Home TourenwagenDTM DTM: Vorschau Hockenheim II 2019 – Ein erstes Rennen

DTM: Vorschau Hockenheim II 2019 – Ein erstes Rennen

von Max Albrecht
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Sieben Jahre nach der Ankündigung einer Zusammenarbeit mit der Super GT findet am kommenden Wochenende erstmals ein gemeinsames Rennen mit den Autoherstellern aus der GT500 statt.

Zuerst muss ich jedoch noch auf meine Vorschau für die Rennen am Nürburgring eingehen. Dort hatte ich diskutiert, ob der Titelkampf in Hockenheim nur noch ein Duell zwischen René Rast und Nico Müller wird. Am Ende konnte sich Rast bereits den Titel am Nürburgring sichern und damit den zweiten Titel nach 2017 feiern, obwohl er zweimal in dieser Saison in einer vielversprechenden Situation aufgrund von technischen Problemen aufgeben musste. Für mich bleibt es fraglich, ob in der kommenden Saison ein ernsthafter Konkurrent für Rast antreten wird. Besonders interessant sind dabei die Ankündigungen der letzten Wochen, die zumindest bei BMW eine Verringerung der vom Werk eingesetzten Fahrzeuge enthalten könnten. Somit könnten wir in naher Zukunft nur noch zehn Fahrzeuge sehen, die eine wirkliche Chance auf die Meisterschaft haben.

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Grundlage für die Vermutung ist ein Bericht von Motorsport-Total, nach dem BMW das Budget für die DTM kürzen möchte und zwei Fahrzeuge durch ein Kundenteam einsetzen lassen könnte. Hierbei wäre Motopark eine mögliche Option, jedoch benötigt man noch Sponsoren oder einen Paydriver. Am besten für die DTM wäre es, wenn BMW weiterhin sechs Fahrzeuge einsetzt durch die Werksteams und zusätzlich zwei Fahrzeuge an ein Kundenteam abgibt. Zwar zeigte WRT, dass auch Privatteams Erfolge erzielen können, aber im Endeffekt begeht das Team noch einige Fehler und die Konstanz muss ausgebaut werden. Hierbei ist zu beachten, dass WRT bereits viel Unterstützung durch Audi erhält und andere Kundenteams wohl nicht so schnell auf dem gleichen Niveau wären.

Auch bei Audi soll laut Motorsport-Total das Budget verkleinert werden. Wesentlicher Punkt sind hierbei die Entwicklungskosten, die in der kommenden Saison nicht mehr anfallen werden. Dadurch werden auch die Zuschauer das sinkende Budget nicht merken und man will weiterhin sechs Werkswagen einsetzen. Hierbei bleibt auch Nico Müller erhalten, der zudem für Dragon in der Formel E fährt. Einen interessanten Neuzugang könnte es zudem für WRT geben, denn Motorsport-Total schrieb von ersten Gesprächen mit Robert Kubica. Für die Serie wäre Kubica sehr interessant, auch da man neue Zuschauerschaften in Polen gewinnen könnte. Zusätzlich besitzt Kubica einige persönliche Sponsoren, die einen Einstieg in die DTM ermöglichen könnten.

Auch die ersten Fahrer für das gemeinsame Rennen der Super GT und DTM auf dem Fuji Speedway sind inzwischen bekannt. Leider wird R-Motorsport bzw. Aston Martin aus finanziellen Gründen keine Fahrzeuge nach Japan bringen und so verbleiben sieben Fahrzeuge von Audi und BMW. BMW bringt dabei drei BMW M4 DTM an den Start und eines der Fahrzeuge wird von Alex Zanardi pilotiert. Aufgrund der mangelnden Erfahrung mit den aktuellen Fahrzeugen, hat Zanardi keine reelle Siegchance, doch dürfte er einige Zuschauer an die Strecke locken.

Zudem wird BMW ein Fahrzeug für Kamui Kobayashi einsetzen, der sonst in der WEC für Toyota aktiv ist. Somit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass man mit keinem Stammfahrer nach Japan reisen wird. Einen weiteren Piloten will BMW zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben. Alle Einsatzfahrer hat hingegen Audi bekanntgegeben und hier hat man einen interessanten Mix gefunden.

