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Formel 2: Analyse Österreich 2019

von Florian Niedermair
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Reifenmanagement lautete das Zauberwort in der steirischen Hitze. Matsushita und Sette Camara waren die besten Reifenflüsterer.

Hauptrennen

Nyck De Vries reiste nach Siegen in Spanien, Monaco und Frankreich mit breiter Brust und der Tabellenführung auf den Red Bull Ring. Und mit ebenso viel Selbstvertrauen flog der Niederländer auch um die Rennstrecke in Spielberg. Am Freitag siegte er im Qualifying. Auch im Rennen schien der ART-Pilot nichts anbrennen zu lassen und zog selbstsicher dem Feld davon. De Vries hatte wahrscheinlich die beste Pace während des ganzen Wochenendes. Nur kommt es im Motorsport nicht immer nur auf den Rennspeed an, sondern auch gerne mal auf die Reifen. Und um seine Pneus hatte sich De Vries eindeutig weniger Gedanken gemacht als seine Verfolger.

Auf den letzten 15 Runden entfaltete sich ein Rennen, das schon in Ansätzen an das Ende des Formel-1-Grand Prix des folgenden Tages erinnerte. In der Formel 2 war es allerdings ein Holländer, der den sicher geglaubten Sieg verlor.

Der Honda-Junior Nobuharu Matsushita bedankte sich sechs Runden vor Schluss bei De Vries für seine Unbekümmertheit und beim Reifengott für seine Pirellis und zog vorbei. Für Matsushita war es nach vier Sprintsiegen in der Formel 2 bzw. deren Vorgängerserie der erste Sieg in einem Feature-Rennen. Der ART-Fahrer De Vries überquerte die Linie gar nur als Vierter. Luca Ghiotto und Sergio Sette Camara kamen vorbei. Da letzterer allerdings eine 5-Sekunden-Strafe erhalten hatte, weil er früh im Rennen seinen Teamkollegen umdrehte, landete Nyck De Vries dennoch auf dem Podium. Abgesehen davon zeigte aber auch Sergio Sette Camara eine Top-Leistung. Der war nämlich nur auf Rang 9 gestartet.

In der Qualifikation folgten noch die beiden Renault-Junioren Anthoine Hubert und Guanyu Zhou direkt hinter De Vries auf den Plätzen 2 und 3. Mit dem Sieg hatten aber beide nichts zu tun. Arden-Pilot Hubert fand nicht in das Rennen und musste schon in den ersten Runden Federn lassen. Matsushita, Zhou und Ghiotto reichten den zweifachen Saisonsieger bis auf den fünften Platz zurück. Zhou war in der Anfangsphase einer der Schnellsten. Doch ein schlechter Boxenstopp und ein technischer Aussetzer, als er kurzzeitig nicht mehr beschleunigen konnte, kosteten ihn seine guten Podiumsaussichten. Am Ende musste der Chinese mit Rang 6 Vorlieb nehmen, Hubert konnte dank der Strafe von Sette Camara den Lauf auf den vierten Platz beenden.

Nichts geschenkt bekam Nicholas Latifi an seinem Geburtstag. Nachdem sein Teamkollege ihn in Runde 6 pirouettiert hatte, wurden es gerade mal zwei Punkte für den Titelanwärter.

Auf Rang acht, also auf Reverse Grid Pole pilotierte sich übrigens MP Motorsports Jordan King, vor ihm landete Louis Deletraz.

Noch ein Wort zu Patricio O’Ward. Der Mexikaner wurde zu einem denkbar ungünstigen Rennen ins kalte Wasser geworfen oder besser gesagt in die heiße Sonne. Der Ersatzmann für Raghunathan hatte weder Erfahrung mit der Strecke, noch mit dem Auto und vor allem nicht mit den Reifen. Im Qualifying fuhr er immerhin auf Rang 17, nur zwei Zehntel hinter Teamkollege King. Im Rennen zahlte er dann Lehrgeld an seine Pneus und beendete es auf dem letzten Platz.

