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Formel 3: Analyse Italien 2019

von Florian Niedermair
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Nach seinem Sieg im königlichen Park von Monza steht Robert Shwartzman vor dem Gewinn des Formel-3-Titels. Jüri Vips und Marcus Armstrong beraubten sich derweil selbst aller Titelhoffnungen.

Robert Shwartzman bewies auch in Monza wieder einmal warum er zurecht ganz oben steht. Doch das gesamte Wochenende war von zwei anderen Vorfällen überschattet.

 

Gefährliche Kerbs und bizarres Qualifying

Da wäre zuerst der schier unglaubliche Unfall von Alex Peroni, der einen gebrochenen Wirbel davontrug. Der Wagen von Peroni fuhr ausgangs der Parabolica über einen sogenannten „Sausage Kerb“, hob dann plötzlich ab und wurde wild durch die Luft geschleudert. Für die Wucht des Abflugs wirkt dieser Ausgang trotzdem noch ziemlich glimpflich.

Der Kerb an dieser Stelle wurde zwar direkt nach dem Unfall wieder abgebaut. Trotzdem fachte der Vorfall das leidige Thema „Sausage Kerbs“ erneut an. Denn, dass diese hohen Kerbs gefährlich sind ist eigentlich nichts neues. Viele erinnern sich wohl noch an den Unfall von Sophia Flörsch, die letztes Jahr in Macau von einem hohen Kerb über die Streckenbegrenzung geschleudert wurde. Ein weiteres Beispiel lieferte der Unfall von Konstantin Tereshenko, der 2014 in einem GP3-Fahrezug in Spa nachdem er die Kontrolle über seinen Wagen verloren hatte auf einem „Sausage-Kerb“ abhob und sich überschlug.

Das Ziel dieser Kerbs ist ja eigentlich zu vermeiden, dass man mit fahren abseits der Strecke einen Vorteil erhalten könnte. Das könnte man eigentlich viel einfacher dadurch erreichen, dass man die Auslaufzonen etwas anpasst. Die Auslaufzone nicht asphaltieren oder ein Grasband zwischen der Auslaufzone und der Strecke platzieren wäre etwa eine Lösung. Jedenfalls sollte die FIA dieses Problem mit den Kerbs in den Griff kriegen und das hoffentlich bevor schlimmeres passiert.

Das zweite Thema, das sich wie ein roter Faden durch das gesamte Wochenende zog war die Qualifying-Farce. Das erinnerte eher an Feierabendverkehr als an ein Zeittraining. Wie in der Formel 1 versuchte jeder den besten Windschatten zu kriegen, mit dem Resultat, dass einige auf ihrer schnellen Runde waren, während der Rest des Feldes noch langsam dahinrollte. Das führte zu ziemlich gefährlichen Situationen, was die Rennleitung dazu veranlasste das Qualifying ein paar Minuten vor Ende abzubrechen.

Im Gegensatz zur Formel 1 wurden anschließend Strafen verteilt und zwar nicht zu knapp. Insgesamt 16 Fahrer waren von Startplatzstrafen für unnötig langsames Fahren betroffen. Darunter unter anderem auch alle drei Prema-Piloten und Jüri Vips.

 

Shwartzman siegt wieder

Deshalb gab es auch eine etwas kuriose Startaufstellung. Christian Lundgaard, der selbst eine 3-Plätze-Strafe erhielt, startete von ganz vorne. Dahinter waren Lirim Zendeli, Ricahrd Verschoor und Giorgio Carrara, die allesamt ihre beste Startposition einfuhren. Und ähnlich ging das Rennen auch los. Zendeli und Lundgaard führten am Anfang, zwischendurch kam sogar Richard Verschoor auf den ersten Platz. Lundgaard fiel mit einem beschädigten Frontflügel bald zurück. Ziemlich flott arbeiteten sich die Premas durch das Feld und nach nur wenigen Runden lag Marcus Armstrong in Führung. Ein paar Umläufe später folgten ihm seine Teamkollegen. Prema dominierte das restliche Rennen und die drei Piloten machten den Sieg untereinander aus. Dabei machte Shwartzman den schnellsten Eindruck. Für weite Teile des Laufes gelang es Armstrong den Russen hinter sich zu halten. Doch in der 16.Runde kam der Ferrari-Academy-Pilot dann doch vorbei.

Die schon vor dem Rennen geringen Meisterschaftshoffnungen von Jüri Vips waren zu dem Zeitpunkt schon vorbei. Der Este krachte in der achten Runde in das Heck von Keyvan Soori Andres, was die erste Safety-Car-Phase ausgelöst hatte.