Natürlich darf Titelträger René Rast bei den Rennen auf dem Fuji Speedway starten und auch Mike Rockenfeller wird dabei sein. Wenig überraschend wird zudem Loïc Duval teilnehmen, der in der Vergangenheit die Formula Nippon und die GT500 in der Super GT gewinnen konnte. Auch Benoît Tréluyer war bereits Gesamtsieger in beiden Serien und gibt sowas wie ein kleines Comeback. Zuletzt war er als Ersatzfahrer für Audi in der Formel E aktiv.

Wichtigste Neuigkeit dürfte der Kalender für die Saison 2020 sein. 2020 startet die Saison Ende April auf dem Circuit Zolder, nachdem dort bereits in den 1980er und 1990er Jahren traditionell der Saisonauftakt stattfand. Damit wird auch erstmalig der Auftakt der „neuen“ DTM nicht mehr auf dem Hockenheimring stattfinden. Weiter geht es dann für die DTM auf dem Lausitzring.

Der zuvor mit TBA genannte und als Überraschung angepriesene Standort wurde am heutigen Donnerstag enthüllt. Die Gerüchteküche bestätigend, kehrt die DTM seit 2017 erstmals wieder nach Russland auf die neue Strecke Igora Drive in der Nähe des russischen St. Petersburg zurück. Der Kurs wurde von Hermann Tilke gebaut und besitzt wohl dann eine FIA-Grade-2-Lizenz. Zumindest auf den ersten Bildern kann man noch keine Überholpunkte ausmachen und die Rennen würden wohl eher mittelmäßig werden.

Für das vierte Saisonrennen geht man nach Schweden auf den Scandinavian Raceway Anderstorp. Möglicherweise muss man noch einige Sachen an der Strecke verändern, da es sich noch um eine echte Flughafenstrecke handelt und es fraglich ist, ob die Sicherheitsstandards für die DTM ausreichen. Momentan ist die Strecke vor allem von Rasen umgeben und für die DTM-Prototypen könnte ein Abflug folgenschwer sein. Die erste Saisonhälfte findet ihren Höhepunkt Ende Juni auf dem Autodromo Nazionale Monza. Es dürfen Temperaturen über 35°C erwartet werden und somit enorme Beanspruchungen an die Fahrer. Insgesamt scheint Monza aber ein guter Ersatz für Misano zu sein, auch wenn man mit keinen überragenden Zuschauerzahlen rechnen darf.

Bereits zwei Wochen später beginnt dann die zweite Saisonhälfte auf dem Norisring. Anschließend finden mit den Rennen in Brands Hatch sowie Assen noch zwei weitere Rennwochenenden im Ausland statt. Das vorletzte Rennwochenende wird wieder auf dem Nürburgring ausgetragen, bevor man am Hockenheimring die Saison beendet. Erstmalig wird die DTM somit mehr Rennen im Ausland als im Inland abhalten. Damit folgt man dem Wunsch nach mehr Internationalisierung, doch zugleich dürften auch die Kosten steigen. Dies befürchtet man besonders bei R-Motorsport, da man das kleinste Budget in der DTM besitzt.

Währenddessen träumte Gerhard Berger bei einer Podiumsdiskussion am Nürburgring bereits von drei bis vier globalen Rennen, die man mit der Super GT abhält. Zugleich erzählte Berger, dass die Chancen auf den Einstieg eines weiteren Herstellers momentan gering sind. Weiterhin sagte er aber auch, dass man inzwischen preislich auf einem Niveau mit den GT3 sei. Die Aussage scheint etwas unrealistisch und die Kosten für die DTM dürften noch immer um den Faktor zwei über der GT3 liegen.

Bevor wir zu sehr auf die Saison 2020 schauen, soll noch das kommende Wochenende beleuchtet werden. Endlich werden wir die Fahrzeuge aus der GT500 von Honda, Nissan und Lexus in einem Renneinsatz sehen und es wird interessant, ob diese konkurrenzfähig sind auf den Hankook-Reifen. Eine genauere Betrachtung und Einschätzung der Gaststarter erfolgt durch Yankee, während ich nochmals auf das DTM-Starterfeld schaue.

Gefahren wird am Wochenende auf der langen Variante des Hockenheimrings, die besonders mit der Spitzkehre sowie der Kurve vor der Mercedes-Tribüne zwei gute Überholpunkte aufweist. Ansonsten bietet die Strecke eine Kombinationen aus mittelschnellen und langsamen Kurven.

