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Formel Eins: Analyse GP von Silverstone 2019

von DonDahlmann
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Ein grandioser Grand Prix mit fantastischen Zweikämpfen in den Top Ten. Mercedes war allerdings drückend überlegen.

Um Weltmeister zu werden, muss man nicht nur sehr gut sein. Glück gehört auch dazu. Genau das hatte Lewis Hamilton bei seinem sechsten Sieg auf heimischen Boden. Denn eigentlich sah es, zumindest im ersten Stint eher danach aus, dass Bottas ihm den Sieg abspenstig würde machen können. Der Finne hatte Hamilton überraschend in der Quali um sechs Tausendstel geschlagen und auch den Start gewonnen. Der Brite ließ nicht locker und konnte Bottas in einem schönen Manöver in Brooklands überholen. Doch nur kurz, denn Bottas setze sich in Copse neben Hamilton und überholte auf der Innenspur. Das war wichtig, denn so hatte Bottas das Recht auf den ersten Stopp.

Die Strategie war zu diesem Zeitpunkt auf zwei Stopps ausgelegt. Zumindest bei Bottas, denn Mercedes setzte den auf den Medium gestarteten Finnen erneut auf die Medium. Damit war klar, dass er noch mal hereinkommen würde. Hamilton blieb draußen und versuchte den Overcut. Ein Grund dafür war, dass Hamilton keine frischen Medium mehr hatte. Er musste also warten, bis er zum Stopp kommen konnte um das Rennen auf der harten Mischung zu Ende fahren zu können.

Angesichts der Ausgangslage war es dann aber doch ein bisschen ungewöhnlich, warum man Bottas so früh rein geholt und auf die Medium gesetzt hatte. Wenn die Ein-Stopp-Strategie für Hamilton von Anfang an klar war, warum hat man den Führenden in Rennen nicht auf die gleiche Strategie gesetzt? Die mögliche Antwort wäre, dass man Bedenken hatte, ob die Hard etwas mehr als 30 Runden durchhalten würden. Dagegen spricht, dass Pirelli vor dem Rennen sagte, dass die härteste Mischung die Distanz schaffen würde. Zudem wusste man, dass Leclerc und Verstappen, die jeweils vor Bottas gestoppt hatten, ebenfalls auf den Hard unterwegs waren. So richtig ist mir daher nicht klar, warum man Bottas auf eine Zwei-Stopp-Strategie gesetzt hatte.

Und dann kam in Runde 20 das Safety Car, weil Giovinazzi seinen Alfa in einem Kiesbett versenkt hatte. So richtig verstanden habe ich nicht, warum man das SC genutzt hat. Der Alfa stand weit von der Strecke weg, ein VSC hätte es auch getan. Aber das SC kam perfekt für Hamilton und Vettel, die beide noch auf den alten Reifen unterwegs waren und so einen freien Stopp bekamen. Aber komischerweise entschieden sich Mercedes und Ferrari nicht dafür Bottas und Leclerc zu stoppen.

Bei Mercedes konnte man die Überlegung noch verstehen. Bottas kam nach seinem Stopp auf P3 hinter Vettel rein und seine Reifen waren vier Runden alt. Hätte er gestoppt und auf die harte Mischung gewechselt, wäre er hinter Vettel, der ebenfalls die harten Reifen hatte und so durchfahren konnte, gelandet. Mercedes überlegt wohl, dass Bottas auf den Medium einen Vorsprung auf Vettel rausfahren konnte, um einen freien Stopp zu haben. Von daher war die Entscheidung nachvollziehbar.

Bei Leclerc war es nicht so klar. Er hatte wie Bottas die Medium bei seinem ersten frühen Stopp gewählt und musste noch mal rein. Ferrari hätte problemlos Vettel und Leclerc in einer Runde stoppen können. Damit hätte man beide Ferrari hinter die Mercedes bekommen. Ferrari benötigte dann aber zwei Runden, um die Entscheidung zu treffen, was Leclerc hinter beide Red Bull warf. Dass der Monegasse dann dennoch auf P3 landen konnte, hatte er seinem Teamkollegen zu verdanken.

Red Bull und Ferrari waren in Silverstone gleichwertig unterwegs. Was schon an sich eine Überraschung war, aber zeigt, wie stark der Red Bull und der Honda mittlerweile sind. Die Zweikämpfe zwischen Leclerc und Verstappen gehörten zum absolut besten, was man in den letzten Jahren in der Formel Eins gesehen hat. Hart, fair, sehr eng – atemberaubend. Auch Leclerc gegen den gut aufgelegten Gasly war sehr sehenswert.

Nicht so sehenswert war dann der Unfall zwischen Vettel und Verstappen. Der Red Bull war in Stowe außen am Ferrari vorbeigegangen, Vettel versuchte dann in der folgenden Schikane innen wieder neben Verstappen zu kommen. Aber da war keine Lücke. Keine Ahnung, was Vettel da gemacht hat, aber Ende verbreite er sich und räumte den Niederländer ab. Zwar entschuldigte sich Vettel nach dem Rennen sofort bei Verstappen, aber das Rennen des Deutschen war hinüber, obwohl er sich an die Box schleppte und das Rennen zu Ende fuhr. Verstappen konnte zwar weiterfahren, was angesichts des Unfalls schon etwas überraschend war, konnte aber nicht nach Gasly greifen.

Im Mittelfeld ging es hoch her, vor allem zwischen McLaren und Renault. Ricciardo hatte zunächst Lando Norris vor sich. Den wurde er los, weil McLaren den gleichen Fehler machte, wie Mclaren bei Bottas. Aber durch das SC kam plötzlich Carlos Sainz in Bild, der die B-Meisterschaft anführte. Ricciardo hing von Runde 20 bis zum Ende dem McLaren im Heck, kam aber nicht vorbei. Aber es war ein sehr sehenswertes Duell, von dem beide Fahrer nach dem Rennen sagten, dass es 30 Runden im Quali-Speed waren.

Auf Platz acht landete Kimi Räikkönen. Die Alfa hatten keinen guten Speed in der Quali, aber der Rennspeed passt. Dabei hatte der Finne früh gestoppt und lag nach der SC Phase auf P11. Er schnappte sich beide Toro Rosso und hatte dann Glück, dass Vettel ans Ende des Feldes zurückfiel. Also ein wirklich gutes Rennen von Kimi.

Die beiden Toro Rosso waren gut unterwegs und lagen in den Punkten. Man zirkelte Kvyat an Albon vorbei, weil der Russe frischere Reifen hatte. Hinter den beiden lag Hülkenberg im zweiten Renault, der ebenfalls ein bisschen Pech hatte, weil er vor dem SC gestoppt hatte. Im engen Mittelfeld ist es schwer zu überholen, so musste sich der Deutsche in einem zähen Kampf hinter Albon setzten. Erst auf den letzten Metern gelang es Hülkenberg an Albon vorbeizuziehen. Das Manöver war leider nicht im TV zu sehen. Allerdings war Albon au sehr alten Reifen unterwegs. Der zweite, eigentlich geplante Stopp, konnte nicht stattfinden, da der Toro Rosso ein Problem mit dem Motor hatte.

Die F1 lieferte erneut ein sehr gutes Rennen ab. Nach den langweiligen Grand Prix in Spanien und vor allem in Frankreich, war das auch nötig. Ob das in 14 Tagen in Deutschland genau so wird?

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, McLaren F1, Alfa, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

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