Gleich zu Beginn mein Geständnis: Ja, ich war vorher noch nie bei den GT Masters! Warum ich so lange gewartet habe, fragt Ihr Euch vielleicht? Ich mich nun auch!
Die Entscheidung, zum vorletzten Saison-Wochenende zu reisen, fiel relativ kurzfristig. Das Wetter am Samstag und Sonntag sollte gut werden, eine Meisterschaftsentscheidung stand in Aussicht und nicht zuletzt wollte auch die Motorsport-Sucht noch einmal ausgiebig befriedigt werden – der Winter ist schließlich nicht mehr weit weg. Also auf einen Schlag Zugfahrten, Hotel und ein Wochenendticket gebucht! 35 Euro für ein Wochenende mit fünf Rennserien? Passt!
Den Hockenheimring an sich kannte ich dank der NitrOlympX und der DTM schon recht gut, weshalb der Fußweg vom Bahnhof diesmal ohne überforderte Blicke auf den Kartendienst des Handys ablief. Ein weiterer Vorteil: Ich konnte auf dem Weg auch mal die „Rennstadt“ Hockenheim genauer in Augenschein nehmen. Wer beispielsweise Le Mans an den Renntagen kennt, wird dabei etwas enttäuscht sein. Bis auf einzelne Plakate deutet wenig auf die große, weite Motorsport-Welt abseits der Formel 1 hin. Der gemeine Hockenheimer steht morgens lieber beim Bäcker des Vertrauens an und genießt abends einen Spaziergang durch die schmalen Stadtstraßen. Nahezu symbolisch gelangt man mit dem Überqueren der A6 dann aber in eine andere Welt.
For the fans
Die erste größere Überraschung gab es direkt am Eingang. Keine Taschenkontrollen? Bin ich tatsächlich am selben Hockenheimring wie vor einem Monat, als ich vor jeder Tribüne meine Tasche samt Inhalt präsentieren musste? Naja, umso besser, wenn der internationale Terror die GTM nicht auf dem Radar hat! Die entspannte Grundhaltung setzte sich dann auch im Fahrerlager fort. Keine Absperrgitter, nirgends missgelaunte Security und erst recht keine Geheimniskrämerei!
Das perfekte Beispiel hierfür ist der freie Gang zwischen den LKWs und dem Boxengebäude, von dem man aus als Fan unbehelligt ins Innerste, ja fast schon Heiligste, der Teams schauen konnte. Mit etwas Glück gab es sogar einige Gespräche zu belauschen, die möglicherweise nicht gerade für GT3-Nerds angedacht waren. Aber ich war ja privat da, also keine Sorge.
Alle Starts des Wochenendes habe ich mir direkt in der ersten Kurve angeschaut. Mal ausgangs mit Blick auf die Auslaufzone, mal innen mit Blick auf den hart rangenommenen Turn-1-Randstein:
Direkt in Turn 1 war noch alles glimpflich: #GTMasters pic.twitter.com/mO9QOoo0iK
— Racingblog (@Racingblog) September 15, 2019
In den meisten Rennen waren dann die Teilnehmer so nett (lies: überambitioniert) und ließen mich im Rahmen eines Safety Cars schnell zum Motodrom laufen. Neben den Plätzen in der Sachs-Kurve waren außerdem auch die Haupt- und die Südtribüne geöffnet. Zumindest für die Südtribüne dauerten die SC-Phasen allerdings nicht lange genug. Positiv fielen die großen Leinwände auf, welche die meisten Zuschauer sehen konnten. Ein Luxus, den man nicht immer an Rennstrecken genießt. So bekam ich neben den Dramen direkt vor meiner Nase auch viel vom Renngeschehen sowie vom triumphalen Titelgewinn von Patric Niederhauser und Kelvin van der Linde (HCB-Rutronik Racing) mit.
Pulling off the number 3 😝 pic.twitter.com/9tCVlyZ4Lc
— Kelvin van der Linde 🍿 (@KelvinvdLinde) September 15, 2019
Bei den wenigen kleinen Lücken im Tagesablauf bot sich ein längerer Blick durch das kompakt gepackte Paddock an: Mit dem Carrera Cup, der GT4, der TCR und der F4 war für jedes Rennherz was dabei und in meinen schwächeren Momenten fühlte ich mich sogar an die IMSA in Sebring erinnert – der Ritterschlag für jede Motorsport-Veranstaltung.
Hiermit tue ich also Buße! Ich komme wieder! Wenn auch nur, um die Bäcker in Hockenheim zu testen. Bei den Schlangen müssen die ja echt gut sein.
4 Kommentare
Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht. Habe vor ein paar Jahren ähnliche Erfahrungen beim GT Masters gemacht.
Bei Euro Nascar zum Vergleich gab es letztes Jahr keine TV-Walls. Schon eine erhebliche Einschränkung.
Die GT Masters ist wirklich eine der Top Serien wenn man sich als Fan für Motorsport interessiert. Kann auch nur jedem einen Besuch an der Strecke empfehlen. Was der Zuschauer hier auf der Strecke und im Fahrerlager zu sehen bekommt ist richtig guter Sport. Auf der Strecke ist immer was los und das ganze zu fairen Preisen. Meine Erfahrungen habe ich allerdings am Nürburgring vor einem oder zwei Jahren gemacht. Eine andere Serier mit der ich ähnlich gute Erfahrungen gemacht habe ist die Blancpain Endurance Serie.
Toller Bericht. Kann es auch nur weiterempfehlen.
War 2016 in Hockenheim beim GT Masters und hatte einen sehr schönen Tag dort. Eigentlich war es für dieses Jahr geplant aber mein Kollege musste wegen der Kinder kurzfristig absagen. Hoffentlich klappt es nächstes Jahr mal wieder.
War die letzten 2 Jahre in Oschersleben, fande es genauso gut wie du es hier beschrieben hast. War dort auch viel besser besucht als ich erwartet habe, wir mussten uns schon eine Stunde vor dem GT Masters Rennen auf die Tribüne setzen, um noch einen Platz zu bekommen, Ist wohl kein Geheimtipp mehr.
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