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WEC: Vorschau Silverstone und Saison 2019/2020

von DonDahlmann
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Die zweite Wintersaison beginnt am Wochenende und es sieht nicht gut aus für die WEC. Es gibt überall massive Lücken.

Das die WEC in einer tiefen Krise steckt, ist kein Geheimnis. Wir hatten da mehrfach drüber berichtet. Die letzte Saison der LMP1 dürfte kein Feuerwerk werden. Zu groß sind die Unterschiede zwischen den Toyota und dem Rest des schmalen Feldes. Gerade mal sechs Autos werden in Silverstone an den Start gehen und echte Siegchancen haben weiterhin wohl nur die Toyota. Die haben ihren mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen TS50 auch noch mal komplett renoviert und mit einer neuen, deutlich verbesserten Aerodynamik ausgestattet. Zumindest kann man den Japaner nicht vorwerfen, dass sie die Sache schleifen lassen. Man nimmt den Kampf durchaus ernst. Den Abgang von Alonso hat man mit Brandon Hartley kompensiert. Einen besseren Ersatz hätte man kaum finden können.

Neben Toyota gibt es dann überraschenderweise doch zwei Rebellion. Eigentlich hatten die Schweizer nur einen Wagen an den Start bringen wollen. Aber scheinbar hat man genug Sponsoren für den Einsatz eines zweiten Wagens gefunden. Die #1 ist mit Senna, Menezes und Ex-F2 Pilot Norman Nato besetzt. Die #3 gefällt mir dieses Jahr etwas besser, denn sitzen Berthon, Duval und der extrem schnelle Pipo Derani am Steuer. Rebellion setzt weiter auf den Gibson V8, der sich als durchaus stark erwiesen hat. Da die FIA die Tanklimits für die Privaten ausgesetzt hat, erwartet zumindest zum Start des Rennens ein wenig mehr Zweikämpfe.

Aus der Versenkung aufgetaucht sind die beiden Ginetta, die nun vom Hersteller selber eingesetzt werden. Nachdem Drama um das Manor Team und deren Sponsoren, will Lawrence Tomlinson es noch mal selber versuchen. Er ist von seinem Chassis und dem AER-Motor überzeugt. Tatsächlich sahen die Zeiten beim Prolog in Barcelona im Juli nicht so schlecht aus. Das gesamte LMP1 Feld lag innerhalb von einer Sekunde, was kein schlechtes Omen ist. Aber bei Toyota weiß man halt nie, wie viel Leistung die am Ende gefahren sind.

Aber das die Ginetta an den Rebellion dran waren, ist zumindest ein gutes Zeichen. Besetzt die Wagen auch nicht schlecht. In der #5 sitzen Robertson, Hanley und Orudzhev, in der Simpson, Smith und der schnelle Chris Dyson.

Die EoT hat sich wie erwähnt leicht verändert. Die Reichweitenvorteile des Toyota sind gestrichen, zudem dürfen die Privaten eine Sekunde schneller tanken und mehr Spirt verbraten. Das bringt Rebellion und Ginetta sicher etwas näher dran, aber auch nur wenig. Die Reichweite des Toyota hatte man schon im letzten Jahr seit Fuji gestrichen, was nichts an deren Dominanz geändert hat. Da Toyota weiter investiert und auch am Motor gearbeitet hat, dürfte man die Beschränkungen technisch wieder aufgeholt haben.

LMP2
Nur acht Autos starten in die Saison der LMP2 und es wird eine offene Oreca Meisterschaft. Nur die sowieso chancenlosen Italiener von Cetillar Racing setzen noch auf den Dallara. Der Rest fährt den Oreca 07. Von den acht Autos gibt es immerhin vier Kandidaten, die eng zusammen liegen dürften. United, die den Ligier final geparkt haben, kommt mit Phil Hanson, Albuquerque und di Resta. Damit hat man dann schon mal den ersten WM-Kandidaten. Ebenfalls gute Chancen hat natürlich Signatech mit Negrao, Ragues und Laurant. Die Franzosen gehörten schon in den letzten zwei Jahren zu den stärksten Teams im Feld. Konkurrenz kommt in diesem Jahr von Jackie Chan und Jota, die getrennt genannt sind. Chan setzt auf Tung, Aubry, und Will Stevens. Jota hat sich die Dienste von Roberto Gonzales und Davidson gesichert. Eigentlich sollte auch Pastor Maldonado auf dem Auto sitzen, aber dessen Deal ist kurz vor Silverstone geplatzt.