Audi

Weiterhin bleiben die Audi-Piloten die großen Favoriten. Bereits beim Saisonauftakt konnte René Rast ein Rennen gewinnen und ohne technische Probleme hätte er möglicherweise beide Läufe im Mai gewonnen. Auch Nico Müller, Mike Rockenfeller und Robin Frijns standen beim ersten Rennwochenende der Saison auf dem Podium. Diese vier kann man auch für das kommende Wochenende wieder zum Favoritenkreis zählen, auch wenn Rast und Müller sicherlich besonders hervorstechen. Mit einem nahezu perfekten Wochenende könnten jedoch Rockenfeller und Frijns noch an Marco Wittmann in der Gesamtwertung vorbeigehen. Innerhalb der Audi-Teams geht es zudem um die Teamwertung, die momentan noch vom Audi Sport Team Rosberg angeführt wird – mit 32 Punkten Vorsprung vor dem Audi Sport Team Abt Sportline. Für das Team Rosberg fahren Rast und Jamie Green, während für das Team Abt Sportline Frijns und Müller Punkte sammeln. Bereits jetzt haben die beiden Teams genügend Vorsprung vor dem BMW Team RMG, sodass Audi auch diesen Titel deutlich gewinnt.

BMW

In den letzten Rennen hatte BMW keine Chance mehr und so richtig positiv bin ich auch für die Rennen auf dem Hockenheimring nicht. Beim ersten Saisonrennen war noch Marco Wittmann siegreich, doch seitdem ist BMW immer mehr ins Hintertreffen geraten. Neben Wittmann wäre wohl noch Philipp Eng jemand, den man zum Favoritenkreis zählen kann. Die beiden Piloten dürften auch weiterhin sicher bei BMW bleiben, während es im restlichen Kader noch einige Fragezeichen gibt. Das liegt vor allem daran, dass noch nicht klar ist, mit wie vielen Werksfahrzeugen man nächste Saison startet. Daher wäre es für alle Piloten dieses Wochenende nochmal wichtig, einen Erfolg zu erzielen.

R-Motorsport

Bei R-Motorsport konzentriert man sich schon auf die kommende Saison und man wird daher auch nicht beim Dream Race starten. Für dieses Wochenende darf man nochmal auf Punkte hoffen, aber die Konkurrenz aus Asien wird ein Ergebnis in den Top 10 nicht einfach machen. Unklar ist auch noch, ob man die aktuelle Fahrerbesatzung so beibehält. Aufgrund der bisherigen Saison müssten Daniel Juncadella und Paul Di Resta gesetzt sein. Ein großes Fragezeichen steht noch hinter Ferdinand Habsburg, der momentan ein Paydriver sein dürfte und nur drei Punkte in der gesamten Saison erzielt hat, während Juncadella auf 23 Punkte kommt.

Im Rahmenprogramm ist wieder der Audi Sport Seyffarth R8 LMS Cup unterwegs, der auch sein Saisonfinale am Hockenheimring austrägt. Weiterhin dürfen sich die Fans auf den Formula Renault Eurocup freuen, der zumeist einiges an Action liefert und zudem die einzige Formelserie am Wochenende ist. Historische Tourenwagen gibt es bei den Tourenwagen Classics zu sehen und auch die Piloten sind interessant. Es werden sich Peter Mücke und Stefan Mücke einen Ford Capri DRM aus dem Jahr 1979 teilen. Auch Bernd Schneider und Kenneth Heyer treten gemeinsam an und fahren dabei eine Mercedes C-Klasse DTM von 2008. Damit dürften die beiden auch die Topfavoriten für das Wochenende sein. Auch Kris Nissen, Armin Hahne und weitere ehemalige Piloten werden in der Tourenwagen Classics starten.

Die Startzeiten und Links zu den Streams findet Ihr in unseren TV Terminen. Die DTM-Rennen gibt es wieder bei Sat.1 und beide Rennen starten jeweils um 13:30 Uhr.

Fotos: Audi; BMW; DTM; Felix Töllich

 

