Mit schweren Herzen startete das Formel Eins Feld in das Rennen. Es entwickelte sich am Ende ein Strategieklassiker.
Nach dem Tod von F2-Pilot Anthoine Hubert im Rennen am Samstag, startete auch die Formel Eins mit einer Gedenkminute in das Rennen am Sonntag. Alle Autos hatten einen Aufkleber, der an Hubert erinnerte. Manchmal wirkt nach so einem schrecklichen Unfall merkwürdig, dass man wieder ins Cockpit steigt und ein Rennen fährt. Aber man fährt nicht wieder, weil man keinen Respekt hat. Das Gegenteil ist der Fall. Man fährt aus Respekt vor dem verstorbenen Kollegen und Freund weiter. Und so entwickelte sich trotz des schwarzen Samstags ein faszinierendes und spannendes Rennen.
Ferrari hatte, wie man das erwartet hatte, am Wochenende die Nase schon Freitag vorne. Die Mercedes kämpften mit einem Mangel an Topspeed, vor allem in den Sektoren Eins und Zwei. Im mittleren Sektor waren die Mercedes etwas besser. Man hatte zwar erwartet, dass es eng werden würde vorne, aber das Ferrari so schnell war, kam doch etwas überraschend. Allerdings zeigten die Longruns in den Trainingssessions dann wieder ein anderes Bild.
Der Reifenverschleiß bei Ferrari ist etwas höher, als bei Mercedes, vor allem bei mittleren Temperaturen. Das ändert sich normalerweise, wenn die Streckentemperaturen über 40 Grad liegen, was aber am Rennsonntag nicht der Fall war. Für das Rennen stellte sich also die Frage, wie Ferrari damit umgehen würde. Da Mercedes die Medium länger fahren kann, bot sich denen die Möglichkeit eines Undercut an. Allerdings war das auch für Mercedes keine einfache Sache. Denn auch die kämpften mit abbauenden Reifen am Ende des Stint. Selbst wenn man einen Undercut machen würde, könnte das bedeuteten, dass man am Ende die sowieso schnelleren Ferrari wieder passieren lassen würde müssen.
Im Rennen entwickelte sich genau dieses Szenario, allerdings drehte Ferrari den Spieß um. Die Italiener holten Vettel als ersten an die Box und sie trennten die Strategie beider Autos auf. Das setzte wiederum Mercedes unter Druck. Ferrari hielt sich beide Optionen offen. Würde Hamilton den Undercut an Leclerc versuchen, hatte man Vettel als Puffer, gleichzeitig konnte man Leclerc fahren lassen und musste nur die Strategie von Mercedes spiegeln.
Das zahlte sich am Ende aus, auch weil Mercedes, beide Autos draußen ließ. Vettel rutschte zwar schnell auf abgenagten Medium rum und musste Hamilton passieren lassen. Aber er hielt den Briten genau die drei Runden hinter sich, die Leclerc vorne benötigte. Vettel kam erneut, hatte aber keine frischen Soft mehr. Das reichte dann zwar für die schnellste Runde, aber nicht für P3. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob es klug war Vettel zu „opfern“. P2 war immer gefährdet, P3 aber nicht. Man hätte auch einfach warten können, um zu schauen, was Mercedes macht.
Am Ende reichte es gerade so Leclerc und Ferrari, die ihren ersten Sieg seit dem Rennen in den USA im letzten Jahr gewinnen konnte. Für Leclerc war der erste Sieg in der F1, ebenfalls war es der erste Sieg eines Monegassen in der Formel Eins. Die Freude war verhalten. Leclerc und Hubert waren über Jahre befreundet.
Auch im Mittelfeld gab es ein enges und spannendes Rennen. Max Verstappen räumte beim Start Kimi Räikkönen ab, was das Rennen des Niederländers beendete und den Finnen ein besseres Rennen kostete. Lando Norris profitierte und setzte sich auf P5 fest. Der Brite fuhr dann einsames Rennen, fiel aber leider in der letzten Runde mit einem Motorschaden aus.
Um die Punkte kämpften zunächst beide Haas, die Toro Rosso und Perez. Aber die Haas fielen mal wieder nach wenigen Runden dramatisch zurück. Es ist ein bisschen rätselhaft, warum der Haas zwar auf ein paar Runden schnell ist, dann aber im Rennen, auch mit neuen Reifen, dann wieder verliert. Deren Schwäche nutzten die Toro Rosso aus, die sich nach vorne kämpften und am Ende P7 (Kvyat) und P9 (Gasly) holten.
Perez hielt sich ebenfalls in den Punkten. Der komplett renovierte Racing Point zeigte sich stark verbessert und erlaubte dem Team zum ersten Mal in dieser Saison wieder aktiv um Punkte zu fahren. P5 wäre nach dem Ausfall drin gewesen.
Wäre da nicht Alex Albon gewesen. In seinem ersten Rennen für Red Bull musste er von P17 starten, weil er einen neuen Honda-Motor genommen hatte. Im Rennen steckte er dann zunächst im hinteren Mittelfeld fest, weil die Medium wenig Grip boten. Das änderte sich dann schlagartig ab Runde 23, nachdem er an der Box brandneue Soft aufziehen konnte.
Danach pflügte Albon durchs Feld. In Nachdem die Stopps durch waren, lag er auf P14. Einige Spät-Stopper sammelte er so ein, dann legte er los und schnappte sich nach und nach Ricciardo, Gasly, Kvyat, Hülkenberg und am Schluss, halb auf dem Gras der Kemmel, dann auch noch Perez. P5 war das Maximum, was man von Albon erwarten konnte. Da kann man sich schon auf das Rennen in Monza freuen.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, McLaren F1, Alfa, Renault Sport, HaasF1, Williams F1