Die vier anderen Teams fahren nur mit. Racing Nederland hat zwar van der Garde, aber Teambesitzer van Eerd und dessen Kollege van Uitert fehlt dann zu viel auf die Konkurrenz. Bei High Class Racing gibt es ein Wiedersehen mit Mark Patterson. Der mittlerweile 67-jährige Amerikaner teilt sich das Auto mit Kenta Yamashita und Anders Fjordbach. Logischerweise bringt Patterson, wie schon weiland bei Murphy, das Geld. Ob der Einsatz aber eine gute Idee ist, darf bezweifelt werden. Patterson ist selbst für eine Gentleman Driver in der P2 langsam.

Abgerundet wird das Feld durch Cool Racing aus Schweiz. Die haben sich die Dienste von Nicolas Lapierre gesichert, der von den beiden Chilenen Borga und Coigny unterstützt wird. Das Team ist aus der ELMS aufgestiegen, wo man immerhin mal einen Podestplatz erreicht hat.

Auch wenn das Feld etwas übersichtlich ist, darf man sich vor allem auf die vier Top Teams und deren Zweikämpfe freuen. Ich gehe davon aus, dass man hier spannende Rennen erleben wird.

GTE Pro
Ohne Ford und BMW starten hier auch nur noch sechs Autos. Und es ist auch kein weiterer Hersteller in Sicht. Auch wenn Mclaren und Lamborghini seit Jahren immer mal wieder Interesse bekunden. Wegen der dann vielleicht kommenden Hypercars sieht es nicht so aus, als ob irgendjemand noch in die GTE mag. Es bleiben also Porsche, Ferrari und Aston, die die Sache unter sich ausmachen werden. Das ist ehrlich gesagt mehr als dünn.

Ferrari setzt bei den Fahrern auf Pier Guidi und Calado in der #51 und auf Rigon und Molina in der #71. Beides starke Paarungen. Allerdings ist der F488 trotz EVO-Variante etwas in die Jahre gekommen. Ein Nachfolger für den F488 ist allerdings in Sicht. Der F8 Tributo wurde dieses Jahr vorgestellt, kommt wegen der Homologation als GTE aber erst zur Saison 2020/21. Wenn er denn kommt.

Bei Porsche gibt ein komplett neues Auto. Der neue RSR ist deutlich überarbeitet und ist, zum Unbill der Fans, auch deutlich leiser geworden. Porsche hat den Wagen wie immer intensiv getestet, so dass man vom Start weg schnell sein dürfte- Bei den Fahrern setzt man auf Bruni und Lietz, sowie Christensen und Estre. Alles angestammte Werkspiloten, alle vier sind schnell. Die anderen sind in der IMSA unterwegs. Der Porsche dürfte das Maß der Dinge in der WEC sein.

Aston hat den Vantage im Verlauf der letzten Saison deutlich besser in den Griff bekommen, auch wenn es immer noch mal leichte Probleme mit dem Reifenverschleiß gab. Besetzt sind die Autos gut. Der „Dane Train“ mit Sörensen und Thiim bleibt, im anderen Auto werden Lynn und Maxime Martine sitzen.

Die automatische BoP hat im letzten Jahr ganz gut funktioniert und das Fehlen von BMW und Ford dürfte die politischen Spiele auch deutlich reduzieren. Generell gehe ich aber davon aus, dass die Porsche das insgesamt beste Paket haben und dementsprechend auch siegen werden.

