Über dem Rennen am Darlington Raceway hing nicht nur ein Hauch Vergangenheit, sondern auch hartnäckige Regenwolken – Den Sieg sicherte sich Erik Jones
Wer am Montagmorgen Motorvision eingeschaltet hat, dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben – NASCAR zum Frühstück? Nein das war kein Traum, aufgrund einer dreistündigen Raindelay, endete das Nachtrennen in Darlington zu einer ungewohnten Zeit. Im Ziel freute sich Erik Jones über den zweiten Cup-Sieg seiner Karriere und die sichere Qualifikation für die Playoffs.
Stage 1: Kurt Busch vorne
Die Pole-Position hatte sich William Byron im Design von Cole Tricke aus dem Kultfilm “Days of Thunder“ gesichert. Der junge Hendrick-Pilot verlor die Führung jedoch schnell an Brad Keselowski. 19 Runden später übernahm Kurt Busch das Zepter, musste aber kurzzeitig Chase Elliott vorbeilassen.
Neben der Regen bedingten Competion-Caution in Runde 35 gab es nur ein weiteres Mal Gelbe Flaggen. Auslöser war ein Dreher von Garrett Smithley nach einer Berührung mit David Ragen. Am Ende des ersten Renndrittels setzte sich Kurt Busch gegen Jimmie Johnson und Kyle Larson durch und sicherte sich den ersten Stage-Sieg des Tages.
Stage 2: Auch Kyle Busch holt Stage-Sieg
In Folge der Boxenstopps zwischen den Stages setzte sich Larson in Führung, verlor diese aber nach 40 Runden wieder an Kurt Busch. Dieses Mal erwischte der Routinier den besseren Stopp im Vergleich zu seinem Teamkollegen. Dem erneuten Platztausch der Genasse-Piloten war wiederum eine Caution vorausgegangen. Mit Daniel Suarez und Ryan Newman waren sich zwei Piloten ins Gehege geraten, die noch um den Einzug in die Playoffs zittern müssen.
An der Spitze war nun Kyle Busch der erste Verfolger seines Bruders. Nach einer weiteren Caution führte der auf 33 gestartete jüngere Busch-Bruder das Rennen an und behauptete diese Position bis zum Stage-Ende. Kurt Busch kam als Zweiter vor Denny Hamlin über die Ziellinie. Da sich B. J. McLeod in der Mauer wiederfand, endete das zweiten Rennsegement unter Gelb.
Stage 3: Jones plötzlich vorne
Während Kyle Busch das Feld in das letzet Rennsegement führte, fand sich sein Bruder nach einem verpatzten Stopp weiter hinten wieder. Auf Rang zwei lag inzwischen Erik Jones. Daran änderte sich auch nach den Greenflag-Stopps in Runde 250 nichts.
Während sich Larson nach einem ebenfalls nicht idealen Stopp im vorherigen Renndrittel wieder auf Position drei vorgefahren hatte, wurde die Aufholjagd von Kurt Busch jäh unterbrochen. Nach einem Reifenschaden an Daniel Hemrics Chevrolet, kam es zum einzigen größeren Crash des Rennens. Neben Michael McDowell, waren auch Hamlin, Byron, Jimmie Johnson und eben Kurt Busch darin verwickelt.
Nach den Boxenstopps duellierten sich an der Spitze nun Larson und Jones um die Führung. Der Gibbs-Pilot setzte sich zunächst durch. Jedoch stand noch ein Besuch an der Box aus. Beide absolvierten diesen gleichzeitig, jedoch war die Gibbs-Crew schneller. Dies galt auch für Kyle Busch der ebenfalls an Larson vorbeikam und nun Jagd auf seinen Teamkollegen machte. Allerdings berührte der jüngere Busch-Bruder noch zweimal die Mauer, sodass er am Ende grade noch dritter hinter Larson wurde. Jones hingegen verteidigte seine Führung bis ins Ziel.
Neuer Vertrag für Venray
Nach einer kurzen Abstinenz in Venray, kehrte die EuroNASCAR in diesem Jahr zurück auf den Short-Track in den Niederlanden. Es war der insgesamt vierte Besuch der Serie auf dem in Grenznahe gelegenen Kurs.
