Die Formel-1 hatte am Sonntag das Rennen der Saison abgeliefert und da wollte die IndyCar-Series nicht nachstehen. Dank der letzten eineinhalb Runden hat sie auch wiedermal abgeliefert.
Im Vorjahr hatte sich Alexander Rossi mit einer 2-Stopp-Strategie ungefährdet gegen das gesamte Feld mit 3-Stopps durchgesetzt. Es war klar, dass in diesem Jahr mehr Teams auf nur zwei Stopps setzten würden. Erste Kandidaten dafür waren natürlich wieder Alexander Rossi, sowie Reifen- und Benzinflüsterer Scott Dixon und mindestens einer der drei schnellen (Startpositionen 1,3 und 4) Penskes. Pole-Sitter Will Power sollte diese Rolle im Team des Captains übernehmen. Rossi und Power hatten nun aber als Teilnehmer der Fast-6 das Problem auf den weicheren Option-Tires starten zu müssen. Alle anderen 3-Stopper konnten hingegen das Rennen auf den haltbareren Prime-Tires in Angriff nehmen. Außerdem waren noch Felix Rosenqvist, Spencer Pigot und Santino Ferrucci auf den härteren Reifen an den Start gegangen und hatten so noch alle Strategie-Optionen offen.
Früh zeigte sich, dass der Reifenverschleiß der Option-Tires zu einem Problem für die 2-Stopper werden würde. Deren frühster möglicher Zeitpunkt für den ersten Stopp war Runde 28. Aber nach 10 Runden fingen die ersten Wagen mit Option-Tires an rumzurutschen. So kamen Simon Pagenaud und Josef Newgarden schon in den Runden 12 und 14 an die Box. Sie waren damit deutlich auf einer 3-Stopp-Strategie. Will Power verlor an der Spitze Zeit und wurde von Felix Rosenqvist unter Druck gesetzt. In Runde 25 konnte der Ganassi-Pilot dann auch die Spitze übernehmen. Am meisten litt aber Alexander Rossi unter seinen Reifen. In den Runden 17 und 18 musste er nicht nur das Ganassi-Duo passieren lassen, sondern später auch noch Spencer Pigot und Santino Ferrucci. Als in Runde 26 auch noch Josef Newgarden groß im Rückspiegel Rossis auftauchte, musste das Team handeln. Entsprechend endete Rossis erster Stint schon nach 26 Runden.
Bis Runde 29 kamen auch die anderen 2-Stopper an die Box und Josef Newgarden übernahm vor Simon Pagenaud, Ryan Hunter-Reay und Colton Herta die Führung. Das Ganassi-Duo hatte für den zweiten Stint auf die Option-Tires gesetzt und machte nun entsprechend Druck. Besonders Felix Rosenqvist war sehr schnell unterwegs und schloss schnell die Lücke zu Colton Herta. Währenddessen Scott Dixon einige Runden von Will Power aufgehalten wurde. Die beiden besonderen Freunde lieferten sich wieder ein beinhartes Duell, das Dixon erst in Runde 34 für sich entscheiden konnte. Zu dieser Zeit kamen die 3-Stoppe wieder an die Box und Felix Rosenqvist erbte die Führung vor Spencer Pigot und Scott Dixon.
In einer interessanten Strategieentscheidung kamen nach Runde 45 Felix Rosenqvist und Spencer Pigot schon wieder zum Reifenwechsel. Die Teams hatten sie also auf eine 3-Stopp-Strategie, mit einen Sprintstint auf Option-Tires, gesetzt. An Spitze konnte sich Scott Dixon von Will Power absetzten und es gab keine Anzeichen dafür, dass die Reifen des amtierenden Meisters stark abbauen würden. Derweil musste sich Will Power in Runde 54 dem Druck Rosenqvists beugen. Da alle Fahrer noch einen Stopp zu absolvieren hatte, war klar, dass die klassischen 3-Stopper keine Chance mehr gegen Scott Dixon haben würden. Zu groß war der Abstand von Ryan Hunter-Reay, Josef Newgarden und Simon Pagenaud. Alexander Rossi litt noch immer unter seinem ersten zu kurzen Stint und musste mehr Benzin sparen. Er konnte so das Tempo von Dixon, Power und Rosenqvist nicht halten. Während der letzten Boxensequenz verlor er sogar noch zwei Plätze an Ryan Hunter-Reay und Josef Newgarden. An der Spitze führte Scott Dixon mit über 6 Sekunden vor Felix Rosenqvist und weiteren 15 Sekunden vor Ryan Hunter-Reay, der die Spitze einer engen Gruppe bis Platz 9 anführte.
