Das Rennen in Suzuka könnte ein Highlight der Saison werden. Ferrari, Mercedes und Red Bull sollten gleichauf liegen.
Vorbemerkung: Ob es am Wochenende ein Rennen der F1 geben wird, hängt vom Taifun Hagibis ab, der sich gerade auf Japan zubewegt und mit seinem Zentrum am Samstag ziemlich genau über Suzuka liegen soll. Erwartet werden Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h, was ein Rennen dann eher unwahrscheinlich machen würde. Wie sich die Wetterlage entwickelt, muss man dann am Freitag und Samstag abwarten. Sicher ist aber, dass das Rennen eher nass werden wird.
Eigentlich hätte das Rennen in Sotschi zugunsten der Ferrari ausgehen müssen. Und damit wäre es das vierte Rennen in Folge gewesen, in dem Ferrari die Mercedes geschlagen hätte. Aber der Ausfall von Vettel und die damit verbundene VSC-Phase kam für Mercedes zum richtigen Zeitpunkt. Um das auch noch aufzuklären: Ferrari wies Vettel an den Ferrari so schnell wie möglich abzustellen, weil man eine Gefährdung des Deutschen nicht ausschließen konnte. Offenbar befürchtete man, dass ein Kurzschluss des Hybridsystems auch den gesamten Wagen unter Strom setzen könnte.
Eigentlich hat Ferrari also alles gerade ganz gut im Griff, wäre da nicht die Auseinandersetzung zwischen Leclerc und Vettel. Wer da wieso und wann irgendwie Recht hat, spielt dabei meiner Meinung weniger eine Rolle. Es handelt sich um die. Auseinandersetzung zwischen einem, nun ja, älteren Piloten, der mit einem Talent konfrontiert wird. Leclerc ist augenscheinlich auf eine Runde schneller als Vettel, zumindest mit dem SF90. Das schmeckt Vettel nicht und da ein Rennen halt sehr oft am Start entschieden wird, sind seine Chancen auf einen Sieg eben eingeschränkt.
Die auf den ersten Blick richtige Entscheidung, vor allem wo die WM eh gelaufen ist, wäre nach Meinung vieler, die Piloten fahren zu lassen. Das hätte auch den Vorteil, dass man die Rangordnung für 2020 schon mal festlegen kann. Doch damit sind zwei Probleme verbunden. Zum läuft man Gefahr, dass der Riss im Team zu groß wird (siehe Prost/Senna, Alonso/Hamilton, Perez/Ocon) zum anderen löst man auch nicht das Problem, wer denn jetzt den Undercut bekommt und wer nicht.
Die Italiener sollten auch in Japan sehr gute Karten haben. Der Kurs bietet eine Mischung verschiedener Streckentypen, von der sehr schnell bis mittelschnell, auf denen Ferrari in den letzten Wochen gewinnen konnte. Auf der anderen Seite ist Mercedes ja nun nicht langsamer geworden und für die Deutschen spricht auch, dass Pirelli die härtesten Mischungen mitbringen wird. (Aber: Wetter!)
Im Mittelfeld sollten die McLaren weiter stark unterwegs sein. Die Briten haben sich in diesem Jahr eindeutig an die Spitze des Mittelfelds gesetzt, auch wenn zu Red Bull dann doch noch einiges fehlt. Aber es ist zumindest schön zu sehen, dass McLaren so langsam wieder in Form kommt. Was man eigentlich von Renault erwartet hätte. Doch das Werksteam bekommt das Chassis in diesem Jahr einfach nicht in den Griff. Ich hatte eigentlich erwartet, dass die Franzosen im Herbst klar das Mittelfeld dominieren würden, aber davon ist man weit entfernt.
Aber beide Teams haben sich ein wenig vom Mittelfeld gelöst, in dem nun Toro Rosso, Racing Point und Haas verbleiben. Für Racing Point war es wirklich kein besonders gutes Jahr. Immerhin ist man vom angestammte vierten oder fünften Platz in der WM auf P7 zurückgefallen. Das Team entschuldigt dies mit der Tatsache, dass man komplett umstrukturiert, aber offenbar ist das diesjährige Auto einfach nicht so gut, wie die Vorgänger. Gilt natürlich auch für Haas, deren Chassis nur auf einer Runde funktioniert.
Bei Williams bewegt sich leider gar nicht. Nach einem kurzen Hoffnungsschimmer vor der Sommerpause, ist der Abstand zum Mittelfeld wieder auf dem alten Stand. Es kann gut damit zusammenhängen, dass man die Saison abgeschrieben hat und alle Kraft auf das 2020er Chassis legt. Das wird nötig sein, muss man doch, im Gegensatz zu anderen Teams, mal wieder von vorne anfangen. Wer neben Russell das zweite Cockpit bekommt, ist auch nicht klar. Aber es dürfte ziemlich sicher zu F2 Pilot Latifi gehen.
Strategie:
Pirelli bringt C1, C2 und C3 mit und damit die härtesten Mischungen. Da ist in Suzuka auch nötig. Die Esses, die Degner, die Spoon und die 130R belasten vor allem die Seitenwände der Reifen. Da die Strecke teilweise auch eher über einen rauen Asphalt verfügt, ist auch die Lauffläche gefährdet. Aber vermutlich wird man die Slicks allerhöchstens am Freitag sehen, aber auch das ist eher unwahrscheinlich. Nur für den Fall, dass es nicht regnen sollte: Es wird eine Ein-Stopp-Strategie sein. Von den Soft wird man auf die Medium gehen. Fast alle haben den Satz der harten Reifen nur zur Sicherheit mit aufgenommen.
Regen bedeutet allerdings auch nicht, dass es keine Reifenwechsel geben wird. Die Pirelli waren zumindest im letzten Jahr bekannt dafür, dass sie ihre scharfkantigen Profile relativ schnell verlieren. Ein Wechsel auf frische Regenreifen kann daher durchaus etwas bringen. Allerdings fehlen für genaue Aussagen dazu die Daten, da wir in diesem Jahr kein reines Regenrennen hatten. Das wird man vermutlich je nach Rennverlauf entscheiden. Die Mittelfeld-Teams werden die ersten sein, die einen Wechsel riskieren und an deren Zeiten sieht man dann, wie sich neue Reifen entwickeln.
Bilder: Ferrari, McLaren, Racing Point, Pirelli