Das ganze Wochenende in Long Pond stand unter keinem guten Wetter-Stern. Nachdem am Samstag schon zwei von drei Trainings, inklusive der Qualifikation, dem Regen zum Opfer gefallen waren, konnten am Sonntag nur 320 der angedachten 500 Meilen ausgetragen werden.
Ohne Qualifikation erfolgte die Startaufstellung gemäß der Meisterschaftswertung. Team Penske nutzte die Reihung von Josef Newgarden, Simon Pagenaud und Will Power auf der Innenlinie für einen perfekt choreographierten Start. Pagenaud übernahm die Führung vor Newgarden und Power zog an Alexander Rossi und Scott Dixon vorbei. Rossi hatte den Start etwas verschlafen und wurde so ein Opfer des schon ersten Unfalls noch vor Kurve 2. Takuma Sato hatte einen guten Start und wollte nach Kurve 1 außen an Alexander Rossi und Ryan Hunter-Reay vorbei gehen. Er zog aber zu früh nach innen, um den Windschatten von Dixon zu nutzen, und sammelte beide Andretti-Piloten ein. James Hinchcliffe kollidierte mit den rutschenden Wracks und zum ersten Mal konnte sich der neue Abweise vor den Fahrern beweisen. Er lenkte ein größeres Carbonteil am Kopf von Hinchcliffe vorbei. Den schwersten Crash hatte aber Felix Rosenqvist, der durch die komplette zweite Kurve am Fangzaun entlangflog. Im Gegensatz zu Robert Wickens verhakte sich der Wagen nicht im Zaun und Rosenqvist konnte fast unverletzt aus seinen Wagen steigen.
Für die wiedermal „höchst professionelle“ Reparatur des Zaunes wurde das Rennen unterbrochen. Will Power musste mit einem Druckverlust in einem Reifen an die Box und fand sich zum Restart so nur auf Position 13 wieder. Durch diesen Stopp verschob sich natürlich seine Boxensequenz für die weiteren Stopps etwas nach hinten. Es führte weiterhin Simon Pagenaud nun aber vor Scott Dixon, Josef Newgarden und Graham Rahal das Feld an. Santino Ferrucci war, da er kaum verzögert hatte, gut durch den großen Unfall gekommen. Felix Rosenqvist hatte deutlich stärker abgebremst und ist im Zaun geendet. Ferruccis Mut brachte im zwischenzeitlich Platz 5 ein.
In Runde 40 brach der Frontflügel an Spencer Pigots Wagen und er schlug in Kurve 1 in die Safer-Barrier ein. Marcus Ericsson und Will Power kamen gerade noch rechtzeitig in die Box und konnten so von der Caution profitieren. Ericsson wurde auf Platz 5 und Power bis auf Platz 2 nach vorne gespült. Kurzzeitig konnte er sogar die Führung von Simon Pagenaud übernehmen. Nach nur einer Runde setzte sich aber wieder der Franzose durch. Erste Verfolger des Penske-Duos waren Scott Dixon und Santino Ferrucci. Josef Newgarden hatte beim Restart einige Plätze verloren und hing lange hinter Marcus Ericsson fest, der den Speed der Top-4 nicht mitgehen konnte. Ein Unfall von Colton Herta in Runde 74 egalisierte aber wieder alle Abstände. Da Will Power vor der Caution noch nicht and er Box war, verlor er mit dem Stopp unter Gelb wieder einige Plätze.
Mit Under-Cuts hatten sich schon vor der Caution Scott Dixon und Santino Ferrucci an Simon Pagenaud vorbei geschoben. Will Powers #12 war aber richtig schnell und in wenigen Runden war an Sebastien Bourdais, Josef Newgarden und Ed Carpenter vorbei und direkt hinter seinem französischen Teamkollegen. Die nächste Sequenz an Boxenstopps löste Josef Newgarden in Runde 103 aus. Mit dem Ausfall seines größten Kontrahenten schon vor Kurve 2, war der Führende in der Meisterschaft sehr konservativ unterwegs. Eine durchaus verständliche Strategie, nach dem er in Mid-Ohio noch durch zu viel Risiko sichere Punkte weggeworfen hatte.