Dort bekamen die Fans einmal mehr spannende Rennen präsentiert, sodass eine Vertragsverlängerung nur eine Frage der Zeit war. Bis mindestens 2022 bleibt das aktuell einzige Oval-Rennen im Kalender der EuroNASCAR.“ Wir haben in diesem Jahr wirklich tolle Rennen am Raceway Venray gesehen. Die Autos sind mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 160 Kilometern pro Stunde um das 800 Meter lange Oval mit Banking geschossen”, so Jerome Galpin. “Das ist in Europa einzigartig und sowohl unsere Fahrer als auch unsere Teams haben das genossen!“
“Wir sind stolz darauf, unseren Teams, Fahrern und Fans einen abwechslungsreichen Kalender mit F1-. MotoGP- und legendären Strecken in Europa zu bieten. Dass das einzigartige Oval Teil davon bleibt, macht die Euro NASCAR zu einer der größten Herausforderungen in der europäischen Rennsport-Landschaft.”
Mit der Vertragsverlängerung bekennt sich die EuroNASCAR zudem zu ihren amerikanischen Wurzeln, bereits in diesem Jahr hat man sich mit dem Format der Rennen an der NASCAR K&N Pro Series orientiert, in der alle Sessions der jeweiligen Division an einem Tag ausgetragen werden.
Vorschau Indianapolis
Mit dem Big Machine Vodka 400 at the Brickyard, steht am kommenden Sonntag am Indianapolis Motor Speedway das letzte Rennen der Regular Season an. Die bekannte Strecke ist ein 2,5-Meilen-Quadoval und mit etwa 300.000 Zuschauerplätzen das größte Sportstadion der Vereinigten Staaten. Zudem ist die Strecke komplett von der Stadt Indianapolis umschlossen.
Eröffnet wurde das Oval im Jahre 1909, als erste Strecke die speziell für Autorennen gebaut wurde. Die Fahrbahn, die damals aus Schotter und Teer bestand, verursachte jedoch einige tödliche Unfälle, sodass das Rennen abgebrochen wurde. Der Unternehmer Carl Graham Fisher, einer der treibenden Köpfe hinter dem Projekt, ließ die Strecke daraufhin mit 3,2 Millionen Ziegelsteinen renovieren. Noch heute erinnern die Start-Ziellinie aus Ziegelsteinen sowie der Spitzname “Brickyard” an diesen Belag.
1975 wurde die Strecke in das National Register of Histroic Places aufgenommen und 1987 zu einer National Historic Landmark ernannt. Das erste Rennen der höchsten NASCAR Liga fand 1994 statt, gefahren wurden damals wie heute 160 Runden, die einer Distanz von 400 Meilen entsprechen. Das erste Rennen gewann Jeff Gordon, der mit fünf Siegen am häufigsten in Indianapolis gewann. Auf Rang zwei liegt Jimmie Johnson mit vier Erfolgen. Jeweils zweimal gewannen Dale Jarrett, Tony Stewart und Kyle Busch das Rennen. Busch reist als führender der Fahrerwertung nach Indianapolis, die Meisterschaft der Regulären Saison hat er sich bereits am vergangenen Wochenende in Darlington gesichert.
Spannend wird es auch im Kampf um die verbliebenen beiden Playoff-Plätze. Aktuell belegen die Teamkollegen von Stewart Haas Racing Clint Bowyer und Daniel Suarez die Positionen 15 und 16 und wären somit für die Playoffs qualifiziert. Jedoch beträgt Bowyers Vorsprung auf Ryan Newman nur 8 mickrige Zähler. Suarez und Newman sind gar punktgleich. Deutlich schwieriger wird die Qualifikation derweil für Johnson, dessen Rückstand auf Rang 16 beträgt 18 Zähler. Der siebenfacher Meister ist zum Siegen verdammt oder braucht ein Wunder um noch in die Playoffs einzuziehen.
In Indianapolis ist die Hendrick Truppe aber traditionell stark, seit 1994 gewann zehnmal ein Auto der Hendrick Mannschaft in Indianapolis. Joe Gibbs Racing holte sich fünfmal den Sieg und Richard Childress Racing gewann dreimal.
Mit 17 Siegen ist Chevrolet zudem der erfolgreichste Hersteller, Ford gewann lediglich drei Rennen und ein Toyota fuhr nur zweimal in die Victory Lane.
Bilder: NASCAR/GettyImages (Jared C. Tliton/Sean Gardner)
1 Kommentare
Da ich live vor Ort, ein kleiner Bericht. Zum Rennen habe ich nicht viel hinzuzufügen, hinaus über das oben Geschriebene. Vielleicht interessiert es ja doch jemanden:
Boah war das langweilig!
Das könnte wohl die Überschrift für viele Menschen sein, die das „Throwback-Rennen“ in Darlington gesehen haben.
Ein Erlebnisbericht eines Ersties.
