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Formel 3: Analyse Belgien 2019

von Florian Niedermair
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Der Unfall von Anthoin Hubert überschattete das Rennwochenende in Spa. Trotzdem fanden die Formel-3-Rennen statt. 

Vor dem Hintergrund des tödlichen Unfalls von Anthoine Hubert erscheint eigentlich jedes Rennergebnis und Überholmanöver an diesem Wochenende nichtig. Dennoch wurde in der Formel 3 gefahren und alle Kommentatoren stellten die rhetorische Frage, ob es den Piloten gelingen würde, die Gedanken daran während des Rennens abzuschalten. Konnten sie. Doch ein bisschen mehr Nachdenken hätte dem ein oder anderen Fahrer sicher nicht geschadet. Denn vor allem im zweiten Rennen war die Fahrweise unter jedem Niveau. Da wurde zu spät gebremst, kein Platz gelassen und vor allem spät geblockt wie sonst wo. Es sind in erster Linie diese brandgefährlichen Defensivmanöver a la Verstappen, die in einer Rahmenserie der Formel 1 und eigentlich in überhaupt keiner Serie etwas zu suchen haben. Leider ist das alles nichts Neues. In der europäischen Formel 3 wurden schon des öfteren Rennen auf den Highspeed-Kursen von Spa oder Monza wegen solcher Fahrweisen zu Crash-Festivals. Direkt nach seinem Ausscheiden im zweiten Lauf hatte Jake Hughes hierzu schon Luft abgelassen.

 

Piquet dominiert erstes Rennen

Doch beginnen wir erst einmal mit Rennen 1, als die Welt noch in Ordnung war. Polesetter Daruvala wurde schon in Runde 1 auf der Kemmel-Gerade von Pedro Piquet geschnappt. Dahinter ging es zum ersten Mal rund. In Les Combes wurde Hughes umgedreht, in Kurve 10 verhakten sich Alex Peroni und Devlin DeFrancesco ineinander und eskortierten sich von der Strecke. Zu allem Überfluss fuhr Peroni mit einem Platten in der folgenden Kurve gerade aus in die Wand. Das VSC wurde ausgerufen, eine Runde später ging die Show weiter. Tsunoda und Daruvala verschliefen den Restart gleich einmal und Pulcini war im Handumdrehen auf der zweiten Position. Dann gingen die Windschattenkämpfe auf der Kemmel-Geraden los. Erst konnte sich Tsunoda die beiden vor ihm liegenden Piloten schnappen, einen Umlauf später büßte er seine Position wieder an Pulcini ein. Alles ganz zur Freude von Pedro Piquet, der erfolgreich die Flucht nach vorne antrat und für den Rest des Laufes seine Führung kontrollieren konnte.

Dahinter waren zwei Premas am Schnellsten unterwegs: Shwartzman und Daruvala überholten im Duo zuerst Yuki Tsunoda und ein paar Umläufe später auch Leonardo Pulcini. Beide verloren bis zu Rennende noch mehrere Plätze und landeten auf P6 (Tsunoda) und P7 (Pulcini) Zu Rennhalbzeit entwickelte sich ein Duell um die zweite Position zwischen den beiden Titelaspiranten, das Shwartzman für sich entschied. Diese Positionen blieben es dann auch bis zur Zielflagge. Der dritte Fahrer des italienischen Rennstalls, Marcus Armstrong, war nicht mir von der Partie, denn er hatte sich schon im Qualifying verzockt, als er seine Runde ohne Windschatten fuhr, während der Rest Großteil des Feldes im Windschatten-Zug unterwegs war. Startplatz 19 war die Folge, von dem er sich nur so langsam nach vorne arbeitete. Am Ende war es der 8.Platz und somit die Pole für das Sonntagsrennen.

Fehlt nur noch Jüri Vips, der vierte Kandidat im Kampf um den Titel. Er kam in Spa nicht ganz an die Pace von Prema und Pedro Piquet heran. Dennoch hielt er sich für den Großteil des Rennens in den Top-5. Erst in der letzten Kurve verlor er Platz 4 an Ungarn-Sieger Christian Lundgaard.

