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VASC: Vorschau Bathurst 1000 2019

von ThomasB
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Am kommenden Wochenende findet die 59. Ausgabe des Bathurst 1000 statt. Beim Saisonhighlight der Supercars finden sich, neben den üblichen Größen der australischen und neuseeländischen Motorsportszene, in diesem Jahr auch zwei Gäste aus Nordamerika auf der Entry List: Alexander Rossi und James Hinchcliffe.

Doch bevor es um die Teilnehmer geht, hier noch ein kurzer Rückblick auf die vergangenen Wochen:
Scott McLaughlin setzte seine dominante Form auch in der zweiten Saisonhälfte fort und holte aus den vergangenen zehn Rennen seit Darwin sieben Siege. Die einzigen „Ausreißer“ nach unten waren zwei vierte Plätze am Queensland Raceway und in Pukekohe, und ein elfter Platz in Townsville, nachdem McLaughlin dort beim Start des regnerischen Sonntagsrennens mit David Reynolds kollidierte. Die übrigen Läufe gewannen die Triple-Eight-Piloten Shane van Gisbergen (Townsville, Pukekohe) und Jamie Whincup (Queensland Raceway).

Und damit wären wir dann auch schon beim Thema Parity (urgh…). Um die Ford Mustangs und die Holden Commodores näher zusammen zu bringen, erfolgten im Laufe der Saison immer wieder mal Anpassungen an beiden Modellen, vor allem im Bereich der Aerodynamik. Zuletzt war dies vor Pukekohe der Fall, als der Commodore eine neue Heckscheibe bekam, sowie neue Gurneys am Heckflügel. Auch der Front Undertray wurde bei der Gelegenheit verlängert.
Und auch die Nissans von Kelly Racing werden vor dem Bathurst 1000 im Bereich der Heckklappe erneut angepasst. Weiter ins Detail zu gehen, würde an dieser Stelle allerdings den Rahmen sprengen.

Die Favoriten

Shell V-Power Racing (DJR Team Penske):
#12 Fabian Coulthard / Tony D’Alberto
#17 Scott McLaughlin / Alexandre Prémat

Scott McLaughlin (3008 Punkte) reist mit einem komfortablen Vorsprung von fast 600 Punkten vor Shane van Gisbergen (2410), und damit als logischer Favorit, zum Mount Panorama. Zusammen mit Alex Prémat bildet man zudem eine der stärksten Fahrerpaarungen im Feld. McLaughlins bestes Resultat beim Bathurst 1000 ist der dritte Platz aus dem letzten Jahr, in diesem Jahr soll nun endlich der erste Sieg erfolgen.

Ihre Teamkollegen Fabian Coulthard und Tony D’Alberto können einen dritten Platz aus 2017 vorweisen. Beide gehören zu den erfahreneren Piloten im Feld und sollten auch am kommenden Wochenende zum erweiterten Kreis der Sieganwärter gelten. Da Coulthards Form seit den Rennen am Queensland Raceway jedoch eher nach unten zeigt, wäre ein Podestplatz oder ein Platz unter den ersten fünf wahrscheinlicher. Die Stärke des Duos ist weniger der reine Speed, sondern eher die Konstanz, was aber gerade in Bathurst schon fast die halbe Miete ist.

Red Bull Racing Australia (Triple Eight Race Engineering):
#88 Jamie Whincup / Craig Lowndes
#97 Shane van Gisbergen / Garth Tander

Im vergangenen Jahr waren Craig Lowndes und Steven Richards für Triple Eight siegreich. In diesem Jahr werden beide jedoch als Co-Driver auftreten: Lowndes weiter in Diensten Triple Eights neben Jamie Whincup, während Richards bei Charlie Schwerkolt Racing aka Irwin Tools Racing aka Team 18 wieder auf Mark Winterbottom trifft, mit dem er noch zu FPR-Zeiten (heute Tickford Racing) einige Jahre unterwegs war. 2013 konnten die beiden außerdem einen Sieg beim Bathurst 1000 einfahren. Doch während das Duo Whincup / Lowndes dieses Jahr zu den Sieganwärten gezählt werden kann, werden Winterbottom / Richards mit gutem Willen die Rolle eines Geheimtipps einnehmen und eher um einen Platz in den Top 10 mitkämpfen.

