Die Sommerpause ist vorbei und es geht in die zweite Saisonhälfte der Formel Eins. Spa dürfte ein interessantes Rennen werden.
Dass sich die WM in der zweiten Hälfte der Saison noch mal dreht, dürfte eher unwahrscheinlich sein. 70 Punkte beträgt der Vorsprung von Mercedes auf Verstappen, Vettel liegt noch mal weitere 25 Punkte dahinter. Selbst wenn Red Bull alle ausstehenden Rennen gewinnen würde und Hamilton jeweils nur zweiter wird, wäre der Brite erneut Weltmeister. Da Mercedes nicht von heute auf morgen aus den Top Drei raus fallen wird, dürften die neun ausstehenden Rennen für die Deutschen einigermaßen entspannt werden. Was natürlich schade ist, den Rennen aber keinen Abbruch tun sollte.
Sowohl Red Bull und Ferrari werden sich auf 2020 konzentrieren, was aber nicht heißt, dass man diese Saison abhakt. Bekanntermaßen ist der Herbst durchaus wichtig, denn hier legt man die Grundlagen für das kommende Jahr. Anders gesagt: Wer am Ende der Saison ein gutes Auto hat und Siege einfährt, hat eine sehr gute Basis für die kommende Saison. Gerade Red Bull, die in den letzten Rennen enorm stark waren, könnte gegen Ende der Saison sehr stark werden.
Spa ist allerdings eher eine Strecke für die Ferrari. Der letzte Sieg eines Ferrari liegt dementsprechend auch genau ein Jahr zurück. Die Low-Drag Aerodynamik des Ferrari, der zudem vor allem schnelle Kurven mag, passt perfekt auf die Rennstrecke in Belgien. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn die Italiener stark aus der Sommerpause zurückkommen und endlich einen Sieg einfahren würden. Wäre da nicht das Pech und das Unvermögen des Teams in diesem Jahr, könnte man glatt Geld drauf setzen. Aber zumindest dürfte Spitze eng zusammen liegen.
Bei Red Bull hat bekanntermaßen Alex Albon den Platz von Gasly eingenommen. Eine harte Entscheidung, auf der anderen Seite hat Gasly seine Probleme nie in den Griff bekommen. Ob Albon das besser kann? Ich traue ihm das zu.
Was die Sommerpause im Mittelfeld gebracht hat, ist schwer zu sagen. Wegen der extrem engen Abstände können schon kleine Veränderungen einen großen Ausschlag ergeben. Ich erwarte im Rennen McLaren vorne, die sich über die bisherige Saison sehr gut entwickelt haben. Dahinter sollten die Haas liegen, die die schnellen Kurse mit wenig Reifenbelastung liegen. Renault sollte, wenn sie nicht überraschenderweise mit einem B-Chassis auftauchen im Mix sein, aber eher so um P10 rum. Der Rest wird sich dahinter einsortieren.
Gespannt bin ich auf Williams, die in Hockenheim und Ungarn leichte Aufwärtstendenzen gezeigt haben. Offensichtlich ist man den Problemen des Autos auf die Spur gekommen und man arbeitet an etlichen Updates. Zurückzuführen ist das wohl auch auf die neuen Organisationsstrukturen, die von Patrick Head eingeführt wurden. Head wurde auch mehrfach an der Rennstrecke gesichtet, sodass seine Rolle im Team eventuell doch etwas größer ist, als man denkt. Offiziell ist er ja „nur“ Berater. Wenn Williams in Spa wieder am Mittelfeld dran ist, dann wäre das ein großer Erfolg.
Silly Season
Im September ist wie immer viel Bewegung im Markt. Mercedes hat sich für Bottas entschieden, was keine Überraschung ist. Ocon hat man dafür bei Renault untergebracht, was wiederum bedeutet, dass Hülkenberg etwas überraschend seinen Job los ist.
Seine Reise könnte zu Haas gehen. Grosjean wird nachgesagt, dass er seine Karriere beenden will. Gleichzeitig will Haas generell was am Lineup ändern. Da Perez parallel bei Racing Point verlängert hat, sind die Optionen von Haas auch eingeschränkt.
Eine andere Frage ist, was Red Bull macht. Sollte Albon nicht bessere Ergebnisse als Gasly bringen, steckt man in einer Zwickmühle. Im Kampf um die WM-Krone benötigt man einen Fahrer, der Verstappen nahe kommen kann. Wenn weder Albon noch Gasly das können und man Kvyat nicht mehr will, dann wird man auf dem Markt Ausschau halten. Da böte sich der Deutschen an, dessen periodisch auftauchende Schwächen in der Quali aber wieder gegen ihn spricht. Ich gehe davon aus, dass man Albon in die Saison 2020 starten lassen wird.
Strategie:
In Belgien stehen C1, C2 und C3 auf dem Programm. Interessanterweise hat Mercedes zwei Sätze mehr von den C2 geordert. Man geht wohl von einem Ein-Stopp-Rennen aus und wird versuchen, die C3 so lange wie möglich durchzuschleppen. Aufgrund der hohen Kurvenbelastungen ist das kein ganz einfaches Unterfangen. Das Rennen kratzt an der Grenze einer Zwei-Stopp-Strategie, zumal man in Spa ganz gut überholen kann. Soft, Soft Medium ist eine Variante, die durchaus denkbar erscheint. Dazu kommt, dass ein SC in Spa nicht ungewöhnlich wäre. Man sollte also durchaus einen Satz der C3 für das Rennen übrig haben.
Aber dann ist da natürlich wieder das Wetter. Die Vorhersage lautete, dass es Freitag und Samstag warm wird, am Sonntag sollen es aber nur 18 Grad werden. Schauer sind in Spa sowieso immer drin. Letzteres würde das Rennen sicher sehr interessant machen. Aber auch die kühlen Temperaturen verändern die Sachlage für Sonntag. Da die Mercedes mit kühlerem Asphalt besser klar kommen, dürfte man gute Chancen haben.
Bilder:Daimler AG, Racing Point, Renault, Pirelli
2 Kommentare
Warum sollte man Kvyat nicht mehr wollen? Dann hätte man ihn gar nicht in den TR setzten brauchen.
Nur weiß man bei ihm wie er im RB fährt, bei Albon nicht. Also probiert man ihn aus und weiß dann wie sich alle 3 geschlagen haben, wenn keiner der beiden neuen überzuregen konnte, dann wird man wohl Kvyat ins Auto setzen.
Kleine Korrektur: Letzter Ferrari-Sieg war der Sieg von Kimi Raikkönen in Austin letztes Jahr. Spa war „nur“ der letzte Vettel-Sieg.
Ansonsten wie immer ein interessanter Artikel mit allen Infos fürs Rennwochende.
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