Am französischen Nationalfeiertag fuhr Simon Pagenaud einen fast ungefährdeten Start-Ziel-Sieg in den Straßen Torontos ein. Mit seinem dritten Saisonsieg zeigte er, wie auch Scott Dixon auf Platz 2, dass die Meisterschaft nicht in einem reinen Zweikampf von Josef Newgarden und Alexander Rossi entschieden werden sollte.
An der Spitze passierte die 85 Rennrunden nicht viel. So kamen die Top-5 der Qualifikation auch auf den ersten fünf Plätzen ins Ziel. Dabei verlor nur Felix Rosenqvist zwei Plätze an Alexander Rossi und Josef Newgarden. Nur durch Überrundungsverkehr kam etwas Spannung auf. So hing Simon Pagenaud nach seinem zweiten Stopp lange hinter Ryan Hunter-Reay fest. Sein Vorsprung schrumpfte dabei von über 7 Sekunden auf 0,6 Sekunden. Auch Alexander Rossi und Josef Newgarden konnten ihre Rückstände zur Spitze deutlich reduzieren. Als Hunter-Reay aber in Runde 75 in die Box abbog und so den Weg frei gab, fuhr Simon Pagenaud direkt seine persönlich schnellste Runde, die Scott Dixon nicht kontern konnte. Auch die folgende Gruppe aus Max Chilton, Zach Veach und Ed Jones brachte den Franzosen nicht mehr in Schwierigkeiten. Er konnte immer einen Wagen zwischen sich und den Titelverteidiger bringen. So fuhr Simon Pagenaud am Ende das Rennen ungefährdet nach Hause, auch weil in der letzten Runde noch einmal eine Caution ausgerufen werden musste.
Die zweite Gelbphase wurde, wie auch schon die erste, durch Will Power ausgelöst. In der ersten Runde wollte der Australier nach schlechter Qualifikation (nur Startplatz 15) direkt ein paar Plätze gut machen. In Kurve 8 bremste er sich neben Graham Rahal in eine marginale Lücke. Rahal dachte aber nicht daran mehr Platz zu lassen und so kollidierten beide. Mit in den Stau wurden Matheus Leist, Ryan Hunter-Reay, Marcus Ericsson und Marco Andretti verwickelt. Leist würgte den Wagen ab und verlor eine Runde. Alle anderen beteiligten Fahrer konnten das Rennen ohne Rundenverlust am Ende des Feldes fortsetzen. Durch nötige Reparaturstopps verschob sich aber das Boxenfenster dieser Fahrer. Nur so konnte Ryan Hunter-Reay später Simon Pagenaud aufhalten. In der vorletzten Runde dann versenkte Will Power seinen Penske-Dallara ohne Fremdeinwirkung in die Reifenstapel von Kurve 8. Aus Platz 10 wurde so nur Platz 18 am Ende.
Will Power hat sich so wohl endgültig aus dem Titelkampf verabschiedet und das gleiche gilt auch für Takuma Sato. Er war von Startplatz 10 ins Rennen gegangen und hatte sich im ersten Stint bis auf Platz 7 nach vorne gefahren. Der Japaner lag sogar auf Platz 5 als sich in Runde 68 sein Honda-Motor verabschiedete. Takuma Sato konnte nur noch mit brennendem Wagen in die Boxengasse rollen. Platz 22 brachten Sato am Ende nur magere 9 Punkte ein.
Mit Ed Jones und Sebastien Bourdais gab es zwei weitere Verlierer des Rennens. Ihre guten Ausgangslagen nach der Qualifikation mit den Startplätzen 6 und 8 konnten sie nicht in gute Endergebnisse umsetzten. Nach seinem ersten Stopp kam Jones direkt vor seinem Teamkollegen Spencer Pigot wieder auf die Strecke. Pigot wollte mit dem Vorteil der heißen Reifen vorbeigehen, aber Jones blockte ihn rigoros ab und drängte ihn sogar in die Wand. Beide kollidierten und anscheinend beschädigte sich Ed Jones dabei seinen Wagen so, dass er nicht mehr auf den Speed des ersten Stints kam. Er fiel beständig zurück und erreichte nur auf Platz 12 das Ziel. Sebastien Bourdais hatte sich in Runde 65 bis auf Platz 6 verbessert. Auf der Jagd nach Takuma Sato übertrieb der Franzose es aber und musste in Kurve 3 in den Notausgang. Er verlor dabei zwei Plätze und konnte diese auch nicht wieder einfahren.
