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Formel 2: Analyse Großbritannien 2019

von Florian Niedermair
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Nyck De Vries war in Silverstone für einmal nicht der schnellste Pilot – Doch die Konkurrenz konnte das nicht richtig ausnutzen.

An den beiden Läufen gingen nur 19 Fahrer an den Start. Grund dafür war etwas, das man wohl unter der Kategorie „Kurioses“ einordnen kann. Der Prema-Pilot Sean Gelael kollidierte nämlich in der Trainingssession mit Louis Deletraz. Am Freitag wurde er nicht bestraft, doch tags darauf änderten die Stewards ihre Entscheidung und versetzten den Indonesier von der 18.Position an das Ende des Feldes. Sean Gelael fühlte sich durch die Strafe so gekränkt, dass er kurzerhand entschied, sich vom gesamten Wochenende zurückzuziehen. Eigentlich unglaublich, dass so etwas in einem professionellen Spitzensport wie der Formel 2 überhaupt vorkommen kann. Nach seinen Aktionen im Baku-Qualifying und beim Rennstart in Frankreich ist Gelael nur zwei Strafpunkte davon entfernt ein Wochenende aussetzen zu müssen.

 

Hauptrennen

Doch kommen wir zum sportlichen: Das Qualifying wurde von DAMS und Virtuosi dominiert. Nyck De Vries konnte nicht mithalten und startete nur vom achten Platz. Vorne war es Guanyu Zhou, der zum ersten Mal in seiner noch jungen Formel-2-Karriere auf die erste Startposition fuhr. Direkt dahinter war sein Teamkollege Luca Ghiotto und in der zweiten Reihe die beiden DAMS-Fahrzeuge: Sette Camara vor Latifi.

Bereits beim Start tauschten die UNI-Virtuosi-Piloten ihre Plätze und auch zwischen den beiden DAMS drehte sich die Ordnung um. Auf den Plätzen 5 und 6 ordneten sich mit Deletraz und dem Österreich-Sieger Matsushita die beiden Carlin-Wagen ein.

Schon früh forderte Silverstone seine Opfer: Dorian Boccolacci, der neuerdings für Trident an den Start geht, rollte nach mehreren Runden mit einem beschädigten Wagen aus. Anthoine Hubert kam gar nicht so weit: Er blieb schon am Start stehen, konnte aber nach einer Runde in der Box weiterfahren – ohne Chance auf Punkte natürlich.

Bereits in der Frühphase des Rennens berichteten einige Fahrer von leichten Regentropfen. Doch obwohl sich das den ganzen Nachmittag nicht wesentlich änderte, spielten sie keine wesentliche Rolle im Rennverlauf.

Eine Rolle spielten hingegen die Boxenstopps, die alle Topfahrer in Runde 6 und 7 absolvierten. Jene Piloten auf der alternativen Strategie spielten im Kampf um die Punkte sowieso keine Rolle. Latifi kam in der Box an Guanyu Zhou vorbei und lieferte sich einen großartigen Kampf mit Luca Ghiotto als dieser nach seinem Halt wieder auf die Strecke zurückkam. Nach einem Verbremser des Italieners endete dieser zu Gunsten von Latifi. Doch nur vorläufig, denn zwei Runden später holte sich Ghiotto die de-facto-Führungsposition wieder zurück und blieb von da an unangefochten an der Spitze Von den Boxenstopps profitierte auch Nyck De Vries. Er kam dank zweier schlechter Stopps bei Carlin von der siebten auf die fünfte Position nach vorne. Deletraz und Matsushita landeten auf den Rängen 7 und 9. Kurz vor Schluss musste De Vries seinen Platz aber noch an Jack Aitken abgeben. Es war definitiv nicht das Rennen des Holländers, der während des gesamten Wochenendes nicht so recht auf Touren kam.

Ansonsten tat sich im Rennen nicht mehr besonders viel. Ghiotto, Latifi und Sette Camara stritten sich noch um die Schnellste Rennrunde, die ein paar Umläufe vor dem Schluss an den Brasilianer ging.

 

Sprintrennen

Das Sonntagsrennen war geprägt von der unsicheren Wetterlage. Entgegen allen Prognosen fielen Regentropfen zumindest auf Teile des Silverstone Circuit. Doch wie schon am Samstag waren es bei weitem nicht genug um überhaupt an Regenreifen zu denken.

