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Formel 2: Analyse Ungarn 2019

von Florian Niedermair
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Mick Schumacher gewinnt auf dem Hungaroring sein erstes Formel-2-Rennen. Im Hauptrennen besiegt Latifi De Vries, kann aber trotzdem nicht viel gutmachen.

Eigentlich war das Sprintrennen am Sonntag eine langweilige Nummer. Überholvorgänge waren Mangelware, Boxenstopps gab es wie üblich auch keine und am Ende war das Ergebnis auf den ersten Positionen fast eine Kopie der Startaufstellung – Typisch Hungaroring eben. Trotzdem erhielt das Rennen so viel Afumerksamkeit wie kaum eines zuvor in dieser Saison. Der Grund: Rennsieger Mick Schumacher. Der Sohn von F1-Legende Michael Schumacher feierte seinen ersten Sieg in seiner Rookie-Saison in der Formel 2.

 

Hauptrennen

Den Grundstein für den Laufsieg hatte er eigentlich tags zuvor gelegt. Und das eher unfreiwillig. Der Deutsche konnte nämlich im Hauptrennen, das er von Platz 4 gestartet war, die Pace der Führenden nicht mitgehen und verlor im Laufe der 37 Runden einen Platz nach dem anderen. Eigentlich bitter, hatte er doch in der Vergangenheit in niederen Formelserien immer mit dem Qualifying zu kämpfen gehabt. In Budapest war es etwas anders.

Nach einem guten Start musste er aber im Samstagslauf erst einmal nach hinten blicken und versuchen, sich vor Jack Aitken zu halten. Das gelang ihm zwar auf dem Kurs, doch in der Boxengasse schlupfte der Renault-Testfahrer durch und kam vor dem Prema-Piloten wieder auf die Strecke. Nur eine Runde später, im neunten Umlauf reihte sich dann auch Ghiotto hinter Aitken ein – und vor Mick.

Doch mit zwei Piloten konnte auch diese Gruppe nicht mithalten – nämlich mit Nicholas Latifi und Nyck De Vries. Die zwei Führenden aus der Meisterschaft ritterten auch in diesem Rennen um den Sieg. Dabei schien dieser Zweikampf schon am Freitag in die Richtung des Niederländers zu kippen. De Vries, der im letzten Jahr ein verregnetes Hauptrennen am Hungaroring für sich entscheiden konnte, machte aber in der ersten Kurve des Rennens einen Fehler und ließ Latifi passieren. Im Gegensatz zu allen Erwartungen fiel es ihm auch nachher nicht leicht, mit dem Kanadier Schritt zu halten. So holte man ihn bei ART zum frühestmöglichen Zeitpunkt in Runde 6 zum Stopp um von den weichen Softs auf die Mediums zu wechseln. Die Strategie brachte aber nichts, denn als Latifi zwei Runden später stoppte, kam er trotzdem davor raus. Der große Angriff des Nyck De Vries blieb aus. Mit den etwas frischeren Reifen und dem ein oder anderen Überrundungsmanöver konnte er seinen Vorsprung sogar etwas ausbauen und ungefährdet als Erster die karierte Flagge passieren.

Knapper ging es dahinter zu. Aitken, der durch den Stopp auf Podiumskurs kam musste sich gegen das ganze Rennen über gegen Luca Ghiotto verteidigen. Doch obwohl Ghiotto beinahe permanent im DRS-Fenster war, gab es kein Vorbeikommen an dem Silverstone-Sieger. Das klingt jetzt alles nach einem langweiligen Rennen. Doch für Action sorgten an diesem Tag die verschiedenen Strategieansätze. Denn wie so oft gab es neben der gewöhnlichen Strategie auf den weichen Oneus zu starten auch einige schlechter platzierte Piloten, die zu Beginn die harten Reifen aufzogen. In Ungarn waren das unter anderem Jordan King und Anthoine Hubert, der vom Qualifiyng ausgeschlossen wurde und von ganz hinten startete. Der hohe Reifenverschleiss sorgte dafür, dass das Duo nach einem späten Boxenstopp auf den letzten zehn Runden durch das Feld pflügte und mit Zeiten, die bis zu zwei Sekunden unter denen der Konkurrenz lagen, eine Position nach der anderen aufholten. In Runde 33 überholte der MP Motorsport-Fahrer Mick Schumacher für Platz 7.

