Es war kein rauschendes Fest, aber ein durchaus spannendes Rennen zwischen Red Bull und Mercedes.
Dass war ein faszinierendes Duell zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen. Es zeigte die Stärken beider Chassis, der Piloten und es zeigte auch, dass es manchmal ein Nachteil sein kann, wenn man in Führung liegt. Es gab im Rennen zwei entscheidende Phasen. Der Start und der erste Stint von Verstappen hätten nicht viel besser laufen können, aber das gilt auch für Hamilton, der von P3 gestartet war und in den ersten Kurven Bottas niederringen konnte. Damit hatten beide die jeweils beste Ausgangsposition für die ersten Runden gefunden. Entscheidend war dann hier aber, dass Verstappen sich nicht vom Mercedes lösen konnte.
Es war klar, dass es über die Strategie laufen würde. Die Ein-Stopp-Strategie war auf dem Papier die schnellere Variante, der auch die meistens Teams folgten. Fast alle stoppten rund um Runde 30 herum und wechselten dann von den Medium auf die harte Mischung. Von daher war der Stopp von Verstappen in Runde 28 fast ein bisschen früh. Fast alle anderen kamen drei und mehr Runden später. Allerdings hatte man bei Red Bull Angst, dass Mercedes einen Undercut versuchen würde.
Auf dem Bildschirm konnte man sehen, dass ein Undercut funktionieren würde. Sergio Perez war schon in Runde 18 an der Box gewesen und konnte mit den frischen Reifen viel Druck ausüben. Auch die Zeiten von Bottas waren ermutigend, was auch Red Bull gesehen haben muss. Der Stopp in Runde 28 war also früh, aber dazu gedacht etwaige Angriffe von Mercedes zu unterbinden.
Mercedes holte Hamilton erst in Runde 34 ein und bis dahin hatte Hamilton rund sechs Sekunden auf den Niederländer an der Spitze verloren. Aber offenbar hatte sich Mercedes zwei Pläne zurechtgelegt. Plan A war wohl, das Hamilton den Rückstand eindampfen sollte und, wenn möglich die Spitze erobern sollte, um dann Verstappen zu kontrollieren. Der Brite verringerte den Rückstand innerhalb von wenigen Runden und hing dem Red Bull im Diffusor, kam aber nicht vorbei. Plan B war dann der zweite Stopp, was dann am Ende perfekt klappte.
Man hat solche strategische Entscheidungen schon häufiger gesehen, aber selten mit so einem großen Rückstand. Zwischenzeitlich sah es auch so, als ob Hamilton den Vorsprung nicht schnell genug reduzieren konnte, weil er bei den Überrundungen Zeit verlor. Aber gleichzeitig waren die Reifen von Verstappen, die knapp 40 Runden auf den Buckel hatten, aber am Ende. Hamilton war pro Runde um die 1.3 Sekunden schneller und das Überholmanöver war nur Formsache.
Hätte Red Bull anders reagieren können? Eigentlich nicht. Der erste Stopp war etwas zu früh, aber hätte man gewartet, wäre der Undercut gekommen. Ein Stopp nach dem von Hamilton war nicht möglich, da man hinter ihm auf die Strecke gekommen wäre. Eine Variante wäre gewesen, selber 20 Runden vor Schluss zu stoppen. Aber dann wäre die Frage gewesen, wie gut Reifen von Hamilton am Ende gewesen wäre. Und man gibt keine erste Position auf, wenn die Sache unsicher ist.
Hinter den beiden passierte so gut wie nichts. Die Ferrari lagen am Ende eine volle Minute hinter den beiden Führenden und waren nie in der Lage Druck auszuüben. Dafür waren sie zu langsam. Interessant war nur, dass Ferrari zwei unterschiedliche Strategien fuhr. Man ließ Vettel 42 Runden auf den Medium fahren, was schon außergewöhnlich war. Nur Ricciardo fuhr mit der harten Mischung noch länger. Lecerlc stoppte wie die meisten anderen in Runde 30. Das bedeutete, dass man Vettel am Ende auf die Soft setzen konnte, was dieser dann auch nutzen konnte. Die Strategie von Vettel war aber nur deswegen besser, weil dieser komplett ungestört unterwegs war und sich nie einem Zweikampf befand.
„Best of the Rest“ war mal wieder McLaren. Sainz eroberte P5 und Norris wäre auf P6 gelandet, wenn er nicht Pech bei seinem Boxenstopp gehabt hätte. Eine leichte Verzögerung bedeutete, dass er Räikkönen passieren lassen musste und am Ende musste er sich auch dem deutlich schnelleren Bottas beiugen. Die Top Ten rundete dann Albon im Toro Rosso ab, der mal wieder ein fantastisches Rennen fuhr und sich mit Kvyat zwischenzeitlich das beste Duell des Rennens lieferte.
Ein Rennen zum Vergessen hatten Racing Point, Haas und vor allem Renault. Das Werksteam war derartig schwach, dass es schon fast traurig zu sehen war. Da wird man viel Arbeit über den Sommer haben. Wenn man sieht, wie vergleichsweise gut der McLaren geht, muss sich etwas bei Renault verändern. So macht das für ein Werksteam keinen guten Eindruck.
Deutlich besser lief es am Wochenende endlich mal für Williams. In der Quali verpasste George Russel um 0,053 Sekunden den Einzug in Q2. So nah, war man noch nie dran. Im Rennen selber lag Russel zeitweise auf P14, konnte die schnelleren Toro Rosso und natürlich Bottas nicht hinter sich halten. Aber er blieb dann vor Stroll und Giovanazzi. Das auch nicht mit einem Strategietrick, sondern tatsächlich über die Performance des Autos. P17 klingt man Ende nicht toll, aber es war das erste Mal in diesem Jahr, dass ein Williams im hinteren Mittelfeld mithalten konnte.
Die F1 macht jetzt ihre Sommerpause. Weiter geht es dann Ende August in Spa.
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— F1 Visualized (@f1visualized) August 4, 2019
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, McLaren F1, Alfa, Renault Sport, HaasF1, Williams F1