Rene Rast hat seinen zweiten DTM-Titel gewonnen. Er hat das Zeug dazu die Serie auch in Zukunft zu dominieren.
Seien wir ehrlich. Die Chancen, die Nico Müller vor den Rennen auf dem Nürburgring hatte, waren eh schon gering. René Rast hat der Saison von Anfang an seinen Stempel aufgedrückt und die Art und Weise, wie er in diesem Jahr den Titel geholt hat, ist schon beeindruckend. Selbst der Ausfall am Lausitzring konnte ihn am Ende nicht bremsen, auch wenn die Hoffnung für Nico Müller noch einmal etwas Nahrung bekam. Doch dann kam der Nürburgring und der Galaauftritt von René Rast.
Rennen Eins
Das Ergebnis der Quali versprach einiges an Spannung. Die Audi machten die Zeitenjagd mehr oder weniger unter sich sich aus. Dabei demonstrierte René Rast der Konkurrenz, wie stark er an diesem Wochenende war. Die Pole-Position war das Ergebnis einer fehlerlosen Runde. Kaum weniger schlecht lief es beim Meisterschaftskonkurrenten Nico Müller. Doch bei den knappen Abständen, die in der DTM herrschen, langte es für Müller nur zur zweiten Reihe. Dort allerdings in aussichtsreicher Position. Denn der lange Weg zur ersten Kurve sorgt auf dem Ring immer dafür. dass die zweite Reihe einen guten Windschatten bekommt und die breite Einflugschneise bietet unterschiedliche Linien an.
Doch Müller hatte Pech. Oder er war zu nervös. Oder beides. Jedenfalls zuckte sein grüner Audi am Start noch, bevor die Ampel erlosch – Frühstart! Und der bedeutete eine Durchfahrtstrafe, was den Schweizer natürlich gerade in der Anfangsphase weit zurückwarf. Währenddessen setzte Rast seine Pole in eine Führung um und schaffte es, e ein kleines Polster zwischen sich und seine Verfolger zu legen.
Das doppelte Pech von Müller war, dass die Audi-Armada fast allesamt auf den Spitzenpositionen zu finden war. Es konnte ihm keiner helfen. Stattdessen musste er sich alleine durch das Feld der BMW und Aston Martin kämpfen. Daher entschied sich das Team zu einer riskanten Strategie. Man holte Müller früh rein, setzte ihn auf neue Reifen und schickte ihn mehr oder weniger alleine auf der Strecke wieder raus. Die Idee war, dass er so mit schnellen Runden das Mittelfeld passieren würde, wenn diese an die Box kommen.
Die Strategie wäre auch fast aufgegangen. Aber nur fast. Die schnellen Runden lieferte Müller, aber sein Tempo ging zu Lasten der Reifen, die dann in den letzten Runden komplett einbrachen. Aus einer Top Ten Platzierung wurde am Schluss, wegen des zweiten Reifenwechsels, der letzte Platz.
Rast hatte vorne keine Probleme, aber die BMW schickten sich an, die Audi Dominanz zu brechen. Bruno Spengler und Marco Wittmann taten alles, um die Ingolstädter in ihre Schranken zu weisen, was dank zweier guter Stopps auch gelang. So erreichten beide immerhin das Podium.
Die Aston hatten am Ring überhaupt keine Chance. Der anspruchsvolle Kurs in der Eifel lag den Fahrzeugen von R-Motorsport überhaupt nicht. Immerhin sorgten sie aber für sehenswerte Zweikämpfe und spannende Unterhaltung. Der beste Aston Martin von Daniel Juncadella verpasste die Top Ten dann nur um eine Sekunde.
Rennen Zwei
Die Ausgangsposition für René Rast nach dem ersten Rennen am Ring war sehr gut. Dadurch, dass Müller keine Punkte sammeln konnte, war sein Vorsprung in der Meisterschaft immens angewachsen. Die Quali am Sonntagmorgen lief ebenfalls gut für den Deutschen. Zwar musste er sich im Kampf um die Pole Jamie Green geschlagen geben (um 0,001 Sekunden). Aber ausgerechnet für Nico Müller lief es schlecht. Während Audi die ersten drei Startreihen belegen konnte, qualifizierte sich der Schweizer nur auf P14. Als schlechtester der Marke.