Ein paar Runden vor Schluss kam es dann durch den bereits erwähnten Crash von Alexander Peroni zur zweiten Safety-Car-Phase. Die Premas fuhren unverändert auf 1 bis 3 hinter dem Safety-Car über die Ziellinie. Doch nach dem Rennen wurde diese Formation dann zerstört. Denn Marcus Armstrong war während der ersten SC-Phase zu schnell gefahren und bekam eine 20-Sekunden-Strafe, was dem Neuseeländer nicht nur sein Podium, sondern auch seine verbleibenden mathematischen Meisterschaftschancen zunichtemachte. So landete hinter Shwartzman Daruvala auf dem zweiten Rang. Auf das Podium aufrücken konnte Jenzer-Pilot Yuki Tsunoda. Dahinter folgten Ricahrd Verschoor, Pedro Piquet, Jake Hughes, Liam Lawson und auf Reverse-Grid-Pole der Schweizer Fabio Scherer.

 

Die Red Bull Junioren glänzen

Nach den heftigen Regenschauern in der Nacht zum Sonntag startete das Rennen auf einer nassen Strecke. Alle Fahrer gingen mit den Regenreifen in den Lauf und alle die eine Rolle spielten beendeten ihn auch auf dem selbigen.

Dadurch war natürlich DRS nicht verfügbar und die Startpositionen wurden umso bedeutender. Fabio Scherer konnte seine Pole aber nicht umsetzen. Er verlor die Führung sofort an Jake Hughes und büßte auch Platz 2 an Yuki Tsunoda ein, der einen tollen Start erwischt hatte. Auch nachher wurde der Schweizer durchgereicht. Für ihn wurde es nur Rang 7.

Keine Rolle spielten hingegen die am Samstag noch so dominanten Premas. Armstrong, nach der Strafe vom Vortag in einer schlechten Startposition, drehte sich schon in Kurve 1 und kam folgerichtig in dem großen Feld bis zum Rennende nicht mehr in die Punkte. Daruvala verlor Plätze und kam lediglich auf Platz 14. Lediglich der Meisterschaftsführer Shwartzman konnte noch einen Punkt über die Linie retten.

Stattdessen sah es lange nach einem lockeren Sieg für Jake Hughes aus, der schon früh mehrere Sekunden vorne war. Doch mit den trockener werdenden Bedingungen kam er nicht so gut zurecht wie seine Verfolger. Yuki Tsunoda holte in Riesenschritten auf und war nach 15 Runden an dem Briten vorbei. Einen Umlauf später holte sich Hughes die Führung wieder zurück, doch der Honda-Nachwuchsfahrer konterte ihn aus. Ihm folgte bald auch der zweite Red-Bull-Junior Liam Lawson, der in den finalen Runden sogar etwas schneller war als der Japaner. Doch Tsunoda brachte nach dem Podium vom Samstag seinen ersten Formel-3-Sieg sicher über die Linie. Hinter Tsunoda und Hughes folgten Richard Verschoor, Pedro Piquet, Leonardo Pulcini auf den Plätzen 4 bis 6.

Fazit:

Und da waren es nur noch zwei. Von den vorher vier Meisterschaftsanwärtern haben sich Jüri Vips und Marcus Armstrong praktisch innerhalb von Minuten selbst herausgenommen. Erst crashte der Hitech-Pilot, dann war Armstrong während der SC-Phase zu schnell unterwegs. Eine Situation wie gemalt für Robert Shwartzman, der eigentlich auch ohne dieser Vorfälle mit einem sehr komfortablen Vorsprung auf die beiden nach Sotschi gereist wäre. So verbleibt neben ihm nur noch Jehan Daruvala im Titelkampf. Doch der Rückstand von 34 Zählern ist beinahe uneinholbar.

Ein Ausrufezeichen setzen konnten die beiden Red-Bull-Junioren Liam Lawson und Yuki Tsunoda. Bisher hatten ihnen ja der dritte Red-Bull-unterstützte Fahrer Jüri Vips die Show gestohlen. Vor allem Tsunoda zeigte eine herausragende Pace. Nach einer durchwachsenen ersten Saisonhälfte war holte sich der Jenzer-Pilot mit dem Sieg am Sonntag sein drittes Podium in Folge und ist nach wie vor der einzige in seinem Team, der in diesem Jahr überhaupt Punkte für den Schweizer Rennstall erzielt hat.

Bilder: Formula 3

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