In der #97 wird sich Shane van Gisbergen in diesem Jahr das Lenkrad mit Garth Tander teilen, der nach seinem mehr oder weniger unfreiwilligen Abgang bei Garry Rogers Motorsport (GRM) nun als Co-Driver bei Triple Eight untergekommen ist. SVG und Tander kommen gemeinsam auf 33 Starts beim Great Race, doch während Tander bereits drei Siege vorweisen kann, wartet van Gisbergen weiter auf seinen ersten Erfolg. Sein bestes Resultat bisher ist ein zweiter Platz 2016 mit Prémat. Gemeinsam mit Whincup / Lowndes sollten van Gisbergen / Tander zu den ärgsten Widersachern von DJR-Penske und allen voran McLaughlin und Prémat gehören.

Tickford Racing:
#5 Lee Holdsworth / Thomas Randle (Bottle-O)
#6 Cameron Waters / Michael Caruso (Monster Energy)
#56 Chaz Mostert / James Moffat (Supercheap Auto)

Chaz Mostert (2327 Punkte) ist derzeit Dritter der Gesamtwertung und der einzige Tickford-Pilot, der in diesem Jahr bereits ein Rennen gewinnen konnte (Melbourne). Nachdem er sich bereits 2014 in die Bathurst-Siegerliste eintragen konnte, folgten danach eher schwierige Jahre am Mount Panorama. 2015 verletzte er sich bei einem Unfall in der Qualifikation schwer, sodass er den Rest der Saison aussetzen musste. 2016 und 2017 (mit Steve Owen als Co-Driver) lief es mit einem 19. und einem zehnten Platz auch nicht wirklich gut. Im vergangenen Jahr jedoch konnte er zusammen mit seinem jetzigen Co James Moffat einen vierten Platz einfahren, der Trend scheint also nach oben zu zeigen. Zudem reist Mostert mit dem Rückenwind von fünf Podestplätzen aus den letzten sechs Rennen an, weshalb man die #55 nicht unterschätzen sollte.

Lee Holdsworth, der bei Tickford anscheinend immer besser zurecht kommt, verpasste zuletzt durch das „Safety Car Gate“ in Pukekohe einen möglichen Laufsieg. Ein Erfolg in Bathurst wäre also eine willkommene Genugtuung. Bei diesem Unterfangen wird er von Thomas Randle unterstützt, der derzeit für Tickford in der Super2 Series unterwegs ist und dort in Queensland seinen ersten Saisonsieg feiern konnte. Der 23-Jährige aus Melbourne hatte in dieser Saison zudem zwei Wildcard-Einsätze in Tailem Bend, bei denen er durchaus überzeugen konnte (zweimal P17). Die Erwartungen an ihn werden in Bathurst sicher hoch sein, auch wenn es sein Debüt sein wird.

Das dritte Tickford-Auto werden Cam Waters und Michael Caruso pilotieren. Waters ist zwar erst 25 Jahre alt, debütierte aber bereits 2011 für Kelly Racing in Bathurst. Seinen größten Erfolg konnte er vor zwei Jahren feiern, als er zusammen mit Richie Stanaway das Sandown 500 gewinnen konnte. In der laufenden Saison fuhr er bereits sechs Podien und eine Pole ein. Sein diesjähriger Partner Michael Caruso war bis 2018 noch bei den Kellys unter Vertrag und ersetzte dieses Jahr in Townsville und Ipswich den verletzten Stanaway bei seinem ehemaligen Team GRM. Er bringt die Erfahrung aus über 300 Supercars-Starts (13 in Bathurst) mit, was die Paarung Waters / Caruso, durch die Mischung aus Erfahrung und einem jungen aber bereits etablierten Talent, zu einer der spannendsten im Feld (und zu meinem Geheimfavorit) macht.

Dark Horses

Brad Jones Racing (BJR)
#8 Nick Percat / Tim Blanchard
#14 Tim Slade / Ashley Walsh

23Red Racing (Tickford)
#23 Will Davison / Alex Davison

Penrite Racing (Erebus Motorsport)
#9 David Reynolds / Luke Youlden
#99 Anton de Pasquale / Will Brown

Die oben genannten Paarungen gehören zwar nicht zu den Top-Favoriten, dennoch sollte man am kommenden Wochenende ein Auge auf sie haben. Nick Percat ist derzeit Achter in der Fahrerwertung und fuhr in der laufenden Saison regelmäßig Top-10-Resultate ein, so auch zuletzt in Pukekohe, wo er am Sonntag den vierten Platz belegte. Sein Co-Driver Tim Blanchard gehörte zwar nie zu den schnellsten Fahrern im Feld, konnte in Bathurst aber bereits unter die ersten zehn fahren (2016 mit Macauley Jones). Wenn sie sauber durchkommen, sollte auch dieses Jahr ein Platz in den Top 10 drin sein.