Das bedeutete für Müller erneut, dass er hinten keine Hilfe erwarten konnte. Alle Audis, bis auf Pietro Fittipaldi, standen vorne, niemand war in der Nähe, um ihn vorbei zu lassen. Dementsprechend war er auf sein Können und die Strategie angewiesen. Und beides klappte an diesem Sonntag perfekt.
Schon beim Start konnte der Abt-Pilot im Getümmel der ersten Kurven einige Plätze gutmachen. Vorne versuchte Rast seinen Markenkollegen niederzuringen, scheiterte aber an dessen Gegenwehr. Auch über die Distanz des ersten Stints musste sich der Titelanwärter mit dem zweiten Platz begnügen. Green war einfach zu stark und blieb fehlerlos.
Die beiden Führenden setzen auf eine defensive Strategie und kamen erst zur Mitte des Rennens an die Box. Müller wählte erneut einen etwas früheren Stopp, der ihn dieses Mal weit nach vorne spülte. Auf der anderen Seite waren Duval, Frijns und Aberdein Kandidaten, die eher später kamen. Die Aston versuchten es mit einer sehr langen Strategie und einem späten Stopp, was allerdings keinen Vorteil brachte.
Das zweite Rennen plätscherte ein wenig dahin, aber die unterschiedlichen Reifenstrategien sorgten dann in den letzten 20 Minuten für sehr viel Bewegung unter den Audi-Piloten. Green hielt sich aus allem heraus, aber Rast hatte seine Reifen in den ersten Runden nach dem Stopp etwas zu sehr beansprucht. Und so rückte das Trio bestehend aus Frijns, Duval und Aberdein dem Meisterschaftskandidaten auf die Pelle.
Gleichzeitig lieferte Müller eine famose Fahrt ab. Von P14 gestartet, kämpfte er sich ohne Teamorder oder sonstige Unterstützung durchs Feld und lag zeitweise auf P5. Das reichte, um den Kampf um den Titel für das letzte Rennen offenzuhalten. Gleichzeitig kam Rast unter schweren Druck von Frijns. Da Audi, die den Fahrertitel sicher hatten, offenes Fahren angesagt hatten, nahm Frijns keinerlei Rücksicht. Mit etwas frischeren Reifen schnappte er sich Rast, womit die Meisterschaft wieder offen war.
Doch Müller ging es mit seinen alten Reifen nicht besser. Loic Duval bremste den Schweizer so lange ein, bis Aberdein mit frischen Reifen hinter beiden klebte. In den letzten Runden entwickelte sich ein faszinierender Kampf um die Positionen vier, fünf und sechs, bei dem Müller dann das Nachsehen hatte.
Am Ende rettete sich Rast auf P3, was genau reichte, damit er sich seinen zweiten Meistertitel sichern konnte. Zwar kann Müller, zumindest theoretisch, beim letzten Lauf in Hockenheim in Sachen Punkten ausgleichen, wenn Rast keinen Zähler holt. Aber selbst wenn Müller beide Läufe gewinnen würde, hätte er „nur“ vier Siege auf dem Konto. Rast hat hingegen dieses Jahr sechsmal gewonnen. Die sechs Siege von René Rast zeigen, wie sehr er die Saison dominiert hat. Und wie stark Audi in diesem Jahr war. Dementsprechend ist der zweite Titel von Rast eine logische aber überaus verdiente Folge.
Die nächste Station ist das große Saisonfinale in Hockenheim Anfang Oktober, bei dem es zum ersten Aufeinandertreffen zwischen der DTM und drei GT500-Autos von Honda, Lexus und Nissan aus der japanischen Super GT kommt. Mit dabei: Der ehemalige Formel-1-Weltmeister und amtierende GT500-Champion Jenson Button (Honda), Nick Cassidy / Ryo Hirakwa (Lexus) sowie Ronnie Quintarelli / Tsugio Matsuda (Nissan). Aus Nippon reist somit damit die Crème de la Crème nach Deutschland, ehe Ende November das gemeinsame Dream Race am Fuji Speedway stattfindet.
Bilder: Felix Töllich