Bereits am Nürburgring könnte der Titelkampf zu einem Zweikampf werden, bei dem nur noch Nico Müller und René Rast eine Chance auf die Meisterschaft haben. Entscheidend sind hierbei die Ergebnisse von Marco Wittmann.
Genau 67 Punkte Vorsprung besitzt René Rast auf Marco Wittmann vor dem kommenden Wochenende. Damit Wittmann auch noch eine Chance beim Saisonfinale auf die Meisterschaft hat, müsste er also an diesem Wochenende mehr Punkte als Rast erringen. Das dürfte relativ schwer sein, denn Rast hatte bisher eine überragende Saison und letztes Jahr konnte er am Nürburgring beide Rennen gewinnen. Zusätzlich unterstützen ihn momentan, abgesehen von Nico Müller, alle anderen Audi-Piloten im Titelkampf. Seine größte Gefahr ist dann mit Müller sogar ein Fahrer aus dem eigenen Lager, denn Müller befindet sich momentan nur 20 Punkte hinter Rast. Die große Stärke von Müller ist dabei seine Konstanz und er konnte jedes DTM-Rennen in diesem Jahr in den Punkten beenden. Zudem stand er bei den 14 Saisonrennen ganze zehnmal auf dem Podium. Hingegen musste Rast zwar schon dreimal in dieser Saison ein Rennen mit technischen Problemen aufgeben, doch konnte er auch fünf Rennen gewinnen. Aufgrund der Stärke der beiden Audi-Piloten erscheint es unrealistisch, dass Wittmann auch nur an einem der beiden noch vorbeiziehen wird.
Bevor wir jedoch auf das kommende Wochenende blicken, sollten wir zunächst die News der letzten Wochen anschauen. Wichtigste Neuigkeit dürfte sein, dass die DTM im nächsten Jahr in Monza fährt und nicht mehr in Misano. Wir dürfen dadurch deutlich bessere Rennen erwarten, aber die Zuschauerzahlen an der Strecke bleiben wohl auf dem gleichen, niedrigen Niveau. Inzwischen hat Monza einen sehr guten Kalender mit der Formel 1, den SRO-Meisterschaften, der European Le Mans Series und einigen weiteren Serien. Zusätzlich will man in der nahen Zukunft auch noch mehr Motorrad-Serien an die Strecke bringen. Es ist fraglich, ob sich die DTM bei den Zuschauern gegen eine solche Konkurrenz durchsetzen kann.
Überraschenderweise könnte auch Brands Hatch nächstes Jahr nicht mehr im Kalender sein. Stattdessen würde man in Silverstone fahren und das wäre für mich eine deutliche Fehlentscheidung. Brands Hatch ist eine der schönsten Naturstrecken in Europa und bietet eine Abwechslung zum bisherigen Kalender. Silverstone stattdessen ist seit dem Umbau von 2010 nur noch eine von vielen Grand Prix-Strecken, die ihre Charakteristik verloren haben. Noch mehr als in Monza würde man zudem mit anderen Serien auf der Strecke konkurrieren. Neben der Formel 1 halten auch die MotoGP, WEC, BTCC, British GT und unzählige weitere Serien auf der Strecke ein Rennen ab. Eine sinnvolle Alternative wäre meiner Meinung nach Donington, das bereits in den 1990er Jahren und Anfang der 2000er mal die Heimat der DTM war.
Ein aktueller Wackelkandidat ist zudem Hockenheim, denn für 2020 gibt es noch keinen Vertrag wie Motorsport-Total berichtet. Die Verantwortlichen in Hockenheim und die ITR würden beide gerne die Verträge verlängern, doch zumindest die Anzahl der Rennwochenenden könnte auf eines gekürzt werden. Vermutlich würde man daher den Saisonauftakt auf einer anderen Strecke austragen.
Zumindest das Saisonfinale 2019 in Hockenheim ist sicher und auch hier gibt es Neuigkeiten über die Gaststarter aus der Super GT. Für Honda wird in beiden Rennen Jenson Button an den Start gehen, der Formel-1-Weltmeister war und letztes Jahr in der Super GT die GT500 gewinnen konnte. Bei Lexus darf man sich auf Ryo Hirakawa und Nick Cassidy freuen, die den #37 TOM’S Lexus LC500 pilotieren werden. Für Nismo werden wir Ronnie Quintarelli und die Nissan-Legende Tsugio Matsuda sehen. Für das Rennen in Japan wurden noch keine Fahrer der DTM-Hersteller benannt, doch man möchte mit sechs bis zehn Fahrzeugen vertreten sein.