Gleiches gilt für Tim Slade und Ash Walsh, die mittlerweile das vierte Jahr in Folge gemeinsam den Enduro Cup bestreiten. Slade hatte zwar einen guten Start in die laufende Saison (u.a. ein dritter Platz in Melbourne), zuletzt stagnierte seine Form leider und sein letztes Top-10-Ergebnis liegt bereits ein halbes Jahr zurück(Phillip Island). In der Vergangenheit bildeten Slade und Walsh allerdings immer ein recht schnelles Duo, welches an guten Tagen durchaus unter die ersten fünf fahren kann.

Ähnliche Ansprüche dürfte der zweimalige Bathurst-Sieger Will Davison haben, der für das Tickford-Satellitenteam 23Red Racing in diesem Jahr bereits zwei zweite Plätze erreichen konnte und in Tailem Bend nur durch einen Defekt an der Airbox von einem Laufsieg abgehalten werden konnte. Wie schon im vergangenen Jahr wird er mit seinem Bruder Alex beim Bathurst 1000 und im Enduro Cup antreten. Sollte die Technik in ihrem Ford Mustang keine Probleme machen, sollte eine Top-5-Platzierung allemal im Bereich des Möglichen liegen.

David Reynolds und Erebus werden versuchen, ein Drama wie im vergangenen Jahr zu verhindern, als Reynolds erschöpft und von Krämpfen geplagt zunächst die Führung verlor und wenig später aufgeben musste. Der zusätzliche Stop samt Fahrerwechsel kostete Erebus damals den zweiten Bathurst-Sieg in Folge. Fast zeitgleich warf Anton de Pasquale dann auch noch ein mögliches Top-10-Resultat in den Reifenstapel von McPhillamy Park. In diesem Jahr soll dies natürlich möglichst anders laufen. An den Fahrerpaarungen hält man allerdings fest: Reynolds wird zusammen mit Luke Youlden die #9 pilotieren, während de Pasquale mit dem frisch gebackenen TCR-Australia-Champion Will Brown die #99 übernehmen wird.

Wildcards

Walkinshaw Andretti United
#27 Alexander Rossi / James Hinchcliffe (Bathurst only)

Kostecki Brothers Racing
#56 Brodie Kostecki / Jake Kostecki (Enduro Cup)

Kommen wir nun zu den Wildcards. Alex Rossi und James Hinchcliffe werden zwar nur das Bathurst 1000 bestreiten, sind aber natürlich die prominenteste Meldung des kommenden Wochenendes, zumindest für diejenigen, die auch die IndyCar verfolgen. Viel Erfahrung in Tourenwagen haben die beiden jedoch nicht vorzuweisen: Lediglich Hinchcliffe ging 2012 für GRM in Surfers Paradise an den Start, schied aber in beiden Rennen aus.
Die Strecke am Mount Panorama ist darüber hinaus für beide Neuland, sodass man keine allzu hohen Erwartungen setzen sollte, vor allem wenn man bedenkt, dass selbst etablierte Tourenwagen-Größen bei den Supercars eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchten. Sollten sie ohne Schwierigkeiten durch das Rennen kommen, könnte ein Platz in der ersten Hälfte des Tableaus möglich sein, zunächst gilt es aber für beide, das Auto und die Strecke kennen zu lernen. Auch das Shootout sollte für sie, so hart es klingt, außer Reichweite liegen.

Die andere Wildcard wird vom Super2-Series-Team Kostecki Brothers Racing gestellt, die ein Ex-Triple-Eight-Chassis (888A-039) einsetzen. Bereits im vergangenen Jahr meldeten sie eine Wildcard Entry für die Supercars-Rennen in Ipswich und Tailem Bend an, damals allerdings für Kurt Kostecki, Jakes älteren Bruder. Nun also nimmt man mit den Cousins Brodie und Jake Kostecki den Enduro Cup in Angriff.
Brodie, der 2013 und 2014 auch zwei Jahre in Amerika in der NASCAR K&N Pro Series East verbrachte, ist seit 2017 in der Super2 unterwegs und seit 2018 im Team der Kosteckis unter Vertrag. Dort konnte er bereits vier Rennen gewinnen. Jake, gerade einmal 19 Jahre alt, ist dagegen noch ein recht unbeschriebenes Blatt. Er debütierte 2016 in der Super2, hat aber noch keine nennenswerten Erfolge vorzuweisen. Für die beiden gilt es also ebenfalls, möglichst ohne Probleme zu bleiben.

