Immer wieder wird der Norisring als das „Fränkische Monaco“ bezeichnet, doch richtig gerecht wird es der Strecke nicht. Während die Rennen auf dem Stadtkurs in Monte Carlo recht ruhig verlaufen, gibt es auf dem Norisring immer wieder spannende Zweikämpfe zu sehen.
In den letzten Wochen durften die Verantwortlichen in der DTM wieder phantasieren und man ist wiederholt überrascht, welche Ideen dabei aufkommen. An einem Tag träumt man noch von einem Einstieg von Nissan, Lexus sowie Toyota und am nächsten Tag spricht Gerhard Berger über mögliche Rennen auf der Nürburgring Nordschleife. Zwischendurch sollten dann auch noch die drei MotoGP-Piloten Valentino Rossi, Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci in der DTM starten. Man kann nur froh sein, dass man nicht wieder eine US-DTM ankündigt oder vom MG Comeback schwadroniert.
Die DTM zeigt in den letzten beiden Jahren sehr guten Sport, aber leider spricht man immer nur über große Visionen und träumt bzw. verspricht völlig unrealistische Dinge. Schuld trägt dabei auch die Presselandschaft, da man sich auf jede Aussage wirft und ein neues Gerücht erschafft. Insgesamt wäre es schön, wenn die Offiziellen sich nicht mehr zu unrealistischen Aussagen hinreißen lassen würden. Auch die Journalisten müssten wieder etwas kritischer über die DTM berichten und nicht neue Gerüchte in die Welt setzen wie z.B. den möglichen Einstieg von Alfa Romeo, Volvo, Maserati, Toyota, Honda, Lexus oder auch Red Bull.
Rechtzeitig vor dem Rennwochenende am Norisring konnte man den Vertrag mit Hankook verlängern, die somit bis 2023 die Einheitsreifen für die DTM liefern werden. Interessant ist dabei, dass Hankook exklusiver DTM-Reifenhersteller bleibt und somit ein Reifenkrieg wie in der Super GT verhindert wird. Die Entscheidung könnte einen möglichen Einstieg eines japanischen Herstellers erschweren, da keiner der Japaner mit den Reifen vertraut ist. Bereits für die gemeinsamen Rennen am Saisonende müssen Honda, Lexus und Nissan auf Pneus des koreanischen Herstellers setzen. Zugleich bieten die Reifen momentan gute Action, da sie recht stark abbauen und daher verschiedene Strategien ermöglichen. Insgesamt gibt es also positive und negative Aspekte bei der Entscheidung für einen einzigen Reifenhersteller.
Die Strecken-Vorstellung und Talking Points der letztjährigen Vorschau
Der Norisring dürfte wohl allen Lesern bekannt sein, und trotzdem stelle ich die Strecke gerne nochmal kurz vor. Je nach Zählweise kommt man auf vier bis acht Kurven und besonders die Grundigkehre sowie die Dutzendteichkehre bieten gute Überholmöglichkeiten. Am Ausgang des Schöller S müssen die Fahrer besonders vor der Betonmauer aufpassen, die direkt an der Strecke steht. Mit einer Länge von 2.300 Metern ist es zudem die kürzeste Strecke im Kalender und die Rundenzeiten liegen bei circa 48 Sekunden.
Aus der aktuellen Perspektive lohnt sich ein kurzer Blick auf die Themen aus dem letzten Jahr. Damals gab BMW bekannt, dass man in Gesprächen mit Kundenteams ist. Im Endeffekt konnte sich BMW mit keinem Team einigen, auch da man zu wenig Support von Werksseite geben würde. Zudem war letztes Jahr GTA-Präsident Masaaki Bandoh am Norisring, um sich mit Gerhard Berger zu treffen. Aus dem Treffen resultierten dann immerhin die zwei gemeinsamen Rennen in diesem Jahr. Jedoch ist leider noch nicht bekannt, welche Fahrer aus der Super GT am Hockenheimring starten werden.
Audi
In der Team-Wertung liegen momentan das Audi Sport Team Rosberg und das Audi Sport Team Abt Sportsline in Führung. Auch in der Hersteller-Wertung liegt Audi 77 Punkte vor BMW und ganze 325 Punkte vor Aston Martin. Trotzdem hat René Rast als Tabellenführer nur zehn Punkte Vorsprung vor Philipp Eng, dem besten BMW-Piloten. Für Rast gab es in den ersten sechs Rennen bereits vier Podiumsplatzierungen und trotzdem war die Saison noch nicht ganz optimal. Am Hockenheimring und in Zolder hat er zwei mögliche Siege verloren und stattdessen die Rennen ohne Punkte beendet. Mit etwas mehr Glück hätte Rast also schon einen Vorsprung von knapp 50 Punkten haben können. Am kommenden Wochenende muss man Rast aufgrund der bisherigen Saison eigentlich als Favorit sehen, aber seine Ergebnisse der letzten Jahre am Norisring sprechen eher gegen ihn. Bei den vier DTM-Rennen von Rast dort konnte er noch nicht in die Punkte fahren und nur einmal einen zwölften Platz belegen.
Insgesamt erreichte Audi nur eine Podiumsplatzierung bei den letzten vier Rennen auf dem Norisring. Trotzdem sehe ich nach den bisherigen Rennen auch Nico Müller, Mike Rockenfeller sowie Robin Frijns als Siegkandidaten für das kommende Wochenende.