Interessant wird dabei, ob R-Motorsport teilnehmen wird. Für das nächste Jahr plant man weiterhin nur mit vier Fahrzeugen und die großen finanziellen Möglichkeiten scheint man nicht zu haben. Daher ist zumindest aus meiner Sicht fraglich, ob man bei den Rennen auf dem Fuji Speedway partizipieren wird. Genauere Informationen wird es dazu wohl dann erst am Hockenheimring geben.
Die DTM wird an diesem Wochenende auf dem Nürburgring fahren und hierbei bleibt man auf der 3,629 km langen Kurzanbindung. Persönlich finde ich die normale Grand-Prix-Variante interessanter, aber zumindest sehen die Zuschauer an der Strecke die Fahrzeuge öfter. Wesentliche Überholpunkte sind Kurve 1 sowie die Verbindung der Kurzanbindung. Auch in Anfahrt zur NGK-Schikane kann ein Überholmanöver möglich sein, aber zumindest braucht man dafür wohl DRS. Insgesamt bot die Strecke in den letzten Jahren ganz interessante Rennen, doch das lag teilweise am Wetter. Am kommenden Wochenende werden zwei trockene Rennen erwartet bei Temperaturen um die 20°C.
Audi
Die großen Favoriten bleiben René Rast und Nico Müller. Bedingt durch die Teamorder, die beide Fahrer stets an die Spitze des Feldes bringt, scheint ein Sieg eines anderen Audi-Piloten unrealistisch. Zudem dominiert Audi zu stark, sodass sogar beide Fahrer von einem fünften Startrang wohl nach vorne kommen würden. Auch gab es bisher erst drei Rennen in der ganzen Saison, bei denen Rast nicht aus den Top 3 gestartet ist. Alternativ könnte man bei Audi noch Mike Rockenfeller unterstützen, der den dritten Gesamtrang von Wittmann noch gefährden kann.
BMW
Bei BMW muss man sich komplett auf Marco Wittmann konzentrieren, damit man eine Chance auf den Fahrertitel hat. Hierfür müsste aber die gesamte Marke ein gutes Ergebnis erzielen, sodass Audi einige Punkte abgenommen werden können. Nach den Ergebnissen bei den letzten Rennen ist das jedoch nicht zu erwarten und auch den Teamtitel könnte BMW an diesem Wochenende an eines der Audi-Teams verlieren. Insgesamt war es eine schwierige Saison für BMW und es ist fraglich, wie man den Rückstand in der Winterpause aufholen möchte.
R-Motorsport
Für R-Motorsport bzw. Aston Martin ist wieder ein Punkteergebnis das Ziel. In der Markenwertung ist man inzwischen deutlich abgeschlagen mit 44 Punkten, während Audi bereits 858 Punkte sammeln konnte. Für das nächste Jahr müssen Top-5-Ergebnisse ein Ziel sein. Für größere Veränderungen am Auto müsste die Konkurrenz noch zustimmen und selbst dann, wäre man in den nächsten Jahren der große Underdog. Auch die Suche nach Sponsoren gestaltet sich schwierig und in der Saison 2019 hatte nur Paul Di Resta einen dauerhaften Werbepartner auf seinem Fahrzeug. Man darf gespannt sein, wie es mit dem Projekt weitergeht.
Das Rahmenprogramm ist wieder recht übersichtlich. Neben dem Porsche Carrera Cup Benelux dürfen sich die Zuschauer den Audi Sport Seyffarth R8 LMS Cup, den Lotus Cup Europe und die Tourenwagen Classics anschauen. Die Streams für die Rennen findet Ihr in unseren TV Terminen. Die beiden DTM-Rennen gibt es am Samstag und Sonntag um jeweils 13:30 Uhr. Für uns ist Felix Töllich an der Strecke und die Analyse übernimmt nächste Woche Don.
Fotos: Audi, BMW, GTA, ITR, F2, WTCR