Bis Runde 107 folgten auch Simon Pagenaud, Santino Ferrucci und Scott Dixon an die Box und Will Powers Penske-Chevrolet war zum ersten Mal für längere Zeit in Clean-Air. Diese nutzte er aus und war mit gebrauchten Reifen, aber leichterem Wagen, schneller als seine Kontrahenten auf neuen Reifen. Er kam zwar hinter Scott Dixon, nach seinem Stopp, wieder auf die Strecke gekommen, aber jetzt mit neuen Reifen war er nicht zu Stoppen. Mit der schnellsten Runde des Rennens hatte er die Lücke geschlossen und nach einer Runde am Heck des Ganassi-Hondas zog er innen in Kurve 1 zur Führung vorbei. Scott Dixon konnte Will Power nicht folgen und schnell hatte er 4 Sekunden Rückstand. Ein aufziehendes Gewitter beendete nach 128 Runden das Rennen. In Anbetracht der schon späten Ortszeit (18:00 Uhr), fehlendem Flutlicht und weiteren Gewittern in der Nähe, brach man das Rennen dann auch relativ schnell endgültig ab, obwohl es noch gar nicht angefangen hatte zu regnen.
Simon Pagenaud komplettierte vor Santino Ferrucci das Podium. Der Rookie stellte mit Platz 4 sein bestes IndyCar-Resultat ein. Platz 5 brachte Josef Newgarden 31 Punkte (ein Punkt für eine Führungsrunde während der Boxenstopps) ein und damit 19 mehr als Alexander Rossi für Platz 18. Bei Andretti Autosport konnte man zwar beide Wagen reparieren und wieder auf die Strecke schicken, am Ende fehlte Alexander Rossi aber noch eine Runde, um Spencer Pigot zu überholen. Sollte die Meisterschaft um einen Punkt gegen ihn entschieden werden, wird sich Rossi noch mal ganz herzlich bei der Rennleitung in Pocono bedanken.
Die Top-9 wurden von den Oval-Veteranen Ed Carpenter, Sebastien Bourdais, Tony Kanaan und Graham Rahal vervollständigt. Das Nachsehen hatten Charlie Kimball, Conor Daly und Marcus Ericsson, der nie den Speed seiner zwischenzeitlichen Position hatte. Durch den frühen Ausfall beider Speerspitzen hatte Andretti Autosport ein richtig schlechtes Rennen. Zach Veach und Marco Andretti waren zu keiner Zeit konkurrenzfähig und verloren eine beziehungsweise zwei Runden auf die Spitze.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (PDF) nachlesen.
In der Meisterschaft führt Josef Newgarden (535 Punkte) nun mit 35 Punkten vor Alexander Rossi (300 Punkte). Simon Pagenaud (495 Punkte) folgt vor Scott Dixon (483 Punkte), der seine Aufholjagd der letzten Wochen unbeirrt fortsetzt. Mit noch drei Rennen und doppelten Punkten im Finale sind noch über 200 Punkte zu vergeben. Theoretisch hat so sogar noch Will Power (407 Punkte) Chancen auf den Titel.
Der große Crash zu Rennbeginn stößt natürlich wieder die Diskussion hinsichtlich der Sinnhaftigkeit der IndyCar-Series auf dem Pocono Raceway an. Ich gebe es zu, ich liebe den Pocopno Raceway. Die letzten drei NASCAR-Rennen, abseits vom Daytona 500, die ich gesehen habe, waren die in Pocono. Die einzigartige Form hat es mir einfach angetan. Trotzdem plädiere ich dafür, keine weiteren IndyCar-Rennen dort auszutragen. Zu knapp wurden Felix Rosenqvist und James Hinchcliffe von schweren Verletzungen verschont. In den sieben Jahren, die ich jetzt über die IndyCar-Series hier schreibe, haben sich drei Rennstrecken unrühmlich mit schwersten Unfällen hervorgetan. Der Indianapolis Motor Speedway ist dabei auf Grund seiner Stellung unangreifbar. Die anderen beiden sind der Auto Club Speedway von Fontana (Justin Wilson 2013, Mikhail Aleshin 2014, Ryan Briscoe 2015) und der Pocono Raceway (Justin Wilson 2015, Ryan Hunter-Reay 2017, Robert Wickens 2018). Fontana ist seit Jahren Geschichte, Pocono sollte es seit Sonntag auch sein.
