Silverstone steht auf dem Programm und alles andere als ein Sieg der Mercedes wäre eine Überraschung.
Die Formel Eins ist reich an Geschichten über merkwürdige Sponsoren und Gestalten, die immer wieder auftauchen. Unvergessen zum Beispiel die Story von dem im letzten Jahr verstorbenen Jean-Pierre Van Rossem und dessen „Moneytron“ Unternehmen. Seine Investment-Firma versprach unendliche Renditen, war am Ende aber nur ein Pyramiden-System, dass mit dem Geld von neuen Investoren die Renditen für die alten Investoren zahlte. Er war 1989 Teilhaber am Onyx-Team, dass sogar einen dritten Platz einfahren konnte. Zwei Jahre später saß er dann im Knast.
Um den Haas-Sponsor Rich Energy gibt es, seit deren Auftreten in der Formel Eins, jede Menge Gerüchte. Angeblich verkauft man einen Energydrink, den man aber irgendwie kaum kaufen kann. Meine Recherchen aus dem letzten Jahr führten nicht wirklich weiter. William Storey, ehemaliger Türsteher und Boxpromoter, ist CEO des Ladens: Frühere Teilhaber und Board-Mitglieder kamen aus Kroatien, darunter war auch eine Person, die dort angeblich wegen diverser Finanzvergehen Ärger hatte.
Die Firma hat bisher nur einmal Zahlen veröffentlicht und dabei bekannt gegeben, dass 2017 etwas mehr als 500 Pfund auf dem Bankkonto hatte. Eigentlich hätte das Geschäftsjahr 2018 schon längst veröffentlicht werden müssen, aber man hat das Jahr 2018 kurzerhand bis in Mai 2019 verlängert. Der zweistellige Millionenbetrag, mit der Haas gesponsert wird, ist mit Bankgarantien abgesichert. Wo das Geld herkommt? Keiner weiß es. Als Investoren von Rich Energy werden Robert Lee, Charlie Simpson, Neville Weston and Lloyd Tunicliffe genannt. Simpson ist ein britischer Millionär. Zu Weston findet sich was in den Panama Paper, aber zu den beiden anderen habe ich auf die Schnelle nichts gefunden.
In diesem Zusammenhang muss man unbedingt auch den Rechtsstreit zwischen Rich Energy und Whyte Bikes erwähnen. Offenbar hat Rich Energy einfach deren Logo geklaut. Ein Gericht gab Whyte Bikes recht und verdonnert Rich Energy genaue Umsatzzahlen zu veröffentlichen. Zahlen, auf die Journalisten schon seit Monaten warten.
Die Aufregung startete gestern, als der CEO von Rich Energy diesen Tweet absetzte (hier als Screenshot). Er kündigte auf Twitter den Vertrag mit Haas unter fadenscheinige Gründen. Offenbar stammt der Tweet von CEO Storey, der allerdings seit gestern verschwunden ist. Gelöscht wurde der Tweet (bisher) auch nicht, was dafür spricht, dass er das Passwort für den Account hat. Mittlerweile haben sie die Investoren gemeldet und versprechen, den Deal mit Haas fortzuführen. Man sei dabei die Person, die für den Tweet verantwortlich sei, aus der Firma zu werfen.
Es ist völlig unklar, was im Moment bei Rich Energy passiert und wer da eigentlich das Sagen hat. Die Board-Strukturen sind ebenfalls nicht eindeutig. So weiß man nicht, ob die Investoren, die vermutlich das Geld für das Sponsoring bereitgestellt haben, überhaupt einen Sitz im Vorstand oder im Aufsichtsrat haben. Laut meine Recherchen ist das nicht der Fall. Damit haben sie dann auch keinen Einfluss auf die Besetzung des CEO-Posten.
Wie auch immer – das hat alles große Popcorn-Qualitäten am Wochenende, denn zufällig findet ja gerade der britische GP statt und alle britischen Journalisten sind vor Ort.
Zum Rennen
Kann man kurzfassen: Mercedes. Die Strecke ist wie gemacht für die Deutschen, dazu kommt, dass Pirelli die härtesten Mischungen mitbringen und das Wetter auch mitspielt. Die Probleme mit der Überhitzung werden also nicht auftreten. Die schnellen Kurven und die harten Reifen sollten Mercedes sehr entgegenkommen.
Ferrari hat daher auch schon vor dem Rennen abgewunken. Es seit nicht gerade die Paradestrecke für den SF90, hieß es aus Italien. Allerdings stapelt man da auch ein bisschen sehr tief. Die Aerodynamik der Ferrari hat sich vor allem in schnellen Passagen als außerordentlich konkurrenzfähig erwiesen. Schaut man in die Sektoren Eins und Zwei in Barcelona, lagen Mercedes und Ferrari dort eng zusammen. Die Pole verlor man im dritten, sehr langsamen Sektor. Langsame Streckenteile gibt es aber kaum in Silverstone.
Das Problem der Ferrari werden die Reifentemperaturen sein. Bei knapp 20 Grad, was ungefähr 35 bis 40 Grad auf dem Asphalt entspricht, wird man Zeit benötigen, bis die Reifen im richtigen Temperaturfenster sind. Das ist vor allem für die Qualifikation eher schlecht. Interessant wird zu beobachten sein, ob Red Bull die Lücke zu Ferrari tatsächlich geschlossen hat.
Im Mittelfeld sollten die McLaren ihren Marsch nach vorne weiter fortsetzen. Die Haas gehen allerdings auf Strecken wie Silverstone auch sehr gut, aber bekanntermaßen haben die ihre Probleme mit Reifen dann im Rennen. Das sollte Renault die Möglichkeit eröffnen sich hinter die McLaren zu klemmen. Alfa ist schwer einzuschätzen für das Rennen, zumal diese auch noch einige Updates mitbringen. Selbiges gilt für Racing Point. Williams hat ebenfalls eine ganze Palette an Updates dabei, darunter neue Bardge Boards.
Strategie
Da lässt sich leider auch nicht viel Spannung herbei analysieren. Mit C1, C2 und C3 hat man die absolut härtesten Mischungen dabei, was Angesicht der Belastungen in Silverstone normal ist. Aber mit den C2 fährt man locker ein Rennen durch und auch die C3 sollten bei den gemäßigten Temperaturen lange halten. Alles andere als eine Einstopp-Strategie ist also nicht zu erwarten.
Aber im Mittelfeld gibt es durchaus Raum für Experimente. Die C1 wird niemand zum Start nehmen, damit kann man vermutlich nicht nur ein Rennen zu Ende fahren. Die C2 sollten auf jeden Fall bis ins letzte Drittel halten, womit man dann am Ende einen Sprint einlegen kann. Das könnte vor allem die Strategie der Racing Point sein.
Bilder: McLaren, Mercedes, HaasF1, Pirelli
1 Kommentare
[…] Vorgeschichte zu diesem Hintergrund kann man hier nachlesen. Aber ich denke mal, dass alle die Posse um die Tweets des CEO von Rich Energy mitbekommen haben. […]
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