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Formel 3: Analyse Großbritannien 2019

von Florian Niedermair
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Jüri Vips triumphiert in Silverstone erneut im Feature-Rennen, während am Sonntag sein Teamkollege Leonardo Pulcini für ein perfektes Hitech-GP-Wochenende sorgt.

Schon im Qualifying konnte Vips das gesamte Feld hinter sich lassen. Auf einer schneller werdenden Strecke, nahm er Marcus Armstrong in letzter Sekunden noch die Pole Position ab. In der Vergangenheit war sie auf dem britischen Kurs ein immenser Vorteil. Nach 2013 wurde jedes GP3-Feature-Rennen in England von der ersten Startposition aus gewonnen. Ob P1 auch mit DRS noch so viel Wert ist?

 

Rennen 1

Es stellte sich heraus, dass das immer noch der Fall ist – oder am letzen Wochenende zumindest war. Denn Jüri Vips verteidigte seine Führung das ganze Rennen lang und das obwohl sein Verfolger Jehan Daruvala über die gesamte Distanz von zwanzig Runden Druck auf ihn ausübte. Vips musste mehrmals innen abdecken, doch der Prema fand keinen Weg vorbei. Was auch daran lag, dass sich gegen Rennende Daruvala gegen seinen Teamkollegen Marcus Armstrong verteidigen musste, der schon im Qualifying schneller unterwegs war als sein indischer Teamkamerad. Doch ein schlechter Start kostete ihm wertvolle Positionen – nicht zum ersten Mal in dieser Saison. So musste sich der Ferrari-Junior erst an Leonardo Pulcini und am ART-Fahrer Christian Lundgaard vorbeikämpfen um letztendlich auf den dritten Rang zu kommen.

Außerdem kamen dem Esten erst das Virtuelle und später das echte Safety-Car zur Hilfe. Die Prema Racing-Wagen brauchten nämlich etwas Zeit bis sie wieder angasen konnten, was möglicherweise auf eine niedrigere Reifendruck-Einstellung zurückzuführen ist.

Verantwortlich für die erste Rennneutralisation war nach sechs Runden Rookie Federico Malvestiti, der in seinem ersten Formel-3-Rennen mit einem technischen Problem ausrollte. In der zwölften Runde rückte dann für ein paar Umläufe das Safety Car aus, da der asiatische Formel-3-Champ Raoul Hyman mit seinem Wagen in Copse in die Streckenbegrenzung gekracht war.

Ähnlich wie De Vries in der Formel 2 musste sich auch der F3-Meisterschaftsführende Robert Shwartzman auf Schadensbegrenzung beschränken. Beim Feature-Rennen wurde er hinter Pulcini nur Fünfter und verlor so über Nacht die Führung, weil Daruvala neben seinem zweiten Platz auch die die schnellste Rennrunde holte.

Auch Christian Lundgaard erwischte nicht seinen besten Lauf. Bei dem einzigen ART-Fahrer, der in die Punkte kam, mangelte es an der Long-Run-Pace. Nach einer Runde auf Rang 3 liegend musste er, je länger das Rennen andauerte, einen Fahrer nach dem anderen vorbeilassen und wurde nur Siebter. Als Trostpflaster kam er immerhin auf für das Sonntagsrennen auf die erste Startreihe.

Pedro Piquet klassierte sich übrigens vor dem Dänen auf der sechsten Position.

 

Rennen 2

Von der Pole ging Liam Lawson ins Rennen. Der Red-Bull-Nachwuchspilot brauchte unbedingt langsam ein Topresultat, nachdem ihm mit Vips ein anderer RB-Junior bisher die Show gestohlen hat. Beim Start gelang ihm fürs erste seinen Platz zu halten, doch er konnte sich nie richtig vom Feld lösen und nachdem Leonardo Pulcini, der von P5 aus gestartet ist, sich an Pedro Piquet vorbeimanövriert hatte, heizte dieser dem neuseeländischen MP Motorsport-Fahrer ordentlich ein. Der konnte zwar eine Zeit lang verteidigen, doch nach neun Runden wurde er vom Italiener trotzdem an der Spitze abgelöst. Ein paar Runden später folgte Shwartzman, der am Sonntag seine beste Fahrt des Wochenendes ablieferte. Ein ganzer Zug von Fahrern lauerte dahinter, die alle versuchten Lawson seine Position abzunehmen. Der jüngste Fahrer im Feld wehrte sich mit Händen und Füßen gegen Pedro Piquet, der an einem Punkt in der 19.Runde schon vorbei war. Doch der MP-Fahrer konterte in der nächsten Kurve.

Das führte zum finalen Paukenschlag des Laufes. Der Zweitplatzierte des Vortages, Jehan Daruvala witterte seine Chance gegen Piquet. Der blockter allerdings gegen den Inder. Dessen Frontflügel berüchrte sein rechtes Hinterrad. Piquet drehte sich und auch für Daruvala war das Rennen zu Ende. Sehr bitter für den Prema-Piloten, weil er damit die Punkteführung nach nur einem Tag wieder los war und er wichtige Punkte im Meisterschaftskampf liegen ließ.

Ganz vorne blieb bis zum Rennende alles unverändert: Pulcini vor Shwartzman. Lawson rettete seine erste Podiumsplatzierung ins Ziel. Marcus Armstrong kam als Vierter über die Linie, vor Lundgaard, Beckmann und Yuki Tsunoda. Fabio Scherer vom Sauber Junior Team kam als Achter zu seinem ersten Punkt.

Keinen Zähler konnte Jüri Vips sammeln. Er rutschte schon früh im Rennen nach einer Berührung mit Jehan Daruvala von der Strecke und versuchte sich nachher mit der Brechstange in die Punkteränge zurück zu ringen, machte dabei aber nur weitere Fehler.

 

Fazit:

Die Formel 3 ist schon bei der Saisonhälfte angekommen. Die Kandidaten für die Meisterscahft haben sich ziemlich klar herauskristallisiert, nämlich die drei Prema-Fahrer Shwartzman, Daruvala und Armstrong, sowie Jüri Vips. Der Rest des Feldes hat nämlich schon über 70 Punkte Rückstand.

Zwischen diesen Fahrern geht es vor allem darum, keine unnötigen Fehler einzubauen. Am besten meisterte das bisher der russiche Tabellenführer. Shwartzman beendete jedes Rennen in den Top-5, auch jetzt in Silverstone als er von der Pace her eigentlich der schwächste in seinem Team war. Daruvalas Serie von Punkteresultaten riss bei seinem Crash auf der vorletzten Runde in Silverstone, sonst ist auch er noch ohne gröbere Fehler durch die Saison marschiert. Bei Marcus Armstrong sieht das etwas anders aus. Vor allem seine Starts sollte er in den Griff kriegen, wenn er denn diese Saison auch mal ein Rennen gewinnen will.

Das Momentum liegt aber nach zwei Feature-Siegen auf der Seite von Jüri Vips. Er hat gezeigt, dass man nicht unbedingt rotweiß lackiert sein muss, um regelmäßig vorne mitzufahren. Das einzige was man an ihm kritisieren kann ist seine Geduld. Wie schon in Frankreich wollte er auch in Silverstone beim zweiten Lauf etwas zu viel. Auch nach der Berührung auf der ersten Runde wären für ihn noch einige Zähler möglich gewesen, so ging er aber leer aus.

Bilder: Formula 3

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