 

Laaksonen crasht in Blanchimont

Vor dem Rennen kam es zu einer emotionalen Schweigeminute für Anthoine Hubert. Viele Fahrer im Feld waren im Laufe ihrer Karriere Rennen gegen ihn gefahren. Doch wie auch in der Formel 1 galt hier das Motto: The Show must go on. So wurde das zweite Rennen gestartet, ein Rennen, das wie ich schon angeteasert hatte, sportlich keine besondere Augenweide war. Das ging schon in der ersten Runde los, als Lawson von einem Carlin rotiert wurde. Dann rollten Niko Kari und Giorgio Carrara mit beschädigten Wagen aus. Das Fernsehbild konnte nie ganz aufklären was zu diesen Ausfällen führte, der Schluss liegt aber nahe, dass sie sich gegenseitig in die Kiste gefahren sind.

In Führung lag übrigens zu diesem Zeitpunkt noch immer der von P1 gestartete Marcus Armstrong mit etwas Abstand auf Yuki Tsunoda und Christian Lundgaard, ihnen folgten Shwartzman, Daruvala und Piquet. Sowohl Leonardo Pulcini als auch Jüri Vips waren am Start weit neben die Strecke getragen worden und hatten so ihre guten Startplätze verloren.

In der vierten Runde kam es dann zum schweren Unfall von Simo Laaksonen, der in Blanchimot den Wagen verlor. Auch die TV-Bilder konnten nicht ganz aufklären, ob dem eine leichte Berührung mit Alex Peroni voranging, oder ob der Finne einfach sein Heck verlor, als er Seite an Seite mit dem Campos fuhr. Jedenfalls hatte er einen beängstigenden Einschlag in einer der schnellsten Kurven des Kurses, bei dem sich sein Wagen unter den Reifenstapel schob. Die wichtigste Nachricht des Tages: Laaksonen blieb unverletzt.

Die darauffolgende lange SC-Phase endete erst in Runde 8. Die Kollisionen und Berührungen gingen sofort weiter: Direkt am Restart fuhr sich Jüri Vips seinen Frontflügel ab, eine halbe Runde später räumten sich DeFrancesco und Hughes in Les Combes ab. Mit den Zwischenfällen war es auch dann nicht vorbei. In Runde 14 musste Fewtrell mit einem Reifenschaden aufgeben, eine Runde später kollidierten die beiden Sauber Junior Team-Fahrer Lirim Zendeli und Raoul Hyman.

Gleichzeitig wurde es im Kampf um den zweiten Platz richtig eng. In Runde 9 ging Tsunoda ausgangs Radillion weit und zog mit einem grenzwertigen Manöver direkt vor Lundgaard zurück auf die Strecke. Ein paar Runden später blockte der Japaner wieder extrem spät gegen den Dänen, der sich trotzdem irgendwie innen durchdrückte. Lundgaard revancheirte sich eine Runde später, als Tsunoda ein Manöver versuchte, indem er ihn mit einem ähnlich haarigen Manöver auf der Kemmel-Gerade blockte. Dasselbe Spiel dann noch eine Runde später. Diesmal schlüpfte Tsunoda aber trotzdem durch. In der Zwischenzeit hatten sich Shwartzman und Daruvala an die beiden Streithähne angepirscht. Auf der letzten Runde ging der Russe an dem dänischen ART-Piloten vorbei und sicherte sich das bereits siebte Podium in dieser Saison. Lundgaard hielt gerade noch so Daruvala hinter sich. Armstrong sicherte sich den ungefährdeten Sieg vor Tsunoda. Piquet und Pulcini landeten auf den Plätzen 6 und 7 während sich Teppei Natori durch das ganze Mittelfeld-Chaos irgendwie auf den achten Rang vorgearbeitet hatte und so seinen ersten Punkt einfuhr.

 

Fazit

Gefühlt hatte eigentlich jede Runde ein Pilot einen kaputten Frontflügel, einen Platten oder stand entgegen der Fahrtrichtung. Von den späten Blockmanöver ganz zu schweigen. Ich habe zwar nur die von Lundgaard und Tsunoda im Text erwähnt, aber im Mittelfeld wurde auch ziemlich oft in letzter Sekunde die Linie abgedeckt. Natürlich ist es von außen immer leicht, mit dem Finger auf die Fahrer zu zeigen, aber die Art und Weise wie am Sonntag gefahren wurde, kann man einfach nicht unkommentiert lassen.

Unabhängig davon hat Robert Shwartzman seine Meisterschaftsführung an diesem Wochenende ausgebaut. Seine Teamkollegen konnten auch gute Punkte sammeln, während sich Vips am Sonntag selbst aus dem Rennen genommen hat.

Hoffentlich beruhigen sich die Gemüter ein wenig bis zu den Rennen in Monza, wo die Formel-3-Piloten in dieser Woche um Punkte kämpfen werden.

 

Bilder: Formula 3

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