 

Rennen 2

Ein bisschen besser ging es dann für O’Ward im zweiten Rennen. Immerhin Platz 14 von 18 Piloten, die das Ziel erreichten. Die Geschichte des Rennens schrieben wieder andere. Etwa Pechvogel Louis Deletraz, bei dem auf Rang 2 liegend plötzlich die Bremsen aufgaben. Glück im Unglück: Deletraz blieb bei seinem Einschlag unverletzt. Oder Sergio Sette Camara, der nach einer fast zweijährigen Durststrecke und über einem Dutzend Podien endlich wieder auf dem obersten Treppchen Platz nehmen durfte.

Der Mann des Rennens war aber Mick Schumacher. In Rennnen 1 hatte er noch seinen Wagen abgewürgt und seine Negativserie fortgesetzt. Doch im zweiten Lauf zeigte Schumacher, warum er zurecht in der Formel 2 unterwegs ist. Von Rang 18 aus manövrierte er sich bis auf den vierten Platz. Kleiner Wermutstropfen: Nur zwei Zehntel trennten Mick von seinem ersten Formel-2-Podium. Denn auf den letzten Metern steckte er im Heck von De Vries.

Doch kurz das Rennen von Anfang an: King war auf Pole, doch schon bald musste er sich Louis Deletraz geschlagen geben, der dann seinerseits die Führung an Sette Camara verlor. Der Brasilianer genoss in Führung liegend einen ruhigen Nachmittag bis hinter ihm Deletraz seine Bremsen verlor. Denn nach dem Restart wurde es noch einmal heikel. Ghiotto machte nämlich Druck auf den McLaren-Nachwuchsfahrer, doch der rettete den Sieg über die Linie.

Auf Platz 5 erreichte Matsushita das Ziel. Auch er hatte eine anständige Aufholjagd abgeliefert, nachdem er schon in der Auftaktrunde in Kurve 4 ins Kies gedrückt wurde. Siebter wurde King und den letzten Punkt sicherte sich noch Guanyu Zhou. Für den UNI-Virtuosi-Fahrer hatte es auch lange nach einer besseren Platzierung ausgesehen. Doch nach dem Restart in Runde 22 gingen ihm die Reifen aus und er wurde von Platz 4 aus durchgereicht.

 

Fazit

Die Meisterschaft driftet immer weiter in Richtung Nyck De Vries. Und das obwohl er in Spielberg eigentlich den Sieg im Hauptrennen liegen gelassen hat. Auch im Sprintrennen sah man, was an diesem Wochenende die Achillesferse des ART-Fahrers war: Das Reifenmanagement. Das ist aber auch das einzige, das man dem Niederländer nach einem Wochenende mit zwei Podien vorwerfen kann.

Bei den Führenden der Konstrukteurs-WM DAMS deutet sich ein Positionstausch an. Sette Camara hat an den letzten drei Rennwochenenden jeweils seinen Teamkollegen klar hinter sich gelassen. Nur noch acht Punkte trennen ihn von Latifi in der Gesamtwertung. Vollkommen unter ferner Liefen war in Spielberg Campos-Pilot Jack Aitken unterwegs. Er konnte nur einen einzigen Punkt sammeln. Ein herber Rückschlag nachdem er sich in dieser Saison zu einem regelmäßigen Podiumsfahrer entwickelt hat.

Von den nachbesetzten Fahrern bzw. Ersatzfahrern, die jeweils diese Woche ihren ersten Auftritt in dieser Saison hinlegten, war wenig überraschend der letztjährige F2-Pilot Arjun Maini am schnellsten. Er ist schließlich auch als einziger von den Dreien mit der Formel 2 vertraut. Tveter hatte noch einige Probleme, aber auf den Long Runs sah man, dass auch er schon die Pirelli-Reifen aus der GP3 kennt. Patricio O’Ward war in den Rennen der langsamste dieser Gruppe. Aber wie schon vorher erwähnt: Er kannte weder den Wagen, noch die Reifen oder die Strecke. In dieser Saison geht er übrigens noch in der Super Fomula an den Start. Dort nimmt er den Platz von Dan Ticktum ein. Motorsport in Japan ist für die nächste vollkommen neue Erfahrung für den jungen Mexikaner. Die nächste Formel-2-Erahrung für den Rest des Feldes steht vom 12. bis zum 14. Juli in Silverstone an.

 

Bilder: Formula 2

 

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