Vorgestellt: Die Gäste aus der Super GT beim DTM-Finale

Endlich ist es soweit: Nachdem Super GT und DTM letztes Jahr das gemeinsame technische Class-1-Reglement präsentierten, kommt es an diesem Wochenende zum ersten Aufeinandertreffen am Hockenheimring. Bereits 2017 teilten sich die beiden Rennserien in Deutschland wie auch Japan die Strecke bei Demorunden. Nun geht es erstmals im Renntempo gegeneinander. Es ist zugleich die Generalprobe für das eigentliche Gipfeltreffen: Das Dream Race am Fuji Speedway Ende November. Wie bereits im vorherigen Vorschau-Teil erwähnt, werden insgesamt 7 DTM-Autos die Reise nach Japan antreten; vier von Audi sowie drei von BMW. R-Motorsport Aston Martin verzichtet hingegen aus finanziellen Gründen auf den Start. Zugleich erklärte Teamchef Dr. Florian Kamelger, dass man sich stattdessen auf die Saison 2020 vorbereiten möchte. Ursprünglich war geplant, dass auch in Deutschland ein gemeinsames Einzelevent ausgetragen wird. Unter anderem wegen terminlichen Gründen mussten die Pläne jedoch verworfen werden. Stattdessen entsenden Honda, Lexus und Nissan jeweils einen GT500-Boliden ins badische Motodrom. Als Fahrer wurde die Crème de la Crème der Super GT auserkoren.

 

Honda

Angeführt wird das Fahrer Quintett von Jenson Button. Der Brite ist erst der dritte ehemalige Formel-1-Weltmeister nach Keke Rosberg und Mika Häkkinen, der im Deutschen Tourenwagen Masters an den Start geht. Nach einem einmaligen Einsatz bei den Suzuka 1000km im Jahr 2017, wechselte der 39-järhrige Brite ein Jahr später Vollzeit in die Super GT. Noch in seinem Rookie-Jahr gewann er zusammen mit Teamkollege Naoki Yamamoto auf Anhieb den Titel in der GT500-Klasse. Einen besseren „Fahrlehrer“ als Yamamoto hätte Button nicht haben können, denn der 31-jährige Honda-Werkspilot konnte just im gleichen Jahr auch zum zweiten Mal nach 2013 die Super-Formula-Meisterschaft gewinnen. Damit kürte er sich zum erst vierten Fahrer nach Pedro de la Rosa (1997), Satoshi Motoyama (2003) sowie Richard Lyons (2004), der das „Double“ schaffte: Den Titelgewinn in den beiden höchsten Rennserien Japans im selben Jahr. Yamamoto fehlt leider beim Gastspiel in Deutschland. Grund könnte das heiß aufkochende Gerücht sein, dass er just eine Woche später in einem der beiden Toro Rosso beim Formel-1-Grand-Prix in Suzuka das Freie Training bestreiten könnte. Somit kommt mit Jenson Button lediglich eine Hälfte der amtierenden Super-GT-Champions nach Deutschland.

Für den Honda-Einsatz verantwortlich sind die Meistermacher von Team Kunimitsu, die vom „Vater des Drifts“ Kunimitsu Takahashi angeführt werden – eine Legende des japanischen Motorsports. Anders als die Boliden von Lexus und Nissan wurde der Honda NSX-GT per Flugzeug nach Deutschland transportiert, da der Hersteller die Deadline für die Schifffracht nicht rechtzeitig schaffte. Bei allen drei Vehikeln handelt es sich übrigens nicht um die tatsächlichen Einsatzfahrzeuge, sondern laut Informationen der japanischen Medien um die aktuellen Entwicklungsboliden. Team Kunimitsu ist in der Super GT seit 1994 am Start und konnte vergangene Saison erstmals sowohl den Fahrer- wie auch Teamtitel gewinnen. Ausgestattet mit einem Mittelmotor, entspricht der Honda NSX-GT nicht ganz dem aktuellen Reglement, darf wegen einer Sondererlaubnis des japanischen Automobilverbands JAF sowie einem höheren Mindestgewicht aber dennoch in der GT500 starten. Gemäß dem neuen Class-1-Reglement, welches in Japan ab 2020 eine leicht modifizierte Anwendung finden wird, entwickelt Honda für kommende Saison einen frontangetriebenen NSX-GT. Mehr dazu in unserem Artikel zur Präsentation der neuen GT500 Autos. Mit vier Nullrunden lief es für Jenson Button und Naoki Yamamoto in dieser Saison alles andere als rund, weshalb sie nach der Regenschlacht im Sportsland SUGO mathematisch aus dem Titelrennen ausgeschieden sind. Da der amtierende DTM-Champion Gary Paffett in die Formel E wechselte, wird der Honda NSX-GT wie auch in Japan mit der Startnummer 1 glänzen.