Entry List

Startnummer1. Fahrer2. FahrerTeamFahrzeug
2Scott PyeWarren LuffWalkinshaw Andretti UnitedHolden ZB Commodore
22James CourtneyJack PerkinsWalkinshaw Andretti UnitedHolden ZB Commodore
27Alexander Rossi (R)James Hinchcliffe (R)Walkinshaw Andretti United (Wildcard, Bathurst only)Holden ZB Commodore
3Garry JacobsonDean FioreKelly RacingNissan Altima
7Andre HeimgartnerBryce FullwoodKelly RacingNissan Altima
15Rick KellyDale WoodKelly RacingNissan Altima
78Simona de SilvestroAlex RulloKelly RacingNissan Altima
5Lee HoldsworthThomas Randle (R)Tickford RacingFord Mustang GT
6Cameron WatersMichael CarusoTickford RacingFord Mustang GT
55Chaz MostertJames MoffatTickford RacingFord Mustang GT
23Will DavisonAlex Davison23Red Racing (Tickford)Ford Mustang GT
8Nick PercatTim BlanchardBrad Jones RacingHolden ZB Commodore
14Tim SladeAshley WalshBrad Jones RacingHolden ZB Commodore
21Macauley JonesDean CantoTim Blanchard Racing (Brad Jones Racing)Holden ZB Commodore
9David ReynoldsLuke YouldenErebus MotorsportHolden ZB Commodore
99Anton de PasqualeWill BrownErebus MotorsportHolden ZB Commodore
12Fabian CoulthardTony D'AlbertoDJR Team PenskeFord Mustang GT
17Scott McLaughlinAlexandre PrématDJR Team PenskeFord Mustang GT
18Mark WinterbottomSteven RichardsCharlie Schwerkolt RacingHolden ZB Commodore
19Jack Le BrocqJonathon WebbTekno AutosportsHolden ZB Commodore
33Richie StanawayChris PitherGarry Rogers MotorsportHolden ZB Commodore
34James GoldingRichard MuscatGarry Rogers MotorsportHolden ZB Commodore
35Todd HazelwoodJack Smith (R)Matt Stone RacingHolden ZB Commodore
97Shane van GisbergenGarth TanderTriple Eight Race EngineeringHolden ZB Commodore
888Jamie WhincupCraig LowndesTriple Eight Race EngineeringHolden ZB Commodore
56Brodie Kostecki (R)Jake Kostecki (R)Kostecki Brothers Racing (Enduro Cup Wildcard)Holden ZB Commodore

Bathurst 1000 – Zahlen und Fakten

Für eine ausführliche Streckenbeschreibung sei meine Vorschau von vor zwei Jahren ans Herz gelegt.

Strecke: Mount Panorama Circuit
Länge: 6,213 km
Schnitt: 178 km/h
Top Speed: ca. 300 km/h
Rundenrekord: 2:06.1492 (David Reynolds, 2018)
Sieger 2018: Craig Lowndes / Steven Richards (Triple Eight)

Zeitplan

Freitag:
07:00 Uhr – Qualifying – 40 min.

Samstag:
08:05 Uhr – Top 10 Shootout – 45 min.

Sonntag:
02:30 Uhr – Bathurst 1000 – 161 Runden (1000 km; jeder Fahrer muss mindestens ein Drittel der Renndistanz absolvieren)

Wer das Rennen sehen will, muss entweder die Nacht durchmachen, oder vorher genug schlafen. Leider überschneidet sich das Rennen wieder mit der Schlussphase des Petit Le Mans der IMSA, aber vielleicht finden sich ja einige, die einfach beides mitnehmen. Und wer völlig schmerzfrei ist, bleibt dann im Anschluss auch noch zum Japan GP der F1 wach und verbringt, nach kurzer Pause, den Rest des Sonntags mit dem BTCC-Finale aus Brands Hatch.

Alle weiteren Sessions und Zeiten der Rahmenrennen des Bathurst 1000 findet Ihr wie gewohnt in unserem TV-Planer, den die Kollegen tbz und Slayer mit viel investierter Zeit und Mühe betreuen. An dieser Stelle sei ihnen nochmal ein großer Dank ausgesprochen!

Zu guter Letzt sei noch das Bathurst Special des Loud Pedal Podcasts mit Lee Holdsworth und Chris Stubbs empfohlen. Zu Gast sind Craig Lowndes, Scott McLaughlin und Jamie Whincup.

Copyright Titelbild/Header: Leigh Ellis

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