Ich schaue seit über 25 Jahren Motorsport. Irgendwann hat mein Opa sich einen Kabelanschluss zugelegt. Sonntags vor dem Zweitfehrnseher konnte ich Formel-1-Rennen in einer mir unverständlichen Sprache auf Eurosport schauen. Ich wusste nicht was dort passiert, ich kannte keine Namen von irgendwelchen Rennfahrern und für den Rest der Familie war es völlig unverständlich, dass das Kind sinnloses Benzinverbrennen von im kreisfahrenden Autos interessant fand. Auch als ich damals, obwohl es eigentlich schon vorbei und nicht mehr live war, aufsprang und der Familiengemeinschaft bei Graubrot, Holländerkäse und sauren Gurken enthusiatisch mitteilte, dass da ein deutscher in Belgien in den vorderen Startreihen steht, bekam das Kind nur anerkennendes Misswollen entgegen.
Schumacher schied nach wenigen Kurven aus. Nigel Mansell, Alain Prost, Ayrton Senna waren mir inzwischen Begriffe geworden, haltlose Namen, mit denen ich eigentlich nichts anfangen konnte, höchstens dieser Schnurbart war mir in Erinnerung geblieben.
Jahre später erntete ich meistens nur viel Unverständnis. Warum kommt der sonntags erst nach dem Formel 1 Rennen an die Skaterbahn? Das schaut doch keiner mehr, seitdem Schumacher nicht mehr dabei ist. Noch einige Jahre später, warum bleibt der nachts auf, um Hinterwäldler in veralteten Autos im Kreis fahren zu schauen? Nur Rednecks und Schusswaffenfanatiker schauen doch so einen Scheiß?
Es musste so kommen: Ich habe nie in meinem Leben ein professionelles Autorennen an einer Rennstrecke verfolgt. Ein klassischer Couchracer. Wie auch in so vielen anderen Sportarten, die ich gerne mal schaue. Fußball, Eishockey, Tennis und besonders die amerikanischen Sportarten… Eigentlich bekommt man mich nicht so leicht ins Stadion, Bier auf, Hose aus und Unterhaltung bitte! Oder wenn nicht, dann eben Fernseher aus.
Es begab sich aber zu einer Zeit, dass ich nach Washington D.C. reisen sollte. 11 Tage oder besser 11 Nächte hatte ich Zeit. Was macht man in diesem Schurkenstaat? Klar, einen Roadtrip, denn Autofahren kann man im Land des Autofahrens sicherlich immer gut. Wenn man schon mal „drüben“ ist, dann, so dachte ich, sollte man auch ein gänzlich amerikanschies Sportereignis mitnehmen. Die Auswahl war dabei eher knapp bemessen. Baseball? Football Preseason? Eishockey und Basketball im Kalender noch weit entfernt. Klar! Let’s go racing! Der Roadtrip sollte uns durch die Südstaaten führen, Ziele gab es nicht. Oder besser gesagt, es gab nur zwei Ziele. Nashville, Tennesee und das Rennen in Darlington, welches eher zufällig in den Rahmen unseres Roadtrips fallen sollte.
Ich habe mich in den letzen Jahren gerne mit der NASCAR angefreundet. OK, diese Serie hat auch ihre Probleme und man kann es irgendwie keinem verübeln, der sagt, dass das doch langweiliges „Imkreisfahren“ ist, aber das gilt doch dem Grunde nach für alle Sportarten. Und vorneweg, auch ich habe in dieser Saison nur wenige Möglichkeiten gehabt, den Rennen live vor dem heimischen Fernsehapparat beizuwohnen, aber das soll ja kein Hinderniss sein, früher war das anders.
Wilmington, North Carolina, sollte unsere Station heißen, genauer gesagt: Kure Beach. Von hier sind es ca. drei Autostunden bis Darlington, South Carolina, und Strand hat es auch. Günstig ist etwas anderes, denn es ist „Labor Day Weekend“. Trotz Hurricane „Dorian“ zieht es anscheinend Viele ans Wasser.
Es erwartet uns ein sehr verregneter Abend. Wir spazieren noch ein wenig am Strand, fahren ins Hotel und waschen uns den Sand von den Füßen und setzen uns mit einem typisch unterdurchschnittlichen „Coffee-to-go“ von der hoteleigenen Zapfanlage ins Auto in Richtung Rennstrecke.
3:30pm Ortszeit. Irgendwie verleitet es mich ja bei den „locals“ zu parken und dafür irgendwas zwischen 15 und 25 Dollar zu bezahlen. Wir wollen aber dennoch lieber schauen, wie es um die offiziellen Parkmöglichkeiten beschaffen ist. Diese sind kostenlos und perfekt organisiert. An Aussteigen ist aber nicht zu denken, es schüttet inzwischen aus allen vorhandenen Eimern und einen Klapppavillion, wie die erfahrenen Renngäste haben wir natürlich nicht. Wir sitzen fast eineinhalb Stunden im Auto. Es ist soweit, Wetter egal, wir müssen in Richtung Rennstrecke. Bald geht es los, der Regen hat nachgelassen.