Mick Schumacher war bereits vorher von Nobuharu Matsushita beim VSC-Restart übertölpelt worden und hatte auch gegen Sergio Sette Camara das Nachsehen. Dies lag vor allem daran, dass seine Reifen zehn Runden vor Schluss fertig waren, wie er am Boxenfunk sagte. Doch dieses eigentlich etwas verpatzte Rennen brachte ihn auf die Pole für den zweiten Lauf.

Was King anging, brachte ihn seine alternative Strategie auf Rang 6. Und es wäre sicher ein oder zwei Plätze weiter nach vorne gegangen, hätte da nicht Ralph Boschung nach einem Motorplatzer Öl auf der gesamten Strecke verteilt. So kreuzten hinter Latifi und De Vries, zuerst Aitken, dann Ghiotto und Sergio Sette Camara die Linie. Matsushita wurde direkt hinter King noch Siebter während Guanyuo Zhou und Callum Ilott die letzten Punkte einfuhren. Etwas Chaos gab es noch nach dem Rennen. Luca Ghiotto und Jordan King erhielten eine Strafe wegen Nichteinhaltung der Höchstgeschwindigkeit bei er letzten VSC-Phase, die von Boschung ausgelöst wurde. Die Strafen wurden aber wieder zurückgezogen, da die auf der mit Öl verschmierten Spur in diesem Moment nicht so einfach verlangsamen konnten.

Im Übrigen nicht der einzige technische Defekt des Rennens. In der Frühphase des Rennens rollte Louis Deletraz mit einem Motorschaden aus, in Runde 19 stellte Arjun Maini seinen Wagen ab und sorgte für eine VSC-Phase.

 

Sprintrennen

Der zweite Lauf war – wie schon erwähnt – kein besonders actionreicher. Polesitter Schumacher kam gut weg, genauso wie Matsushita auf dem zweiten Rang. Sergio Sette Camara kam in Kurve 2 an King vorbei auf die dritte Position. Auf Platz 5 bis 8 folgten Aitken, De Vries, Feature-Sieger Latifi und Nikita Mazepin.

Für weite Teile des Rennens waren alle damit beschäftigt, ihre Pneus zu schonen. Erst in der zweiten Rennhälfte konnte man auf den vorderen Postionen ein Überholmanöver bestaunen. Nämlich als Sergio Sette Camara im Kampf um Platz 2 an Matsushita vorbeiging, allerdings prompt wieder ausgekontert wurde. Ansonsten war die einzige Verschiebung in den Punkteplatzierungen das Manöver von Luca Ghiotto gegen Nikita Mazepin, als er den Russen 11 Umläufe vor Schluss in Kurve 1 ausbremste und bei dessen Konterversuch auf das Gras drängte. Ghiotto hatte – wie in gefühlt jedem zweiten Rennen dieses Jahr – seinen Start vergeigt und war von P5 auf P9 zurückgefallen. Schumacher brachte, obwohl er sich nie von seinen Verfolgern lösen konnte, seinen ersten F2-Sieg locker nach Hause. Nach seiner fehlerfreien Fahrt durchaus verdient. Dabei muss man trotz aller Euphorie etwas relativieren. Der Erfolg gelang ihm in einem Sprintrennen von der ersten Position aus startend und das noch dazu auf einem Kurs, auf dem Überholen extrem schwierig ist.

Nichtsdestotrotz, nach dem bisher unglücklichen Saisonverlauf geht es schon einmal in die richtige Richtung.

 

Fazit

Warum spreche ich eigentlich gefühlt die Hälfte dieses Beitrags nur über den Sprintrennsieger Mick Schumacher und fast gar nicht über den Meisterschaftsstand. Ganz einfach: In den Punkteständen hat sich so gut wie nichts getan. Vor dem Wochenende betrug die Führung von Nyck De Vries über Latifi 31 Punkte, jetzt sind es 30 Zähler. Dafür liegt der Rest des Feldes nun schon über 50 Punkte zurück. Mit noch vier zu fahrenden Wochenenden schient alles auf ein Duell De Vries gegen Latifi hinauszulaufen – vorausgesetzt De Vries lässt es überhaupt so weit kommen. Doch vorher verabschiedet sich die Formel 2 erst einmal in die Sommerpause und wird beim Großen Preis von Belgien in Spa Ende des Monats wieder ihre Runden drehen.

 

Bilder: Formula 2

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