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IndyCar: Analyse Grand Prix of Monterey

von Rainer
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Colton Herta gewann in der Rookie-Saison sein zweites Rennen und Josef Newgarden sicherte sich seine zweite Meisterschaft. Die Fahrer des Tages waren aber Felix Rosenqvist und Sebastien Bourdais.

Firestone hatte extra neue Reifen für Laguna Seca hergestellt. Durch die raue Oberfläche wurde der Reifenverschleiß trotzdem zu einem großen Problem. Im Training brachen die weicheren Option-Tires schon nach wenigen Runden ein und auch die haltbareren Prime-Tires hielten die maximale Beanspruchung für keine 20 Runden aus. Eine theoretische 2-Stopp-Strategie war so überhaupt kein Thema und auch die 3-Stopp-Strategie war nur mit einer schonenden Fahrweise möglich. Natürlich spielte auch das Fahrzeug-Set-Up eine entscheidende Rolle. So erarbeitet Josef Newgarden von Trainingsbeginn ein Reifen schonendes Set-Up. Leider ging dabei auch ein wenig der Speed des Wagens verloren. Er hatte das Glück, dass seine beiden größten Kontrahenten Alexander Rossi und Simon Pagenaud, zumindest in Trainings und Qualifikation, nicht zu schnellsten Fahrern gehörten. Die schnellsten Piloten am Freitag und Samstagmorgen waren die Rookies Colton Herta und Felix Rosenqvist.

Während Colton Herta den Speed seines Wagens in die Pole-Position umwandeln konnte, hatte Felix Rosenqvist ein Problem in der Qualifikation. Er rutschte in Kurve 6 ins Aus und behinderte bei der Rückkehr leicht Josef Newgarden. Die harte Strafe umfasste die Aberkennung der beiden schnellsten Runden des Schweden. Startplatz 14 spiegelte so in keiner Weise den Speed Rosenqvists wider. Sebastien Bourdais litt unter starken Schmerzen im Nackenbereich und so war Startplatz 19 keine große Überraschung. Als Ersatzfahrer stand sogar Tristan Vautier bereit. Aber Sebastien Bourdais ist ein Champion und als solcher, lässt er das Saisonfinale natürlich nicht einfach aus.

Die Meisterschaftskandidaten qualifizierten sich geschlossen an der Spitze des Feldes: Scott Dixon auf 2, Alexander Rossi auf 3, Josef Newgarden auf 4 und Simon Pagenaud auf 6. Über den ersten Stint änderte sich an dieser Reihenfolge nichts. Die Fast-6 waren auf Option-Tires ins Rennen gegangen und entsprechend kurz fiel auch dieser erste Stint aus. In Runde 12 kam Simon Pagenaud als erster Fahrer der Spitzengruppe zur Box. Alexander Rossi und Josef Newgarden folgten eine Runde später und zwischen diesen dreien wurde es richtig eng. Rossi versuchte noch Pagenaud zu Blocken, der auf den wärmeren Reifen aber den Vorteil nutzte und seinerseits dann Rossi in den Dreck drückte. Das waren zwei sehr harte Manöver, aber im IndyCar-Maßstab noch in Ordnung. So sah es auch die Rennleitung.

Bei Team Penske und Josef Newgarden setzte man ganz klar auf Sicherheit und so absolvierte der Führende in der Meisterschaft den zweiten Stint auf den Prime-Tires, während die Kontrahenten weiter die schnelleren Option-Tires nutzten. Will Power hatte, von Startplatz 7 kommend, schon im ersten Stint die Prime-Tires genutzt und ein später erster Stopp brachte ihn zwischen Alexander Rossi und Josef Newgarden auf Platz 5. Er sollte so etwas wie der Sicherheits-Joker für Team Penske sein. Je nach Rennverlauf konnte er nach vorne Rossi und eventuell Dixon attackiere oder halt auch seinen Platz an Newgarden abgeben.

Felix Rosenqvist und Sebastien Bourdais machten über die ersten beiden Stints viele Plätze auf der Strecke gut. So tauchte Rosenqvist in Runde 33 direkt hinter Newgarden auf und dieser ließ ihn ohne Gegenwehr ziehen. Der Ganassi-Pilot hatte sich so von Startplatz 14 bis auf Platz 6 verbessert. Für Josef Newgarden beziehungsweise Team Penske bestand weiterhin keine Gefahr hinsichtlich der Meisterschaft. Zum einen führte weiterhin Colton Herta überlegen das Rennen an, zum anderen lag Simon Pagenaud vor Alexander Rossi und den Joker Will Power gab es auch noch.

Pünktlich zur Rennhalbzeit löste Conor Daly die erste und einzige Caution des Rennens aus. Er versuchte in einer nicht vorhandenen Lücke ausgerechnet seinen Teamkollegen Marco Andretti in der Andretti-Haarnadel zu überholen. Nach Kontakt drehte sich Daly und blieb auf dem Curb von Kurve 2 hängen. Kurz nach dem Restart beging Santino Ferrucci den einzigen großen Fahrfehler seiner Rookie-Saison. Er verschätzte sich massiv und schoss Takuma Sato ab. Sato konnte nach Reparatur das Rennen fortsetzten, während Ferrucci seinen beschädigten Dale-Coyne-Honda beim nächsten Notausgang abstellen musste. Von dieser ganzen Aktion profitierte Sebastien Bourdais und verbesserte sich weiter auf Platz 11. Dort war aber die Aufholjagd aber noch nicht beendet. Im Rahmen der letzten Boxenstopps ging er auch an Marcus Ericsson und James Hinchcliffe vorbei.