Es klart auf. Es wird südstaatlich heiß. Alles ist für die perfekte Rennsituation gegeben. Eine große Dose Busch (natütlich nicht „lite“) für $8 und ab auf die Plätze, Haupttribüne Oberrang, fast auf Höhe der Start-Ziel-Linie. Es werden die Emeriten des Motorsports vorgestellt, auch der CEO des Hauptsponsors soll seine Worte erhalten. Eigentlich die entscheidenden Worte, die den Rennstart ermöglichen. Die wirklich hübsch lakierten Wagen des Throwback Rennens stehen in Position, die Fahrer wurden vorgestellt, „local heroes“ bejubelt, Kyle Busch ausgebuht, alles nach Plan.
Abbruch. Kein Gebet. Keine Hymne. Es gießt aus allen Eimern. Nein, Eimer sind zu klein bemessen. Fässer, die sind auch noch zu klein. Da hatten sich die Sauger und Jet-Blower stundenlang die Mühe gemacht, die Strecke zu trocknen, alles vergebens. Binnen weniger Sekunden, war der „status quo ante“ wieder übertroffen. Jeder, der es nicht unter den ersten fünfzig geschafft hatte, unter die Tribüne zu flüchten, sollte seinem individuellen Regenschutz für mehrere Minuten ausgesetzt sein. Bei mir: Kurze Hose, Jack Wolfskin Jacke (als Deutscher möchte man ja erkannt werden). Obenrum war es schön, aber die völlig durchtrieften Schuhe sollten noch die restlichen Tage meines Aufenthalts zum Trocknen brauchen.
Es tropft von oben durch die Tribüne. Unter den tropfenden Stellen werden Plastikbecher platziert und Wetten abgeschlossen, welcher Becher zuerst voll sein wird. Fünf Dollar! Kein Becher wird voll werden, die Tropfen von oben spritzen exakt so viel Wasser aus dem Becher heraus, wie von oben hienein kommt.
Die Stimmung ist völlig ausgelassen. Naja, es ist mein erster Aufenthalt in den Staaten und irgendwie habe ich damit gerechnet, dass es ist, wie bei einem Bundesligaspiel, wenn sehr viele Menschen in widrigen Umständen aufeinander treffen. Pustekuchen. Es ist nass, es ist eng, es ist total entspannt. Eigentlich gibt es keinen freien Quadratmeter unter der Tribüne, aber alle schaffen es sich in einer völlig friedfertigen Gemeinschaft zu arrangieren. Aufgeblassene Beachballs, die durch die Menge getitscht werden, sorgen für Erheiterung. Das ein oder andere Kaltgetränkt tut sein Übriges.
9:30pm Ortszeit. Die Sauger und Jetblower sind wieder einige Zeit auf der Strecke. Die Vorbereitungen sind gemacht, erhebt euch zum Gebet. Ich habe inzwischen Ohropax im Gehörgang, es soll nur der Anfang der Skurrilität sein.
Es war so skurril, weil jeder den bestmöglichen Ohrenschutz trug, der auch wirklich nötig ist bei einem NASCAR-Rennen. Wenn die zigtausend Pferdestärken an einem vorbeihämmern, reicht es nicht, sich die Finger in die Ohren zu drücken. Es gab kein Jubeln, es gab keine Verständigung unter den Zuschauern, jeder lebte das Rennen für sich selbst, weil er aufgrund des Ohrenschutzes völlig von der Außenwelt abgeschottet war.
Sechs Rednecks saßen vor uns, zusammen haben sie locker eine metrische Tonne auf die Waage gebracht, sie beherrschten die NASCAR Kommunikation offensichtlich pefekt. So wurden Kautabak (Snus?) und Bierdosen stillschweigend und ausschließlich per Zeichensprache untereinander getauscht und geteilt.
Weiter sollte nicht viel passieren. Die ersten zwei Stages waren völlig unspäktakulär, nur die Aufhofjagd von Kyle Busch war eine eher gewohnte Abwechslung. Zwei kleine Knutscher mit der Bande gab es. Die Competiton Caution nach ca. 35 Runden sorgte auch beim Publikum für viel Unveständnis. Ja fast einen „Big one“ hätte es nach 275 Runden noch gegeben, immerhin sollte er das Rennen im seinem Ausgang noch ein wenig beeinflussen, dennoch brachte es kaum Abwechslung. Nein kurz zusammengefasst: Das Rennen war langweilig. Und jetzt noch drei Stunden mit dem Auto zum Hotel fahren.
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