Wenn es einige Verlierer gibt, muss es auch noch weitere Sieger geben. Zu diesen zählten sicherlich James Hinchcliffe und Colton Herta. Abseits der Kameras zeigten sie ganz starke Rennen. Nach schwacher Qualifikation waren sie nur von den Plätzen 14 und 16 ins Rennen gegangen. Beide konnten dem Stau in Kurve 8 entgehen und beendeten die erste Runde am Ende der Top-10. Obwohl sie die Standard-2-Stopp-Strategie mit einem ersten kurzen Stint auf den Option-Tires wählten, machten sie einige Plätze gut. Später hielten sie sich aus allen gröberen Kämpfen heraus und profitierten von den Problemen der Kontrahenten. Im Ziel waren James Hinchcliffe und Colton Herta dann die ersten Verfolger der Top-5.
Das ganze Ergebnis kann man (PDF) auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
In der Meisterschaftswertung konnte Simon Pagenaud (395 Punkte) den Rückstand auf Josef Newgarden (343 Punkte) und Alexander Rossi (430 Punkte) etwas verkürzen. So gerade noch in Sichtweite befindet sich Scott Dixon (348 Punkte). Der Rückstand von Will Power (306 Punkte) ist bei nur noch sechs ausstehenden Rennen schon zu groß.
Ohne Pause reist die IndyCar-Series weiter ins schöne Iowa, um am Samstagabend in Newton das Iowa Corn 300 auszutragen.
IndyCar: Vorschau Iowa Corn 300
Der Iowa Speedway ist seit 2007 im Kalender der IndyCar-Series und in den ersten neun Jahren ziemlich fest in der Hand von Andretti Autosport. Ryan Hunter-Reay und seine Teamkollegen holten sieben dieser ersten neun Siege. Im Jahr 2016 hat aber Josef Newgarden endgültig die Herrschaft über die Strecke übernommen. Schon die drei Rennen zuvor beendete auf dem Podium, bis er 2016 seinen ersten Sieg auf dem kurzen Oval feiern konnte. Die Plätze 6 und 4 in den letzten beiden Jahren spiegeln die Stärke Newgardens nicht korrekt wider. Im Vorjahr konnte Newgarden bis auf seine ersten beiden Verfolger zwischenzeitlich das ganze Feld überrunden. Nur James Hinchcliffe konnte halbwegs mithalten und später das Rennen auch gewinnen. Aber nur eine späte Caution verhinderte einen finalen Angriff Newgardens und ein schwerer Strategiefehler des Teams schenkte Platz 2 her. In diesem Jahr wird der Sieg nur über Josef Newgarden gehen.
Alexander Rossi muss hoffen, dass sein Team zu alter Stärke zurückfindet. Im Vorjahr konnte er zu keiner Zeit den Speed von Hinchcliffe oder Newgarden mitgehen. Am Ende erreichte er mit zwei Runden Rückstand auf Platz 9 das Ziel. Noch viel schlechter lief das Rennen für Scott Dixon, der ganze viermal überrundet wurde. Ein weiterer elfter Platz würde wohl auch seine Meisterschaftshoffnungen zunnichtemachen. Simon Pagenaud ist sicherlich kein Spezialist für Ovale. In Iowa fuhr er aber konstant Ergebnisse um Platz 5 ein. Damit ist auch in diesem Jahr wieder zu rechnen.
Ein Auge sollte man auch auf Ed Carpenter Racing haben. Spencer Pigot zeigte im Vorjahr ein sehr gutes Rennen und war neben James Hinchcliffe der zweite Fahrer, der nicht von Josef Newgarden zwischenzeitlich überrundet wurde. Auch seinen Teamchef sollte man auf den Ovalen nie abschreiben.
Strecke
Der Iowa Speedway wurde von Rusty Wallace mit entworfen und orientiert sich am Richmond International Speedway. Der Kurs ist nur 0,875 Meilen (1,4 km) lang und die Kurven habe eine Überhöhung von zwölf Grad bis 14 Grad. Die geschwungene Start-Ziel-Gerade hat noch eine Überhöhung von zehn Grad, die Gegengerade nur von zwei Grad. Entscheidenden Einfluss werden die Reifen und vor allem der Reifenverschleiß haben. Wichtig ist auch die Abstimmung für die Dirty-Air, da es sehr schnell zu Überrundungen kommen wird. Wenn man zu viel aerodynamische Haftung in der verwirbelten Luft verliert, strapaziert man die Reifen noch mehr und man verliert doppelt Zeit.
Zeitplan (local time, MEZ)
Freitag, 19. Juli
10:00 a.m. – 11:00 p.m. (17:05 – 18:05) – NTT Data IndyCar Series practice #1
1:15 – 2:15 p.m. (20:15 – 21:15) – Qualifying for the NTT Data P1 Award (single car/two timed laps), NBCSN (Live)
6:00 – 7:00 p.m. (1:00 – 1:00) – NTT Data IndyCar Series practice #2
Samstag, 20. Juli
6:00 – 9:00 p.m. (1:00 – 4:00) -Race Broadcast Windows NBCSN, DAZN
6:10 p.m. (01:10) – The Iowa Corn 300 at Iowa Speedway (300 laps/268.2 miles)
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Owens, Joe Skibinski, Shawn Gritzmacher