Harding Steinbrenner Racing ging beim letzten Stopp mit Colton Herta kein Risiko ein und holte den Führenden sehr früh in die Box. Scott Dixon, Alexander Rossi und Josef Newgarden folgten direkt mit, während Simon Pagenaud und besonders Will Power länger draußen blieben. Mit dem Over-Cut verbesserte sich Power auf Platz 2 und versuchte Druck auf Colton Herta auszuüben. Simon Pagenaud blieb hinter Scott Dixon und musste sich gegen Felix Rosenqvist verteidigen. In Runde 70 rutsche der Franzose Ausgangs Kurve 6 zu weit in den Dreck und Rosenqvist nutzte dies, um sich vor dem Corkscrew neben den Penske-Chevrolet zu setzten. Er konnte in der spektakulären Passage seine Linie halten und zog auf Platz 4. Nur sechs Runden später konterte Pagenaud und es entwickelte sich ein spannendes Finale über 15 Runden.

Will Powers Druck ließ Colton Herta unbeeindruckt und er fuhr seinen zweiten Sieg ein. Mit Platz 5 holte sich zwar Felix Rosenqvist den Titel Rookie-of-the-Year, aber im Rückblick wird es Colton Hertas Jahr sein. Seine Bilanz: 3 Pole-Positions, 2 Siege, 420 Punkte, Platz 7 in der Meisterschaft und damit vor Ryan Hunter-Reay, Takuma Sato, Graham Rahal und Sebastien Bourdais. Als Belohnung für die exelente Saison wird er im nächsten Jahr einen vollwertigen Andretti-Honda (in Zusammenarbeit mit Harding Steinbrenner Racing vergleichbar mit Brian Hertas Team) fahren.

Deutlich spannender und spektakulärer als der Kampf um den Sieg war der um Platz 3. Simon Pagenaud versuchte wirklich alles, um an Scott Dixon vorbei zu kommen. Mit einem erfolgreichen Überholmanöver wäre eventuell sogar noch der Griff in Richtung Meisterschaft möglich gewesen. Will Power wäre sicherlich kein Kontrahent gewesen und Josef Newgarden fuhr nur noch auf Platz 8, nachdem er auch Sebastien Bourdais hatte kampflos ziehen lassen. Scott Dixon ist aber ein absoluter Meister seines Fachs und verteidigte erfolgreich den letzten Platz auf dem Podium. Mit Platz 4 zog Simon Pagenaud in der Meisterschaftswertung aber an Alexander Rossi, der nur auf Platz 6 das Ziel erreicht hatte, vorbei und bescherte dem Captain einen Doppelsieg in dieser Wertung.

Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage (PDF) der IndyCar-Series nachlesen.

Josef Newgarden hatte ein sehr unauffälliges und dem Champion eigentlich unwürdiges Rennen. Ich bin mir nicht sicher, ob er und Team um Tim Cindric einfach nur sehr konservativ auf Schadenbegrenzung ausgelegt gearbeitet hat oder ob einfach nicht mehr möglich war. Fast immer, wenn die #2 im Bild war, machte sie kampflos Platz und ließ wieder einen Kontrahenten vorbei. Dieses letzte Rennen sollte aber die phantastische Leistung von Josef Newgarden und seinem Team nicht schmälern. Selten war ein Fahrer über deine IndyCar-Saison so dominant. Mit dem Sieg im Auftaktrennen in St. Petersburg hatte er die Tabellenführung übernommen und gab diese nur nach einem Rennen wieder her. Nach den 500 Meilen von Indianapolis hatte er einen (!) Punkt Rückstand auf Simon Pagenaud. Mit dem Sieg im nächsten Rennen in Detroit hat er diesen Fehler aber direkt wieder ausgebügelt.

Für Team Penske war es wiedermal eine sehr erfolgreiche IndyCar-Saison. Neben den Plätzen 1 und 2 in der Meisterschaft ging ja auch das Indy 500 mit Simon Pagenaud an das Team. Auch in anderen Meisterschaften liegen Fahrer von Roger Penske aktuell weit vorne. So führen Dane Cameron und Juan Pablo Montoya die IMSA Weathertech Sportscar Championship an und Scott McLaughlin dominiert die Australia Supercars Championship. Nur im NASCAR Sprint Cup hängen Brad Keselowski, Joey Logano und Ryan Blaney etwas hinterher. Viel zu feiern gibt es aber auf jeden Fall.

Bevor die IndyCar-Series endgültig in den Winterschlaf fällt, finden noch einige sehr wichtige Testfahrten statt. So werden Scott Dixon und Will Power den Aeroscreen am 2. Oktober auf dem IMS testen. Weitere Testfahrten mit den Aeroscreen folgen dann noch im Barber Motorsports Park und dem Richmond International Raceway.

Unsere kleine Fantasy Challenge konnte sich mit Yankee zum ersten Mal ein Mitglied des Racingblogteams sichern. Die Plätze zwei und drei gingen an Gok und Montoya12. Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner und vielen Dank an die zahlreichen Teilnehmer.

Das Auftaktrennen der nächsten IndyCar-Saison findet dann am 15. März 2020 in den Straßen von St. Petersburg statt. Bis dahin wünsche ich allen Mitlesern spannende Finale von Formel-1, NASCAR, Supercars …, eine dramatische NFL-Saison und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

2019 Firestone Grand Prix of Monterey

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Stephen King, Joe Skibinski

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