GTM Am
Auch in der Am gibt es nur drei Hersteller. Die F488 EVO sind ebenso wie der neue Aston dort angekommen. Das bedeutete auch, dass man leider nicht mehr den donnernden V8 hören wird. Es werden zwei neue Aston zu sehen sein. Einmal von TF Sport, einmal von Aston selber. Ein Wiedersehen gibt es da auch mit Dalla Lana, der von Darren Turner begleitet wird. Vier Teams setzen auf den Ferrari. Zu nennen sind hier vor allem die beiden AF Corse. In der #54 fährt Fisichella weiter der Rente entgegen, unterstützt von Flohr und Castellacci. In der #83 werden Perrodo, Collard und der Däne Nelson um Siege kämpfen. Aus UK kommt dazu Red River Sport, die immerhin Johny Mowlem im Team haben. Der wird von Charles Holdings und Bonamy Grimes unterstützt. Allesamt erfahrene GT-Piloten. Zusätzlich gibt es das MR Team aus Japan mit Ishikawa, Cheever und Beretta.

Insgesamt fünf Autos stellt Porsche. Project 1 hat um einen Wagen aufgestockt und dürfte zu den Favoriten in dieser Saison gehören. Man hat auf dem Fahrermarkt auch alles eingekauft, was schnell ist und irgendwie noch unter Bronze läuft. Das Perfeti nach der letzten Saison noch als Bronze eingestuft wird, ist auch so eine Sache. Das zweite Auto ist ein Deal mit Ben Keating. Nach dem Betrug in Le Mans hat Keating den Ford wieder zurückgegeben und sich mit seinem gesamten Team bei Project 1 eingekauft. Es kommen also auch Fraga und Bleekemoolen hinzu und damit hat man wohl die stärkste Fahrerpaarung im Feld.

Von Proton/Dempsy/Gulf kommen die anderen drei Porsche. Im letzten Jahr war man teilweise arg vom Pech gebeutelt, was sich in diesem Jahr dann hoffentlich so nicht wiederholen wird. Das ist auch nötig, wenn die Am nicht zu einer Project 1 Show werden soll. Die Speerspitze ist die #77 mit Ried und Campell, bei der #88 gab es bisher nur Preining als genannten Fahrer. Der Golf Porsche ist mit Wainwright und Barker ebenfalls gut besetzt. Der dritte Fahrer war noch nicht bekannt, muss aber ein Bronze Fahrer sein.

Kalender
Der Kalender ist eigentlich nicht so schlecht, aber aus europäischer Sicht etwas schwierig. Nach Silverstone folgt am 06.10 das Rennen in Fuji, einen Monat später fährt man ein Geisterrennen in Shanghai. Danach wird es allerdings besser. Am 14.12 folgt Bahrain, was keine schlechte Strecke für die WEC ist. Neu, beziehungsweise wieder im Programm ist Sao Paulo, wo man am 01.02. also eine Woche nach den 24 Stunden von Daytona unterwegs sein wird. Im März folgt Sebring, dann Spa und die 24 Stunden von Le Mans.

Sport 1 wird die Rennen weiter im Livestream haben, was immerhin auch mal gute Nachrichten sind. Auch die „Nachtrennen“ aus Fuji und Shanghai wird man zeigen. Le Mans gibt es wie üblich dann nur per Eurosport oder hinter der Paywall des ACO.

Unsere Berichterstattung
Wir haben intern darüber diskutiert, wie wir mit der WEC verfahren werden. Da Flo aus Zeitgründen die Analysen nur noch sporadisch machen kann, werde ich versuchen zumindest die Vorschauen zu machen. Die Berichte kommen dann etwas später. Das hängt auch ein bisschen davon ab, ob es in der LMP1 nun spannend wird, oder nicht. Es gibt halt wenig zu analysieren, wenn die Toyota alle Rennen mit vier Runden Vorsprung gewinnen. Ausgenommen sind Sebring, Spa und natürlich Le Mans, da gibt es die gewohnte, sehr umfassende Analyse.

Bilder: FIA WEC

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