 

Lexus

Für Lexus am Start sind Nick Cassidy und Ryo Hirakawa vom Team KeePer TOM’s, einer der Flaggschiff-Mannschaften für Toyotas Edelmarke in Japan. Das neuseeländisch-japanische Gespann bildet seit 2017 eine Einheit. Just im gleichen Jahr gewannen sie mit zwei Saisonsiegen erstmals die GT500-Meisterschaft. 2018 scheiterten sie in einem wahren Herzschlagfinale nur denkbar knapp an der Titelverteidigung. Dieses Jahr befindet sich das Ensemble ebenfalls im Meisterschaftsrennen. Vor dem Finale in Motegi liegen sie nur sieben Punkte hinter ihren Markenkollegen Kazuya Oshima und Kenta Yamashita auf Tabellenplatz zwei. Cassidy / Hirakawa sind eines der stärksten und vor allem konstantesten Duos. In bislang 23 gemeinsamen Rennen konnten sie bereits elf Mal aufs Podium fahren. Den DTM-Fans dürfte Nick Cassidy kein unbekannter sein, absolvierte der 25-Järhige 2016 parallel zu seinem Einsatz in Japan auch eine Saison in der im Rahmenprogramm gestarteten FIA Formula 3 European Championship. Anders als sein Teamkollege Ryo Hirakawa kennt er somit bereits den Hockenheimring, auf dem er damals den Bronzerang einfahren konnte.

Nach Titeln in der japanischen Formel-3-Meisterschaft sowie dem Porsche Carrera Cup Japan stieg Ryo Hirakawa 2013 zunächst in die Super Formula, ein Jahr später auch in die Super GT auf. 2016 entsandte ihn Toyota nach Europa, um im LMP2-Wagen von Thiriet by TDS Racing in der European Le Mans Series (ELMS) Erfahrungen für einen etwaigen LMP1-Einsatz zu sammeln. Hirakawa war der erste japanische Rennfahrer, der in den Kader der Red-Bull-Athleten aufgenommen wurde, zu dem just dieses Jahr auch Nick Cassidy hinzustoß. Mit fünf aufeinanderfolgenden Siegen stellte Lexus in diesem Jahr die absolute Speerspitze in der Super GT dar. Nach dem SC430 (2006-2013), RC F (2014-2016) ist der LC500 das dritte Modell, welches Toyotas Edelmarke Lexus in der Super GT einsetzt. 2020 wechselt das Branding hingegen wieder: Mit dem Comeback des Toyota Supra wird der zweitgrößte Automobilhersteller der Welt auch erstmals seit 2005 (2006 war trotz des Lexus-Wechsels noch ein Supra am Start) wieder mit der Hauptmarke in der japanischen GT-Meisterschaft antreten. In Hockenheim werden Nick Cassidy und Ryo Hirakawa wie auch im Land der aufgehenden Sonne mit der Startnummer 37 antreten.

 

Nissan

Während Honda erstmals mit dem NSX-GT in Hockenheim unterwegs ist, absolvierten Lexus mit dem LC500 sowie Nissan mit dem GT-R GT500 NISMO bereits 2017 erstmals Demorunden auf deutschem Boden. Zwei Jahre später reist der rote Motul Autech GT-R von der Werksmannschaft NISMO abermals nach Hockenheim. Neben dem vierfachen Rekordchampion Ronnie Quintarelli (2011, 2012, 2014, 2015) wird erstmals auch Teamkollege Tsugio Matsuda am Start sein. Matsuda führt mit 20 Rennsiegen die Rekordliste in der GT500-Klasse an und konnte zusammen mit Quintarelli in den Jahren 2014 sowie 2015 die Meisterschaft gewinnen. Obgleich seiner europäischen Wurzeln scheint Quintarelli im Abendland eher unbekannt zu sein. Anders als andere Nachwuchstalente wagte der Italiener bereits sehr früh in seiner Karriere den Sprung nach Asien. 2005 gewann er die japanische Formel-3-Meisterschaft und stieg bereits eine Saison später in die Formula Nippon (heute Super Formula) sowie Super GT auf. Zunächst in Diensten von Toyota, gewann er in seinem Rookie-Jahr die legendären Suzuka 1000km, ehe eher 2008 ins Nissan-Lager wechselte. 2006 war er zudem Testfahrer für Midland F1 in der Formel 1. Seine Karriere blieb jedoch in Japan. Dort entwickelte er sich binnen weniger Jahre zur absoluten Legende der Super GT. Vier GT500-Titel hat bislang noch kein anderer Fahrer geschafft. Quintarelli spricht zudem fließend Japanisch und setzt sich für die Opfer von Erdbeben ein, wofür er den Orden des Sterns von Italien erhielt.