Ohne Pause strebt die IndyCar-Saison ihrem Ende entgegen und schon am nächsten Samstag steht das drittletzte Rennen auf dem Programm.
Kurzvorschau Bommarito Automotive Group 500
Der Gateway Park steht zum dritten Mal wieder im Programm der IndyCar-Series und in die ersten beiden Rennen waren durchaus spektakulär. Im Vorjahr prägte zwar Spar-Strategie über dreiviertel das Rennen, aber das Finale entschädigte für die vorherigen Längen. Es gewann Will Power, sein letzter Sieg vor Pocono, vor Alexander Rossi, Scott Dixon und Simon Pagenaud. Mit Platz 7 verabschiedet sich Josef Newgarden im Vorjahr aus dem Meisterschaftskampf. 2017 hatte er aber mit dem Sieg noch einen großen Schritt zu seiner ersten Meisterschaft gemacht.
Ohne Phoenix ist der Gateway Park erst das zweite und auch letzte kleine Oval der aktuellen IndyCar-Saison. Auf dem Iowa Speedway dominierte lange Team Penske und Josef Newgarden fuhr einen ungefährdeten Sieg ein. Auf Platz 2 folgte Scott Dixon, der die letzten vier Rennen alle in den Top-2 beendete. Mit Simon Pagenaud, Will Power und Alexander Rossi wären die Top-5 dann schon einmal vergeben. Die Frage ist aber auch, wie viel Risiko die fünf Titelanwärter, gerade wenn es wieder so eine wilde Phase wie im Vorjahr geben sollte, eingehen werden.
Kein Risiko auf der Strecke scheuen Graham Rahal und Santino Ferrucci. Auf den kleinen Ovalen kamen beide zuletzt aber nicht so gut zurecht. James Hinchcliffe könnte für Samstag schon ein besserer Geheimtipp sein. Auch wenn seine Saison eher durchwachsen ist, so war Platz 3 in Iowa ohne Frage das Highlight. Aber auch in den Jahren zuvor war SPM auf den kleinen Ovalen konkurrenzfähiger, als auf anderen Streckentypen.
Strecke
Das Oval ist 1,25 Meilen (2 km) lang besteht aus zwei Kurven, die in Amerika üblicherweise als vier gezählt werden. Das Besondere am Gateway Park ist seine Eiform. Die Kurven 1 und 2 sind deutlich enger als die Kurven auf der gegenüberliegenden Seite. Dafür weisen die Kurve 3 und 4 mit 9 Grad eine geringere Überhöhung im Vergleich zu den ersten Kurven mit 11 Grad auf. Die größte Ähnlichkeit hat der Gateway Park noch mit dem Phoenix International Raceway. Auch dort erschweren im Radius und Banking unterschiedliche Kurven die Abstimmung. Die Fahrer und Mechaniker müssen einen Kompromiss eingehen, denn in allen vier Kurven wird der Wagen nicht perfekt liegen.
Zeitplan (local time, MEZ)
Freitag, 23. August
1:00 – 2:00 p.m. (20:00 – 21:00) – NTT IndyCar Series practice #1
5:15 – 6:15 p.m. (00:15 – 01:15) – Qualifying for the NTT P1 Award (single car/two timed laps), NBCSN (Live)
8:15 – 9:15 p.m. (03:15 – 04:15) – NTT IndyCar Series practice #2
Samstag 24. August
7:00 – 10:00 p.m. (02:00 – 05:00) – Race Broadcast Windows NBCSN, DAZN
7:45 p.m. (02:45) – The Bommarito Automotive Group 500 (248 laps/310 miles)
(c) Photos: IndyCar MediaChris Owens, Joe Skibinski, Matt Fraver