnte ebenso viele Siege einfahren. Lediglich in Zolder musste sie sich nach einem schlechten Start Beitske Visser geschlagen geben.
Visser ist in der Meisterschaftswertung die schärfste Konkurrentin von Chadwick. Nur 13 Punkte trennen die Niederländerin von der Britin. Beitske Visser hat neben ihrem Sieg ein weiteres Podium vorzuweisen. Beeindruckend an ihrer Performance ist vor allem, dass sie vor dem Start der Serie seit 2016 in keiner Formelserie mehr gefahren ist.
Neben diesen beiden Pilotinnen standen bisher noch Marta Garcia, Alice Powell und Fabienne Wohlwend auf dem Podest. Sie liegen in der Meisterschaft auf den Rängen 3 bis 5, haben aber jeweils schon mehr als 25 Punkte Rückstand auf die Führende. Bei nur drei noch zu fahrenden Rennen ist das doch eine recht hohe Hypothek.
Wie erfolgreich ist die Serie unterwegs?
Wenn man den Erfolg der Serie messen will, ist das natürlich nach gerade einmal drei Rennen noch etwas schwierig. Aber es gibt trotzdem schon ein paar Indikatoren. Da wäre einerseits die mediale Aufmerksamkeit. Allein der Auftakt der Serie hat schon in der Berichterstattung, die über die üblichen Motorsport-Medien hinausging, hohe Wellen geschlagen. Oder besser gesagt zumindest höhere als eine „normale“ Nachwuchsserie auf diesem Formel-3-Level geschafft hätte.
Jamie Chadwick formulierte dahingehend ihre Erwartungen an die Serie so: „Die WSeries bietet nicht nur eine fantastische Möglichkeit für weibliche Spitzenfahrerinnen Rennen zu bestreiten, sondern sie wird auch viele weitere junge Frauen ermutigen, mit dem Motorsport anzufangen“. Ob die Serie dieses Ziel erreicht bleibt abzuwarten, aber ein bisschen mediale Aufmerksamkeit am Anfang schadet sicher nicht.
Ein weiteres Bestreben der WSeries ist es, die Fahrerinnen mit Rennerfahrung und Know-how auszustatten, damit sie früher oder später in Topserien aufsteigen können.
Wie viel Erfahrung die Fahrerinnen allerdings von dem momentanten Format mitnehmen können, ist etwas zweifelhaft. Denn nur ein Rennen pro Wochenende (Mit der Ausnahme in Assen) und überhaupt nur sieben Rennen im Jahr zu je einer halben Stunde sind eher wenig, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Praktisch alle anderen Nachwuchsrennserien fahren zwei oder mehr Rennen pro Wochenende.
Auch die Formel-3-Europameisterschaft, die im letzten Jahr im Rahmenprogramm der DTM unterwegs war, fuhr jeweils drei Rennen. An unzureichendem Platz im DTM-Rahmenprogramm sollte es also nicht liegen. Möglicherweise allerdings an den begrenzten Kapazitäten. Denn schließlich darf man nicht vergessen, dass die Serie alle Cockpits finanziert, was in den sehr kostenintensiven Juniorformulas eine absolute Rarität darstellt. Außerdem werden alle Fahrzeuge von einem Rennstall betrieben, nämlich von Hitech GP.
Ein Konzept der Serie, das man in vielen anderen Rennkategorien vermisst, ist die absolute Ausgeglichenheit der Fahrzeuge. Denn obwohl in den meisten Nachwuchsformulas Einheitswagen gefahren werden, gibt es dort teils massive Unterschiede in der Konkurrenzfähigkeit zwischen den Teams.
Norisring
Am Samstag dem 6.Juli findet das vierte Rennen der Saison im Rahmen der DTM auf dem Norisring statt. Auf dem legendären Stadtkurs in Nürnberg, wo schon seit 1947 Rennen stattfinden, fährt die Serie zum letzten Mal in diesem Jahr in Deutschland. Für die meisten Pilotinnen ist der 2,3 Kilometer lange Straßenkurs auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände Neuland. Eine Ausnahme sind Fabienne Wohlwend, Gosia Rdest und Vivien Kesztelhyi, die jeweils im Audi Sport TT Cup hier am Start waren. Wohlwend und Keszthelyi waren 2017 am Norisring, Rdest fuhr insgesamt dreimal in Nürnberg.
Da wir bei dem Lauf am Norisring eingeladen sind und ich vor Ort sein werde, könnt ihr euch auf eine etwas speziellere Berichterstattung freuen, die über einen üblichen Rennbericht hinausgeht.
Bilder: WSeries
1 Kommentare
[…] Rahmenserie ist an diesem Wochenende wieder die W Series und für uns wird Florian Niedermair direkt von der Strecke berichten. Zudem dürfte der Kollege Phil wieder jede Menge Impressionen […]
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