Tsugio Matsuda verbrachte seine Super-GT-Anfangsjahre (damals noch unter dem JGTC-Namen) von 2001 bis 2005 bei Honda, ehe er 2006 zu Nissan wechselte. Zum gleichen Zeitpunkt war er auch in der Formula Nippon unterwegs, wo er 2007 sowie 2008 hintereinander – eine Leistung, die seitdem keinem weiteren Fahrer gelungen ist – den Titel gewann. In der Super GT musst er für diese Leistung bis 2014 und 2015 warten, als er sich in die Liste der besten Piloten der Meisterschaft eintrug. Auch heute ist der 40-jährige Japaner noch in der Super Formula tätig. Anfang des Jahres übernahm er den Teamchef-Posten bei KCMG. Mit der aus Hong Kong stammenden Mannschaft hegt Matsuda seit Jahren eine sehr intensive Beziehung, die unter anderem zu Einsätzen in der WEC, Asia Le Mans Series sowie heuer in der Intercontinental GT Challenge führten. Zugleich war der Japaner Teil des ambitiösen LMP1-Projekts von Nissan. Neben den alljährlichen Motorsportaktivitäten ist Matsuda regelmäßig auch als Moderator beim Regionalprogramm Mie Live in seiner Heimatpräfektur im japanischen Fernsehen zu sehen. Anders als Team Kunimitsu sowie Lexus Team KeePer TOM’s musste NISMO für den DTM-Gaststart auf ihre traditionelle Startnummer 23 (Japanisch: ni-san) verzichten, da diese bereits von Daniel Juncadella (R-Motorsport) verwendet wird. Ironischerweise galt der Spanier als möglicher Kandidat für den diesjährigen Kader der aus Yokohama stammenden Marke, ehe er sich doch für einen Verbleib in Europa entschied. Stattdessen verwendet man die Startnummer 35, angelehnt an den R35, jenes Fahrzeug auf dem auch der aktuelle GT500-Godzilla basiert. Trotz drei Pole-Positionen ist das Nissan-Duo in diesem Jahr noch sieglos. Mit 20,5 Punkten Rückstand hat man beim Saisonfinale in Motegi Anfang November zwar noch mathematische Chancen. Hierfür muss man aber nicht nur auf Pech der beiden Konkurrenten hoffen, sondern auch ein perfektes Wochenende mitsamt Bonuspunkt für den ersten Startplatz auf den Asphalt zaubern.

Stellten die japanischen Gäste 2017 bei den Demofahrten die DTM-Veteranen in Sachen Rundenzeiten in den Schatten, bleibt abzuwarten, wie kompetitiv man an diesem Wochenende sein wird. Anders als die DTM-Boliden werden die GT500-Renner nämlich nicht mit DRS sowie Push-to-Pass ausgestattet sein. Zugleich sind sie mit dem DTM-Einheitsreifen von Hankook unterwegs, mit dem man Anfang des Jahres nur wenige Testkilometer sammeln konnte. In der Super GT, in der ein hart umkämpfter Reifenkrieg herrscht, tragen die Pneus einen essentiellen Teil zu den schnellen Rundenzeiten bei – so auch bei den Demofahrten vor zwei Jahren, als Lexus und Nissan mit ihrem Stammgummi von Bridgestone respektive Michelin unterwegs waren. Weitere Herausforderungen sind wegen des Nachtankverbots die kürzeren Boxenstopps sowie die stehenden Starts der DTM. Selbstredend findet auch kein Fahrerwechsel statt, weshalb sich die Nissan- und Lexus-Stars die Cockpits aufteilen und jeweils an nur einem Rennen teilnehmen. Um sich auf die Bedingungen einzuschießen und die Fahrzeuge, sofern nötig, per Balance of Performance einzustufen, gab es am Donnerstag zwei exklusive, jeweils einstündige Testfahrten. Obgleich die japanischen Gäste natürlich auf der Strecke glänzen wollen, steht der Wettbewerb erst mal nur an sekundärer Stelle. Vielmehr rücken die Früchte langer Arbeit in den Vordergrund, beide Serien endlich gemeinsam in einem Rennen zu sehen. Deutlich anders dürfte das Bild dann Ende November beim Dream Race am Fuji Speedway aussehen. Zwar abermals mit dem Hankook-Einheitsreifen, dafür aber ohne Gimmicks wie DRS oder Push-to-Pass. In diesem Sinne: スーパーGT、ドイツにようこそ。 Willkommen in Deutschland, Super GT.

Text: Yankee
Copyright Photos: GTA, ITR

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