Callum Ilott ging von der Pole ins Sprintrennen am Sonntag. Doch er war die erste Position relativ flott wieder los. Direkt am Start brachte er seinen Wagen nicht schnell ins Rollen und fiel auf Platz 4 zurück. Louis Deletraz übernahm dankend die Führung, gefolgt von De Vries und Aitken. Hinter dem Ferrari-Academy-Pilot Ilott befanden sich Latifi, Ghiotto und nach einem starken Start auch Matsushita und Mick Schumacher, der von Rang 11 aus ins Rennen gegangen war.

Nach zwei Runden rückte das Safety-Car aus, da Arjun Maini anfangs der alten Start-Ziel-Gerade Giuliano Alesi umgedreht hatte, der dann sein Fahrzeug nicht mehr vom Fleck brachte. Das brisante an der Situation: Maini hatte tags zuvor einen beinahe identischen Crash mit Nikita Mazepin verursacht. Für die Kollision erhielt der Inder in seinem erst vierten Rennen in diesem Jahr  übrigens eine Durchfahrtsstrafe.

Deletraz konnte De Vries nach dem Restart distanzieren, da dieser sofort gegen Jack Aitken verteidigen musste. Das erste Überholmanöver des Lokalmatadoren konnte er zwar noch kontern, doch in Luffield stellte Aitken den ART-Fahrer endgültig und machte daraufhin Jagd auf den führenden Carlin. Als der Campos-Fahrer im DRS-Fenster war, machte er keine langen Faxen. Mit einer ricciardoesken Divebomb überraschte er fünf Runden vor Schluss den Schweizer, dem zum wiederholten Male die Chance auf seinen Premierensieg durch die Finger schlüpfte.

Nicht ganz so locker ging es für Aitkens Landsmann im Kampf um Platz 3 gegen Nyck De Vries. Für mehr als die Hälfte des Rennens biss sich Callum Ilott am Meisterschaftsführenden die Zähne aus und musste zu Rennende mit dem vierten Platz vorliebnehmen. Für De Vries war das gesamte Wochenende Schadensbegrenzung angesagt. Mit P6 im Hauptrennen und dem dritten Platz am Sonntag ist ihm das wahrlich gelungen. Vor allem weil mit Luca Ghiotto und Sergio Sette Camara zwei seiner Konkurrenten beim Sprintrennen punktelos blieben. Sette Camara hatte schon in der ersten Runde ungewollt die Auslaufzone in The Loop getestet und fiel weit zurück. Bei seiner Aufholjagd fuhr er sich unnötigerweise auch noch den Frontflügel an Juan Manuel Correas Wagen ab. Ghiotto hingegen lag nach einem Manöver gegen Latifi ein paar Runden vor Schluss immerhin auf Platz 5 als er sich einen Platten einfuhr.

Mick Schumacher, der schon in der Startphase auf die Punktepositionen vorkam erbte so den sechsten Platz, den er über die Linie rettete. Zhou hatte zwar massiven Druck auf den Deutschen ausgeübt, wurde dann aber nach einem Fehler selbst von Nobuharu Matsushita geschnappt. Der Japaner landete auf Rang 7, Zhou holte den letzten Punkt.

 

Fazit:

Das Wochenende in Silverstone machte Hoffnung. Hoffnung darauf, dass De Vries nicht einfach durchmarschiert und die Meisterschaft noch länger spannend bleibt. Doch punktemäßig hat sich nicht viel getan. Schuld daran waren einerseits Sette Camara und der Platte von Luca Ghiotto, die Punkte kosteten, aber vielmehr auch die Rennstrecke. Silverstone ließ sehr gutes Racing zu, aber jedes Überholmanöver musste hart erarbeitet werden, was den schnellen DAMS und UNI-Virtuosi-Fahrern im Sprintrennen nicht unbedingt zu Gute kam. Dass Überholen möglich ist, wenn man etwas riskiert, zeigte Jack Aitken. Nach dem zweiten Sieg in dieser Saison – seinem insgesamt dritten – ist der britische-koreanische Pilot weiter voll bei der Musik. Zu Ghiotto auf Tabellenrang 3 fehlen dem GP3-Vizemeister von 2017 jedenfalls nur acht Zähler.

Den Fahrern steht nach Silverstone eine dreiwöchige Pause bevor, da die Formel 2 beim Großen Preis von Deutschland nicht an den Start geht. Die nächste Runde steht am ersten Augustwochenende auf dem Hungaroring an.

Bilder: Formula 2

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