Über den Reifenverschleiß im letzten Stint mussten sich fast alle Fahrer keine Gedanken mehr machen. Die Prime-Tires würden die letzten 24 (Rosenqvist) bis 30 (Power) Runden ohne Probleme überstehen. Nur Scott Dixon war auf den Option-Tires unterwegs und musste diese 31 Runden ins Ziel tragen. Warum man bei Chip Ganassi Racing nicht auch die Prime-Tires hat aufziehen lassen, ist ein Rätsel. Über Dixons zweiten Stint haben sie gut funktioniert, aber trotzdem war es ein unnötiges Risiko. Und tatsächlich konnte Felix Rosenqvist und alle anderen Fahrer langsam die Lücke nach vorne schließen.
Mit noch 6 Runden auf der Uhr betrug Dixons Vorsprung nur noch 2 Sekunden. Zu seinem Glück lag aber eine Gruppe aus vier überrundeten Wagen, die von Dixon aufgehalten wurde, noch zwischen ihm und seinem Teamkollegen. Durch diese Situation and er Spitze konnten auch Ryan Hunter-Reay und Josef Newgarden aufschließen. In der vorletzten Runde hatte sich Felix Rosenqvist endlich durch die Gruppe gearbeitet und lag nun direkt hinter Scott Dixon im Kampf um den Sieg. Den letzten Platz auf dem Podium machten Ryan Hunter-Reay und Josef Newgarden unter sich aus, die Frontflügel am Diffusor sich in Richtung Kurve 12 bewegten. In der langen Rechtskurve versuchte nun Newgarden sich innen an Hunter-Reay vorbei zu quetschen, was aber nicht gelang. Beide Wagen berührten sich und Newgardens #2 strandete im Kiesbett. Die Rennleitung verzichtete auf eine Caution und so konnten beide Ganassi-Piloten den Sieg unter sich ausfahren. Mit aller Klasse eines Meisters verteidigte dann in der letzten Runde Scott Dixon den Sieg um 0,09 Sekunden:
WHAT 👏 A 👏 FINISH 👏#INDYCAR // #Honda200 pic.twitter.com/grzbVpgc4V
— IndyCar on NBC (@IndyCaronNBC) July 28, 2019
Mit auf dem Podium standen Felix Rosenqvist und Ryan Hunter-Reay. Es folgten Will Power, Alexander Rossi und Simon Pagenaud. Obwohl Rossi stark Benzin sparen musste und nur wenige Meter hinter der Ziellinie dann auch ausrollte, konnte der Franzose keinen richtigen Druck auf ihn ausüben. Pagenaud musste sich im Gegenteil gegen Spencer Pigot und Colton Herta verteidigen. Graham Rahal und Jack Harvey komplettierten die Top-10. Josef Newgarden wurde am Ende auf Platz 14 gewertet.
Kaum zu sehen im Rennen waren die Wagen von Schmidt Peterson Motosport. Leider war für beide Fahrer nach nur wenigen Metern das Rennen mehr oder weniger schon beendet. In Anfahrt auf die erste Kurve nach dem Start drückte Graham Rahal Marcus Ericsson in James Hinchcliffe hinein. Rahal konnte ohne Probleme das Rennen fortsetzten, während beide SPM-Piloten zur Reparatur an die Box mussten. Für Ericsson war das Rennen beendet und Hinchcliffe verlor zwei Runden.
Das ganze Ergebnis (pdf) kann man auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
Josef Newgardens (504 Punkte) Vorsprung auf Alexander Rossi (488 Punkte) in der Meisterschaftswertung schrumpfte auf 16 Punkte zusammen. Auch Simon Pagenaud (457 Punkte) und Scott Dixon (442 Punkte) kamen ein Stück näher. Für Will Power (356 Punkte) und Ryan Hunter-Reay (333 Punkte) ist der Rückstand zu groß.
Mit dem ABC Supply 500 auf dem Pocono Raceway am 18. August biegt die IndyCar-Saison auf die Zielgerade ein. Es folgen noch das kleine Oval im Gateway Park (24. August) und der Grand Prix of Portland (01. September). Das große Finale steigt dann am 22. September auf dem WeatherTeck Raceway Laguna Seca.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Stephen King, Joe Skibinski, Matt Fraver