BMW
Drei der letzten vier Rennen auf dem Norisring konnte BMW für sich entscheiden. Erfolgreich waren hierbei u.a. Marco Wittmann und Bruno Spengler. Seit seinem Debüt im Jahr 2006 konnte Spengler vier Rennen auf dem Norisring gewinnen und neunmal stand er auf dem Podium. Insgesamt reichte es nur zweimal nicht für ein Top-10-Ergebnis, sodass er am kommenden Wochenende ein absoluter Topfavorit ist. Ähnlich verhält es sich mit Wittmann, der die letzten sechs Rennen auf dem Norisring in den Top 6 beenden konnte. Beiden Piloten scheint die Strecke sehr zu liegen und so sind sie die Speerspitze für BMW am kommenden Wochenende. In seinem ersten DTM-Rennen auf dem Norisring konnte Philipp Eng im vergangenen Jahr auf den fünften Rang fahren. Auch ihn sehe ich für das kommende Wochenende als Favoriten.
R-Motorsport/Aston Martin
Laut eigener Angabe ist die Motorleistung noch das größte Problem der Aston Martin von R-Motorsport. Daher wird man auf dem Norisring wohl sehr große Probleme haben und so könnte es am kommenden Wochenende wieder gar keine Punkte geben. Immerhin hat man inzwischen zwei Testtage in Vallelunga nachgeholt und eventuell konnte man ein bisschen mehr Geschwindigkeit finden. Einen interessanten Artikel hat Motorsport-Total über Ferdinand Habsburg geschrieben. Dabei geht es auch darum, dass Ferdinand Habsburg plötzlich als Ferdinand von Habsburg bezeichnet wird. Interessanterweise wird er auch nur so von der DTM sowie Edgar Mielke genannt. Für den ORF gab es sogar Probleme, da aufgrund des Adelaufhebungsgesetzes Habsburg eigentlich keinen Adelstitel mehr tragen darf. Die DTM besteht aber darauf, dass dieser auch in den Inserts gezeigt wird. Angeblich sei es Habsburg egal, aber dann ist die Frage, warum er sich unter dem Namen „Ferdinand von Habsburg“ genannt hat. Entweder ist es ein perfektes Beispiel für Eitelkeit oder R-Motorsport und die ITR sehnen sich nach einem glanzvollen Namen. Es ist überraschend, dass man lieber den Adelstitel behält und dafür den zweit-wichtigsten Medienpartner verärgert.
Rahmenrennen
Wichtigste Rahmenserie ist an diesem Wochenende wieder die W Series und für uns wird Florian Niedermair direkt von der Strecke berichten. Zudem dürfte der Kollege Phil wieder jede Menge Impressionen über Twitter teilen. Zwei Rennen wird der Porsche Carrera Cup austragen. Mit insgesamt 36 Fahrzeugen ist zudem die Tourenwagen Classic unterwegs und wir werden Wagen aus den Jahren 1974 bis 2001 sehen. Dadurch gibt es Fahrzeuge aus der DRM, DTM und der STW zu bestaunen. Neben etlichen Privatfahrern starten auch einige ehemalige Werksfahrer wie Harald Grohs, Roland Asch und Kris Nissen. Eigentlich ist es etwas überraschend, dass Kris Nissen noch immer an den Rennstrecken dieser Welt willkommen ist.
Insgesamt 14 BMW M1 werden im Rahmen des BMW M1 Procar Revival eine Gleichmäßigkeitsprüfung absolvieren. Mit dabei sind u.a. Hans-Joachim Stuck und Marc Surer. Die beiden Rennen der DTM finden wieder Samstag und Sonntag um 13:30 Uhr statt. Alle anderen Zeiten findet Ihr in unseren TV Terminen.
Bilderquelle/Copyright: Audi; BMW; DTM
2 Kommentare
re: Habsburg, vermutlich steht und fällt die Frage nach der Legalität der Namensnennung damit, wer ihn wann wie so gemeldet und eingetragen hat. Sein juristisch korrekter Name (ohne die Litanei sämtlicher Vornamen) lautet Ferdinand Habsburg, Punkt. Schon dort findet sich kein „von“. Dieses „von“ muss irgendwann von irgendwem dazuerfunden worden sein, nicht unwahrscheinlicherweise in vorauseilendem Gehorsam. Kein Wunder dass ihm das „von“ im Namen egal ist, wie er ja hin und wieder betont, es steht wohl weder in seinem Ausweis noch in seiner Geburtsurkunde. Dass seine Familie vor langer Zeit mal „von Habsburg“ hiess ist irrelevant, seit Ende des Ersten Weltkriegs heisst sie offiziell und juristisch korrekt „Habsburg“.
(Exkurs für die nicht so Bewanderten: Seit der Adelsabschaffung 1919 gibt es weder in Deutschland noch in Österreich Adel. In Deutschland sind ehemalige Adelsbezeichnungen wie „von“ ganz einfach Bestandteile des Nachnamens. In Österreich sind sämtliche solche Namensbestandteile gleich komplett verboten worden und dürfen nicht mehr geführt werden (mit Ausnahme von informeller privater Anrede und eventuell noch als Künstlernamen). Als gebürtiger Österreicher und mit österreichischer Lizenz Fahrender kann er also gar keinen anderen Namen haben als „Ferdinand Habsburg“, alles andere ist schlichtweg nicht korrekt (und wäre in Österreich in der Tat auch nicht legal).)
Vermute das es jemand bei R-Motorsport oder der ITR war. Zumindest in den letzten Jahren fuhr Ferdinand Habsburg noch ohne den Adelstitel in den Nachwuchsserien. Schade eigentlich, dass man nicht am Red Bull Ring fährt. Ansonsten hätte die ganze Diskussion noch eine weitere Episode bekommen.
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